Skip to content

Neues Logo für Fédération Française de Judo

France Judo – Logo Visual, Quelle: Fédération française de judo
France Judo – Logo Visual, Quelle: Fédération française de judo

Der nationale Judoverband Frankreichs – franz. „Fédération Française de Judo“ – präsentiert sich seit kurzem mit neuem Logo. Auch das Logo der Nationalmannschaften wurde neugestaltet. Eine späte Ehre wird dem Künstler – und ehemaligen Judoka – Yves Klein zuteil.

Mit knapp 550.000 Mitgliedern ist der nationale Judoverband der drittgrößte Sportverband in Frankreich (zum Vergleich: im Deutschen Judo-Bund sind 134.392 Mitglieder organisiert). Wenige Wochen vor Beginn der Olympischen Sommerspiele in Tokio ändert der französische Verband nicht nur sein eigenes Logo, sondern auch das der Nationalmannschaften. Die damit einhergehende neue visuelle Identität sorge für deutlich mehr Flexibilität in der Anwendung und verkörpere die Kunst der Bewegung, wie es im Rahmen der Vorstellung heißt.

Bei der Wahl der neuen Corporate Farbe hat sich der Verband vom Werk des französischen Künstlers Yves Klein inspirieren lassen. Die seinen Namen tragende Farbe „International Klein Blue“ – der Franzose ließ sich die Farbmischung sogar markenrechtlich schützen –, spielt in der Arbeit des Künstlers eine zentrale Rolle. Klein war nicht nur Künstler, er war auch ein passionierter Judoka. Allerdings wurden seine in Japan erworbenen Judo-Titel vom französischen Judoverband seinerzeit nicht anerkannt. Nun wird ihm, indem der Verband die von ihm kreierte Farbe als Corporate Farbe nutzt, eine späte Ehre und Anerkennung zuteil.

Entstanden sei das neue visuelle Erscheinungsbild, so der Verband, nach Beratung und Konsultation von mehr als 12.000 Mitgliedern, Vereinen und Angestellten. Die Einbindung so vieler Menschen sei Ausdruck tiefer Verbundenheit – und diese Verbundenheit drücke sich auch im neuen visuellen Erscheinungsbild aus. In der Außendarstellung tritt der Verband fortan unter dem Namen „France Judo“ auf. „Wir sind das französische Judo“, so der neue Leitgedanke.

France Judo Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Fédération française de judo, Bildmontage: dt
France Judo Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Fédération française de judo, Bildmontage: dt

Nicht nur die Farbgebung, auch die Form des Logos wurde vereinfacht. Auch in der nunmehr einfarbig blauen, aus lediglich zwei fetten Linien bestehenden Bildmarke ist die Bewegung zweier Judoka dargestellt. Während allerdings das bisherige Signet, ähnlich wie ein Piktogramm, einen beschreibenden/erklärenden Charakter besitzt, verlässt das nun gänzlich abstrakte Zeichen die Ebene des Figürlichen. Statt zweier Kämpfer symbolisiert die neue Bildmarke eine für den Judosport typische Bewegung.

Das Rebranding erfolgte in Zusammenarbeit mit der Agentur 4uatre (Paris).

Kommentar

Super spannend zu beobachten, wie ich finde, dass sich der französische Sportverband mit seinem neuen Logo so deutlich vom Figürlichen trennt. Sportverbände sind nun wirklich nicht dafür bekannt, mit ihrem Erscheinungsbild eine progressive Linie zu verfolgen. In der Welt des Sports sind figürliche Darstellungen von Sportlern (DTTB, DHB) sowie möglichst detailgetreue Abbildungen von Bällen (DBB, DBV), Schlägern und anderen Sportgeräten extrem weit verbreitet. Die in diesem Umfeld vorherrschenden zumeist konventionellen, mutlosen und wenig einfallsreichen visuellen Identitäten sind das Ergebnis von starren Verbandsstrukturen und traditionellen Vorstellungen. Und das Ringen um Kompromisse und den kleinsten gemeinsamen Nenner spiegelt sich auch in einem kraftlosen und inhaltsleeren Logo wider.

In den Hintergrund tritt dabei meist, dass ein Logo, anders als ein Piktogramm, nicht beschreiben und erklären muss. Weder der Nike-Swoosh, noch der Apfel oder die Muschel (pecten) erklären die jeweiligen Marken und Unternehmen, die sie repräsentieren. Da Logos nur in seltenen Fällen alleine in Erscheinung treten (Beispiel: Stadionbanden), wissen wir, aus dem jeweiligen Kontext heraus oder weil wir es gelernt haben, dass der Apfel das Markenzeichen von Apple ist und dass dieses Unternehmen Geld mit dem Verkauf von Smartphones und Computer verdient. Oftmals erschließt sich die Bedeutung eines Logos auch anhand der Wortmarke, in der, so wie in diesem Fall, explizit erklärt wird, wer der Absender ist. Auch deshalb braucht es innerhalb der Bildmarke keinerlei weiterer Erklärung.

In diesem Fall geht es vielmehr darum, die Haltung und das Selbstverständnis des Verbandes in Bezug auf den Judosport in eine visuelle Entsprechung zu überführen – in eine visuelle Identität, die nicht allein aus einem Logo besteht, sondern sich selbstverständlich auch in der Wahl der Farben, der Typographie, der Bildsprache und in anderen Gestaltungsmerkmalen artikuliert. Der französische Judoverband hat den eingangs beschrieben Trampelpfad verlassen, um stattdessen den Weg in Richtung Ausdruck der inneren Haltung zu gehen. Das Ergebnis ist prägnant, eigenständig und frei von klischeehafter Gestaltung.

Zwei Bögen fangen die Spannung, die Kraft und die Bewegung, wie sie für diesen Kampfsport charakteristisch ist, sehr gut ein. Zur Farbwahl kann man nur sagen: à la bonne heure. Der Farbton International Klein Blue passt hervorragend. Die Herleitung und der Bezug zu Yves Klein verdeutlicht die veränderte innere Haltung und ist Ausdruck dafür, dass der Verband in der Lage ist, über den Bereich der Judomatte (jap. Tatami) hinauszuschauen.

Mediengalerie

 

Weiterführende Links

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Ich bin begeistert. Auch wenn ich erst einmal überlegen musste, wie ich hier zwei in Bewegung befindliche Köper in die Bildmarke hereininterpretieren soll, ist die Formsprache sehr gelungen. Isoliert von „Fance Judo” hätte ich wahrscheinlich nichts erkannt. Das ist aber nicht schlimm. Der leicht kaligrafisch anmutende Stil unterstreicht noch einmal die Dynamik. Die Typo passt perfekt, die Farbe auch.

  2. Ich wurde direkt vom Redesign überzeugt. Gefällt mir sehr gut. Ich erkenne in dem neuen Logo außerdem auch eine dynamische Form des “F”, welches in diesem Kontext logischerweise mit Frankreich in Verbindung gebracht wird.

  3. Ich erkenne auch einen Kopf des französischen Hahnes, welcher ja auch sehr gerne in Frankreich verwendet wird.

  4. Sehr coole Idee. Das lässt sich als F lesen, man erkennt auch direkt den typischen Judowurf. Die Variante mit dem Hahn ist auch ok, aber wo und wie wird entschieden, welches der Logos verwendet wird?

    1. Und ein J steckt auch drin. Beeindruckend, wenn in so einer reduzierten Form so viele Interpretationsmöglichkeiten stecken!

  5. Sieht gelungen aus. Im Logo der französischen Mannschaft konnte ich auf den ersten Blick den Hahnenkopf erkennen und beim Verbandslogo den Wurf zwischen zwei Menschen. Kleines Manko: ich persönlich finde beide Logos etwas zu ähnlich.
    Das “J” beim Schriftzug “France Judo” erinnerte mich an das japanische Schriftzeichen für Kraft/Stärke (Chikara), oder ist das Zufall?

Kommentare sind geschlossen.

An den Anfang scrollen