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„Niedersachsen. Klar.“ – eine typisch deutsche Debatte über die Frage der Notwendigkeit von Kommunikation

Niedersachsen. Klar. – Logo / Slogan, Quelle: Niedersächsische Staatskanzlei
Niedersachsen. Klar. – Logo / Slogan, Quelle: Niedersächsische Staatskanzlei

Niedersachsen hat einen neuen Claim. Es war zu erwarten, dass das neue Kommunikationskonzept, insbesondere da es einen solch denkbar kurzen Werbeslogan beinhaltet, feixende Lokalredakteure und johlende Politiker aus der Opposition auf den Plan rufen wird. Diesbezüglich unterscheidet sich Niedersachsen nicht vom Rest der Republik. Ein Kommentar.

Anfang der Woche präsentierte die Niedersächsische Landesregierung in Hannover einen neuen Claim, um das Land Niedersachsen zukünftig „markanter, sympathischer und wirkungsvoller gegenüber Einheimischen und Besuchern, Fachkräften und Investoren, Wissenschaftlern und Kulturschaffenden zu präsentieren, wie es in einem begleitenden Pressetext heißt.

Die Niedersächsische Staatskanzlei über den neuen Claim

Der gut mit dem Wappen zu verbindende Claim ist denkbar kurz und schon deswegen aufmerksamkeitsstark. Er nimmt auf leicht trockene norddeutsche Art Bezug auf den klaren Himmel über dem weiten Land Niedersachsen, auf das Meer, die klare Luft, die klaren Landschaften. ‚Niedersachsen. Klar.’ beschreibt, wie die Menschen in Niedersachsen denken, reden und handeln: bodenständig, ohne viel Umschweife. Der Claim braucht nicht viele Worte, ist sehr positiv konnotiert; er irritiert und regt zum Nachdenken an.

Dass das Ergebnis des sich über viele Monate erstreckenden Entwicklungsprozesses aus einem einsilbigen Wort bestehen soll, können Einige einfach nicht glauben. Björn Thümler, Fraktionsvorsitzender der CDU im Niedersächsischen Landtag, spottet etwa: „Dieses ‚Klar’ dürfte das teuerste Wort der Landesgeschichte sein.“ Gegenüber dem NDR wirft er zudem die Frage auf, weshalb man einer Agentur so viel Geld hinterher schmeißen müsse. Die Empörung wirkt künstlich. Auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr scheint das Thema Kommunikation rein auf die Kostenfrage reduzieren zu wollen und bemerkt gegenüber der Presse süffisant: „Was hätten wohl zwei Wörter gekostet?“ Typisch deutsch.

Beide Politiker müssten eigentlich wissen, dass die bis 2013 unter Beteiligung der FDP von der CDU geführten Landesregierung für die Vorgängerkampagne ein Vielfaches dessen ausgegeben hatte, was nun für die aktuelle Überarbeitung des Kommunikationskonzeptes, zu dem auch der erneuerte Webauftritt niedersachsen.de gehört, in die Hand genommen wird. Die Innovationskampagne „Sie kennen unsere Pferde. Erleben Sie unsere Stärken“ schlug seinerzeit mit 3 Millionen Euro zu Buche, während sich die Kosten für aktuelle Kommunikationsmaßnahmen auf rund 600.000 Euro belaufen. In letztgenannter Summe enthalten sind Beratungskosten (Claim-Entwicklung) in Höhe von rund 46.000 Euro, ein Budget für die Erstellung des neuen Webauftritts in Höhe von 350.000 Euro (Design, Programmierung, Lizenzen) sowie ca. 200.000 Euro für die Gestaltung und den Druck von Anzeigen, die auch den damit in Verbindung stehenden Werbeetat enthalten. Den größten Betrag hierbei dürften die Medienunternehmen und Verlage einstreichen, in deren Magazine und Zeitungen die Anzeigen später geschaltet werden.

Undifferenzierte Aussagen in Bezug auf die verwendeten Gelder sind das Eine, diskreditierende Aussagen in Richtung Kreativschaffende sind das Andere. Die Darstellung, es würde EINER Agentur „viel Geld hinterher geschmissen“, ist nicht nur inhaltlich falsch, sie lässt zudem erkennen, welch geringen Stellenwert der CDU-Fraktionsvorsitzende offenbar der Kreativwirtschaft beimisst. Tatsächlich sind bei diesem Maßnahmenpaket mindestens drei Agenturen/Unternehmen beteiligt. Es sind dies die Agenturen Brunsmiteisenberg Werbeagentur und Flying Dog Software, die allesamt beim neuen Webauftritt mitgewirkt haben, sowie die Agentur HANSEN Kommunikation aus Köln, von der die Idee zum neuen Claim stammt. Das Geld verteilt sich also auf viele Schultern. Wenn der Eindruck erweckt wird, eine Agentur würde sich das gesamte Geld in die Tasche stecken, ist das ziemlich unschicklich, weil auf diese Weise das Bild von Kreativen in der Gesellschaft gezeichnet wird, die allesamt unterbeschäftigt, dafür jedoch überbezahlt sind. Aber nun gut. Wären die CDU und die FDP in der Verantwortung, würden sie die Ausgaben, wie es die SPD nun macht, sicherlich auch als notwendige Modernisierungsmaßnahme rechtfertigten. Das kennt man, übrigens auch bei umgekehrten Parteiengefüge.

Gleichfalls populistische Töne stimmte die Hannoversche Allgemeine an, die in einem Artikel gar fragt: „Ist dieser Slogan 11.500 Euro pro Buchstabe Wert?“ Auch das kennt man. Fachthemen wie Design und Kommunikation werden in der (lokalen) Berichterstattung oftmals ziemlich einseitig behandelt. Das liebe Geld geht als Aufhänger immer, gerade wenn es Steuergelder betrifft. Über die Sinnhaftigkeit eines solchen Kommunikationskonzeptes geht es dabei fast nie. Sollte es aber.

Es kann doch heutzutage nicht ernsthaft in Frage gestellt werden, ob auch ein Bundesland (bzw. dessen Regierungsorgan), ähnlich wie es Unternehmen und Marken vormachen, von Zeit zu Zeit das eigene Erscheinungsbild und die eigene Kommunikation hinterfragen sollte. Wenn der alte Anzug nicht mehr passt, läuft man damit auch nicht herum, bis einem die Stofffetzen abfallen. Gerade von Regierungen, die im permanenten Dialog mit den Bürgern stehen, darf erwartet werden, dass sie sich um ihr Äußeres, bzw. das ihres Landes, kümmern und dass sie die Frage der Wahrnehmung selbst steuern, zumindest dort wo es geht. Dazu zählt auch, heute mehr denn je, die Pflege der digitalen Medien. Die Modernisierung des Webauftritts niedersachsen.de ist zweifelsfrei eine sinnvolle und zugleich längst überfällige Maßnahme, denn erstmals wurde dieser für die Darstellung auf Smartphones und Tablets hin optimiert.

„Niedersachsen. Klar.“ ist der dritte Claim in der Geschichte des Landes. 1993 warb man mit dem Slogan „Niedersachsen – Land mit Weitblick“. 2007 wurde unter dem Claim „Sie kennen unsere Pferde. Erleben Sie unsere Stärken“ eine Innovationskampagne gestartet, entwickelt wurde diese von Jung von Matt/Alster. Nun präsentiert sich das Land im Norden einsilbig. Ministerpräsident Stephan Weil sagt im Rahmen der Präsentation, dass die Menschen in Niedersachsen nicht viele Worte machten. Dass man im Norden weniger Worte verlöre als andernorts, ist freilich auch ein gutes Stück Werbe-Mythenbildung, die hier bedient wird. Die Einfachheit des Claims hat Charme. Die Einschätzung, „klar“ passe zu Niedersachsen, teile ich durchaus. Allerdings ist beispielsweise ein Slogan wie „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“, wie Baden-Württemberg ihn nutzt, nicht nur deutlich eigenständiger, es lässt sich ein solch humoriger Spruch viel leichter in den Alltag der Menschen überführen, wo er im besten Fall zum geflügelten Wort wird. Ein solches Potential kann ich bei dem Wort „klar“, das doch sehr generisch ist und emotionslos wirkt, nicht erkennen.

„Niedersachsen. Klar“ überzeugt aus einem anderen Grund bislang nicht. Wenn die Botschaft „klar“ glaubhaft transportiert werden soll, dann braucht es andere PDF-Präsentationen als ein solches, von der Niedersächsischen Staatskanzlei publiziertes Dokument. Wie es scheint, ist den Verantwortlichen auf Seiten der Landesregierung nicht klar, wie destruktiv ein derartiges PDF ist, das in der Aufmachung und Gestaltung jegliche Klarheit vermissen lässt. Genau hier fängt die Kommunikation an. Mit der Präsentation des Konzeptes beginnt die Meinungsbildung. Denn, wie man so schön sagt: für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Über Wochen und Monate wird beraten, an Konzepten gefeilt und darum gerungen, in welcher Weise sich das Land zukünftig präsentieren soll, und als die Idee das Licht der Öffentlichkeit erreicht, wird das Landeswappen mit dreizeiligem Text zugeklatscht?! Ohne Worte.

Mögliche Anzeigenmotive

Bei den nachfolgenden Motiven handelt es sich nicht, wie mir seitens der Niedersächsische Staatskanzlei auf Anfrage mitgeteilt wurde, um eine ausgearbeitet Kampagne. Derzeit sei noch nicht klar, mit welchen Motiven man werben werde.

Bild: gettyimages / Hans Blossey
Bild: gettyimages / Hans Blossey
Bild: gettyimages / Raimund Linke
Bild: gettyimages / Raimund Linke
Bild: gettyimages / Raimund Linke
Bild: gettyimages / Raimund Linke

Mediengalerie

Weiterführende Links

Update 16.09.2016: Ursprünglich ist in dem Artikel von vier (statt drei) Agenturen die Rede gewesen. Da jedoch die bislang genannte Agentur 13, obwohl im aktuellen Impressum namentlich genannt, ausschließlich im Zusammenhang mit der alten Website involviert gewesen ist, wurde ihr Name im Artikel entfernt.

Dieser Beitrag hat 37 Kommentare

  1. Dieses PDF – dann braucht es andere PDF-Präsentationen als ein solches, von der Niedersächsischen Staatskanzlei publiziertes Dokument. – ist eine Unverschämtheit. Ein Konzept, einen Claim so zu präsentieren, demjenigen gehört das PDF um die Ohren geschlagen.
    Egal wie man zu dem neuen Claim steht – die Politiker brauchen nicht so hämisch feixen – ist das Ergebnis eines Prozesses. Vielleicht hatten die Agenturen ja zwei geilere Claims und die Entscheider haben sich für diesen entschieden?
    Vielen Dank auch für das Aufzeigen der Honorarverteilung. Selbst wenn sie nicht auf den Euro genau stimmt, müsste auch die einfache Hausfrau erkennen, dass das wenig Geld ist.

    1. 200.000 € war jetzt die kleinste Zahl die ich gefunden habe. Die “einfache Hausfrau” will ich sehen die denkt das 200.000 € wenig Geld sind. Außerdem würde ich auch gerne die “einfache Hausfrau” sehen die dir nach so einer Aussage nicht das Nudelholz in die Fresse schlägt. Das würde ich tatsächlich gerne sehen, das wäre mir dann sogar 200.000 € wert.

      1. […] ca. 200.000 Euro für die Gestaltung und den Druck von Anzeigen, die auch den damit in Verbindung stehenden Werbeetat enthalten. Den größten Betrag hierbei dürften die Medienunternehmen und Verlage einstreichen, in deren Magazine und Zeitungen die Anzeigen später geschaltet werden.

        Ich könnte jetzt erzählen, dass eine 1/1 Anzeige in 4c im Stern mit 63.000 € zu Buche schlägt, man also theoretisch gerade mal drei Anzeigenschaltungen buchen könnte und den Restbetrag vermutlich in kleinere Buchungen aufsplittet.

        Aber bei solch einer gewählten Ausdrucksweise sind jegliche Argumente Perlen vor die Säue. Sie wollen sich umbedingt streiten, warum machen Sie das nicht lieber in der Kommentarspalte bei der Bild.

  2. Auch wenn ich absolut der Meinung bin, dass Honorare in der Kreativwirtschaft zu unrecht belächelt werden und ich als Designer immer wieder dafür eintrete, dass unsere nicht auf den ersten Blick sichtbare Arbeit ausreichend gewürdigt wird, muss ich der neuen Niedersachsen Seite eine klare 6 erteilen.

    https://www.niedersachsen.de/startseite/

    Eine so unmoderne, langweilige und ideenlose Website für 350.000€ zu gestalten und zu entwickeln grenzt ja schon an Dilettantismus. Ist das der Siegerentwurf aus einem Pitch gewesen oder muss man hier unterstellen, dass ein befreundeter aus der Privatwirtschaft hier einen Auftrag zugeschanzt bekam?

    Nicht, dass das Honorar nicht angemessen für ein solches Projekt ist aber das Endergebnis ist wirklich katastrophal.

    Zum eigentlichen Thema: Mit der Begründung wofür das “klar” steht bin ich damit einverstanden. Oft wird sich verrenkt um einen ordentlichen Claim zu erschaffen. Oft ist das Ergebnis dann peinlich. In diesem Fall passt es doch gut zu den Niedersachsen.

    1. Ja, du hast Recht. Die Website lädt überhaupt nicht zum Verweilen ein. Ich würde gar behaupten, dass diese Seite geradezu ungestaltet ist. Das schaut aus als hätte ein Programmierer eine Website entworfen. 2016 gibt es nun wirklich so viele Möglichkeiten sich im Internet toll zu präsentieren. Responsive ist sie immerhin, auch wenn einige Elemente noch nicht korrekt dargestellt werden. Beim Slider schiebt sich der Text komplett über das Motiv und die Headline schiebt sich sogar raus. Schade.

      Der Claim geht für mein Empfinden in Ordnung. Ehrlich gesagt hat Niedersachsen gar kein Image in meinem Kopf. Ich hätte aus dem Stegreif keine Attribute nennen können. Außer VW vielleicht. Sie hätten ja auch: “Langweilig vielleicht. Aber fleißig.” nehmen können.

      Die in der PM genannten Eigenschaften sind typisch deutsch, aber nicht ausschließlich typisch niedersächsisch. Ein Markenbotschafter könnte es evtl. noch rausreißen.

      Die Präsentation ist aus den 90ern, oder? Da hat man nur ein paar Bilder am Ende eingefügt. Ich denke mal, dass das kein Grafiker war. Die Titelfolie ist wirklich nur schwer zu ertragen.

  3. „Allerdings ist beispielsweise ein Slogan wie „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“, wie Baden-Württemberg ihn nutzt, nicht nur deutlich eigenständiger, es lässt sich ein solch humoriger Spruch viel leichter in den Alltag der Menschen überführen, wo er im besten Fall zum geflügelten Wort wird.“

    – Du missverstehst hier leider, dass der Spruch „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“ kein Slogan ist, der in die Alltagssprache übergehen soll, sondern ein Spruch aus der Alltagssprache, der zum Slogan erhoben wurde.

    Ansonsten aber ein sehr schöner Artikel, vielen Dank.

    1. Danke. Das rumpelte in meinem Kopf auch rum. Aber es ist ein zu verschmerzender Schnitzer in einem ansonsten sehr guten Kommentar.

    2. Danke für die Ergänzung! Ein guter Punkt. Wobei … im Original heißt das dann wohl eher „Mir kennât älles, bloß koe Hochdeitsch“. Ein zu eins wurde das sicherlich nicht überführt.
      Aber eben das auch von Dir noch einmal beschriebene, so wichtige Wechselspiel zwischen Werbung und Alltagssprache ist es, die „klar“ vermissen lässt.

  4. Also, mein erster Gedanke als ich das gelesen habe:
    Im Prinzip ist doch jeder Gestalter und Designer mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn er etwas für die öffentliche Hand gestaltet.

    Das ist ja nicht das erste Mal, also kann man sagen die Erfahrung zeigt uns folgende mögliche Szenarien:
    1. Design eingekauft über fragwürdigen Pitch
    Resultat: Designbranche sauer, Designer arm dran (finanziell)

    2. Design wird von der politische Opposition kaputt geredet
    Resultat: Designbranche sauer, Designer arm dran (Rufschädigung)

    3. Design wird durch Entscheider oder Umsetzung mangelhaft
    Resultat: Designbranche sauer, Designer arm dran (Lebenszeit verschwendet)

    Es gibt sicherlich noch mehr Szenarien, aber ich bin mir relativ sicher, dass man als Gestalter für Politik, öffentliche Institutionen oder den Staat in 90 Prozent der Fälle Prügel bezieht, nicht angemessen bezahlt wird oder sein Gehirnschmalz und Lebenszeit verschwendet.

    1. Das unterschreibe ich mal so bzw. ergänze das kurz noch:

      Dieses Szenario gilt insb. auch für das Webdesign sowie die Firmen, die die zugehörigen Websites betreuen dürfen. Ob nun auf Landes- oder Stadtebene – das ist ein verdammt undankbarer Job.

      cu, w0lf.

  5. Mal abgesehen von der üblichen ZuvielGeldfürwas?-Diskussion:

    Böser Fauxpas!!! Bilder aus Sachsen-Anhalt für ne Niedersachsen-Kampagne! Geht gar nicht. Als Harzer-Urgestein kann ich nur fragen: Wer gibt sowas frei? Steht sogar in der Bildbeschreibung bei gettyimages! -> https://www.gettyimages.de/license/661778613

    Wenn man den Ilsewanderweg zum Brocken jedes Jahr langkraxelt fällt einem schnell auf, dass das net in Niedersachsen liegt.

    Dazu sage ich Niedersachsen.Klar, dass ihr mal wieder schöne Seiten des Ost-Harzes als eure verkaufen wollt. Ist ja nicht das erste Mal.

    1. Ich habe sie angeschrieben, bevor das Bild noch endgültig als Anzeigen-Motiv freigegeben wird! Gibt doch auch im niedersächsischen Harz so viele schöne Fotomotive.

    2. Um genau zu sein steht in der Beschreibung sowohl “Sachsen-Anhalt” als auch “Niedersachsen”. Dazu kommt aber noch, dass in den Tags auch “Nationalpark Harz” steht. Dieser befindet zu zu ca. 158 km² in Niedersachsen und 89 km² in Sachsen-Anhalt (Wikipedia). – Und damit sogar überwiegend in Niedersachsen!
      Damit ist an Ihrer Aussage nicht nur falsch, dass es eine solche Landschaft in Niedersachsen schon logisch nicht existieren kann. Dazu kommt auch noch, dass Sie den Harz einfach Sachsen-Anhalt” zuschlagen…
      Nur Ihr Kommentar scheint mir hier ein Böser Faupax zu sein.

      1. Mir scheint als bringen Sie, lieber Zypri, einiges durcheinander. Weder hat Daniela den Harz ausschließlich Sachsen-Anhalt zugesprochen, noch gilt es die Frage zu klären, zu welchem Bundesland nun selbiger gehört.

        Das Ilsetal, in dem besagtes Foto offenbar entstanden ist, so die Beschreibung des Bildes auf Gettyimages, liegt nun einmal in Sachsen-Anhalt.

        An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die Motive keine bereits fertige Kampagne darstellen. Klar ist jedoch auch, dass die Staatskanzlei die Motive im Rahmen der Präsentation publiziert, ihnen damit also einen quasi-finalen Status verleiht. Ich bin davon überzeugt, dass die hier offen gelegten „Ungereimtheiten“ in Bezug auf die Motivwahl helfen, einen größeren Schaden abzuwenden. Wenn ein solches Thema Einzug in den Boulevard hält, dann sieht man als Verantwortlicher ziemlich blöd aus, siehe „„Cameron wirbt mit retuschierter deutscher Straße“. Hier kann sich die Niedersächsische Staatskanzlei im Namen von Stephan Weil nur bei den dt-Lesern bedanken.

      2. Hallo Zypri,
        die Ilse, welche dort abgebildet ist, fließt erst ab Wolfenbüttel durch Niedersachsen. Wie Achim bereits schrieb liegt das Ilsetal, welches oben auf dem Bild zu sehen ist in Sachsen-Anhalt. Nur darum ging es mir! Ich habe bereits eine Antwort aus der Pressestelle bekommen und man hat sich für den Hinweis bedankt und auch bemerkt, das das Motiv durch ein anderes ersetzt werden muss, falls man ein solches für eine Kampagne nutzen möchte. Z.B. Eignen sich der Radauwasserfall oder auch der Oberteile hervorragend als Imagemotive im niedersächsischen Harz!

        Das der Harz nicht nur in Sachsen-Anhalt liegt ist mir durchaus bekannt, vielen Dank! Habe ich auch nirgends geschrieben…

  6. Als Designer aus Niedersachsen kann ich nur sagen: super Kommentar!
    Was mich am neuen Claim stört ist die Verbindung zu folgendem Spruch, der mir beim ersten Lesen sofort in den Kopf kam: “Is’ klar!”. Beispiel:

    “Investiere dein Geld doch mal in Agrar-Projekte in Niedersachsen.”
    “Is’ klar.”

  7. Lecker niedersächsischer Korn. Klar. Korn-Orange? Klaro. Die Hamburger Wasserwerke hatten mal: „Das Ziel ist klar.“ (in Verbindung mit irgendeinem Schwimmevent glaube ich). Und: Singt Jan Delay nun die Niedersachsen-Hymne oder Sabrina Setlur? Ich find’s ganz putzig. Niedersachsen? Na, klar! Christian. Klar. Ich geh dann mal Klarinette spielen…

  8. „Niedersachsen. Klar.“ – eine typisch deutsche Debatte über die Frage der Notwendigkeit von Kommunikation

    Immer das Gleiche, diese Ignoranten … ;-)

    Auf die Gefahr hin, dass ich ebenfalls immer das Gleiche sage:

    1.
    Man sollte dahinkommen, in der ‘Anklageschrift’ zu präzisieren, was denn daran “typisch deutsch” sei, sonst ist mir das zu sehr dèjà vue:

    a)
    Die Sparwut, egal in welchem Bereich? (Ja, die könnte typisch deutsch sein, Schweizer lehnen es beispielsweise mehrheitlich ab, zu LIDLS oder ALDIS zu gehen.)

    b)
    Die Ahnungslosigkeit des Bürgers bis in die Redaktionsstuben und berichtende Artikel hinein, was </em Claiming/Naming und Logodesign samt Ausarbeitung und Umsetzung auf die Kanäle für Aufwand und daher auch Kosten sind? Und ob sie überhaupt notwendig sind?

    c)
    Die Ignoranz darüber, dass Kommunikationsausgaben nicht nur für die Wirtschaft und Markenartikler der Normalfall sind, sondern auch für Bundesländer und Kommunen wichtig? Die Ignoranz darüber, wie man seine eingekaufte Kommunikation nach draußen richtig verkauft?

    2.
    Man sollte das genauer ansprechen, was.

    Und – an die Audience hier: Auf keinen Fall als Kommentator mit dem Urteil über einen gelungenen oder nicht gelungenen Claim oder über geografisch falsche Bilder vermengen (ja, sie sind falsch, … und jetzt?…). Das alles tut nichts zur Sache.

    Denn dann passiert hier bei den Profikommentatoren auf designtagebuch.de der was Komisches, der gleiche Denkfehler wie in den lustigen Kommentaren der Bürger Niedersachsens:

    Die Arbeit "gefällt nicht", vorübergehende Konzeptbilder werden als schlampig geliefert empfunden, es wird dieses und jenes zu Recht oder zu Unrecht niedergemacht. Und im Kontext dazu natürlich auch implizit damit die Kosten angezweifelt, entwertet. Kreativen hier, die es besser wissen müssten – passiert also hier auf ihrem eigenen Diskussionsterrain das gleiche Unspiel: Seit wann ist eine künstlerische oder eine kommunikative Lieferung weniger wertvoll, seit wann hat sie etwas weniger Arbeit (= Wert) gemacht, wenn sie als noch nicht fertig empfunden wird oder 'nicht gefällt'?

    Das ist der Kreuzweg der Kreativ-Wirtschaft, auf den sie ständig selber reinfällt.

    Und er wird es auch bleiben bis in alle Höllenkreise, wenn Kommentare sich bis zur Schmerzgrenze darüber unterhalten, ob das "Klar" jetzt gut sei, schlechter sei oder gar nicht gehe. Denn es ist NICHT das Thema hier.

    Zu den denkbaaren Antworten:
    a) und b) als Antwort kann einem genauso gut in Italien, GB oder Frankreich passieren.
    c) sicher ebenfalls mindestens in Frankreich oder Italien (überall da, wo Kommunen klamm sind oder mafiös unterwandert – und der Bürger daher die Nase voll hat)

    Was daran also ist das typisch Deutsche?

    1. Was daran also ist das typisch Deutsche?

      „Typisch deutsch“ ist das Thema, weil die Claim-Debatte ebenso gut in Hessen, Sachsen-Anhalt oder in Bayern hätte geführt werden können. Es ist dies keinesfalls eine auf das Land Niedersachsen bezogene Diskussion, sondern sie steht exemplarisch für a) das reflexhafte Schlechtreden eines von der Regierung verabschiedeten Konzeptes durch Oppositionspolitiker sowie für b) einen Journalismus, der in erster Linie darauf abzielt, möglichst viele Klicks auf Artikel zu erreichen. Nicht, dass beides ausschließlich in Deutschland zu finden wäre, das bestimmt nicht, in dieser Ausprägung und Häufigkeit ist das aber schon sehr typisch für diese unsere Gesellschaft.

      In Norwegen beispielsweise ist das Verständnis in Bezug auf Designthemen deutlich ausgeprägter, wie der Ende 2014 eingeführte Reisepass verdeutlicht. Ich konnte im Rahmen der Recherche seinerzeit nicht beobachten, dass man die Kosten derart in den Mittelpunkt bzw. diese überhaupt in Frage gestellt hätte. Visuelle Identität, auch die nationale, kostet nun einmal Geld. Mit dem Selbstverständnis, dass eine solche Identität wichtig ist, weiß man das.

      Wenn man sich zudem anschaut, wie gewissenhaft und mit welcher ja geradezu Detailbesessenheit etwa die Schweizer Banknoten vorgestellt und eingeführt wurden, in welcher Weise die Regierung hier beispielhaft Bürger mitgenommen hat, indem sie entsprechende begleitende Hintergrundinformationen rund um die neue Gestaltung zur Verfügung gestellt hat, dann würde ich es in der Tat als typisch deutsch bezeichnen, wie unvorbereitet hierzulande zum Teil Behörden wie auch Unternehmen den Start einer Kampagne oder die Umstellung auf ein neues Erscheinungsbild ankündigen, denn die Klar-Kampagne ist bei weitem kein Einzellfall. Auf einen monatelangen Ausschreibungsmarathon folgen Sitzungen um Sitzungen mit den Kreativen, bei denen die Gestaltung bis ins letzte Detail feinjustiert wird, um dann (oftmals ohne Abstimmung mit der Agentur) mit einer hanebüchenen Präsentation/Pressemitteilung viel zu früh an die Öffentlichkeit zu gehen, wodurch die gesamte Arbeit in Misskredit gebracht wird. In dieser Leidenschaftlichkeit lässt sich das in Deutschland beobachten wie nirgends sonst.

  9. Das ist allerdings wahr, Achim:

    “Auf einen monatelangen Ausschreibungsmarathon folgen Sitzungen um Sitzungen mit den Kreativen, bei denen die Gestaltung bis ins letzte Detail feinjustiert wird, um dann (oftmals ohne Abstimmung mit der Agentur) mit einer hanebüchenen Präsentation/Pressemitteilung viel zu früh an die Öffentlichkeit zu gehen, wodurch die gesamte Arbeit in Misskredit gebracht wird. In dieser Leidenschaftlichkeit lässt sich das in Deutschland beobachten wie nirgends sonst.”

    Für mich eine fortschreitende Misstrauens- und Kontrollkultur gegenüber Kreativen.
    Ganz klar (^^) ein Problem, das die Kreativen haben. Nicht eines, das Left-Brainies haben.

    Ich denke jedoch immer noch nicht, dass das zur Gänze typisch deutsch ist.

    In andern Ländern hat die politische Kaste vermutlich nur etwas mehr an äußerlich-öffentlichem Benimm. Plus deutlich mehr Ahnung der Politiker dort, wie gute, professionelle PR geht, die nicht unnötig versaubeutelt. Man müsste mehr in Norwegen wohnen, um das zu verifizieren.

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