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Neues Logo für RB Leipzig – sieht so eine „klare Abgrenzung“ aus?

Vor gut zwei Wochen gab der Lizenzierungsausschuss des Ligaverbandes grünes Licht. Seitdem ist klar, dass RasenBallsport Leipzig (RB Leipzig) in der kommenden Saison den Spielbetrieb in der 2. Fußball-Bundesliga wird aufnehmen können. Heute veröffentlichte der Verein sein neues Logo, das sich, so die an die Lizenzierung geknüpfte Auflage, klar vom Markenzeichen Red Bulls abgrenzen muss. Aber tut es das wirklich?

Dass rein visuelle Kriterien nicht immer die maßgebliche Rolle spielen, wenn es darum geht, Fragen des Urheber- wie auch des Markenrechts zu beantworten, das zeigen immer wieder auch die im dt diskutierten Fälle (siehe FFN). Und dass das Regelwerk beim DFB nicht immer mit gesundem Menschenverstand einhergehen muss, das führte uns in der abgelaufenen Spielzeit eindrücklich Stefan Kießlings Phantomtor vor Augen.

Auch das nun vorgestellte, überarbeitete RB-Leipzig-Logo ist so ein Fall. Die Verwandtschaft und visuelle Nähe zum Red-Bull-Logo sind trotz Änderungen allzu offensichtlich. Diese zu leugnen vermag nur, wer ein zwar vielseitiges Regelwerk hinter sich weiß, das allerdings ausreichend Interpretationsspielraum bietet.

In der Lizenzierungsordnung (LO) ist unter §8 und §9 definiert, wie ein Vereinslogo aussehen darf. Artikel 3 klingt erst einmal recht verbindlich: „Die Typen für die Clubidentifikation dürfen keine Herstelleridentifikation, keine Sponsorwerbung und keine Design- oder anderen Elemente enthalten.“ In §8 werden zuvor die einzelnen Typen definiert, als da wären: a) Clubemblem, b) Clubname oder eine Abkürzung davon (z. B. Stadtname), c) offizielles Maskottchen des Clubs sowie d) offizielles Erkennungssymbol des Clubs. Daraus leitet sich ab: ein Clubemblem darf keine Sponsorwerbung enthalten.

Wie man anhand dieser Regeln die beiden im neuen Logo enthaltenen roten Bullen nicht als Sponsorwerbung auslegen kann, entzieht sich meinem gesunden Menschenverstand. Vielleicht bezieht sich der Lizenzierungsausschuss auf §9 Artikel 6, wo es heißt: „Statt des Clubemblems kann auf dem Trikot alternativ auch ein Partnerlogo abgebildet werden,…“. Schließlich sind Sponsoren auch Partner.

Betrachten wir die Sache weniger sarkastisch, sondern ganz nüchtern aus der Perspektive der Markenführung: Die zwei aufeinander zu stürmenden, roten Bullen sind das wesentliche, identitätsstiftende Element der Marke Red Bull. Ohne die Bullen keine Marke. Und umgekehrt gilt: selbst mit gestalterisch verfremdeten Bullen, wie im Vereinsemblem der Fall, ist immer noch Red Bull als Marke ersichtlich. Nicht der Schriftzug und auch nicht die gelbe Sonne im Zentrum des Logos sind entscheidend, wenngleich letztere in der Wahrnehmung eine deutlich stärkere Rolle spielt als wiederum der Schriftzug, der, abgesehen von den Aussparungen im „R“ und „B“, über eine vergleichsweise geringe Wiedererkennbarkeit verfügt – erst die roten Bullen kennzeichnen die Brausemarke als die, die sie ist.

Um eine signifikante Abgrenzung zum Red-Bull-Markenzeichen wirklich zu erreichen, hätte das Vereinsemblem derart verändert werden müssen, dass die Bildelemente keinerlei Assoziationen mit Bullen zuließen. Weil genau das allerdings so nicht im Regelwerk steht, wurde das mit Sponsorwerbung versehene RB-Leipzig-Logo vom Lizenzierungsausschuss durchgewunken.

Ein Phantomlogo.

Dieser Beitrag hat 40 Kommentare

  1. Red Bull macht vielleicht coole Events und ist im Marketing top aber schönes Design kann man dem Brausehersteller nicht zuschreiben ….. Die Red Bull Designs sind irgendwann Anfang der 90er Jahre stehen geblieben als man Photoshop entdeckt hat …… meistens dilettantisch oftmals schlichtweg hässlich. Ging dieses Logo beim DFB durch? Mit den Bullen? Is nich wahr!!???

  2. Die Lizenzierungsordnung sagt also allen Ernstes „Die Typen für die Clubidentifikation dürfen […] keine Design- oder anderen Elemente enthalten.“ Wie bitte??? Ich lach mich schlapp! Da hat wohl jemand zu viel Kopfbälle trainiert.
    Was sind denn Lettern, was sind denn Flächen, Formen, Farben und Zwischenräume anderes als Designelemente? Da wird sich wohl die komplette Liga neue Logos zulegen müssen. Ich schlage vor: Weiße Schrift auf weißem Grund.

  3. Man kann das ganze auch andersrum denken: Gäbe sich ein Club ohne Red Bull im Hintergrund ein solches Logo, würde Red Bull still halten oder seine Anwälte bemühen?

    Darüber hinaus bin ich für mehr Ehrlichkeit im Fußball: Das DFL, DFB oder auch die UEFA den Kommerz geißeln ist doch eine Farce.

  4. Vielleicht sollten die Herren in der DFL und im DFB mal lockerer werden.
    Die stellen sich ja selbst in Frage. Siehe SC BAYER 05 Uerdingen, BAYER 04 Leverkusen, FC CARL ZEISS Jena.
    Alte Vereine hin oder her, Ausnahmeregel oder nicht.
    Vielleicht sollten die Herren eher mal über den Ausverkauf an fragwürdige russische Gaslieferanten nachdenken.
    Übrigens: Gab’s nicht auch mal eine “T-Home Bundesliga”?

    1. Ähm … So viel ich weiß, ist der FC Carl Zeiss Jena nach der Person, nicht nach dem Unternehmen benannt. Ich denke, das macht da schon einen Unterschied.

      1. Zitat Wikipedia: “… Am 13. Mai 1903 wurde der Fußball-Klub der Firma Carl Zeiß Jena gegründet. Ihm gehörten anfangs ausschließlich Angestellte der Firma Carl Zeiss an. Zum 1. Juli 1904 wurde die Mitgliedschaft der Allgemeinheit zugänglich gemacht. …”

  5. Ich muss Herzbluat 100 % Recht geben. Man muss unterm Strich mit gleichem Maß messen und dann müssen bayer Leverkusen und Co., egal ob Logo alt oder nicht, auch ihr Logo ändern.

  6. Hier fehlen mir ganz klar die Worte! Abgesehen davon, dass ich auf Anhieb keinen Unterschied gesehen habe, schließe ich mich der Meinung meiner Vorgänger nur zu gerne an: ein schreckliches Logo, auch nach dem “angeblichen” Redesign! Selbst meine Jahrespraktikanten haben für Ihren Dorfverein bessere Werke abgeliefert. Das sowas überhaupt von einem Gremium zugelassen wurde bleibt unverständlich.
    Das einzige positive was wir daraus ziehen können: Lehrmaterial für die Azubis nach dem Motto ” So nicht!”

  7. Dass der Verein die Roten Bullen im Logo behalten darf finde ich weniger verwunderlich, da der Verein im allgemeinen Sprachgebrauch schon den Spitznamen “Rote Bullen“ hat.

    Genial, wie Marketing die Kausalordnung umzukehren vermag ;) Den Namen „Rote Bullen“ gibt es doch erst seit Red Bull Sponsor ist.

    @Herzbluat Die „T-Home Bundesliga“ gab es, anders als in Österreich, in dieser Form nicht in Deutschland, zumindest nicht namentlich. T-Home/Telekom war zwar Hauptsponsor, hatte die erforderlichen Namensrechte jedoch nicht erworben (siehe Wikipedia).

    @DER Eine solch verordnete Gleichbehandlung widerspräche meinem (laienhaften) Rechtsempfinden. Auf welcher rechtlichen Grundlage sollte denn ein erst im Jahre 2000 gegründetes Unternehmen – die DFL GmbH – einem Verein wie Bayer 04 Leverkusen, der seit über 80 Jahren das Bayer-Kreuz im Wappen führt, dessen Identifikationszeichens entziehen? Ich denke, das sollte man schon von neueren Entwicklungen im Zusammenhang mit der Marke Red Bull und möglichen zukünftigen Sponsoren/Investoren trennen.

  8. Noch krasser als die handwerklich schlechte Umsetzung ist in meinen Augen der – bereits erwähnte – Umstand, dass Salzburg und Leipzig nun das gleiche Logo haben.

Kommentare sind geschlossen.

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