Norwich City, 1902 gegründet, hat sein Vereinswappen modifiziert. Erstmals seit 50 Jahren erhält der in der Premier League spielende Fußballclub ein neues Wappen.
Der kaufmännische Direktor Sam Jeffery sagte: „Dies ist ein großer Moment in der Geschichte des Norwich City Football Club und eine echte Absichtserklärung für die Zukunft. Zum ersten Mal seit 50 Jahren wird der Club ein neu entwickeltes Wappen annehmen, das für digitale Zwecke geeignet, ikonisch und vor allem für alle zugänglich ist.“
Über einen Zeitraum von zwei Jahren hat Norwich City gemeinsam mit Fangruppen, Interessenvertretern und einer Agentur an der Überarbeitung des Vereinswappens gearbeitet. Wie der Club vor wenigen Tagen auf seiner Website verkündet hat, ist zu Juni nächsten Jahres die Einführung eines neuen Signets geplant. Für den Norwich City Football Club, so der offizielle Name, sei diese Maßnahme ein großer Moment in der Geschichte des Vereines, wie Geschäftsführer Sam Jeffery im Rahmen einer Pressemeldung erklärt. Damit bekommen „The Canaries“ (zu deutsch „Die Kanarienvögel“) erstmals seit 50 Jahren ein neues Vereinslogo.
Wobei die Änderungen am Logo, wie von den Verantwortlichen betont wird, sehr behutsam und mit Rücksicht auf die Tradition des Club-Badges vorgenommen worden seien. Der Grundaufbau und die im Logo verwendeten Elemente bleiben erhalten. Die Formgebung wurde jedoch vereinfacht und mit Blick auf eine über alle Medien hinweg optimale Darstellung und moderne Anmutung ausgerichtet. Löwe, Schloss und der namensgebende Kanarienvogel samt Ball erfuhren auf diese Weise eine Art Reinzeichnung. Dieser Schritt sei dringend erforderlich gewesen, da eine große Anzahl unterschiedlichster Logovarianten im Umlauf seien, wodurch ein sehr unscharfes Profil des Clubs entstünde. Das nunmehr vereinfachte Signet sei in der Anwendung flexibler und erlaube den Einsatz in allen Medien, auch und insbesondere den digitalen.
Im Zuge des Redesigns wurden alle Elemente gestalterisch überarbeitet, ohne jedoch dass dabei der Charakter verändert worden wäre. Die schwarze Umrandung wurde durchgehend entfernt, sodass das Logo nun auch rein in Gelb und Grün abgebildet werden kann, den Vereinsfarben von Norwich City. Der Ball, auf dem der Kanarienvogel steht, ist nun präzise im unteren Zentrum des Schildes positioniert. Die Comic-hafte, entstellt anmutende Löwenfigur wirkt nun klarer und erhaben. Unter der Domain norwichproject50.co.uk hat der Club eigens eine Website eingerichtet, auf der sowohl die veränderte Formgebung wie auch der Designprozess als solcher ausführlich erklärt werden.
Begleitet wurde der Designprozess von externer Seite von der Agentur SomeOne (London). SomeOne zeichnet unter anderem auch für das Redesign der Vereinswappen von Aston Villa, Tottenham Hotspur, Manchester City und Wolverhampton Wanderers verantwortlich.
Kommentar
Wer „Fan“ evolutionärer Weiterentwicklungen ist, wird vom Redesign begeistert sein. Nicht nur die optimierte Formgebung überzeugt, auch die Art und Weise wie der Club die Neuerungen im Web auf einer eigens eingerichteten Seite (tickets.canaries.co.uk/assets/Project50.html) aufwendig darlegt und kommuniziert. Nicht jedem Fan von Norwich City sagt die Veränderung zu. Wichtiger ist jedoch, dass sich eben doch ein Großteil der Fans mitgenommen fühlen und schon allein deshalb die Maßnahmen mittragen. In Norwich, so mein Eindruck, scheint dies gelungen zu sein.
Kurios: das Vorgängerlogo wurde 1972 im Rahmen eines Wettbewerbs von der damaligen Vereinsführung ausgewählt. Der verantwortliche Zeichner, der Architekt Andrew Anderson, erhielt seinerzeit 10 Pfund als „Belohnung“. Dass ein solch handwerklich mangelhaftes Zeichen 50 Jahre lang als Absender eines Fußballvereins dient, wirkt bizarr, insbesondere vor dem Hintergrund der Professionalisierung, die im Fußballsport längst eingezogen hat. Statt, wie damals, über die Köpfe der Fans hinweg zu entscheiden, hat man sich nun offenbar in Norwich bemüht Fans in den Designprozess einzubinden, um so gemeinsam die Identität des Clubs zu formen. Und das Ergebnis ist durchweg überzeugend.
Bemerkenswert ist zudem, dass mittlerweile vier Premier-League-Clubs auf die Dienste der Londoner Agentur SomeOne setzen. Ein guter Name spricht sich nicht nur im Sport herum, sondern eben auch in der Designszene. Wäre ich allerdings Clubchef, dann würde ich es im Rahmen eines solche Redesigns vorziehen, mit lokalen Kreativen vor Ort zusammenzuarbeiten. Ein Agentur, die womöglich selbst für den Club, für den sie arbeitet, brennt. Auf diese Weise würde man als Club zusätzlich ein Zeichen setzen hinsichtlich Verwurzelung in der Region und Austausch mit lokalen Partnern. So wie es selbstverständlich sein sollte, Fish’n Chips respektive die obligatorische Stadionwurst nicht aus dem Ausland einfliegen zu lassen. Diese werden von Betrieben aus der Region produziert und angeliefert. Sollten sie jedenfalls. Und es gibt auch genug fähige und kreative Dienstleister vor Ort. Da lade ich doch mal drei Agenturen ein und frage sie, ob sie Lust haben gemeinsam mit Mitarbeitern, Investoren und Fans den Club voranzubringen.
Mediengalerie
We’re delighted to launch our new club crest! 💛#NCFC | https://t.co/BCwFPnd7C5 pic.twitter.com/vO9pjEfgmN
– Norwich City FC (@NorwichCityFC) November 23, 2021
Weiterführende Links
Ich mag ja persönlich Umbrüche, Designparadigmenwechsel und “anders machen”. Aber man muss auch die Regeln der eigenen Branche mitspielen und hier ist es hinlänglich bekannt, das der Fußball und seine Fans sich durch Tradition identifizieren.
In diesem Umfeld auf die Geschichte anderer Fußball-Redesigns zu schauen und es genau so machen, wie die eigene Kundschaft will finde ich einen tollen Schachzug.
Auch das neue, reingezeichnete Logo gefällt!
Tolle Nummer
Gerade nach dem Redesign wirkt das Original wie eine Karikatur eines Logos/Wappens.
Endlich ist der Ball, um den es geht, mittig platziert. Der Löwe sieht nicht mehr aus, als bestelle er gerade das 12. Pint und die Burg hat ein korrektes Tor. Gerade für einen Architekten sehr peinlich, wenn man es versäumt, dass Norwich Castle korrekt abzubilden.
Ich persönlich hätte in dem Zuge das Gelb etwas goldener und das Grün etwas dunkler gemacht. Immer wenn ich Norwich auf dem Feld sehe, wirken die Farben recht dilettantisch gewählt und erinnern mitunter an Subway.
Beim Schal wurde ein dunkles Waldgrün gewählt, was mir als Akzentfarbe sehr gut gefällt, auch, dass der Vogel aus dem Wappen gelöst wurde und als einzelnes Element genutzt wird, entspricht modernem Umgang mit der Marke, wie schon beschrieben, erinnert gerade da die rechte Seite an eine Verpackung des Fast Food Franchises.
Das Logo in den Anwendungen vom eigentlichen Wappen zu differenzieren macht so auch schon Liverpool nun seit vielen Jahren, genau wie Arsenal London, die diese Saison die Kanone auf dem Trikot ohne das umliegende Signet einsetzen.
Alles in allem, so glaube ich, ein Startschuss in eine kommunikativ neue Ära.
Gestalterisch auf jeden Fall klar besser, der Charakter wurde auch beibehalten. Gibt eigentlich nix zu meckern.
Sehen das die Fans denn auch so? Fußballfans blockieren ja gerne jegliche Änderung und halten an “Tradition” fest, selbst wenn das Logo vor 120 Jahren von nem blinden Praktikanten gestaltet wurde. ;)
Was die lokalen Kreativen angeht: immerhin hat man in Norwich eine Agentur aus London gewählt und nicht aus China, den USA oder irgendwelchen Emiraten. Schaut man sich die Besitzer der Vereine in der Premier League an könnte man das fast befürchten. ;-)
In diesem Fall lag die Latte für eine sichtbare Verbesserung nun wirklich sehr niedrig. Trotzdem eine richtig gute Umsetzung und in meinen Augen auch absolut fankompatibel. Dass englische Vereine ihre Fans mitnehmen ist in dieser mit fremden Geld hochgejazzten Liga auch nicht selbstverständlich.
Redesigns im Fußball sind ja immer eine schwierige Angelegenheit und ich finde das ist auch zurecht so. Man ist auch mit dem Logo emotional verbunden und ich hasse es, wenn bei sowas die Anhängerschaft nicht eingebunden wird.
Letzteres ist hier nicht der Fall und das merkt man auch. Grundsätzlich bin ich mit dem Logo recht zufrieden, allerdings fehlt mir hier ganz klar eine Outline. Den schwarzen Rahmen hätte man meiner Meinung nach auf jeden Fall behalten sollen. In dieser Variante wirkt das Wappen irgendwie unfertig.