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Olympische Winterspiele 2026: zwei Logoentwürfe stehen online zur Wahl

Milano-Cortina 2026 Logos, Quelle: milanocortina2026.org
Milano-Cortina 2026 Logos, Quelle: milanocortina2026.org

In fünf Jahren werden in Mailand und Cortina d’Ampezzo die Olympischen Winterspiele 2026 stattfinden. Das Logo der Spiele kann nun bis zum 21. März im Rahmen einer Online-Abstimmung gewählt werden.

Im Juni 2019 entschied das Internationale Olympische Komitee (IOC), dass die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo ausgetragen werden sollen. Nachdem mehrere Städte ihre Bewerbungen zurückgezogen hatten, blieben für die finale Abstimmung letztlich noch das Duo Mailand/Cortina sowie der schwedische Verbund Stockholm/Ã…re übrig. Berichten Insidern zufolge soll die höhere Zustimmung in der Bevölkerung das IOC mit dazu bewogen haben, die Winterspiele an die italienischen Städte in der Lombardei und Venetien zu vergeben. Vom 6. Februar bis 22. Februar 2026 werden die 25. Olympischen Winterspiele nun also in Mailand und Cortina d’Ampezzo ausgetragen.

Letztes Wochenende hat das Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) im Rahmen einer feierlichen Enthüllung zwei Logos präsentiert, von denen eines das offizielle Logo der Winterspiele 2026 werden wird. Erstmals in der Geschichte der Olympischen Spiele werde das Logo, wie das italienische NOK stolz verkündet, vom Volk gewählt. Zu diesem Zweck wurde unter milanocortina2026.org eigens eine Website gelauncht, auf der beide Logos vorgestellt werden.

milanocortina2026.org, Quelle: milanocortina2026.org
milanocortina2026.org, Quelle: milanocortina2026.org

Noch bis zum 21. März können Internetnutzer zwischen dem Entwurf „Dado“ und dem Entwurf „Futura“ wählen. In beiden Entwürfen dient die Zahl „26“ als visueller Aufhänger. In ihrer Anmutung wie auch konzeptionell unterscheiden sich die Logos jedoch deutlich. In 30-sekündigen Videos werden beide Entwürfe vorgestellt. Dabei wird nicht nur die jeweils zugrundeliegende Idee vermittelt, die Videos geben auch einen kleinen Einblick darauf, wie die Form des jeweiligen Logos die Stilistik des damit verbundenen Erscheinungsbildes der Winterspiele beeinflusst.

Das Logo für die Paralympischen Winterspiele 2026 (06.–15. März 2026) sei derzeit noch in der Entwicklung. In Kürze werde das NOK das Logo während einer Veranstaltung präsentieren.

Im Vorfeld der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang hatte bereits das damalige südkoreanische NOK über den „Look“ der Winterspiele abstimmen lassen (dt berichtete). Seinerzeit wurde jedoch keines der vorgestellten Designs realisiert und stattdessen ein auf Basis des südkoreanischen Alphabets (Hangeul) kreierter Look geschaffen.

Kommentar

Von Jahr zu Jahr wird es schwieriger für Olympische Spiele Bewerberstädte zu finden. Viele Städte ziehen aufgrund von Volksbefragungen oder Beschlüssen ihre Bewerbungen zurück. Olympische Spiele stehen heutzutage für viele Menschen synonym für Kommerz, Profitgier und Umweltzerstörung. Auch die Investitionen für den Bau von Sportanlagen, die oftmals nach den Spielen verfallen, wird als zu hoch kritisiert. Hinzu kommen auf Seiten des IOC zahlreiche Korruptionsvergehen, inkonsequentes Vorgehen bei der Bekämpfung von Doping sowie zögerliches Verhalten in Bezug auf die Verschiebung von Spielen aufgrund der Corona-Pandemie. All dies wirft kein gutes Licht auf die „Olympische Bewegung“. Immerhin: laut Bewerbungsbuch existieren in Mailand und Cortina bereits 80 Prozent der Sportstätten. Mit 1,4 Milliarden Euro ist das Budget zudem vergleichsweise niedrig (Peking 2008 6,1, Sochi 2014 19,7).

Vermutlich sollen Online-Abstimmungen wie diese dazu beitragen, die Zustimmung innerhalb der Bevölkerung für Olympische Spiele zu steigern. Das ist weniger Partizipation als vielmehr Marketing. Und im Marketing steht nicht der Mensch, sondern das Produkt und dessen Vermarktung im Mittelpunkt.

Die Wahl des finalen Logos via Online-Abstimmung ist schon allein deshalb fragwürdig, da sich die für die Stimmangabe relevanten Cookies leicht entfernen lassen, womit es möglich ist beliebig oft für einen Entwurf zu stimmen. Über die Qualität von Gestaltung sagt das Ergebnis einer derart zur Manipulation einladenden Online-Abstimmung freilich rein gar nichts aus.

Dass sich das „Fortuna“-Signet mit einem Fingerwisch nachzeichnen lässt und wie eine in Schnee/Eis gezogene Spur anmutet, so wie im zugehörigen Video veranschaulicht, finde ich persönlich sehr smart. Ein abstraktes Zeichen abseits klischeehafter Formen wie etwa dem viel bemühten Eiskristall.

Mediengalerie

Update 19.04.2021: Zwischenzeitlich wurde das Siegerlogo gekürt. Die Organisatoren haben vermeldet, dass insgesamt 871.566 Stimmen abgegeben wurden. 75 % der Stimmen entfielen dabei auf den Logoentwurf Futura.

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Olympisches Design hat eine große Bürde zu tragen. Im Vergleich zu seinem Geschwisterkind, dem Nation Branding, ist es nur wenige Wochen in Aktion zu sehen (+Vorberichte) und hat eine viel höhere mediale Aufmerksamkeit. So ein Signet muss den Geist der Spiele und der Nation verkörpern, in der sie stattfinden.

    Nicht erst ab Milano/Cortina ist ein homogenes Design-Toolkit für so ein riesiges Unterfangen wie Olympische Spiele immanent wichtig. Es gibt unzählige Touchpoints, an denen die Visualität der Spiele in den Vordergrund treten. In dieser Hinsicht finde ich, dass beide Ansätze auf der Website wenig Rückschlüsse darauf zulassen, wie so ein System aussehen könnte.

    Bei der »italienischeren« Variante kann man den Stil erahnen, ob 8-Bit jetzt so das richtige ist, ist die Frage. Die Kurt-Weidemann-Gedächtnis-Form zeigt noch weniger. Da könnte man interpretieren, dass durch den Finger, der wie durch Schnee pflügt, ein eher organisches statt geometrisches Design folgen würde, was wiederum nicht so richtig zur ITC Avantgardesquen Schrift passt.

    Um nochmal den Bogen zurück zur Symbolkraft zu spannen: Die absolute Reduktion auf »Es sind Winterspiele« und »Sie sind im Jahr 2026« (und »Wir sind in Italien« beim rechten Entwurf) – denn mehr sagen beide Symbole nicht aus – wäre mir jetzt hier zu wenig. London 2012 wurde mit Hohn und Spott überzogen für sein Signet. LA28 dagegen hat durch seine Dynamische Identität deutlich mehr zu bieten als… 26.

    Wie abstrakt man mit dem Signet umgehen kann, zeigte Vancouver 2010, die sich bei der Bildmarke vollkommen von stereotypen befreit hatten. Allerdings: Ich hatte einmal das Vergnügen eines langen Gesprächs mit Markus Osterwalder, Autor von The Olympic Design, der mir über die Wichtigkeit eines guten Systems gerade im Hinblick auf die jeweilige Umgebung berichtete. Er sagte, dass die Farben des Systems in Vancouver, also weiß, grün und blau mit dem Illustrationsstil, zwar auf dem Papier sehr ästhetisch aussahen, aber einen an den einzelnen Anlagen, wie Skisprungschanze oder Biathlon-Zentrum, nur noch mehr haben frieren lassen.

  2. Wer würde denn so eckig und maschinenhaft eine 26 in den Schnee schreiben? Das erinnert auch durch die Farben eher an ne CNC-Maschine und nicht an Finger im Schnee. Und ob der Setzer des Schriftzugs Metallica-Fan ist? :D

    So richtig haut einen jedenfalls keins davon um. Das zweite Logo fällt jedenfalls gut durch die Farben auf. Da muss man dann sehen wie das eingesetzt wird.

  3. Mir gefallen beide nicht. Das linke aber besser. Bis auf die doch sehr futuristisch anmutende “26” oberhalb des Schriftzugs. Und der linke Schriftzug gefällt mir als Metallica-Fan ohnehin.

  4. Grausam, alle beide.
    Nichts kommt an die Olympischen Sommerspiele 1976 in Montreal ran.
    Wo bleibt dieser Geist der guten Gestaltung heute?
    Traurig!

  5. Schaut man sich die Herleitungen der Ideen an, dann ist es fast schade anzusehen, was am Ende dabei herauskam.

    Die Idee des Futura-Logos, eine simple Form zu nutzen, die mit dem Finger leicht nachzuzeichnen ist (so wie wohl auch viele Kinder die olympischen Ringe schnell nachzeichnen könnten) wird gebrochen durch die Textzeilen „Milano Cortina 2026). Paris, Beijing und Tokyo bekommen Jahreszahl und Städtenamen (zugegeben sind die Städtenamen auch kürzer) einzeilig hin. „LA28“ löst sich gänzlich von dieser Tradition bzw. adaptiert sie direkt im Logo, sodass es nicht vielmehr bedarf. Weder Zeilenumbruch, noch der Bruch mit den einfachen Formen unten und unten sprechen aus meiner Sicht dafür, dass die Idee hier wirklich das richtige Konzept gefunden hat.

    Auch das Dado-Logo hat seinen Reiz – in der animierten Variante im Video. Dort zeigt sich, wie viel Potenzial der Würfel hätte haben können bis sich schließlich die simple 26 zeigt; die noch dazu überflüssig ist. Dieser hätte es auch in diesem Logo nicht bedurft, das Jahr entnehmen ich bereits der nachfolgenden Textzeile (die dafür weniger gut lesbar ist).

    Meines Erachtens wurden hier Potenziale liegen gelassen und Ideen nur halbherzig umgesetzt. Vermutlich inspiriert von der Webseite, die (abgesehen der eingesetzten Slider) wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten wirkt.

  6. Das linke sieht aus wie das Logo einer Metall Band (Metallica 2.0), dass Rechte sieht einfach nur schrecklich aus. Weniger Wintersport geht eigentlich nicht.

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