Neuer Markenauftritt für Trussardi
Trussardi hat seit Kurzem ein neues Logo. Vor dem Hintergrund veränderter Besitzverhältnisse und einem Wechsel der kreativen Leitung ändert sich nun auch der Markenauftritt der italienischen Modemarke.
Die vergangenen Jahre standen für das Modehaus Trussardi im Zeichen des Wandels. Im Frühjahr 2019 verkaufte die Trussardi-Familie die Mehrheit ihres Unternehmens an die italienische Beteiligungsgesellschaft QuattroR (Mailand). Damit einher ging eine Neupositionierung von Trussardi als „lifestyle brand“. Seit Oktober 2020 leitet der Amerikaner Sebastian Suhl als CEO das Unternehmen. Im Mai 2021 wurde das Berliner Designer-Duo Benjamin Huseby und Serhat Işık zu den Kreativdirektoren von Trussardi ernannt. Das von ihnen gegründete Label „GmbH“ führen Huseby und Işık auch weiterhin.
Dem veränderten personellen Wechsel und der strategischen Neupositionierung der Marke folgt nun eine Umstellung auch auf der visuellen Ebene. Auf der Website und im Umfeld von Social Media hat das Modehaus vor wenigen Tagen das Logo gegen eine modifizierte Version ausgetauscht. Neben dem Logo, hierbei handelt…
Bei der Schrift: Sehe ich genauso
Beim Logo: Ist doch super, so werden Spitze, Auge und Ohr zu einer schnittigen Flucht
Danke für diesen Artikel. Ich unterrichte Schriftgestaltung an einem Berufskolleg für angehende Grafiker. Diese gegenüberstellung vorher nachher macht deutlich wie wichtig ein gutes gutes Auge beim Spationieren ist, gerade bei der Gestaltung von Wortmarken. Die Kritik an dem neuen Trussardi Logo kann ich voll und ganz nachvollziehen.
Es freut mich sehr, dass sich nicht jede Traditionsmarke dem serifenlosen Trend hingibt, das halte ich für einen guten und richtigen Weg. Der neue Trussardi-Schriftzug ist sicherlich einfacher in der Handhabung, hat einen schönen Strichstärkenkontrast und wirkt absolut eigenständig. Dass hier typografisches Feingefühl zu kurz kam, ist hingegen äußerst bedauerlich. Ich habe oft das Gefühl, dass in unserer schnelllebigen Zeit für viele das nicht mehr so wichtig zu sein scheint. Es scheint egal zu sein dass Wörter mit Lücken mal eben auf Instagram aufploppen, denn sie sind bald wieder weg und keiner sieht sie lang. Qualität und Anspruch sollten aber auch hier stimmen, denn langfristig wird diese „Husch husch“-Strategie einer Marke stets mehr schaden als nützen.
Die Bildmarke bisher ist ja der Wahnsinn, dass sich dieser comicartige Hund bis heute gehalten hat, ist fast schon wieder Kult. Die neue Bildmarke wird sicherlich dem neu gesetzten Anspruch gerechter, wobei ich gespannt bin, wie Fans der Marke das sehen. Was mich allerdings sehr überrascht, sind die formalen Richtungen in die Bildmarke und Wortmarke gehen, auch wenn sie offensichtlich nicht gemeinsam, nebeneinander auftreten. Ich frage mich, warum man nicht Details am Hund (wie z.B. das Ohr) stärker an den Duktus der Schrift angeglichen hat (z. B. an das Bein des R)!? Damit hätte man unter Umständen auch die eigenwillige Lücke harmonischer lösen können.
Alles in allem ist die Überarbeitung sicherlich ein guter Ansatz, hätte aber noch so viel mehr werden können. Vor allem die Ausarbeitung der Details hätte mehr Aufmerksamkeit verdient – aber vielleicht ist das ja noch in Arbeit.
ganz neu ist die vereinfachte darstellung des windhunds nicht: https://alchetron.com/cdn/trussardi-b0ea21cf-4d78-448a-add1-c8730ac16a0-resize-750.jpeg – auch gut, dass man sich 111 jahre nach gründung in-house nicht gänzlich ins arial-nirvana botoxte – aber wenn man stattdessen nunmehr
jedoch BARCADIs altes logo-kleid aufträgt, hätte man es wohl besser von einem schneider vom fach ändern lassen sollen… – mehr als befremdlich, dass ein weltkonzern dafür 2022 keine namhafte agentur beauftragte, mehr als befremdlich das ein ceo der branche derartiges auch noch stolz präsentiert.
…zeigt doch eindeutig, dass da viel Handwerk bei der Typographie verloren gegangen ist durch die schnelle Computerei….Der Blick ist bei vielen Graphic Designern nicht mehr geschärft…
Die neue Bildmarke ??? Na Ja.
Hmmm… ja… klingt recht pauschal, Deine Kritik, lieber Michael, so ein wenig nach „früher war alles besser“, als Schriftzeichen noch mit Letraset per Hand gesetzt wurden. Aber die Aussage, wonach durch den Einsatz digitaler Medien generell Gestaltungsqualität verloren gegangen sei, lässt sich kaum belegen. Sämtliche Anwendungen für digitale Medien und im Grunde auch alle Anwendungen im Print entstehen heutzutage nun einmal am Computer und mit Hilfe digitaler Werkzeuge. Die Gestaltungsqualität ist dadurch sicherlich nicht generell schlechter geworden.
Der Designprozess wie auch der Entwurfsvorgang haben sich verändert. Noch vor 20 Jahren war Gestaltung vor allem jenen vorbehalten, die über teure DTP-Programme samt entsprechender Hardware verfügten und die zudem ein Studium absolviert haben. Heute kann im Grunde jeder entwerfen, zumindest potentiell, wer über ein Smartphone verfügt -> Demoktratisierung des Designs. Vieles, was man heute sieht, wurde nicht von ausgebildeten Gestaltern erstellt.
Hinzu kommt, dass im Zuge der Digitalisierung der Trend zur Spezialisierung in drasstischer Weise beschnleunigt wurde. Früher war mal als Grafiker im Prinzip Ansprechpartner für alles Visuelle. Heute gibt es Designspezialisten für Motion, Gaming, Signage, Typo, Lettering, Social Media, Illustration, Corporate, Info, Editorial, OnAir, Packaging und vielen andern Disziplinen. Diese Segmentierung zeigt sich auch in der Ausbildung auf Hochschulebene. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ein überzeugendes visuelles Erscheinungsbild heute mehr denn je das Ergebnis von Teamwork ist. Stichwort Interdisziplinarität. Kollegen zu konsultieren, die in einer Disziplin mehr Erfahrung und Expertise haben, ist in jedem Fall ein Zeichen der Stärke. Bei Trussardi vermisse ich diese.
Ich bin kein gelernter Typograf/Designer/etc. doch ist auch mein Blick geschärft. Grundsätzlich nimmt jeder Mensch Störelemente (optische Lücken, verschoben etc.) wahr. Der Punkt ist eher wie wichtig es der Person/Personenkreis ist dafür weitere Ressourcen aufzuwenden.
Heute wie IMMER gibt und gab es gute und schlechte Designs. Die Guten haben sich halt nur länger gehalten bzw. der Aufwand war so groß, dass man die Makel eines Designs mit der Zeit einfach ausgeblendet hat.
Eine gute und treffende Analyse sowohl von Wort- als auch Bildmarke.
Erfreulich und positiv zu vermerken finde auch ich, dass man nicht auf den Zug der zunehmend gesichtslosen Grotesque-Wortmarken, die meistens auch noch ohne jeden weiteren „markanten“, manuellen Eingriff fertiggestellt wurden, aufgesprungen ist.
Leider ist man hier trotzdem zu kurz gesprungen und hat die Typografierung mangelhaft finalisiert.
Den simplen Trick, die Augen zusammenzukneifen, scheint man auch nicht mehr anzuwenden, sonst wären einem die Unzulänglichkeiten wie z.B. die schwächelnden S sofort aufgefallen.