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Neues Logo für Zentralrat der Juden in Deutschland

Zentralrat der Juden Stern-Bildmarke

Zentralrat der Juden Stern-Bildmarke

Bereits seit Ende letzten Jahres hat der Zentralrat der Juden in Deutschland ein neues Corporate Design. Mit dem veränderten Erscheinungsbild, zu dem auch ein neues Logo gehört, unterstreiche der Zentralrat der Juden seinen Anspruch, als zentraler Dachverband das moderne jüdische Leben in Deutschland zu repräsentieren.

Als neues Erkennungszeichen des Rates fungiert fortan ein Stern in dreidimensionaler Darstellung, von dem lediglich die Seitenkanten zu sehen sind. Auch die Hausschrift hat sich geändert. Statt einer Semi-Serifenschrift (RotisSemiSerif) kommt mit der Foral nun eine Slab-Serife zum Einsatz. Entwickelt wurde das visuelle Erscheinungsbild von der Werbeagentur Kreativ Konzept.

Auszug der Pressemeldung

„Mit dem neuen Corporate Design geht der Zentralrat auch optisch selbstbewusst in die Zukunft und beweist, dass eine stetige Modernisierung zeitgemäß ist“, so Präsident Dr. Josef Schuster. Das neue Corporate Design zeichnet sich vor allem durch den Davidstern aus, der dem zweizeiligen Schriftzug selbstbewusst vorangestellt wird. […] Mit dem neuen Logo hat der Zentralrat der Juden in Deutschland die Möglichkeit geschaffen, die Vielfalt seiner Tätigkeiten für jede Altersgruppe, jeden Anlass und in jeder Publikationsform – ob Buch, Flyer oder Webseite – einheitlich und wiedererkennbar darzustellen.

Zentralrat der Juden Logo – vorher und nachher
Zentralrat der Juden Logo – vorher und nachher

Kommentar

Die neue Bildmarke ist mehr als ein Davidstern. Mit Öffnung der Sternform und Aufteilung in mehrere Segmente tritt zugleich ein zur rechten Seite gewandter Pfeil in Erscheinung. Ein Zeichen, das, anders als der Davidstern, Raum für Interpretation bietet.

Eine gute Entscheidung, sich von der klassischen Davidstern-Darstellung zu lösen, denn schließlich gilt es einen Verband zu repräsentieren und nicht das Judentum als solches. Der Davidstern steht für das Judentum wie das Kreuz für das Christentum. Erst mit der Interpretation eines solchen Zeichens kann eine eigenständige visuelle Identität entstehen, sei es für einen Verband oder eine andere Institution.

Unter formalästhetischen Gesichtspunkten erscheint mir die vergleichsweise sehr schmale Bildmarke zu luftig, zu wenig prägnant, insbesondere in Nachbarschaft zum Schriftzug, der nunmehr in einer fetten SlabSerife gesetzt ist. Aufgrund der zu geringen Zwischenräume stoßen die Buchstaben aneinander. Rein optisch wäre sicherlich mehr drin gewesen. Beispielsweise hätte man die Pfeilform auch im Raster aufnehmen können, sodass Bilder entlang der Diagonalen enden/beginnen. Den Pfeil einfach auf die Bilder zu bappen, ist schon ein wenig einfallslos. Besser als das bisherige Erscheinungsbild ist es allemal.

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Dieser Beitrag hat 34 Kommentare

  1. Ist von denen keiner auf die Idee gekommen, das Logo mal nach Links gekippt zu betrachten? Sieht wie ein angry Smilie aus.

    Klar erkennt man einen seitlich gedrehten Davidstern wenn man lange genug hin schaut aber auf den ersten Blick sieht es echt seltsam aus. Ich finde es zu minimalistisch. Man hätte hier noch mehr Elemente des Sterns verwenden sollen.

    1. Kein Mensch erkennt da irgendein Smiley/Emoji, wie kommt man nur darauf? Ein solches Smiley gibt es meines Wissens nicht einmal.
      Ganz im Gegensatz zum Stern. Den sieht man ohne Fantasie und näherer Betrachtung direkt. Vielleicht hätte man den Stern noch mehr als einen Davidstern darstellen können, trotzdem ist die Entwicklung simpel und gleichzeitig innovativ.

      1. Das Smilie war meine erste Assozoation. Aber deshalb möchte ich mich nicht als „Kein Mensch“ bezeichnen lassen.

        Dem anderen Argument möchte ich wiedersprechen. Natürlich gibt es Logos die eine hohe Kippstabilität aufweisen. Ein gutes Beispiel ist der Mercedesstern der aus jedem Winkel eine Wiedererkennbarkeit aufweist.

      2. Ich sehe da keinen Stern, sondern nur ein grimmiges Gesicht und habe keine Ahnung wie man da einen Stern sehen kann.

      3. Ich hoffe, das hilft ein bisschen weiter. Mir widerum fällt es schwer, im Logo einen Smiley zu erkennen. Ich glaube zu wissen, was du meinst, allerdings ist es wirklich schwierig, dein Gesicht zu erkennen, wenn man erstmal die Räumlichkeit verinnerlicht und den Stern gesehen hat.

        (bitte entschuldige meine wirklich nicht schön hingeklatschte Skizze)

  2. Man kann vermutlich jedes Logo drehen und spiegeln, um irgendwas doofes darin zu sehen. Das finde ich aber einen etwas hohen Anspruch.

    Logos die mit negativen Flächen arbeiten, werden oft nicht auf den ersten Blick verstanden. Das spricht aber nicht unbedingt gegen sie. In diesem Fall finde ich es einen spannenden Ansatz. Im Vergleich zu anderen internationalen Jüdischen Verbänden ist dieses Logo hypermodern. Gestalterisch ist es allerdings etwas eng gesetzt, wie Achim bereits erwähnt.

    Bemerkenswert finde ich auch das Farbkonzept. Von Grau/Schwarz zu den Blautönen (der Israelischen Flagge?) sehe ich als eine Aussage.

  3. Meine erste Impression war, da hat jemand das Xing-Logo blau gefärbt und auseinandergerissen, erst mit der Bildmarke und dem Davidstern des alten Designs daneben habe ich den dreidimensionalen Stern erkannt.

    1. Habe ebenfalls erst an Xing denken müssen. Der schräge Stern kam mir erst bei kleinerer Darstellung und in Kombination mit der Wortmarke zum Vorschein. Wenn man ihn allerdings als solchen erkennt, ist die dargestellte Perspektive ziemlich genial, wie ich finde.

  4. Je kleiner desto Stern. Nachdem ich in der grossen Darstellung zunächst keinen Stern erkannte und etwas ratlos vor der Strichsammlung sass, haben die kleineren Darstellungen sofort für Klarheit gesorgt. Da anzunehmen ist, dass die typische Wahrnehmungsgrösse eher kleiner sein wird (der Zentralrat der Juden wird kaum grosse Billboards am Potsdamer Platz anbringen) passt das schon recht gut. Angenehmen finde ich das ziemlich konsequente Ignorieren irgendwelcher Zeitgeistströmungen bei diesem Entwurf. Jedoch: sowohl in der Typografie als auch in den Anwendungen ist noch eine Menge Luft nach oben. Eine Slab – unabhängig von der suboptimalen Spationierung – empfinde ich als eine falsche Wahl. Es will sich weder ein Bezug zum Logo noch zum Absender herstellen lassen. Bei den Drucksachen wäre ich allerdings optimistisch, dass da noch intelligenteres kommen wird.

  5. Ich habe den Stern sofort erkannt. Und ich sehe da auch die Leere die der Holocaust hinterlassen hat.

  6. Das Logo transportiert die historische Last. Es wirkt auf mich strenger und härter als das alte, hat etwas bedrohliches, fast militant.

    Gerade die Uneindeutigkeit des Logos erzeugt Unbehagen und Unsachlichkeit, da liegt etwas “im Verborgenen”. Finde ich für solch eine Institution zu vage und daher unpassend.

    1. Der Ausdruck „historische Last“ ist in diesem Zusammenhang absolut deplatziert, weil er latent die Verantwortung des Verbandes an den Verbrechen im Nationalsozialismus impliziert. Ebenso unpassend ist der Kraftausdruck „militant“. Nicht das Logo, sondern Kommentare wie diese sind es, die Unbehagen in mir erzeugen.

    2. Mit einer ganz anderen Assoziation und Bewertung sehe ich in dem zeichen ebenfalls eine “historische Last”:
      Vom Davidsstern sind hier nurmehr Bruchstücke, Teile, Reste zu sehen – der überwiegende teil ist nicht sichtbar, einfach weg. Da erinnerte mich sofort an die Tatsache, dass dort, wo einmal eine reiche jüdische Kultur elementarer Bestandteil der Gesellschaft war, nach den Verbrechen im Nationalsozialismus nur noch kleine versprengte Reste dieser Kultur übrig sind. Diese Betrachtungsweise ist schmerzhaft, weil sie das Ausmaß der Verbrechen und deren Auswirkungen bis heute deutlich macht – aber es ist nunmal untrennbar Teil der Lebenswelt deutscher Juden.
      Ich weiß natürlich nicht ob dieser Gedanke für das Aussparen des eigentlichen Sterns relevant war. Passend finde ich es aber allemal. Ich sehe darin eine gewisse Ernsthaftigkeit, die dem Zeichen über die formale eine zusätzliche inhaltliche Qualität verleiht. (Grafisch empfinde ich das ebenfalls als sehr gelungen!)

      So ein Zeichen ist aber auch leicht ein Politikum: Aus kommunikativer Sicht könnte man kritisieren, dass der Davidsstern hier geradezu versteckt, verklausuliert und verborgen wird. In einer Zeit in der antisemitische Übergriffe leider wieder zunehmen, könnte man auch für das Gegenteil eintreten: Ein Zeichen dass den Davidsstern plakativ und in aller Deutlichkeit zeigt wäre ein Ausdruck von Selbstbewusstsein und Manifest des Glaubens…

  7. Erster Gedanke: Xing; Zweiter Gedanke: Ein Pfeil der ein Eindringen von Israel nach Palästina darstellt. Bruch der Grenze. Vormarsch. Das wird garantiert aus dem nahen Osten heraus sehr kritisch betrachtet. Dritter Gedanke: Extrem luftig. Zusammenhangslos. Zu minimalistisch. Wie gut funktioniert das in kleinen Anwendungen? Was soll das alles bedeuten? Wo ist der Stern aus dem alten Logo hin? Ah! Doch da ist ein Stern.

    Aus einem Entwicklungsprozess heraus kann man das als Designer durchaus als gute Lösung betrachten. Offenbar fehlte aber der letzte Schritt, bei dem man das Ganze nochmal kritisch beäugt und zu dem Schluss kommt, dass sich zu viele Fragen stellen.

    1. Wie kommst du denn beim Stichwort “Zentralrat der Juden” auf den Palästinakonflikt?

      Das eine hat mit dem anderen doch gar nichts zu tun.

    2. Haha, hier haben wir ja einen richtigen Universalexperten: Designexperte, Nahostexperte, Experte für Bedeutung im Allgemeinen, der sich viele Fragen stellt! Und dann dürfen wir gleich an drei Gedanken teilhaben…

      Reicht jetzt auch erstmal mit dem Nachdenken, gell?

  8. Ein schwieriges Thema wie ich finde. Gerade bei solchen Themen ist es als Gestalter eine große Herausforderung ein tolles Design zu entwickeln.
    Ich gebe hier Achim völlig recht, dass der Peil lieblos und unkreativ in die Plakate etc. eingesetzt wurde. Die Schrift ist für mich ales andere als schön, da hätte man doch eine interessantere Verbindung zwischen historischem Logo und moderner Schrift finden können. Wäre ingesamt mehr drin gewesen!

    1. Natürlich ist das hier ein Design-Blog und die Kommentare sollten natürlich auch vor allem das Thema Design betrachten. Und trotzdem stellt sich mir bei diesem Kommentar die Frage wieso das Thema schwierig sei.
      Ich hoffe stark, dass Du mit “schwieriges Thema” religiöse Interessengruppen meinst und nicht bloß jüdische.

      Ich finde das Logo auf jeden Fall besser, als das alte, auch wenn ich den Stern nicht direkt erkennen konnte.

      1. Mit dem “schwierigen Thema” meine ich, dass es für einen Gestalter eine große Herausforderung ist etwas religiöses zu gestalten ohne, dass jemand etwas falschen darin sieht. Es gibt ja immer irgendwen der darin etwas angreifbares sieht.

        :)

  9. Religiöse Interessengruppen: Vermintes Gelände, immer noch, leider:

    So ein Zeichen ist aber auch leicht ein Politikum: Aus kommunikativer Sicht könnte man kritisieren, dass der Davidsstern hier geradezu versteckt, verklausuliert und verborgen wird. In einer Zeit in der antisemitische Übergriffe leider wieder zunehmen, könnte man auch für das Gegenteil eintreten: Ein Zeichen dass den Davidsstern plakativ und in aller Deutlichkeit zeigt wäre ein Ausdruck von Selbstbewusstsein und Manifest des Glaubens…

    Egal, was man sagt, es wird garantiert verkehrt sein.

    Aus meiner Sicht ist das blaue Ding sogar beides, also ein ambivalentes Zeichen:
    Es ist gleichzeitig versteckt und gleichzeitig auch wieder spitzig hervorspitzend.
    (Meine Katz’ ist auch so.)

    Auf tiefschürfendere Psycho- und Design-Analysen außer über meine Katz’, warum das so sein könnte oder was man gar daran “verbessern” könnte für deren spezielle Identity, lass ich mich da gar nicht ein. Da kann man sich bei religiösen Gruppen schwer was einfangen. Punkt.

Kommentare sind geschlossen.

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