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Neues Logo für Stadt Haan

Die Stadt Haan (Nordrhein-Westfalen) hat ein neues Logo. Vor dem Hintergrund des Relaunchs der städtischen Website, die nach 10 Jahren erneuert werden soll, wolle man zunächst ein einheitliches Erscheinungsbild entwickeln, das zukünftig für alle Kommunikationsmittel und -maßnahmen gilt. Das Hauptkriterium, das seitens der Stadtverwaltung an das neue Logo gerichtet wurde, wird jedoch verfehlt.

Im Zuge der Planung für einen neuen Webauftritt habe man innerhalb der Stabsstelle für Stadtmarketing, Bürgerdialog und Öffentlichkeitsarbeit beschlossen, die mangelhafte Reproduzierbarkeit/Skalierbarkeit des zuletzt als Briefkopf genutzen Stadtlogos, das seit drei Jahren in Verwendung ist, zu korrigieren. Die eingeschränkte Nutzungsmöglichkeit des bisherigen Stadtlogos hatte zufolge, dass zahlreiche Varianten des städtischen Wappenhahns eingeführt worden sind, auf Kosten der Einheitlichkeit. Um ein einheitliches Corporate Design zu erreichen, habe man im März 2017, wie es in einer Beschlussvorlage des Stadtrats heißt, drei Angebote bei Haaner Agenturen eingeholt. Den Zuschlag erhielt schließlich der Haaner Grafiker Christian Darmstädter.

Auszug der Beschlussvorlage

Die Stadt Haan hat das Glück, dass mit dem „Bergischen Kräher“ bereits eine starke Bildmarke existiert, mit der sich die Bürgerinnen und Bürger der Stadt identifizieren. Dies belegen u. a. die zahlreichen Verwendungen des Wappentieres als Vereins- und Firmenlogo. Das neue Logo ist daher ein klares Bekenntnis zum „Bergischen Kräher“. Der kämpferische Hahn bleibt erhalten. Das Grün bildet eine Brücke zur Gartenstadt. Vorbehaltlich einer letzten Feinabstimmung für die Anwendung auf unterschiedliche Produkte stellen wir das Logo heute vor.

Stadt Haan Logo – vorher und nachher

Kommentar

Von Seiten der verantwortlichen Stabsstelle wurden im Vorfeld des Entwurfprozesses die folgenden Kriterien definiert: Einfache und einprägsame Form. Zeitlos. Unverwechselbarkeit = Wiedererkennungswert. Reproduzierbarkeit/Skalierbarkeit. Soweit so gut. Insbesondere in Bezug auf letzteres Kriterium sehe ich allerdings große Defizite. Die Neusa Next in den Schriftschnitten light und thin im Logo zu verwenden, das lässt sich bereits anhand des Artikelmotivs mit weißem Text/Logo auf grünem Grund erkennen, ist in Sachen Lesbarkeit und Skalierbarkeit nun ganz sicher nicht die beste Wahl.

Davon abgesehen ist die als „Kompakt“ titulierte Logovariante zwar kompakter als die bisherige Briefkopfvariante – sperriger ist auch kaum vorstellbar –, allerdings ist auch die Kompaktvariante als Profilbild in den sozialen Netzwerken nicht wirklich ideal. Die Zusammenschreibweise „GARTENSTADTHAAN“ macht das Logo breiter als es sein müsste. Ein solches Kompositum ist in Bezug auf den Markenauftritt ein echter Klotz am Bein, es widerspricht zudem heutigen Anforderungen an ein Logo, das, bedenkt man die mit den digitalen Medien gestiegenen Anforderungen, flexibel und variabel einsetzbar sein muss/sollte.

Wenn ein maßgebliches Kriterium nicht erfüllt wird, sind auch die unfassbar läppischen 1.000 Euro, die die Stadt für die Entwicklung des Logos ausgegeben hat, zuviel. Es ist dies ein Beispiel für einen suboptimal verlaufenden Designprozess, wie er in Umfeld von Städten und Kommunen hierzulande weit verbreitet ist. Wer die Entwicklung eines Corporate Designs im Vorfeld eines Relaunchs, womöglich in wenigen Tagen, vollziehen will, übersieht/übergeht die Komplexität, die mit einem CD verbunden ist. Anstatt ein Logo solitär entwerfen zu lassen, um es im späteren Webauftritt verwenden zu können, wäre ein Ansatz, der den ganzheitlichen Charakter von Corporate Design berücksichtigte, der bessere Weg gewesen.

Achim Schaffrinna

Achim Schaffrinna ist Designer und Autor. Hier im Design Tagebuch, 2006 von mir gegründet, schreibe ich über die Themen Corporate Identity und Markendesign. Ich konzipiere und entwerfe Kommunikationsdesign-Lösungen und unterstütze Unternehmen innerhalb von Designprozessen. Designanalyse ist Teil meiner Arbeit. Kontakt aufnehmen.

Dieser Beitrag hat 29 Kommentare

  1. Zum Redesign und dessen Schwachstellen wurde schon so ziemlich alles gesagt. Viel lässt sich ohne CD ja auch nicht mehr sagen.

    Sehr intessant finde ich aber auch hier wieder die Randnotiz der Vergütung:
    Wer für dieses Budget mehr erwartet, als einen (schnellen) Entwurf, der dann “finalisiert” abgegeben wird, sollte doch noch einmal in sich gehen.
    Wie Achim schon schreibt, wurde hier mal wieder der Designprozess umgekehrt, mit dem Ergebnis begonnen und dann auch noch schlecht bezahlt, wenn man mal davon ausgeht, dass für ein komplettes CD nicht plötzlich der Geldtopf aufgerissen wird.

    Tatsächlich finde ich es aber angenehm, dass in Haan dann auch die Haaner Agenturen zum Zug kamen.
    Dazu nur eine Frage aus Interesse: Müssen derartige Aufgaben nicht öffentlich ausgeschrieben werden, oder reichen hier die eingeholten drei Vergleichsangebote aus?

    1. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass öffentliche Ausschreibung von Städten/Kommunen nicht zwangsläufig interessant oder erstrebenswert für Agenturen sind, gerade bei kleinen Städten ist die Teilnehmerzahl deshalb sehr gering.

      Anforderungskriterien und festgelegte Rahmenbedingungen der Ausschreibungen, verfasst von Personen aus dem Bereich “Einkauf” oder “Stadtmarketing”, lassen oft jegliches Verständnis für die Materie vermissen und klingen eher nach der Praxis, einen Sack Zement oder 100 Flyer zum günstigsten Preis kaufen zu wollen. Da ist dann alles dabei, von Grafikanforderungen von vor 20 Jahren bis hin zu mehrseitigen Anforderungskatalogen mit abschließendem 3-stelligem Budget.

      Auch finde ich hier wieder die mehrfach genannte Kritik am Designer fehl am Platze. Wir alle wissen doch mittlerweile bestens, dass die Politik und Gestaltung selten harmonisch zusammen kommt. Logos werden da teilweise im Stadtrat diskutiert, vom Einkauf über das Stadtmarketing bis hin zum Bürgermeister möchte jeder seine Vorstellungen verwirklicht sehen. Mir scheint (ohne das negativ zu meinen), die Stadt hätte sich mit dem Designer für das beste Kosten-/Nutzenverhältnis entschieden, indem man sich einen günstigen Einzelkämpfer holt, der im Zweifelsfall Anweisungen umsetzt. Vielleicht war es eben nicht gewünscht oder gewollt, sich mit einem grundlegenderen Prozess auseinanderzusetzen. Ohne den genauen Ablauf zu kennen, sollte sich meiner Meinung nach kein Designer zu weit aus dem Fenster lehnen und den Kollegen abstrafen.

      1. Danke für deinen Hinweis zu den Ausschreibungen. Dass diese meist weder lukrativ noch interessant sind, ist klar. Ich dachte bisher aber, diese Ausschreibungen seien bei Geldern der öffentlichen Hand Pflicht, um eben den “günstigsten” Anbieter zu finden. Dass das gerade bei Gestaltung eine eher sinnlose Regelung ist, steht dabei außer Frage.

        Ich stimme dir zu, die Kritik am Logo gilt von meiner Seite keineswegs dem Gestalter, dessen Können hier sicherlich durch die Bürokratie und knappe Vergütung nicht ausgereizt wurde ;)

        Kritik gilt (wieder einmal) vor allem dem öffentlichen Auftraggeber, der mal eben “schnell vorab” einen neues Logo, skalierbares Design und Einheitlichkeit einkaufen will, ohne auch nur ansatzweise den Prozess dahinter verstanden zu haben scheint.
        Bei mir wirft dieses Vorgehen mit erwartungsgemäß mittelmäßigen Ergebnissen immer auch die Frage auf, warum gerade in letzter Zeit jede noch so kleine Kommune ein eigenes CD haben will, aber im Gegenzug nicht bereit ist, das Thema professionell zu erarbeiten.

          1. Danke für die vollkommen richtige Ergänzung zur freihändigen Vergabe, das hatte ich oben vergessen zu erwähnen und könnte sicherlich auch ein Grund für “nur” drei Teilnehmer der Angebotsabgabe sein.

            Gut möglich, dass hier unter bereits bekannten Dienstleistern der Stadt eine Vorauswahl getroffen wurde.

      2. @ Martin,
        das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen.

        Nur bin ich nicht sicher, ob dieses Verhalten nur von kleineren Städten kommt und nur gegenüber kleinen Designern zutrifft.

        Weil: Wir hatten hier schon mehre Male die Diskussion.
        Dass Prozesse nicht erkannt, nicht respektiert oder gar nicht eingehalten werden – bei größeren Städten. Gegenüber größeren Designbüros also auch.

        Bei kleineren und Mittelstädten ist es wohl häufiger, aber nicht ausschließlich. Zu deren Ehrenrettung.

        Anscheinend ist es das global um sich greifende Einkäuferverhalten 4.0:

        Man glaubt, nicht nur eine Schraubenfabrik einzukaufen, das wäre 1.0 und man wäre das leidvoll seit den 70ern gewohnt – sondern man wünscht sich heute gegen kleines Geld einen digitalen Roboter, der brav jede noch so widersprüchliche Anweisung ihrer Listen und ihrer Gremiumsmitglieder befolgt. Und man glaubt auch, der Klein-Geldempfänger ist ausführungswilliger.

        Ich bin in einer großen Stadt im Süden.
        Da sitzen Gremien, denen man dieses – auch für sie selbst – ungünstige Verhalten eher nicht zutraute – sie haben es aber trotzdem drauf. War dort, wurde schon eingeladen, es gab Treffen. Mein lieber Schollie! Spitzes Machtgehabe trifft dort ebenfalls breite Ahnungslosigkeit.

        Habe also ebenfalls meine Erfahrungen mit größeren.

        Gegenüber weiblichen Designern verschärft sich das eh schon ungünstige Projekt-gefährende Verhalten anscheinend nochmals, wenn ich den Klagen von KollegInnen zuhöre: Sie werden noch grundsätzlicher und von reflektierende Überlegungen gänzlich unbelastet als reinstes Ausführungsmäuschen eingesetzt, wenn sie nicht gewaltig aufpassen.

        Es mangelt anscheinend überall an einer fundierten Beratung am Anfang solcher “Ausschreibungen”, dass ein Designbüro, ein Designer kein Schraubenladen ist und was es alles braucht, um ein Design-Projekt für beide Seiten zum Erfolg zu führen.

        Daran kann ein einzelnes kleines/mittleres/größeres Designbüro nichts ändern mit seinem in sich arg beschränkten PR-/Marketing-/Influencer-Etat.

        Ich persönlich habe mich im Vorfeld solcher Projekte auch schon Fusseln an den Mund beraten. Mit der Gefahr, im schlimmsten Falle als störrisch wahrgenommen zu werden. Und im besten Falle als halt ein wenig wunderlich, denn Rückmeldung: andere Designer hätten kein so Gedöns gemacht … Man berät also gewaltig von sich weg, wenn man versucht, positiv auf Auftrags- und Prozessklärung hin zu arbeiten …

        1. Es liegt an der Masse der Designer, die sich längst an dieses ungünstige Einkäufer-Verhalten angepasst hat.

        2. Es liegt daran, dass es auf höherer Ebene kaum subtiles Bewusstsein für subtile Designprozesse gibt und auch keins entfacht wird.

        Und keines entfacht werden kann. Vielleicht liegt dieser Umstand der Nichtmehr-Entfachbarkeit auch stellenweise an der mangelnden kulturellen Bildung der Auftraggeber. Gymnasien mit G8, mit straffen Leistungskursen, Hochschulen mit dem Bologna-Schmarrn. Das alles fördert nicht die Design- und Prozesssinnigkeit, sondern es fördert stupides Auswendiglern-Verhalten unter Ritalin und Karrieristenverhalten, aber kein eigenes Nachdenken mehr, keine umfassende Bildung mehr.

  2. Na, wenigstens ist die verlorene Feder (da war mal Gruiten mit gemeint) jetzt wieder dort, wo sie hingehört – am stolzen Kückelhahn. Die Farbgebung ist Geschmacksache und ganz eindeutig nicht meine. Dat is wat blässkes, ne Jaden, de die Farf hätt is gemolt.

  3. Graphisch ein deutlicher Schritt aus der Provinz nach vorne. Aber…

    Aber was muss denn Haan für Komplexe haben? Nicht nur, dass man nach fast 100 Jahren Stadtrecht immer noch jedesmal Stadt sagen muss? Das mag ja z.B. in Salzburg sinnvoll sein wo es auch ein gleichnamiges Land gibt, aber nun wurde aus der Stadt der eigentlich untergeordnete Claim “Gartenstadt” – und das auch noch in Form einer kapitalen Buchstabenwurst, dreimal so lang wie der Name Haan selbst.

    Haben das denn andere Städte nötig?

    MÜNSTERSTADTULM?
    CITTÀDELCOLOSSEOROMA?
    VILLEDELATOUREIFFELPARIS?

    Warum nicht einfach den gartengrünen Vogel und dazu ein selbstbewusstes:
    HAAN

    Abgesehen davon, dass der Hahn hat eigentlich etymologisch gar nichts mit dem Namen der Stadt zu tun hat, ist er natürlich längst Volksgut geworden. Aber was hat das arme Tier denn dann angestellt um im Hoheitsabzeichen so elendig gerupft zu werden?

    Ruft den Tierschutz – und nehme jedermann das “Wappen für jedermann”!

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