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Neues Corporate Design für Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Logos
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Logos, Quelle: FAU

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 1742 gegründet und ein Jahr später in Erlangen angesiedelt, stellt derzeit auf ein neues Corporate Design um. In diesem Zuge wird auch das vor zehn Jahren eingeführte Logo (dt berichtete) gegen eine modifizierte Version ausgetauscht.

Zu Beginn des Wintersemesters 2021/2022 führt die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ein neues visuelles Erscheinungsbild ein. Das neue Erscheinungsbild ist Teil des kürzlich vorgestellten Strategiekonzepts „#FAU2025“, mit dem die Universität zukunftsfähig und fit für den Wettbewerb gemacht werden solle. Mit Hilfe einer modernen Kommunikation wolle man auch weiterhin die Stellung als innovationsstarke Universität behaupten, wie FAU-Präsidenten Prof. Dr. Joachim Hornegger im Interview im Uni-eigenen Magazin erklärt.

Die letzte signifikante Anpassung des Corporate Designs der Uni erfolgte vor zehn Jahren (dt berichtete). Im Gegensatz zu bisher besteht die neue „FAU“-Wortmarke nicht nur aus Horizontalen, sondern auch aus Vertikalen. Die Linien bilden Verbindungspunkte, kreuzen einander oder laufen ineinander über. Auf diese Weise wolle man das Profil der Universität zum Ausdruck bringe, welches sich durch Perspektivwechsel, Offenheit, Vernetzung und Dynamik auszeichne, so Hornegger weiter. Der bisher verwendete Claim „Wissen in Bewegung“ ändert sich im Zuge des Redesigns in „Wissen bewegen“.

Friedrich-Alexander-Universität ErlangeLogo – vorher und n…
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Logo – vorher und nachher, Bildquelle: FAU, Bildmontage: dt

Auch weiterhin fungiert die „FAU“-Wortmarke im Umfeld von Social Media als alleiniger Absender (Abb. oben). In diesem Fall ist die Wortmarke invers gesetzt auf blauem Grund. Als Standardlogo kommt hingegen die Version einschließlich der Universitätskennung zur Anwendung. Anders als bisher ist die Universitätskennung nicht mehr in der Helvetica, sondern in der FAU Sans gesetzt, der neuen Hausschrift der Uni.

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Siegel – vorher und nachher
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Siegel – vorher und nachher, Bildquelle: FAU, Bildmontage: dt

Neben dem Logo, der Wortmarke, der Typo, den Farben und weiteren Marken-Asstets wurde auch beim Uni-Siegel Hand angelegt. Wie es seitens der Uni heißt, habe man alle Details behutsam optimiert. Der Name und das Gründungsjahr sind fortan Bestandteil des Siegels. Die Darstellung der beiden Namensgeber (Friedrich von Brandenburg-Bayreuth und Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach) wurde vereinfacht und die Linienführung begradigt. Die umgebenden Ringe wurden entfernt. Die Anpassung erfolge, da man so den Anforderungen heutiger Medien besser entspreche. Das Ergebnis sei heller, frischer, sympathischer.

Entstanden ist das neue Erscheinungsbild in Zusammenarbeit mit dem Markendesigner Claus Koch.

Kommentar

Nach zehn Jahren das visuelle Erscheinungsbild zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen, ist grundsätzlich eine sehr gute Idee. Denn Farb- und Formempfinden verändern sich im Lauf der Zeit. Eine Marke, die weiterhin als modern und attraktiv angesehen werden soll, muss sich verändern. Und das gilt auch für eine Bildungs- und Forschungseinrichtung, die, ebenso wie Unternehmen, im Wettbewerb steht.

Die neue Logoform gefällt, denn sie ist eigenständiger als die konventionelle Darstellung rein mit horizontalen Linien, wie sie auch das IBM-Logo auszeichnet. Aus der Distanz und in kleiner Darstellung wirkt die bisherige FAU-Wortmarke unscharf, beziehungsweise entsteht der Eindruck als sei dieser Distortion-Effekt beabsichtigt. Unschärfe/Ungenauigkeit kann sich eine um Exzellenz bemühte Hochschule nicht leisten.

Das spannendste an dem Redesign ist zweifellos die Überarbeitung des Universitätssiegels. Ein Redesign, das polarisieren dürfte. Manch einem wird die starke Vereinfachung zu weit gehen, da nämlich der Grundcharakter verloren gegangen ist, anderen womöglich nicht weit genug, da das Illustrative geblieben ist. Die Überarbeitung eines historischen Siegels ist ein heikel Ding, möchte man sagen. Die Arbeit ist diffizil, in jede Richtung, handwerklich, formal-ästhetisch und vor allem (unternnehmens)politisch. Denn mehr noch als ein Logo ist das Siegel, ähnlich wie städtische Wappen, aufgrund seiner Historie Projektionsfläche für Wertevorstellungen. In der Regel dienen Universitätssiegel über mehrere Generationen hinweg als Absender. Dementsprechend emotional aufgeladen ist ein solches Zeichen. Da Siegel im politischen Sinne ein heißes Eisen sind, werden sie deutlich seltener erneuert als Logos, so jedenfalls meine Einschätzung.

Einige Universitätsleitungen entscheiden sich im Zuge der Auffrischung ihres visuellen Erscheinungsbildes dazu, das Siegel lieber unverändert zu lassen. Bei der Uni-Rostock etwa blieb das Siegel im Zuge des Redesigns unangetastet. An der Uni Bozen wurde hingegen das Siegel gegen ein neues, vereinfachtes und modernes Logo ausgetauscht – lediglich in wenigen Anwendungsfällen kommt das Siegel weiterhin zum Einsatz.

Bei der Logogestaltung ist Vereinfachung unerlässlich und gewissermaßen oberste Pflicht. Ein Siegel hingegen hat andere Aufgaben und kommuniziert auch andere Werte. Logo ≠ Siegel. Bei einem Uni-Siegel geht es weniger um Kenntlichmachung der bloßen Absenderschaft, denn diese Aufgabe übernimmt bereits das Logo, sondern vielmehr darum, Qualität, Status, Tradtion und Exzellenz zu artikulieren. Da sich das Ansehen und Renommee einer Universität sehr oft und stark aus der Geschichte der Hochschule heraus speist, ist der über die Formgebung des Siegels hergestellte Bezug zur Geschichte wesentlich. Eine geschichtsträchtige Hochschule darf ihre Vergangenheit gerne mit Stolz und durchaus mit gewissem Pathos nach außen tragen.

Die im Kreis angeordneten Lettern und Zahlen – in einem heraldischen Wappen als Panier bezeichnet – sind im neuen FAU-Siegel zwar leserlicher, allerdings ist Leserlichkeit sowohl bei einem Logo wie auch bei einem Siegel aus den genannten Gründen vernachlässigbar, zumal diese Zeichen in der Regel niemals alleine in Erscheinung treten und sich die Absenderschaft der jeweiligen Entität bereits aus dem Anwendungskontext heraus erklärt. Wenn mir beispielsweise eine Abschlussurkunde seitens der Hochschule überreicht wird, ist mir als Empfänger der Absender bereits bekannt.

Die vergleichsweise starke Vereinfachung des FAU-Siegels geht aus meiner Sicht viel zu weit. Denn mit der neuen Form geht nicht nur der Charakter und die mit dem alten Zeichen verbundenen Werte verloren, das neue Zeichen ähnelt in Aufbau und Erscheinung obendrein stark dem Logo der Humbold-Universität zu Berlin. Auch in Berlin wurde im Zuge des letzten Redesigns der umgebende Ring entfernt (siehe Darstellung). Die Entfernung der Ringe beim FAU-Siegel hat die Ähnlichkeit der beiden Zeichen noch verstärkt. Während die Weiterentwicklung der FAU-Wortmarke mehr Eigenständigkeit hervorgebracht hat, geht im Zuge der Überarbeitung des Siegels viel Charakter verloren.

Wie könnte man es besser machen? Ich denke, dass ein Uni-Siegel nicht reflexhaftig auf Reduktion getrimmt werden sollte. Eine behutsame Verbesserung der Darstellungsqualität und Druckfähigkeit ist hingegen sinnvoll. Eine solche unter Beibehaltung des Charakters vollzogene Feinjustierung, die zu einem besseren Ergebnis geführt hat, wurde beispielsweise 2005 an der Uni Wien vorgenommen.

Im visuellen Erscheinungsbild der Universität Heidelberg, der ältesten Uni Deutschlands, ist ein detailreiches Siegel das zentrale Gestaltungselement. Im Jahr 2012 wurde es zuletzt überarbeitet (KMS Team), allerdings nicht im Sinne einer Reduktion, wie sie bei der Logogestaltung angewandt wird, sondern vielmehr im Stile einer Reinzeichnung, bei der die vielen Details sauber herausgearbeitet wurden. Im Ergebnis steht ein einzigartiges, unkonventionelles visuelles Erscheinungsbild, das über eine hohe Wiedererkennbarkeit verfügt und das zurecht mit zahlreichen Designpreisen bedacht wurde. Auch anhand der genannten Beispiele ist gut zu erkennen, wie unbedeutend die Kriterien Leserlichkeit und Einfachheit bei einem Siegel sind.

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Dieser Beitrag hat 11 Kommentare

  1. Das neue Logo ist mir ein wenig zu zu kleinteilig und verschachtelt. Dadurch wirkt es für mich unaufgeräumt.
    Das Siegel ist mir auch viel zu stark überarbeitet worden. Es sieht zwar so erst mal ganz gut aus, aber bei genauer Betrachtung ist hier alles Wesentliche entfernt worden. Dass die Kleidung der zwei Personen komplett reduziert wurde, stört mich sehr. Ein gesellschaftlicher Status der Herren ist hier nicht mehr ablesbar. Ausserdem sieht die neue, angedeutete Kleidung sehr fiktiv und unrealistisch aus.
    Also alles in allem ist das neue Corporate Design nicht mein Ding.

  2. „Die Linien bilden Verbindungspunkte, kreuzen einander oder laufen ineinander über. Auf diese Weise wolle man das Profil der Universität zum Ausdruck bringe, welches sich durch Perspektivwechsel, Offenheit, Vernetzung und Dynamik auszeichne […]“
    So spannend ich solche Perspektivwechsel finde, möchte ich dennoch noch zu bedenken geben, dass hierdurch sog. Unmögliche Figuren entstehen, die möglicherweise die o. g. Werte konterkarieren. Paradoxa, optische Täuschungen, Verzerrung versus Erkenntnisgewinn, Empirie und Klarheit, die durch Forschung und Wissenschaft erreicht werden wollen.

    1. Vielen Dank für den Kommentar Harmen. Ein interessanter Einwand. So wirklich konkret unmöglich, in etwa wie das Penrose-Dreieck, ist die FAU-Wortmarke aber nicht, oder? Es ist schon so, dass an bestimmten Stellen, dort, wo die Linien Querverbindungen bilden, ein flüchtiger Moment von Räumlichkeit entsteht. Es ist deutlich zu spüren, wie das Auge beim Betrachten nach sinngebenden Strukturen Ausschau hält. Ein Spiel mit der Dreidimensionalität, wenn man so will. Im Corporate Design ist ein solches Zeichen etwas sehr wertvolles, eben, weil sich das Auge mit der Gestalt auseinandersetzt. Dadurch brennt es sich gewissermaßen ein und bleibt stärker in Erinnerung.

  3. Das Linienspiel des neuen Logos halte ich für überraschend gelungen. Nicht nur, dass es höchst interessant aussieht, auch gibt die verbindende Linienführung dem Logo optische Tiefe.

    Beim Siegel hätte ich mir auch mehr Mut zum Erhalt verschiedener Elemente des klassischen Signets gewünscht. So würde zB eine Schattierung der beiden Köpfe dienlich gewesen, um deren Präsenz zu erhöhen. Oder den Erhalt der ursprünglichen Typo, um dem historischen Gewicht Respekt zu sollen.

    1. Ich stimme überein. Im Großen und Ganzen finde ich das neue Logo gelungen. Auf keinen Fall jedoch, wie die Fakultäten in das Logo eingebunden werden. Hier vlt noch im Beitrag gern darauf eingehen. Die dort gewählten Farben und Anordnung ist eine Schmach fürs Auge. Nach 10 Jahren hatte ich mich an das erste neue Logo gewöhnt und es akzeptiert, aber ich erinnere mich stark an die Aversion beim Kennenlernen, eben weil es 1:1 IBM war. Die Auffrischung des Siegels hingegen, könnte durch einen vollständigen Ersatz tatsächlich ein Schuss nach hinten sein. Auf Merch oder digitalen Formaten stelle ich mir das neue Siegel sehr attraktiv vor. Auf Briefunterlagen oder Urkunden hingegen nimmt es eben von dieser “Qualität, Status, Tradtion und Exzellenz”.
      Fremde könnten zudem auf die Website stoßen und meinen, die Uni sei noch jung. Etwas, was mich bei ausländischen Unis immer sofort abgestoßen hat bei meiner Wahl im Auslandsjahr.
      Obwohl ich nicht nach Harvard, Cambridge oder Oxford bin – Archetyp Universitäten, wie sie im Fernsehen suggeriert werden – erfüllte es mich zum ersten Mal mit Stolz als ich meine ersten FAU Unterlagen als frischer Studi bedruckt mit dem traditionellen Siegel erhielt. Auch ich studierte nun hier in Franken an einer Universität mit Tradition. Ich hoffe das geht für neue Studierende nicht verloren.

  4. M. C. Escher lässt grüßen.

    Die Buchstaben „F“ and „A“ sind paradoxe Raumkonstruktionen, das „U“ eine zwar nicht widersprüchliche, aber eine dennoch schräge solche.

    Für Lettern im Logo vollkommen ungeeignet.

    Unausgereift. Zurück geben, neu machen, und bitte einem anderen Komilitonen übertragen.

    1. Für Lettern im Logo vollkommen ungeeignet.
      Unausgereift. Zurück geben, neu machen, und bitte einem anderen Komilitonen übertragen.

      Weshalb ist die Gestalt der Lettern aus Ihrer Sicht ungeeignet? Butter bei die Fische. Mehr Substanz, weniger heiße Luft und Bashing, bitte. Danke. #Designkritik

      1. Zu kleinteilig.

        Stück für Stück. Der obere Querstrich des F weist nach schräg-hinten, der mittlere nach schräg-vorne. Der Abstrich weist am unteren Ende nach unten-hinten, der Knick obere nach oben-hinten statt nach oben vorne. Das für sich ist Stoff für ein interessantes Perspektivparadoxon.

        Ähnliches gilt für die Abstriche des A und dem irritierenden Querstrich, von dem man nun gar nicht weiß, wie er „eigentlich gehört“.

        Das U wiederum hat an den oberen Abschlüssen eine Neitung nach oben-hinten“, gleichzeitig ist die Punze (das Wort hab ich hier im Blog gelernt) eine Schräge nach hinten-oben.

        Alle drei Formen – für sich alleine – haben Anlage zu Prägnanz, lassen sich entwickeln. Aber die drei Formen „kennen sich nicht“. Sie stehen nebeneinander wie gestreifte Sträflinge.

        Das Logo bildet einfach keine „Gestalt“.

  5. Ui, sehr cool, gefällt mir ausgesprochen gut.
    Flach, aber doch 3-Dimensional,
    einfache Linien, aber doch sehr komplexe Gebilde.

  6. Zum Logo: Ich finde die Entwicklung aus dem alten Logo, insbesondere unter Berücksichtigung der Erklärung (Perspektivenwechsel, Dynamik) sehr spannend. Meines Erachtens ist es hier durchaus gelungen, ein zweidimensionales Logo auch dreidimensional wirken zu lassen. Und wenn das die Absicht war, dann ist Lesbarkeit der Buchstaben offensichtlich unwichtig.
    Mir persönlich gefällt es.

    Spannend finde ich ja das Bild mit der Adidas-Kollektion. 3 Striche im Logo passen da ja sehr gut zu.

    Zum Siegel: Ich muss zugeben, dass ich allgemein ein Fan der Reduktion bin und meines Erachtens macht diese auch Sinn, wenn das Siegel prominenter in der Hochschulkommunikation auftreten soll.
    Allerdings stimme ich auch dem Argument zu, dass ein Siegel im Gegensatz zum Logo eine gewissen “ewige” Lebensdauer haben sollte.
    Ich hätte mir vllt die Integration der Kontur aus dem alten Siegel gewünscht. Hätte meines Erachtens auch als Ergänzung zum Logo gepasst, wenn es in der Stärke etc. angepasst gewesen wäre.

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