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Neues visuelles Erscheinungsbild für Poznań

Pozna? Logo, Quelle: Pozna?
Poznań Logo, Quelle: Poznań

Poznań (Posen), die fünftgrößte Stadt in Polen, hat ein neues visuelles Erscheinungsbild präsentiert. Die an die Entwicklungsstrategie der Stadt („Impact’24“) anknüpfende veränderte Kommunikation soll die Identifikation mit der Stadt fördern und für eine zeitgemäße Außendarstellung sorgen.

Die Außendarstellung Poznańs wurde zuletzt vor 15 Jahren modifiziert. Seitdem habe sich nicht nur das Designverständnis gewandelt, auch die Stadt Poznań selbst habe sich verändert, wie die Stadtverwaltung in einer Pressemeldung anlässlich der Vorstellung der neuen Kommunikationsstrategie erklärt. Eine Weiterentwicklung des Erscheinungsbildes sei daher notwendig gewesen.

Im Januar 2023 wurde ein entsprechender Prozess in Gang gesetzt, mit dem Ziel, die Außendarstellung zu modernisieren. Das nun vorgestellte Konzept sei attraktiv, multifunktional und spiegele gleichzeitig die Schlüsselwerte der Einwohner von Posen wider: Freundlichkeit, Respekt, Tradition, Inklusivität.

Die Stadt Poznań zeichne sich durch ihre scheinbare widersprüchlichen Merkmale aus. Kompaktheit und Größe, Stolz und Offenheit, Tradition und Moderne, Natur und Großstadt. Die daraus resultierende Spannung machten Poznań einzigartig, so die Macher. Kernbotschaft der neuen Markenkommunikation ist das Motto „Jesteś u siebie“ (zu deutsch: „Du bist zuhause“).

Poznań Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Poznań, Bildmontage: dt
Poznań Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Poznań, Bildmontage: dt

Das neue Stadtlogo von Poznań zeigt ein Haus, das gleichzeitig einen um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn gedrehten Buchstaben „P“ darstellt. Der Stern über dem Haus symbolisiere die Posener Werte: Kompaktheit, Freundlichkeit und Effizienz, aber auch Stolz, Freiheit und Menschlichkeit. Der in ähnlicher Form bereits im Vorgängerlogo enthaltene Stern habe sich im Gedächtnis der Bewohner und Touristen verankert – die Fortführung könne somit als Zeichen der Kontinuität verstanden werden.

Beide Grafiken, Haus und Stern, sind, in Anlehnung an das historische heraldische Stadtwappen Poznańs, in einer als Outline angelegten Schildform eingebunden. In unterschiedlichen Farben angelegt dient das schlichte Stadtsignet zugleich als Absender mehrerer städtischer Organisationseinheiten (Tourismus, Investoren, u.a.) – die Farbe Grün steht hierbei für die Stadtverwaltung. Viele Städte bündeln derlei Aktivitäten oftmals in zusätzlichen, eigenständigen Markenauftritten. In Poznańs hingegen setzt man auf eine Markenstrategie mit einem einheitlichen visuellen Konzept.

Die Einführung der neuen Markenstrategie werde schrittweise erfolgen, beginnend mit der Änderung der visuellen Kommunikation der Stadtverwaltung Poznańs. Der Webauftritt unter poznan.pl wurde konzeptionell und visuell überarbeitet und kürzlich relauncht.

Entstanden ist das visuelle Erscheinungsbild in Zusammenarbeit mit Brandburg Studio (Warschau, Posen).

Kommentar

Vor Ort sind um das neue Stadtlogo, wie so oft, Diskussionen entstanden respektive entbrannt. Radiosender und Lokalpresse begleiten die im Umfeld von Social Media erwachsenen teils aufgeladenen Debatten mit weiteren Kontroversen-verheißenden Berichten. In einer Petition sprechen sich einige Bürger gegen das neue Logo aus. Telewizja Polska (TVP) bringt ein Alternativlogo eines Studenten ins Spiel. Bürgern der Stadt gefiele es besser, als das offizielle Logo, behauptet der Radiosender. Der studentische Logoentwurf ist handwerklich solide, und im ersten Eindruck optisch gefällig. Es zeigt das historische Alte Rathaus, in pittoresker Weise. Mehr nicht.

Das neue Stadtlogo ist mehr, trotz bzw. gerade aufgrund der reduzierten Formsprache. Es zeigt kein spezielles, bedeutsames Gebäude, in feinen Details herausgearbeitet, etwa ein Stadttor oder ein Rathaus. Es ahmt nicht nach, bemüht nicht Vergangenes, und repräsentiert nicht in erster Linie die „Stadtoberen“, die Verwaltung. Die minimalistische Hausdarstellung im neuen Logo ist ein grafischer Stellvertreter, der jedes einzelne Haus in Poznań verkörpert und repräsentiert. In dieser Form bleibt das Zeichen unkonkret, und nimmt so Alle mit. Rein formal-ästhetisch ist das gekippte P im Schild vielleicht, dies ist Ansichtssache, nicht ganz so gefällig wie das Logo mit Rathaus-Darstellung. Schaut man lediglich aufs Logo, was wenig sinnvoll ist, wird sich rasch der Eindruck einstellen, dass es gewiss viele optisch ansprechendere Logos gibt.

Doch Corporate Design / Markendesign besteht aus mehr als nur aus einem Logo. Das in Zusammenarbeit mit Brandburg Studio entwickelte, ganzheitlich angelegte Markendesign ist – in Summe – so überzeugend, dass es einem sehr leicht fällt, sich mit dem Neuen anzufreunden. Nebenbei gesagt: das Neue nach Außen hin, gegenüber der Öffentlichkeit, überzeugend zu vermitteln, ist bei einem Redesign oftmals herausfordernder, als die Konzeption und Kreation selbst. Auch in Fall Poznań genügt ein Blick ins begleitende Markenhandbuch (PDF) um zu erkennen, auch als Laie: das Konzept ist hieb- und stichfest, hat Hand und Fuß, Verstand und Herz, es wurzelt in der Geschichte und vermittelt Weitblick.

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Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Danke für den Beitrag, ich habe das Logo vor ein paar Wochen entdeckt und war etwas überrascht auf was für einem niedrigen, visuellen Niveau sich die Neugestaltung eines Logos für eine europäische Großstadt 2024 bewegen kann.

    Gegen die Wortmarke ist meiner Meinung nichts einzuwenden, eine elegante einfache Schrift, auch der Abstand und Größenverhältnis zum benachbarten Objekt ist gut und die Flexible Anwendung mit den unterschiedlichen Hintergründen ist weitsichtig und gut gedacht.

    Die Bildmarke im Wappen wirkte allerdings auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Keltischen Zeichen und einem 90er Jahre Baumarkt-Logo. Das „Haus“ passt mit seiner Form nicht zu den restlichen Formen, der Stern im Wappen ebenfalls nicht, es scheint so, als hätten sich Leute Elemente aussuchen dürfen, ohne das Gesamtbild im Blick zu haben. So gut sich die Grafik argumentieren lässt, auf mich wirkt sie unmodern und billig. Ich kann den Ärger nachvollziehen.

  2. Mir geht es ganz ähnlich wie Michael, ich kann mich mit der Bildmarke gar nicht anfreunden. Neben Baumarkt musste ich spontan auch an Bausparkasse denken. Ich empfinde sie auch als sehr technisch und kalt, sodass trotz des “heimeligen” Motivs bei mir keine Heimat-Gefühle aufkommen.

      1. Nein, ich lebe in Deutschland, “keine Heimat-Gefühle” war vielleicht eine etwas ungeschickte Formulierung. Ich meinte vermutlich etwas Ähnliches wie du im Text mit “nicht ganz so gefällig”, nur eben noch mehr auf die emotionale Ebene abzielend.

        Was ich mich frage: Sollen sich die Bürgerinnen und Bürger mit einem Stadtlogo identifizieren können? Und falls ja (was ich spontan für sinnvoll erachte), wie gefällig muss eine Gestaltung dann sein, um das zu ermöglichen?

        1. Danke Daniel. Es hätte ja sein können, dass Du in Poznań lebst. Daher die Frage.
          Denn als Bürger einer Stadt hat man sicherlich noch einmal einen anderen, besonderen Blick auf Aspekte wie Stadtlogo, Stadtmarke, visuelles Erscheinungsbild der (eigenen) Stadt. Aspekte wie Verbundenheit und Identifikation spielen hier stark hinein.

          Mitunter wird im Rahmen der Einführung eines neuen Stadtlogos seitens der Macher/Verantwortlichen erklärt und betont, wie etwa in Freising, ein Ziel sei gewesen, dass sich Bürger mit dem neuen Stadtlogo identifizieren können (sollen). Was im Rahmen der Kommunikation zunächst einmal gut klingt. Die Wahrnehmung der Menschen darauf, worin sich eine Stadt auszeichnet, was sie ausmacht, ist jedoch individuell und höchst unterschiedlich. Einen einvernehmlichen Blick auf die Stadt gibt es nicht. Es ist auch unmöglich ein Logo zu entwerfen, mit dem sich alle Bürger gleichermaßen identifizieren können, oder das allen Bürgern einer Stadt gefällt. Es ist schon anspruchsvoll genug ein Logo zu entwerfen, das mehrheitlich Zuspruch findet! Sehr oft geht es dabei gar nicht um die Qualität der Gestaltung, um die Ästhetik, sondern um den Umstand, dass es neu ist. Sich an Neues anzupassen erfordert Aufwand. Deshalb hat es das Neue meist schwer (Technologie, Politik, Design, u.a.).

          Was also kann ein erstrebenswertes und vor allem erreichbares Ziel sein? Wichtig ist etwa, zunächst einmal zwischen den Begrifflichkeiten Stadtlogo und Stadtmarke zu unterscheiden. Diese Differenzierung gilt es seitens der Macher/Verantwortlichen nach Außen hin und gegenüber den Bürgern zu verdeutlichen. Denn es geht um mehr als um die Einführung eines neuen Logos, eines grafischen Zeichens. Es geht darum, wie die Stadt insgesamt auftritt, als städtische Marke. Wie sie sich nach Außen, und nach Innen, präsentiert. Wie sie kommuniziert, im behördlichen Schriftverkehr digital und per Brief, in der Werbung, im Kontext von Signage und Gestaltung im öffentlichen Raum, wie sie im Digitalen aufgestellt ist, optisch doch mehr noch inhaltlich, Stichwort eGovernment. Auch wie sie sprachlich-textlich agiert (Gendern, Ansprache du/sie). All dies hängt zusammen. Es braucht also einen ganzheitlichen Blick. Dieser fehlt leider sehr oft.

          Nicht, dass es unwichtig wäre, wie ein Stadtlogo aussieht. Doch viel wichtiger ist die Stadtmarke in Summe. Bürger und unterschiedliche Interessengruppen, die in den Gestaltungs- und Markenentwicklungsprozesses eingebunden und mitgenommen werden, entwickeln ein Verständnis für die mit einer Stadtmarke verbundenen vielfältigen Aspekte und Anforderungen. Ziel ist demnach, ein gemeinsames Markenverständnis zu entwickeln. Aus diesem gemeinsamen Verständnis heraus erwächst nicht automatisch immer Zuspruch für die finale Designlösung. Doch in Bezug auf Identifikationsbildung ist Partizipation ein wesentlicher Faktor. Wer sich angesprochen, verstanden und mitgenommen fühlt, wird anders urteilen als jemand, der sich übergangen fühlt.

          Ein Logo ist ein Stellvertreter (Semiotik) – ein Zeichen, das eine Entität (Stadt, Unternehmen, Verein,…) und die mit ihr verbundenen Werte repräsentiert. Ich denke es ist wichtig den Blick vom Grafischen zu lösen. Denn das Grafische kann blenden (BP-Logo – Greenwashing). Entscheidend ist weniger, ob sich Bürger mit einem Stadtlogo identifizieren können, sondern ob sich diese mit dem Auftreten der Stadt als Marke insgesamt identifizieren können.

          Um abschließend auf den Begriff „Heimat-Gefühle“ einzugehen. Eine heimelige Atmosphäre transportiert das neue Stadtlogo Poznańs – singulär betrachtet – sicher nicht. Muss es auch gar nicht. Es ist der Markenauftritt in Summe (markapoznan.pl), der ein hohes Maß an Verbundenheit und Zugehörigkeit stiftet.

  3. Schlecht finde ich das neue Logo überhaupt nicht und es ist für mich eine klare Verbesserung des Vorgänger-Logos. Ja, es wirkt tatsächlich „technisch und kalt” aber die Anwendungsmöglichkeiten sprechen für sich.

  4. Zum Merch-Pulli: Ich mag die beiden neuen Figuren aus dem Stadtwappen, welche sich formal bestens in das Gesamtbild einfügen. Damit kann man ja auch die Brücke zum alten Schlagen, »heimelige Gefühle wecken und dennoch die Bildmarke schlicht halten wie hier geschehen. Aber ob der Stadtname darunter in einer anderen Schrift eine gute Idee ist, weiß ich nicht weil man damit ja schon wieder irgendwie einen Gegenentwurf aufmacht. Vielleicht hätte man den hier einfach weglassen und stattdessen noch irgendwo (z.B. auf dem Ärmel) das richtige Markenzeichen platzieren sollen?

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