Anheuser-Busch InBev, die größte Brauereigruppe der Welt, tritt seit wenigen Tagen mit einem neuen Unternehmenslogo in Erscheinung. Die veränderte visuelle Identität steht in Verbindung mit einem Ende letzten Jahres vorgestellten neuformulierten Leitbild und einer weiterentwickelten Firmenstrategie.
Im letzten Monat hatte Anheuser-Busch InBev ein neues globalen Ziels verkündet. Unter dem Motto „We Dream Big to Create a Future with More Cheers“ verfolgt das Unternehmen seitdem eine Consumer-First-Strategie, die für weiteres Wachstum sorgen solle. Darauf aufbauend präsentiert das Unternehmen nun ein verändertes visuelles Erscheinungsbild.
Der neue visuelle Ausdruck repräsentiere besser, wofür Anheuser-Busch InBev stehe und wohin sich das Unternehmen bewegen wolle. „This simple and modern design better connects with the spirit of optimism, ambition and celebration that comes with our new purpose of dreaming big to create a future with more cheers“, so Richard Oppy, Vizepräsident Global Brands bei Anheuser-Busch InBev. Das neue Logo verkörpere eine an der Zukunft ausgerichteten Haltung und respektiere zugleich die Historie des Unternehmens.
Mit dem bereits in Teilen vollzogenen Redesign erhält das 2008 durch die Übernahme von Anheuser-Busch durch die belgische InBev-Gruppe geschaffene Unternehmen erstmals eine separate Bildmarke. Der Wortmarke vorgestellt symbolisiert die kreisrunde gelbe Bildmarke „das Klirren von Gläsern im Moment des Prost“, so die Idee, wodurch eine direkte Verbindung zum neuen Leitbild des Unternehmens hergestellt werde. Der gelb-goldene Farbton reflektiere die Eckpfeiler von AB InBev: Bier und Gerste.
Entstanden ist die neue visuelle Identität in Zusammenarbeit mit der Agentur Prophet.
Kommentar
Bei einem Unternehmen wie AB InBev, das aus zahlreichen Fusionen und Übernahmen hervorgegangen ist und dadurch bedingt in vergleichsweise kurzer Zeit mehrfach seinen Namen geändert hat (Interbrew und Ambev wurden 2004 zu InBev / Anheuser-Busch und InBev wurden 2008 zu Anheuser-Busch InBev), stellt das Corporate Design eine besonders große Herausforderung dar. Herausfordernd deshalb, da unterschiedliche (Firmen)Kulturen, Traditionen, Ausrichtungen und Ziele miteinander verschmelzen. Obendrein ändern sich interne Strukturen, und mit ihnen Verantwortlichkeiten, etwa für das Marketing. Insofern ist nicht nur eine spätere Implementierung des Corporate Designs herausfordernd, bereits die Entwicklung eines solchen kann sich als sehr schwierig erweisen, zumindest dann, wenn Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten nicht klar definiert sind.
Das neue Logo von AB InBev dient vor allem dem Zweck, so jedenfalls meine Wahrnehmung, eine Botschaft NACH INNEN zu senden. Ein Zeichen, mit dem die über 175.000 Mitarbeiter des Brauereikonzerns abgeholt und angesprochen werden: „Das sind wir, so treten wir auf, dafür stehen wir“. Hierzu passt auch das zuvor präsentierte neue Leitbild. Einen solchen Prozess der Identitätsfindung zu beschreiten, ist unerlässlich, für jedes Unternehmen. Dem Ziel als zusammengehörige Entität aufzutreten steht allerdings ein merkwürdiger Unternehmensname und eine kryptisch anmutende Wortmarke im Wege. Denn die in der Wortmarke angewandte Gemischtschreibweise mit Binnen-Versalien dient einzig allein dazu, die ursprünglichen Unternehmensbestandteile abzubilden und somit fortleben zu lassen. Diesen Widerspruch vermag auch die gefällige runde Bildmarke, schön hergeleitet, nicht aufzulösen. Neugeschaffene Markennamen wie beispielsweise Stellantis – hervorgegangen aus der Fusion von FCA und PSA –, wirken wiederum oftmals künstlich und sind keinesfalls Garant für eine visuell überzeugende Gestaltung.
Wie gesagt – ein in jeder Hinsicht herausforderndes Corporate Design. Es wäre ein Fehler, die Identitätssuche nun als abgeschlossen anzusehen.
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Der Name ist wirklich extrem unglücklich. Hier ist nichts wirklich verschmolzen, sondern es schwimmen immer noch Bröckchen der alten Firmennamen in dem Konglomerat herum. Die merkwürdige Ligatur in nur einem dieser Versatzstücke trägt noch mehr zu der Uneinheitlichkeit bei. Es muss ja nicht so seelenlos und künstlich wie “Stellantis” oder “Arcandor” sein, aber ein neuer Name, der sich der Altlasten entledigt und in die Zukunft weist, wäre ein konsequenter Schritt gewesen.
Auf schwarz finde ich die Bildmarke recht gelungen, sie leuchtet schön und transportiert die freundlichen Assoziationen, die man mit gemeinsamem Biertrinken verbindet. Auf weiß wirkt es allerdings nur schmutzig-gelb, da wäre ein höherer Rotanteil im dunklen eventuell geeigneter gewesen.
Könnte es sein, dass die neu geschaffene Bildmarke als Grundlage dafür dienen soll, eine vom Namen unabhängige Identität zu schaffen? Diese macht es jedenfalls deutlich einfacher, in ein paar Jahren, wenn sich die Mitarbeiter dann bereits mit dem neuen Design identifiziert haben, den komplexen Namen – bei gleichbleibender Bildmarke – durch einen neuen, einfacheren Namen zu ersetzen.
Das ist ein guter Punkt. Tatsächlich würde das Sinn ergeben.
Ich finde es immer spannend wie eine Bildmarke durch Herleitungen mit Sinn gefüllt werden kann. Für das Employer Branding und in der Kommunikation im Großhandel macht es Sinn die Bildmarke einzuführen. Sie ist simpel und auf den ersten Blick nichtssagend. Aber ich denke, dass sie ihren Beitrag hin zu einer gemeinsamen Identität leisten wird. Evtl. hat “B” recht und läuft darauf hinaus, dass in ein paar Jahren die Bildmarke bleibt und mit einem neuen Namen verknüpft wird. Derartige softe Umstellungen sind nicht unüblich, siehe Galeria Karstadt Kaufhof. Über mehrere Phasen ging es für den Einzelhändler nun zum finalen Namen. Der Kunde wird davon wenig mitbekommen, sofern nicht wie bei Procter&Gamble die Holding als Absender mitgenannt wird. Vlt. wenn es einen neuen Name gibt.