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Neues Corporate Design für Kopenhagen

Stadt Kopenhagen Logo, Quelle: Stadtverwaltung Kopenhagen
Stadt Kopenhagen Logo

Kopenhagen steht vor der Einführung ein neues Corporate Designs. Das in diesem Zuge entwickelte Stadtlogo vollzieht den Brückenschlag zwischen Geschichte und Moderne und soll dem Wandel Rechnung tragen, den die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten vollzogen habe.

Das aktuelle Logo der Stadt Kopenhagen ist seit 1995 im Einsatz. Die letzte nennenswerte Anpassung am Erscheinungsbild und den zugrundeliegenden Designvorgaben fand vor dreizehn Jahren statt. Das nun vorgestellte visuelle Konzept spiegele die Entwicklung der dänischen Hauptstadt zu einer modernen, vielfältigen und internationalen Metropole wider, zu der sich Kopenhagen in den letzten Jahren entwickelt habe.

„Kopenhagen wächst mit etwa 10.000 neuen Bürgern pro Jahr. Wir möchten sicherstellen, dass sowohl neue als auch alte Kopenhagener erkennen können, wenn eine Gemeinde als Institution in Erscheinung tritt, sei es im einem öffentlichen Park, bei der Betreuung älterer Menschen, bei Musikangeboten oder in Bezug auf eine behördliche Nachricht. Die Autorität der Stadt muss besser zu erkennen sein“, so Bürgermeister Frank Jensen.

Dazu beitragen soll auch das zukünftige Stadtlogo, dessen Form sich bewusst an frühere Darstellungen anlehnt. Die Form soll bewusst an ein Gütesiegel erinnern, das Vertrauen stiftet. Der Name bildet einen offenen Kreis und umschließt das im Inneren dargestellte Stadtbild. Auf diese Weise wolle man zum Ausdruck bringen, dass die Stadt und ihre Bürger eng miteinander verbunden sind.

København Design, Quelle: Stadtverwaltung Kopenhagen
København Design

Kennzeichnend für das Corporate Design sei die große Freiheit, die im Umgang mit den unterschiedlichen Elementen ermöglicht würde. Die neuen Designvorgaben, die in diesem Zusammenhang entwickelt wurden, enthält vergleichsweise wenige Regeln. Unter design.kk.dk wurde ein entsprechender Designguide veröffentlicht, der sich an Anwender innerhalb der Gemeinden richtet.

København KBH Type, Quelle: Stadtverwaltung Kopenhagen
København KBH Type

Neben dem nunmehr wieder kreisrunden Stadtsignet wurde ein neues Farbspektrum, ein umfangreiches Icon-Set sowie eine vielfältig einsetzbare Schriftfamilie entwickelt. Die eigenes entworfene Schrift namens KBH ist einerseits auf Lesbarkeit wie auch auf Wiedererkennbarkeit ausgerichtet. Zum Einsatz kommen soll die Schrift sowohl innerhalb der Geschäftsliteratur, in Werbung wie auch im Bereich Signage und der Straßenbeschilderung.

Stadt Kopenhagen Logo – vorher und nachher
Stadt Kopenhagen Logo – vorher und nachher

Das Logo von Kopenhagen basiert auf dem mittelalterlichen Siegel der Stadt, das bereits 1296 in Gebrauch war (siehe Logohistorie). Sowohl im historischen Siegel wie auch im modernen Logo sind drei Türme und Wellen dargestellt, letztere symbolisieren den Öresund. Der mittlere Turm symbolisiert das ehemalige Schloss Absalon, während die beiden kleineren Türme die Ringmauer um das Schloss darstellen.

Das neue Erscheinungsbild entstand in Kooperation zwischen dem städtischen Designbüro (KK Design), der Designagentur e-Types und dem Schriftenhersteller Playtype, beides Unternehmen, die in Kopenhagen ansässig sind. Ab dem 1. November sollen das neue Logo und die KBH-Schriften schrittweise, und wie es seitens der Stadtverwaltung heißt, pragmatisch eingeführt werden, sodass es einige Zeit dauern wird, bis das neue Design überall sichtbar ist.

Kommentar

Bemerkenswert ist nicht nur das Design als solches. Insbesondere die Tatsache, dass die Stadt Kopenhagen über ein eigenes Designbüro verfügt, lässt einen als Gestalter, der um die zum Teil doch verknöcherten Strukturen in hiesigen Kommunen weiß, mit Staunen, vielleicht Neid aber vor allem mit Bewunderung in den Norden blicken. Um wie viel leichter muss es in solch einer Umgebung sein, städtische Designprojekte umzusetzen, wenn unmittelbar vor Ort in der Verwaltung wie auch in den jeweiligen Gremien/Räten bereits ein ausgeprägtes Verständnis für die Notwendigkeit von Design besteht. Statt das Geld in immer neue künstliche Stadtmarken samt zugehörigen Werbekampagnen zu stecken, die obendrein schnell verpuffen, lässt sich so gezielt die Substanz einer städtischen Marke verbessern und das Erscheinungsbild auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Bürger (Erkennbarkeit/Zugehörigkeit, Lesbarkeit) optimieren.

Auch sonst ist die Stadt im wahrsten Sinne herausragend. Jüngst sicherte sich Kopenhagen den begehrten Titel „Top City 2019“ des Reiseführers Lonely Planet. Die Attraktivität der Stadt kommt nicht von ungefähr, denn Stadtplanung hat sehr viel mit Design zu tun. Anders als Marketing setzt Design unmittelbar bei den Menschen und ihren Herausforderungen und Wünschen in Bezug auf das Leben in einer Stadt an. Kopenhagen gilt als fahrradfreundlichste Großstadt Europas. Bis 2025, so die Pläne, will die Stadt CO2-neutral werden. Kopenhagen gehört sicherlich zu den Städten, in denen mehr richtig gemacht wird als falsch, auch hinsichtlich des visuellen Erscheinungsbildes.

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Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Ein wirklich überzeugendes und rundum gelungenes Konzept. Wenn man sich die Website zum CD anschaut merk man, wie wenig Vorgaben es gibt und wie viel Freiheit dieses Design bietet. Also weg von strikten Vorgaben und richtig und falsch und hin zum eigenen, kreativen Umgang mit dem CD. Finde ich persönlich einen sehr angenehmen Ansatz.
    Am meisten hat mich aber der Umgang mit den Icons überzeugt. Anfangs dachte ich, bei dem Fahrrad ist das Rad nicht vollständig das läuft doch nicht rund. Aber nach Blick auf die CD-Website habe ich den tieferen Sinn entdeckt und zwar lassen sich die Icons prima miteinander verbinden zu individuellen Szenerien. – Vielleicht bin ich auch nur einfach zu begeistern.

    Chapeau!

    1. Halbmond und sechszackiger Stern sind mir auch direkt in Auge gefallen. Fehlt noch das Kreuz.
      In den 50ern hatte der Stern mal fünf Zacken. In den 70ern ist man ohne diese Symbole ausgekommen. Da hätte man in den 2010ern auch dran arbeiten können, um religiösen Interpretationen vorzubeugen.
      Trotzem sehr gelungene Überarbeitung des CD!

  2. Eine beeindruckende Arbeit. Flexibilität, Prägnanz und die Einbeziehung aller Medien sind beispielhaft. Ich bin gespant auf die zukünftigen Anwednungsbeispiele. Einfach klasse!

  3. Ein mehr als gelungenes Design von Kopenhagen, aus Kopenhagen, für Kopenhagen. Mal wieder ganz großes Kino aus dem Norden.

  4. “Unrund, das Logo” war mein erster Gedanke.
    Aber das ist genau das, was eine Stadt ausmacht! Sie ist niemals fertig, eine ewige Baustelle.
    Auch könnte man die Lücke als Einladung ansehen, zur Vervollkommnung der Stadt beizutragen.
    Mut zur Lücke!

  5. Mal wieder eine herrliche Arbeit aus dem Norden. Schön zu sehen, dass es Städte gibt, die ein Verständnis für gutes Design haben! Da bin ich richtig neidisch auf unsere Nachbarn.

  6. Gut, zunächst fühlte ich mich doch etwas an Hamburg erinnert. Insgesamt ist dies jedoch ein gelungenes Resultat mutiger, moderner und professioneller Arbeit. Und das in einem städtischen Zusammenhang. Einzig die Gründe für die dateillierten Änderungen des Signets erschließen sich mir nicht ganz. Vielleicht hat das einen bestimmte realen, historischen oder kulturellen Hintergrund? Beispiel: Warum ist die Mondsichel jetzt andersherum?

    1. der Hamburg-Gedanke kam mir auch…

      Die Sichel ist jetzt anders, weil der Mond weitergewandert ist :) – oder weil viele “neue” Halbmonde……. Achlassenwirdas :D

      Auch dem Rest kann ich mich anschliessen – wenn ich sehe, wie traurig da manche deutsche “Grossstädte” sich darstellen :/ – schön zu sehen auf der ITB in Berlin, und auch auf jeder kleineren Reisemesse!

  7. Schade dass in Deutschland gutes Design mehr oder weniger als Geldverschwendung angesehen wird. Da spielt wohl auch der Neidfaktor unserer Gesellschaft eine große Rolle. Deutschland mangelt es außerdem an Feingeistigkeit und an einem grundlegenden Sinn für Schönheit. Ich werde auswandern.

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