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Oper Stuttgart erhält neues Logo

Oper Stuttgart Logo

Oper Stuttgart Logo

Als im Herbst 2009 mit Jossi Wieler ein neuer Intendant für die Staatsoper Stuttgart benannt wurde, kündigte der Schweizer sogleich an, eine „ganz eigene Identität schaffen“ zu wollen, mit dem Ziel, „Unverwechselbarkeit“ zu erreichen, so Wieler im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten. Mit der Spielzeit 2011/2012 ändert sich nun nicht nur der Name der Oper – „Staats“ verschwindet aus dem Namen –, sondern auch das Erscheinungsbild. In dessen Zentrum steht ein neues Logo, das die „Vielfältigkeit des Hauses“ zum Ausdruck bringen möge, so Wieler gegenüber der Stuttgarter Zeitung. Aber ist das neue Zeichen tatsächlich in der Lage, Vielfalt besser auszudrücken als das Vorgängersignet?

Oper Stuttgart Logos

Im neuen, von Surface aus Frankfurt schräg gesetzten Schriftzug werden die Buchstaben R und S von einer Wellenform, dem zeitlichen Verlauf einer Audio-Schwingung, überlagert. Eine gewisse Transferleistung wird also vom Betrachter abverlangt, der die fehlenden Buchstaben korrekt ergänzen muss, was durchaus nicht jedem gelingen mag, da sich, wie eingangs erwähnt, mit der neuen Spielzeit auch der Name der Einrichtung geändert hat. „Oper Stuttgart“ muss zunächst einmal als feststehender Begriff erlernt werden. Gleichzeitig muss der Betrachter nun die wild ausschlagende Wellenform als Ersatz für die Buchstabenanordnung „R S“ begreifen. Das Redesign des Logos ist eher ein Paukenschlag, denn ein dezentes Streichen mit der Violine. Lediglich die Farbe Rot wurde weiterverwendet. Ansonsten präsentiert man sich sich deutlich verändert.

Wer hohe Ansprüche, auch an die visuelle Identität der Oper stellt, der muss sich die Frage gefallen lassen, ob mit dem vorliegenden Design tatsächlich eine „ganz eigene Identität“ erreicht wurde. Das Programm der Spielzeit 2011/2012 sowie ein erster Flyer der Oper wurden bereits veröffentlicht (siehe nachfolgende Abbildung). Mal abgesehen von schräg gesetzten Schriftzügen, wie man sie zuletzt beim neuen Logo der Kunstsammlung NRW sehen konnte, bietet das vorgestellte Erscheinungsbild wenig Originäres. Unklar und auch unlogisch ist, dass im Keyvisual nicht ebenfalls die beiden Buchstaben „R S“ weggelassen, sondern der Anfangsbuchstabe „O, der in dieser Anwendung von einem offenen Mund ersetzt wird. Konzeptionell ist diese „mal-tausche-ich-diesen-und-mal-jene-Buchstaben-aus-“Handhabe reichlich wackelig.
Oper Stuttgart Flyer

Besonders deutlich wird die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit in Bezug auf das Schriftbild. Hier kommt die Schriftart DIN zum Einsatz, einer Schrift, die rein optisch viele Vorzüge aufweist, die jedoch als Hausschrift für eine Kulturinstanz, für die künstlerische Einzigartigkeit als Ziel gelten müsste, denkbar ungeeignet, ist sie doch das Ergebnis eines Normungsprozesses, der Anfang der 20. Jahrhunderts mit zunehmender Industrialisierung und der damit verbundenen Standardisierung einsetzte. Als Kolportage zum Design ließe sich schreiben: Oper Stuttgart auf Normmaß getrimmt. Ich bin mir sicher, dass mit dem Redesign, im übrigen auch mit der Neubesetzung der Führungsriege, das genaue Gegenteil erreicht werden sollte.

Das vollzogene Redesign ist auch deshalb bemerkenswert, da beginnend von 2005 an in einem aufwendigen Corporate-Design-Prozess der Gesamtauftritt aller zum Staatstheater Stuttgart gehörenden Sparten überarbeitet wurde, übrigens von der Agentur Strichpunkt. Ziel war es seinerzeit, sowohl den einzelnen Sparten Oper, Schauspiel und Ballet Freiräume zu gestatten, ihnen jedoch gleichzeitig einen gemeinsamen Rahmen zu verleihen, um so Synergien zu schaffen und das Staatstheater als große Klammer zu positionieren. Mit dem neuen Erscheinungsbild wird dieses Konzept aufgebrochen, sodass heute nun wieder die Situation wie vor 6 Jahren vorherrscht. Mit neuen Intendanten dreht sich Design zuweilen im Kreis.

Dieser Beitrag hat 65 Kommentare

  1. Zumindest ist man gleich bei was akustischem.
    Was mich viel eher stört ist die schräg gestellte Schrift beim Werbeplakat und Programm. Da fehlt mir dann wirklich jeder Bezug.

    Wie man das davor besser finden kann verstehe ich überhaupt nicht. Das sieht aus wie der Esotempel von nebenan. Dafür wäre es allerdings auch aussergewöhnlich hübsch. Aber egal.

  2. Wahnsinn. Absoluter Wahnsinn. Ab in die Anstalt. Und dort weiter feiern. Stösschen. Hiphiphurra. Wie kann man nur derart irren. Es ist doch offensichtlich, dass das nicht funktioniert, ca. 3.000.000 Kilometer übers Ziel hinaus schiesst und vom Ansatz her schon so banal ist wie Pornografie.

  3. Hm, opentuttgart.org hat mich gut amüsiert.
    Ich frage mich die ganze Zeit, wie werden die das Logo plastisch umsetzen wollen. Also z.B. wenn für das Personal Bekleidungsstücke (T-Shirts für die Thekenkräfte oder Einweiser) bedruckt oder beflockt oder bestickt werden sollen? Wenn das Logo mit dem Laser oder Plotter/Cutter ausgeschnitten werden muss, z.B. für eine Beklebung mit Folie, als 3D-Modell für ein “Firmenschild” etc… Die Idee mit dem Frequenzspektrum finde ich gut, hätte sie aber stilisiert, d.h. in vereinfachter Form, umgesetzt. So wie es jetzt gemacht wurde ist das viel zu klein und fisselig…

  4. oh nein, das alte konzept war so schön, stimmig und fein.

    wenigstens hat das mit der eigene identität geklappt, bei dem namen … opetuttgart – fantastisch!

  5. Also ich bekomme schon vom Hingucken Tinnitus! Da höre ich doch zuhause lieber guten Metal auf Zimmerlautstärke als mir die Opetuttgart anzutun :-)

  6. Da geht wieder mal der Blick fürs Ganze verloren! Gutes Beispiel für die negativen Auswirkungen von Einzelentscheidungen. Typisch für Kulturinstitutionen in behördlicher Verantwortung. Design-Strategie geht anders!

  7. Also mich stört auch, dass es so schräg ist. Ich verstehe zwar den Sinn dahinter, aber es stört mich trotzdem!

Kommentare sind geschlossen.

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