Die Niedersächsischen Staatstheater in Hannover erleben dieser Tage einen Neustart. Bei den Sparten Oper und Schauspiel gab es jeweils einen Intendanzwechsel, und unter der neuen künstlerischen Leitung ändert sich zudem das visuelle Erscheinungsbild.
Herbstzeit ist auch Redesign-Zeit, zumindest an zahlreichen Theatern und Opernhäusern, wie beispielsweise die kürzlich hier im dt vorgestellten neuen visuellen Identitäten des Burgtheaters Wien und der Staatsoperette Dresden verdeutlichen.
Mit einem neuen Erscheinungsbild warten in diesem Jahr auch die Staatstheater Hannover auf, die mit Schauspielintendantin Sonja Anders und Opernintendantin Laura Berman jeweils neue künstlerische Leiterinnen bekommen haben. Am vergangenen Wochenende wurde im Rahmen eines gemeinsamen Theaterfests von Oper und Schauspiel der vorgezogene Auftakt der Spielzeit 2019/2020 gefeiert. Die ersten Premieren gibt es am Wochenende vom 13 bis 15. September. Studierende kommen mit Beginn der neuen Saison kostenlos in die Oper und ins Schauspiel. Möglich macht dies eine neue Theaterflatrat…
Irgendetwas ist hier aus dem Ruder gelaufen. Das Logo sollte der Kommunikation dienen und nicht für Interpretationen der Theaterwelt darstehen. Im Ansatz gut gewollt, aber leider sieht es doof aus.
Die Kommunikation soll doch das Wesen des Absenders Wiederspiegeln. Oder?
Flash! Ah-ah
Savior of the universe
Mehr kann ich dazu tatsächlich kaum sagen. Das Logo bettelt geradezu um Aufmerksamkeit. Das stößt den Betrachter – zumindest mich – ähnlich ab, wie blinkende Werbe-Popups auf Webseiten die einfach schnellstmöglich unbesehen weg geklickt werden. Aufmerksamkeit erzeugt heute tatsächlich eher derjenige der Design reduziert. Da könnte man viel von Start-ups und IT Firmen lernen, die da mehr am Puls der Zeit sind.
Langsam hab ich es satt. Polarisieren, anecken, energetisch aufladen – mir ist schon klar, dass auf der Bühne viel passieren kann und mag, aber muss sich jetzt jede Bühne Deutschland noch visuell lauter von der anderen unterscheiden? Gerade in der Farbgebung des Introbildes ist mir die Sache hier zu comic-haft geraten. Und das ist leider Alltag in Deutschland Theater-Häusern geworden – sie haben alle Corporate Designs die sich in den Vordergrund drängen und auffallen wollen, der Inhalt, und damit meine ich sogar manchmal den Titel, geht im auffallenden Action-Design unter. Das ist bei uns in der Stadt genau so ein Thema und kein Einzelfall in Deustchland. Diese permanenten Versuche von Provokation nerven mich gewaltig und halten mich eher davon ab, ins Theater zu gehen, schlichtweg, weil ich diese Attacke auf meine Augen möglichst schnell auszublenden versuche. Und somit das Angebot nicht mehr wahrneme.
An sich schätze ich die Arbeiten aus dem Hause Stan Hema sehr, sie mögen zwar gerne mal unkonventionell wirken und eine sehr eigenwillige Ästhetik haben, aber sie werden zu einer runden Sache und stehen für herausragendes Design (z.B. Deutsche Oper Berlin). Diesmal sehe ich das aber nicht, denn Bildmarke und Design gehen getrennte Wege, die Einheit dabei flöten, das X sitzt auf reduzierten Layouts draufgesetzt, bzw. passiert aus.
Bin gespannt, wann der erste Kulturbetrieb die Comic Sans im Design einsetzt. Wenn es so weitergeht mit den hässlichen neuen Designs dieser Branche, dauert es höchstens noch ein, zwei Jahre.
Ich finde es ja immer wieder faszinierend, das kulturelle Einrichtungen immer ihren kompletten Auftritt über Bord werfen (müssen), wenn ein neuer Intendant/Künstlerische Leitung kommt, als gelten hier vollkommen andere Regeln als für alle anderen.
Jede x-beliebige Marke positioniert sich am Markt, findet und verfeinert ihre Zielgruppe, schärft ihr Profil und wenn dann ein Wechseln in der Führung ansteht sucht man die Person die am besten zur Marke (Einrichtung/Unternehmen) passt und diese gekonnt in die Zukunft führen und weiterentwickeln kann.
Lediglich in kulturellen Einrichtungen (Schauspiel, Theater, Oper etc.) wirft man alle paar Jahre hin und macht sich an den Neustart. Ist dies wirklich nötig? Ist es für Intendanten wirklich ein Ding der Unmöglichkeit ihr Können unter einer etablierten Marke zu entfalten? Oder muss hier einfach ordentlich das Ego der Damen und Herren gepämpert werden?
> Die Unterschiede sind, objektiv betrachtet, signifikant.
Wer hier Nazi-Symbolik erkennen will (wie die Lokalpresse) fährt aber lieber die subjektive Schiene (weil es sich besser verkauft?).
Die Plakate in Hannover werben groß mit SPIELZEIT oder bekannten Titeln, daher ist sofort die Assoziation zum Theater gegeben und wenn man das alte Logo kennt, bietet das neue X einen Wiedererkennungswert. Für mich hat die Designumstellung sehr gut funktioniert.
Ich nehme an, du meinst so wie hier:

Quelle: stanhema.com
Äh, nein. Die Plakate die ich gesehen habe, waren im Querformat und der Absender besser zu erkennen. Die Blitze so dominant im Zentrum der Gestaltung sind mir noch nicht untergekommen.
Das Logo war gut so wie es war!
Ich finde das so lächerlich, dass man kaum noch ein Logo mit schrägen Linien oder 90° Ecken machen kann, ohne dass einer wieder “Nazi” schreit… Gerade hier schreit einen der Blitz doch direkt an, wie kann man das wieder nur auf Einzelteile reduzieren, “die eine Ähnlichkeit mit NS-Symbolen haben”? Das war ja schon beim Dreieck im Domradiologo lächerlich…
Sehr treffend! Da fehlt noch ein “PAFF! ZACK! BAAAM!”, dann könnte das aus einer alten Batman-Folge stammen. Sowas kann man machen, wenn man eine kleine experimentelle Kulturbühne betreibt, aber bei einem Staatstheater? Man muss sich auch bewusst machen, was Transparente mit so einem Logo mit den alt-ehrwürdigen Gebäuden in Hannover machen, die städtebaulich Teile von entsprechenden Gebäudeensembles sind, hier z.B. das Opernhaus:

Als Hannoveraner bin ich nicht erfreut. Das vorherige Logo war auch nicht gut, sondern nichtssagend und uninspiriert. Immerhin die Typografie ist ein Fortschritt, auch wenn ich das immer noch serifenlose “Hannover” nicht nachvollziehen kann. Insgesamt ist dieser Schrei nach Aufmerksamkeit für ein Staatstheater und für das Stadtbild ziemlich unangemessen.
Die Diskussion erinnert an so Psychotests.
Was sehen sie hier?
[ ] Zwei Blitze die ein X formen
[ ] Vier S-Runen der Nazis.
Ich finde das Logo visuell echt stark, es hat tatsäclich etwas sehr energiegeladenes und kommt dynamisch daher, man stellt sich förmlich vor wie es aufgebaut wird.
Die Farbwelt ist aber ein Graus.
Und es passt überhaupt nicht zu einem Staatstheater!
Ehrlich gesagt finde ich passt das eher zu einem Superhelden-Bösewicht anstatt zu einem Theater.
Ganz genau, Florian, super Signet, aber leider am Thema vorbei. Meine allererste Assoziation war auch der Superheld oder dessen Gegenspieler. Auf jeden Fall Richtung Comic Action :-D
…ach ja, die Konnotation mit der Waffen SS ist leider auch nicht von der Hand zu weisen. Es hat etwas sehr Aggressives… aber so ist das leider nun einmal, der Kunde will es, der Kunde bekommt es. Guten Rat eines Designers braucht man nicht, schließlich ist man ja selbst gebildet genug und irgendwie ist doch “jeder Mensch ein Künstler”, richtig? :-(
Da wurde wohl doch auf die Gestalter gehört.
https://stanhema.com/de/marken/
Wow… also nachdem ich mich über das langweilige neue Design der Staatsoperette Dresden aufgeregt habe, bekommt man hier von der anderen Seite (im wahrsten Sinne des Wortes) einen Schlag verpasst!
Das Logo ist aufdringlich und aggressiv. Die Farbgebung ist zum Teil äußerst gewagt, so hat beispielsweise rot auf schwarzem Hintegrund fast einen satanistischen Charakter. Hier wollte man definitiv anecken und Aufmerksamkeit um jeden Preis. Wenn man sich allerdings eine Oper oder manches Theater anschaut, weiß man sehr wohl, dass in der Branche Provokation gängige Praxis ist; man denke dabei an halbnackte, blutverschmierte Charaktäre, die sich orgienhaft auf der Bühne erniedrigen. – Wem’s gefällt…
Absolut ! Das ist ein Zeichen voller Schlagkraft das zugleich ganz viele Interprätationsmöglichkeiten bietet. Perfekt für ein Theater. Nur die beiden Typos enttäuschen in dem Zusammenhang, die sind nicht ganz so passend gewählt.
Man schaut hin, manche fühlen sich provoziert und je nach Farbgebung werden ganz unterschiedliche Assoziationen geweckt (Superheld, Satanismus,…). Insgesamt gelungen würde ich sagen.
Tatsächlich ein sehr energiegeladenes Logo welches definitiv in Erinnerung bleibt. Wirkt dramatisch, was natürlich zum Thema passt. Ob man die Farbgebung nun mag oder nicht sei dahin gestellt. Wiedererkennungswert und ein schon fast ‘elektrisierendes’ Gefühl sind zweifellos gegeben. I like!
Lisa | BERGWERK
Finde ich unsympathisch, weil es mich wirklich an Nazisymbolik erinnert. (Und scheine da ja nicht der einzige zu sein.) Dass sich die Blitze hier kreuzen und im Detail anders aussehen, ist dabei zweitrangig für mich. Die Assoziation war sofort da. Aber wenn man unbedingt polarisieren will… Ist ja auch Teil des Geschäfts.
Man da hat aber jemand alles aus der standard InDesign Farbpalette raus geholt … nicht.
Schade. Die Bildmarke an sich ist sehr stark – alles drum herum leider nicht.
Ich finde, es erinnert eher an Harry Potter als an Nazisymbolik.