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Opel „verfeinert“ Markenlogo und setzt beim Markenauftritt auf „Entgiftung“

Opel Logo (2020), Quelle: Opel
Opel Logo (2020), Quelle: Opel

Der Autohersteller Opel, seit 2017 Teil des französischen Automobilkonzerns Groupe PSA, präsentiert sich mit neuem Erscheinungsbild. Ein halbes Jahr nach Vorstellung der neuen automobilen Designsprache wird nun der Markenauftritt von Opel einschließlich des Markenlogos modifiziert.

Mit einem „feiner gezeichneten“ Markenlogo, einer neuen Corporate-Schrift und einem nunmehr leuchtenden Gelb will Opel auf der visuellen Ebene „die Innovationskraft der Marke signalisieren“, wie das Unternehmen in einer zu Wochenanfang veröffentlichten Pressemeldung erklärt. Opel stehe seit jeher für die Demokratisierung von Innovationen und Mobilität. Diesen Spirit drücke „New Opel“ jetzt auch mit der frischen Corporate Identity aus.

Ziel der angekündigten Maßnahmen sei es, innerhalb des Markenauftritts moderner und mutiger zu agieren. Das neue Erscheinungsbild soll in der ersten Jahreshälfte 2021 im Zuge der Vorstellung des neuen Opel Crossland sowie der Markteinführung des Opel Mokka für alle Menschen erlebbar werden.

Auszug der Pressemeldung

„Wir sind selbstbewusst, aufgeschlossen und integrativ. Unser Motto für diese neue Ära ist ‚from cold to cool’. Wir übertragen die progressive deutsche Kultur in unseren neuen modernen Markenauftritt bei Opel. Das neue Erscheinungsbild steht für unser aufregendes und rundum erneuertes Produktprogramm”, sagt Xavier Duchemin, Geschäftsführer Marketing, Vertrieb und Aftersales bei Opel.

Opel Logo – Rebrush 2020, Bildquelle: Opel, Bildmontage: dt

Das Markenlogo, eine einfarbige, zweidimensionale Darstellung des Opel-Blitzes, folgt in Form und Anmutung der bereits im Sommer vorgestellten Designsprache. Die Strichstärke des umgebenden Rings wurde verringert. Die Form des Blitzes bleibt hingegen unangetastet. Das neue Markendesign konzentriere sich auf das Wesentliche und verzichte auf Schnörkel und ablenkende Elemente, so das Unternehmen. Dieser Linie folge auch der Opel-Blitz, der sich dementsprechend verschlankt.

In den letzten zwanzig Jahren wurde das Markenzeichen von Opel bereits sechs Mal einem Redesign bzw. einem Facelift unterzogen, siehe Opel-Logo-Historie. Die Einführung des vereinfachten zweidimensionalen Markenlogos erfolgte im Juni 2017, siehe „Neuer Markenauftritt und neues Logo für Opel“. Autohersteller unterscheiden in der Regel zwischen Markenlogo (2D, Werbung, Kommunikation) und Markenemblem (3D, Fahrzeug/Produkt).

„Opel Next“ Font, Quelle: Opel
„Opel Next“ Font, Quelle: Opel

Ein zentraler Bestandteil des neuen Corporate Designs der Marke Opel ist die in Zusammenarbeit mit Monotype entwickelte Hausschrift Opel Next. Die Opel Next, welche die Opel Sans ablöst, gibt es in den Schriftschnitten Bold, Regular und Light. Im direkten Vergleich zu Opel Sans ist die neue Hausschrift weniger extravagant, weniger kantig. Es ist davon auszugehen, dass die Opel Next auch innerhalb der Cockpitgestaltung, dem sogenannten „Pure Panel“, zum Einsatz kommen wird.

Wie der Rüsselheimer Autohersteller erklärt wird der Opel Mokka das erste Serienauto sein, das mit dem neuen Opel-Gesicht – bestehend aus „Vizor“ und „Pure Panel“ – ausgestattet ist. Dessen Auslieferung beginnt Anfang 2021. Unternehmensangaben zufolge hatte Opel bereits 2018 im Rahmen der Studie „GT X Experimental“ den verfeinerten Opel-Blitz als Emblem am Fahrzeug gezeigt.

Opel Logo (2020) Meaning, Quelle: Opel
Opel Logo (2020) / „Detox, Pure, Modern German, Bold“, Quelle: Opel

Gelb, seit Jahrzehnten die Hausfarbe von Opel, wurde aufgehellt und enthält nun weniger Magenta-Anteile. Das neue Opel-Gelb symbolisiere Strom, „den neuen Kraftstoff im elektrischen Zeitalter“, wie es seitens Opel heißt. Gemeinsam mit den anderen CD-Elementen soll die Farbe dazu beitragen, eine unverwechselbare Identität zu stiften.

Entwickelt wurde das neue Erscheinungsbild gemeinsam mit der Agentur VELOCITY McCANN.

Kommentar

Kein anderer Autohersteller hat in den letzten zwei Jahrzehnten derart oft sein Markenzeichen modifiziert – zumindest ist mir keiner bekannt. Und das obwohl Chefdesigner Mark Adams seit 2007 durchgehend, und auch nach Eingliederung in den PSA-Konzern, das Design für alle Opel/Vauxhall-Modelle verantwortet. Was dem Unternehmen Opel ganz offensichtlich fehlt, ist eine ganzheitliche Design- und Kommunikations-Strategie, bei der Marke und Produkt zentral gesteuert und koordiniert werden. Wenn der Autobauer erklärt, mit dem neuen Mokka „erfinden wir Opel neu und zeigen unsere Designsprache der kommenden zehn Jahre“, dann würde man schon erwarten, dass sich die veränderte visuelle Ausrichtung auch innerhalb der Kommunikation/Werbung widerspiegelt, sei es in Katalogen und Broschüren, in Anzeigen, Bannern, TV-Spots oder Social Posts. Crossland, Mokka und andere Modelle werden jedoch nach wie vor im alten Design beworben. Die Chance, Produkt UND Marke „im neuen Glanz“ zu präsentieren, bleibt ungenutzt, wieder einmal, muss man attestieren.

Viele Redesigns in kurzer Zeit sind oftmals ein Indikator für eine wirtschaftliche Schieflage, siehe Schlecker, Beate Uhse, Globetrotter u.a.. In jedem Fall jedoch sind rasch auf einander folgende Redesigns Ausdruck von Konzeptlosigkeit. Wenn derart oft das Logo modifiziert, Farben angepasst und Schriften ausgetauscht werden, ist es unmöglich eine starke und wiedererkennbare visuelle Identität aufzubauen. Eine starke Marke ändert nicht alle drei Jahre ihr Aussehen. Weder Opel-Händler noch Kunden halten mit dieser Entwicklung Schritt. „Opel“ steht aufgrund der vielfachen Redesign-Maßnahmen und den stark unterschiedlichen Werbekampagnen, die einen roten Faden vermissen lassen („Umparken im Kopf“, „Schön anzuschauen. Noch schöner zu fahren“, u.a.), gewissermaßen synonym für Unentschiedenheit und Wankelmut – Gift für jede Marke.

Apropos. „Detox, Bold, Pure, Modern German“ fungieren fortan als Marken-Schlüsselbegriffe. „Bold“ ist ein Begriff, den Chefdesigner Mark Adams geprägt hat, welchen ich allerdings mit Opel Design nicht in Verbindung bringen kann – ein Füllwort ist „bold“ obendrein. „Pure“ ist wohl eher Ausdruck einer angestrebten denn einer erreichten Reinheit und Klarheit – wie bei so vielen Marken. „Modern German“ wiederum steht in einer Reihe mit dem so oft im Kontext Opel gehörten Ausdruck „deutsche Ingenieurkunst“. Ein legitimer und nachvollziehbarer Versuch den Ursprung der Marke im Zuge wechselnder Besitzverhältnisse nicht aus den Augen zu verlieren. Der Begriff „Detox“ scheint mir aus der Ernährungs- und Wellness-Branche entlehnt zu sein. Eine Detoxkur soll den Stoffwechsel und die Verdauung anregen. Ob es nun besonders clever ist Darmentleerung und Autofahren zu verbinden, sollen andere bewerten. Opel bleibt die Marke der verpassten Chancen.

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Dieser Beitrag hat 32 Kommentare

  1. Giftgelb zur Entgiftung?
    Das grelle Gelb empfinde ich als aggressiv.
    Die Typo ist gut, ästhetisch und funktional gesehen.
    Die hektische Inkonsistenz im Markenauftritt ist toxisch.
    Als Markenberater kann ich nur den Kopf schütteln mit welch hoher Frequenz Opel den Kern und die Insignien der Marke verändert. Wenn keine Neuausrichtung Zeit hat sich zu entfalten und durchzudringen, ist eine neue Neuausrichtung nicht das Mittel der Wahl.

  2. Als ich eben auf dt gegangen bin und den Opel-Blitz gesehen hab, war mein erster Gedanke “nicht schon wieder!”.
    Nachdem ich aber letztens erst gesehen hab, dass man dieses Jahr das Vauxhall-Logo erneuert hat und dabei dem Greif den Flügel genommen hat, hätte ich es erahnen können.

    Nach all den Änderungen der letzten Jahre bleibt mir – als “gelernter Opelaner” – nur ein “na dann” und ein “von mir aus”.

    Schade finde ich es um die Opel Sans. Denn bei all den Änderungen der letzten zwei Jahrzehnte war sie eine seltene Konstante in der Außendarstellung der Marke Opel.
    Schade auch, dass sie sich in den typographischen Einheitsbrei einordnen. Bei einem Blick in die Markengeschichte hätte man eine schöne Slab Serif aus den Siebzigern entdecken können.

  3. Zu dem Gelb lesen Sie bitte Goethes Farbenlehre, trefflich gibt er ein emotionalen Gegenstück zu Newtons wissenschaftliche Farbenlehre und auch wenn Gelb heutzutage nicht mehr so leicht verunreinigt wird wie damals, gehört die Farbe großflächig nicht zu den unheimlichen Sympathieträgern. Mein Vorschlag wäre: Alle Autos elektrisch, Grundfarbe wäre dann Grün.
    Ich habe das Logo noch nie genau angeschaut, aber jetzt stelle ich fest, es hängt optisch auf der rechten Seite nach unten. Mir juckt es in den Fingern, diese Veränderung auszuprobieren.
    Ansonsten gilt liebe Designer, hört sofort auf ständig an den Marken rumzufummeln. Macht gute Kampagnen, aber entfernt nicht den Stil. Vieles wird modisch und nicht modern. Ich glaube viele Gestalter können auch nicht mehr markengerecht gestalten und im Marketing der Firmen ist das wirklich Gute nicht übermäßig gefragt. Es stellt sich die Frage, wo sind die großen und guten Gestalter?

  4. Das neue Logo (ohne den Markenschriftzug) geht auch ein wenig in Richtung Trabant 601 (“DDR-Rennpappe”), wie ich finde…

  5. Wurde der Blitz im Logo nun verändert, wie im Video gezeigt oder ist er so belassen worden, wie es die eingebettete Vorher-Nachher-Grafik hier nahelegt? Ich bin verwirrt…

    1. Bei den im GIF verwendeten Abbildungen handelt es sich um offizielle von Opel veröffentlichte und verwendete Logos, dem alten und dem neuen. Übereinanderlegt ist zu erkennen, dass der Blitz selbst nicht in seiner Form verändert worden ist, auch wenn dies im Video suggeriert wird.

      Im Zuge der Recherche ist mir zudem aufgefallen, dass in dem sogenannten „Vizor“-Design das ALTE Logo enthalten ist, mit fettem Ring, siehe Screenshot. Und das obwohl Opel im Rahmen der Pressemeldung erklärt, dass der „neue“ Blitz bereits beim Opel GT X Experimental zum Einsatz gekommen sei. Es kann natürlich sein, dass die oben verlinkte Reinzeichnung vom Vizor bereits vor Jahren erstellt worden ist, obwohl sie am 09.10.2020 veröffentlicht wurde. Aber hey, wenn ich als Unternehmen die neue Designsprache meiner Marke präsentiere, dann stelle ich sicher, dass nur top-aktuelles Bildmaterial veröffentlicht wird. Neuer Vizor, ein zentrales Element der neuen Designsprache bei Opel, mit altem Logo – wirkt wenig überzeugend und koordiniert.

  6. ….das ist Außenstehenden nur schwer vermittelbar, warum diese (Nicht) Änderung notwendig ist.
    Wobei auch Facebook und Ikea solche (Nicht)Änderungen bereits vorgenommen haben….

    PS: konzentriert euch beim Vorher-Nacher-Vergleich vor allem auf das linke Ende des Pfeils, da kann man es sehen. Aber auch nur da.

    1. Nein, muss da widersprechen! Meine Behauptung: Der Blitz wurde nicht angerührt. Wenn man die vorher/nachher-Grafik genau anschaut, sieht man, dass auch die linke Innenkante des Kreises einen kleinen Sprung macht. Will heißen: Achim hat sich bemüht, beide Grafiken möglichst gut übereinander zu legen, am Ende springen aber doch 1 bis 2 Pixel auf der linken Seite, da die Vorher-Grafik einen Hauch größer ist. Das ist es, und nicht mehr! Soll aber keine Kritik an Achims Darstellung sein. Nehmt doch einfach selbst mal zwei gleiche Logos von verscheidenen Quellen/Bildgrößen und versucht diese in einer Animation abwechseln zu lassen, ohne dass ein optischer Sprung entsteht… ;-)

  7. Opel kann machen was es will, das Image bei Leuten zwischen 35 und 70 wird es wohl niemals los. Opel ist und bleibt in vielen Köpfen der biedere Onkel Heinz-Herbert und wird auch durch ein anderes Outfit kein hipper Kumpel.

    1. Kommt halt aufs Auto an. Corsa und Astra sind für mich jedenfalls keine Autos, die Heinz-Herbert fährt. ;)

      Und der biedere Onkel würde eher Mercedes fahren.

  8. Erster eindruck “warnwestengelb” und das weckt eher assoziationen an unruhen in Frankreich. Sicher, gelb ist seit längerem erkennungsfarbe von Opel, aber da hätte es vielleicht auch ein weniger beißender ton getan.
    Im übrigen ist zwar hier und da veränderung, aber kein fortschritt erkennbar. Verursacht also kosten und ein nebeneinander verschiedener designgenerationen, wird aber in der wahrnehmung kaum etwas bringen.

  9. Neue Marketing Leitung = neues Corporate Design. Das kennt man so von Opel.
    Ob das Opel weiterhilft bleibt offen, dem Kunden fällt es nicht auf. Den Designer schon :-)
    Wirkt leicht und “frischer”, jedoch ein mittig platziertes Logo bei Print Querformaten zeigt allerdings das es hier mal wieder nur um persönl. Geschmack ging!

  10. Es ist ja mittlerweile nichts Neues mehr das Logo quasi einfach zu “flatten”, aber in diesem Fall ist auch die Typo gelungen. Über das Gelb lässt mich meiner Meinung nach auch streiten.

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