AEG, eine seit 1994 zum schwedischen Konzern Electrolux gehörende Haushaltsgerätemarke, hat seit wenigen Tagen einen neuen Markenauftritt. AEG bekommt damit auch ein neues Markenzeichen und verabschiedet sich von einer mehr als 100-jährigen Logo-Ikone.
Derzeit präsentiert Electrolux auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin unter dem Markennamen AEG nicht nur neue Produkte bzw. Produktlinien, auch der neue Markenauftritt feiert hier seine Premiere. Bereits im Juli dieses Jahres hatte sich, wie ich per Tweet mitgeteilt hatte, ein Redesign abgezeichnet. Die letzte Neupositionierung fand im Jahre 2010 statt (dt berichtete).
Die im Jahre 1912 vom Corporate-Design-Pionier Peter Behrens geschaffene AEG-Wortmarke macht nun Platz für einen serifenlosen Schriftzug. Gleichzeitig entfällt die vom Schweizer Grafiker Carlo Vivarelli 1961 gestaltete, vorgestellte Electrolux-Bildmarke, ein stilisiertes „E“. Der direkte Bezug zum Mutterkonzern wird damit aufgelöst.
Was bleibt, sind die Farbe Rot sowie ein ähnlicher Kontrast innerhalb der Strichstärken. Nicht unbedingt puristisch, aber doch vereinfachter. In der Anmutung kantiger und schärfer, was – nicht nur im Logodesign – als Ausdruck von Präzision interpretiert werden kann. So hat die Marke AEG jedenfalls noch nie ausgesehen.
Wobei es die eine AEG-Marke schon lange nicht mehr gibt. AEG ist heute eine für Konsumenten nur schwer zu durchschauende Markenhüllen-Welt. So gehört beispielsweise AEG Haustechnik (Durchlauferhitzer, Wärmepumpen, u.a.) seit 2002 zur Stiebel-Eltron-Gruppe, während Elektromaschinen unter der Marke AEG Powertools von dem im Hong Kong ansässigen Unternehmen Techtronic Industries vertrieben werden. Lizenzgeber ist im letzteren Fall Electrolux. AEG Hausgeräte wie z.B. Waschmaschinen, Herde und Kühlschränke werden heutzutage [fast ausschließlich] in Ländern wie Polen, Ungarn und Italien produziert, außerhalb Deutschlands also. Die Darstellung der AEG-Logohistorie hegt aus oben genannten Gründen keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, bietet jedoch einen Überblick.
Verantwortlich für die neue Markenidentität zeichnet die Agentur Prophet (London). Das Messestandkonzept zur IFA 2016 kommt von D’art Design Gruppe.
Kommentar
Es ist nur konsequent, dass die Behrens’sche Serifen-Wortmarke in den Ruhestand geschickt wurde*. Nicht, dass eine solch formvollendete Wortmarke nicht mehr zeitgemäß wäre. Die Wahrheit ist jedoch, dass die AEG-Marken von heute mit dem im Jahre 1883 in Berlin gegründeten Unternehmen nur noch wenig gemein haben. Blaupunkt, Bauknecht, Telefunken, Grundig und eben auch AEG – alles ehemalige deutsche Unternehmen, die nunmehr in ausländischer Hand befindliche Vertriebsmarken sind.
Grundig-Fernseher werden in der Türkei (Beko) hergestellt, Braun-Kaffeemaschinen in Italien (De’Longhi), Bauknecht-Waschmaschinen in Italien (Whirlpool/Indesit) und AEG-Waschmaschinen in Polen (Electrolux). In das Ausland verlagerte Produktionsstätten werden in der inszenierten Markenwelt nicht gerne an die große Glocke gehängt. Es sei nicht wichtig, wo entwickelt werde, so etwa Jens-Christoph Bidlingmaier, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bauknecht Hausgeräte GmbH.
Letztendlich sind es wir Konsumenten, die derlei Traditionsmarken-Hüllen möglich gemacht haben. So bitter das ist: das eigene Portemonnaie scheint einem oftmals näher als faire Arbeitsbedingungen an den Produktionsstandorten. Designgeschichte, die Wirtschaftsgeschichte dokumentiert, die wiederum ein Gesellschaftsbild wiedergibt. Insofern ist es passender, das Logo auszutauschen als es beizubehalten. Davon abgesehen fügt sich das vereinfachte Logo tatsächlich gut in den gesamten Markenauftritt, der, getragen vom hohen Schwarzanteil, Hochwertigkeit vermittelt.
Mediengalerie
Weiterführende Links
- Electrolux unveils new look and product ranges for AEG brand | newsroom.electrolux.com
- Neue Premium-Produkte und exklusive Konsumentenerlebnisse: AEG schärft den Markenauftritt | newsroom.electrolux.com
* zumindest innerhalb der schwedischen Electrolux-Gruppe
Kann deinem Kommentar nur zu 100% zustimmen.
Leider ist bei Bosch/Siemens auch nicht alles in bester Ordnung was die Langzeitqualität angeht. Aber das Thema betrifft heutzutage alle Hersteller, über alle Sortimente hinweg.
Zum Thema: Auf den ersten Blick war ich schockiert. Man hängt als Berliner irgendwie dran. Aber man muss zugeben, dass es in der Anwendung funktioniert und die meisten Konsumenten den Unterschied nicht sehen werden, da essentielle Gestaltungsmerkmale in die neue Wortmarke überführt wurden.
Es ist schon erschreckend, zu realisieren, dass derartige Zombie-Verpackungen uns immernoch lebendige Marken vorgaukeln. Wer sich nicht mit der Materie beschäftigt, denkt wohl heute noch, dass er Qualität aus Deutschland einkauft und dabei die Wirtschaft vor der Haustüre ankurbelt, “und das noch zu günstigen Preisen!” – Das Gegenteil ist der Fall.
Das neue Logo selbst ist nicht mehr ganz so klobig. Mir kommt es aber trotzdem einen Hauch zu schmal vor. Aber wie schon gesagt wurde, der Hausfrau von Nebenan wird hier kein Unterschied auffallen und sie wird weiterhin voller Stolz in ihrer “deutschen” Spülmaschine waschen…
Auspacken Einschalten Garantiefall …kleiner Scherz ;-)
Zunächst natürlich etwas ungewohnt und nur auf dem Bild
Auf den zweiten Blick – und vor allem in der Umsetzung z.Bsp. am Messestand – ganz annehmbar.
Mir persönlich hätte die Schrift/das Logo aber trotzdem noch ein wenig breiter sein dürfen
Also, mir gefällt’s auf den ersten (und zweiten) Blick gut. Die neue Wortmarke wirkt modern und durch die stärkere vertikale Ausrichtung – gerade im direkten Vergleich – nicht mehr ganz so behäbig.
Das neue Logo weiß zu gefallen. Insbesondere die rote Wortmarke in Kombination mit dem schwarzen Hintergrund gefällt mir richtig gut. Bei näherer Betrachtung des Logos frage ich mich allerdings , ob das E nicht noch ein wenig nach rechts gesetzt werden müsste ?
AEG Backöfen und Kochfelder werden noch in Deutschland (Rothenburg ob der Tauber) gebaut. Die Aussage, dass alle AEG Hausgeräte aus dem Ausland kommen ist im Artikel also falsch und sollte korrigiert werden.
Danke für die Ergänzung, Thomas.
Da an keiner Stelle im Text die Aussage getätigt wird, ausnahmslos „alle AEG Hausgeräte“ würden aus dem Ausland kommen, braucht auch nichts korrigiert zu werden.
“AEG Hausgeräte wie z.B. Waschmaschinen, Herde und Kühlschränke werden heutzutage in Ländern wie Polen, Ungarn und Italien produziert, außerhalb Deutschlands also.”
Der Text wäre nur dann falsch, wenn Rothenburg der einzige Standort weltweit ist, an dem AEG-Herde hergestellt werden. Werden in Åšwidnica (Polen), Porcia und Solaro (beide Italien) oder an anderen Standorten außerhalb Deutschlands tatsächlich keine AEG-Herde produziert, und sei es nur für den US-amerikanischen oder den asiatischen Markt? Das möchte ich bezweifeln.
In der Gebrauchsanweisung zum AEG-Kochfeld HK312000MB findet sich beispielsweise die folgende Angabe zum Herstellungsort:
Lieber Achim,
im Artikel steht, wenn man den Satz umstellt: »AEG-Haushaltsgeräte werden heutzutage außerhalb Deutschlands produziert, in Ländern wie Polen, Ungarn und Italien.«
Wenn auch in Rothenburg ob der Tauber Haushaltsgeräte AEG-Haushaltsgeräte hergestellt werden, ist die Aussage falsch. Sie schließt einen deutschen Produktionsort aus, sie lässt nur ausländische Standort zu. Sicherlich hast Du es anders gemeint als formuliert, das kommt doch jedem mal unter.
Nebenbei: Was verbindet »Länder wie Polen, Ungarn und Italien«, dass Du sie zusammenfasst? Außer dass sie Unionsinland und für Deutschland Ausland sind? Die Solaris-Busse kommen aus Polen, die Ferraris aus Italien, die besten Rennräder und Komponenten ebenso “” die können also Maschinenbau!
Länder wir Polen, Ungarn und Italien sind EU-Länder, also nicht z.B. China, Vietnam oder Indien. Auch diese drei Länder sind sehr unterschiedlich, zeichnen sich aber z.B. durch vergleichsweise geringere Lohnkosten aus.
Man sollte in die Zusammenfassung nicht mehr reininterpretieren, als drin ist.
Johannes, die Aussage, dass AEG-Haushaltsgeräte heutzutage außerhalb Deutschlands produziert werden, ist keinesfalls falsch, wohl eher unpräzise. Es fehlt lediglich der Hinweis, dass auch in Rothenburg Geräte hergestellt werden. Daher ja auch mein Dank an Thomas, der diese Info ergänzt hat.
Es verbindet sie der Umstand, dass es dort Werke von Electrolux gibt. Es ist, wie intermalte treffend bemerkt, keine andere Intention bzw. Interpretation meinerseits damit verbunden.
Um das Thema abzuschließen hab ich an entsprechender Stelle im Artikel ein „fast ausschließlich“ ergänzt.
Eine gelungene Überarbeitung, die ein sehr stimmiges Gesamtbild ergibt. Der neue rote Schriftzug drückt tatsächlich Präzision und Eigenständigkeit aus. Vor allem aber erfüllt er das, was eigentlich längst überfällig war: er zeigt dass AEG von heute, nichts mehr mit dem Unternehmen von damals zu tun hat. Er bricht somit mit einem “visuellen Versprechen” das der alte Schriftzug vermittelt hat – das ist konsequent, authentisch und fast schon ehrlich.
Saubere Sache. Hier war jemand dran, der sein Handwerk versteht.
@ A. Karl
Naja, dass hier jemand sein Handwerk versteht kann ich nicht zu 100% unterschreiben:
Die Wortmarke weißt meiner Meinung nach sichtbare handwerkliche Mängel auf. Der linke Schenkel am A wird optisch nach oben hin dicker, das E sitzt näher am G als am A, und der Bogen am G läuft so waagerecht aus, dass er sich bereits wieder nach oben zu biegen scheint. Dieser Effekt hätte mit einer ganz leichte Krümmung optisch korigiert werden müssen. Darüber hinaus finde ich den Overshoot am G nicht ausreichend, sodass es von der Grundlinie abzuheben scheint.
Zudem kippt das G optisch nach links.
Aber das sind schon Klagen auf hohem Niveau. Der erste Eindruck ist meiner Meinung nach trotzdem gut. Und die Version von Peter Behrens hatte auch ihre Mängel, da haben wir uns nur dran gewöhnt.
Es ist erstaunlich, was man bereits mit nur 3 Buchstaben alles im Feinbereich falsch machen kann.
No kidding. Die Beobachtungen von Herrn Karl sind richtig und verraten die gute alte Schule der handwerklich korrekten Typografie.
Ob Punzen und Zwischenräume wirklich passen, erfährt man nicht am Bildschirm, sondern wenn man das Typologo/den Buchstabencluster in Feinvarianten auf einem ausreichend großen Format ausdruckt, nebeneinander an eine Wand ohne unruhige Umgebung hinhängt und sich die Ergebnisse in verschieden großen Entfernungen ansieht. Auch mal Augen zukneifen.
Ich weiß nicht, ob diese Schule des Sehens noch gelehrt wird – oder ob Studenten nur noch am Rechner sitzen.
Dass der linke Schenkel nach oben hin dicker wird kann ich beim besten Willen nicht sehen. Das einzige, was mich am Schriftzug wirklich stört, ist, dass das G nach links kippt, was ja auch schon gesagt wurde. Insgesamt finde ich es gelungen.
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Oh weh oh weh …
Da hat man sich wieder nicht getraut, wenn schon dann richtig modern zu werden.
Das ist doch fast schon kleinkariert, einige Elemente des Behrens-Logos in das neue zu übertragen: der links oben beginnende Anstrich des A, die abgeschrägten Querbalken des E, das G ist eine mittlere Katastrophe.
Wo ist der Mut zum Neuen??? Gähn!
[…] Anpassung, hin zu einem gedeckten Farbton, der Wertigkeit vermitteln soll, ist nachvollziehbar. AEG vollzog interessanterweise eine farbliche Anpassung in umgekehrter Reihenfolge, also hin zu einem […]
[…] einen derart massiven Strukturwandel vollzieht, sollte man in Betracht ziehen, ähnlich wie bei AEG Hausgeräte, konsequenterweise dann auch das Markenzeichen abzulegen. Denn das alte Zeichen repräsentiert […]