Nokia, einst weltweiter Marktführer bei Mobiltelefonen, hat sein Markenlogo geändert. Wie der finnische Telekommunikationskonzern im Rahmen des Mobile World Congress 2023 bekannt gab, habe das Unternehmen in den letzten beiden Jahren mehrere Meilensteine erreicht. Mit Hilfe des neuen Markenauftritts möchte man die Veränderungen nun auch nach Außen hin sichtbar machen.
Für Nokia bedeutet der Wechsel die umfassendste Änderung am Markendesign überhaupt. Das Markenlogo, eine aus Versalien bestehende Wortmarke, war seit den 1980er-Jahren in unveränderter Form im Einsatz. Die Ankündigung zum Rebranding erfolgt im Vorfeld des Mobile World Congress (MWC) 2023 in Barcelona (27.02.–02.03.) – nach Corona-Pandemie bedingten Ausfällen meldet sich die weltweit größte Messe für Mobilfunktechnologie wieder zurück. Getragen von einer neuen Unternehmensstrategie solle der neue Markenauftritt zum Ausdruck bringen, wofür die Marke Nokia steht: „a B2B technology innovation leader pioneering the future where networks meet cloud.“
Auszug der Pressemeldung
Our new visual identity captures Nokia as we are today, with renewed energy and commitment as pioneers of digital transformation. We built on the heritage of the previous logo, but made it feel more contemporary and digital, to reflect our current identity. […] But this isn’t just about what we look like. It’s about our strength in networking, innovation, collaborative partnerships and technology leadership. It’s about our value propositions in current and prospective markets. And most of all, it’s about our people.

Die in 1980er-Jahren eingeführte Wortmarke erfährt ein umfassendes Update. Auch weiterhin ist diese in Versalien gesetzt, allerdings ist die Anmutung eine völlig andere. Bei drei der fünf Lettern wurden Bestandteile der Schriftzeichen entfernt: beim N der Aufstrich, beim K der Stamm und beim A der obere Bereich des Aufstrich. Ein Stilmittel, wie man es auch von anderen Marken mit Technologie/Technik-Bezug kennt, wie Nasa, Samsung, Asus oder Kia. Im Zuge des Wechsels auf eine andere Schriftart wurde zudem die Strichstärke der Lettern reduziert. Die Wortmarke / das Logo wirkt nun weniger schwer und weniger statisch.
Auf der MWC feiert der neue Markenauftritt von Nokia Premiere. Sukzessive erfolge der Austausch des Logos auf Produkten, Medien und an Standorten. Die Website nokia.com wurde bereits auf das neue Erscheinungsbild umgestellt.
Kommentar
Im Kontext Corporate Design / Markenkommunikation hat Nokia lange Zeit nichts von sich hören lassen. Was auch daran liegt, dass sich die Ausrichtung stark von B2C zu B2B verschoben hat. Die Einführung des „Nokia Pure“ Corporate Fonts 2011 war hier im dt die letzte Bewegungsmeldung. Das Warten auf die nächste Bewegung hat sich gelohnt, wie ich finde.
Eine faszinierende Marke, mit einer bewegten Vergangenheit. Und bewegt und lebendig ist nun auch die Nokia-Wortmarke. Senkrechten, Diagonalen, Querstrich und Kreis stehen im Dialog miteinander und erzeugen Spannung und Rhythmik; in meiner Wahrnehmung eine Art kontrapunktischer Klang. Dank gelungenem Kerning und ausgewogenen Buchstabenzwischenräumen wird daraus eine harmonische Komposition, die über ihre „Edginess“ und Schärfe eine ausgeprägte Tech-Affinität vermittelt.
Die Entfernung von Buchstabensegmenten lässt eine Gestaltung entstehen, die mehr ist als lediglich ein Schriftzug: eine Wortmarke, und zwar eine originäre, einprägsame und identitätsstiftende. Was manch Beobachter womöglich als „Lücken“ deutet, ist tatsächlich geschicktes Brain-Work. Denn was das Auge als fehlend deutet, wird in unserem Gehirn mit Sinngebendem ergänzt. So ist es uns selbst dann möglich Texte korrekt zu erfassen, wenn Buchstaben in Wörtern fehlen oder vertauscht sind, bekannt als „Primacy- und Recency-Effekt“. Ein Markenzeichen also, das sich wortwörtlich in die Netzhaut einbrennt.
Die 2011 eingeführte „Nokia Pure“ ist auch heute noch die Hausschrift von Nokia. Die Umstellung von Dunkelblau auf Ultramarinblau als Corporate Farbe war, dem allgemeinen Trend folgend, erwartbar. Ob sich wohl der RGB-Farbtrend irgendwann einmal umkehren wird?
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Auf den ersten Blick definitiv moderner und frisch.
Aber ob es wirklich langlebig sein wird, wage ich zu bezweifeln. Denn dafür ist der “Bruch” zum alten Logo doch zu eklatant und passt nicht so ganz zur neuen Unternehmensphilosophie. Es wirkt eher wie ein “wir müssen irgendwie hipp wirken”!
Ich glaube nicht das sich Nokia damit einen gefallen getan hat, das bisherige Blau aufzufrischen und die Wortmarke marginal ändern/optimieren, wäre ggf. der bessere Weg gewesen.
“Our new visual identity captures Nokia as we are today”
Broken. Incomplete. Left to imagination. (Emoji eines gebrochenen Herzens)
Lean, advancing, moving to completion
Alles eine Ansichtssache ;)
Optisch ist es gefällig, aber bei mir kippt der Schriftzug bei der Betrachtung ständig in “AOKIA” ab. Ich weiß dass das ein N ist, aber mein Hirn schafft es nicht immer, den Buchstaben zu komplettieren. Vielleicht, weil das O daneben rund ist und so kein visuelles Hilfsmittel für den Aufstrich vorhanden ist?
…nach längerem Betrachten stört mich tatsächlich auch das N. Die Modifikation beim A ist ok, das bleibt ein A. Aber das N ist IMHO einen Tick zu radikal. Wenn der erste und letzte Buchstabe eines Wortes gleich erkennbar sind, wird es wesentlich leichter für das Hirn, es sinngebend zu vervollständigen… Vielleicht hätten sie es mit einer Auslassung beim Abstrich als Korrespondenz zum A versuchen sollen…
Ich bin überrascht, wie gut das für einen derart radikalen Schritt funktioniert Mein Gehirn macht da sofort ein Nokia draus und es sieht aus als gehört das sol.
Ich finds gut.
Mein Gehirn macht 7O<IA daraus.
und ich sehe einen Fisch, was ja zu Finnland irgendwie passt.
Es hat nun einen griechischen Touch.
Wirkt auf mich so, als ob jemand da was kaputt gemacht hat.
Passt irgendwie zur Geschichte mit der Handy Abteilung.
Hm, eigentlich gefällt es mir, aber immer wenn ich zu lange auf das neue Logo schaue stört es meinen inneren Monk, dass die Winkel unterschiedlich sind. Immerhin sind die Buchstabenbreiten auf den ersten Blick (bis auf das i, natürlich) symmetrisch. Mir fehlt die mathematische / geometrische Herleitung, aber am Ende finde ich es doch recht gefällig. Logisch, für uns, die wir mit dem alten Logo aufgewachsen sind, ist das eine gewaltige Änderung. Aber für all die Gen-Z und noch jünger war der Neuanstrich überfällig. Jetzt wirkt das Logo nicht mehr “letztes Jahrtausend” ;-)
Diese Art von Logo war in den 2005er bis 2010er Jahren schon mal ein Trend.
Wie es mit Trends jedoch immer so ist, halten sie leider nur eine Zeit an.
Ich könnte mir vorstellen, dass wir in 3-5 Jahren spätestens ein Redesign sehen, was für die Bildung einer neuen Markenidentität nicht unbedingt hilfreich sein wird.
Es bleibt zu sagen: Proof me wrong!
Könntest Du vielleicht, um diese These zu stützen, zwei, drei Beispiele nennen.
Irgendwie passt das Logo nicht zu Nokia. Klar, das alte Logo war zwar angestaubt, aber besser lesbar und vor allem zeitloser als dieses Konstrukt. Es herrschen hier mehrere Elemente vor:
– Das N und das K, wo Teile fehlen
– das O und das I, wo alles dran ist und somit negativ auffallen,
– Und das A, das angeschnitten ist.
Kein Wunder, dass das alte Logo 45 Jahre hielt. Schade drum, war es doch schön anzusehen.
Lesbarkeit ist ein Kriterium, das im Kontext Informationsdesign / UI / Signage, bezogen etwa auf Schriftbild und der Zugänglichkeit von Informationen, relevant und entscheidend ist. Im Kontext Logogestaltung ist Lesbarkeit weniger relevant bis unbedeutend. Denn bei Logogestaltung sind vor allem Kriterien wie Merkfähigkeit, Prägnanz und Eigenständigkeit/Originalität sowie, bezogen auf dessen Anwendung, Gebrauchsfähigkeit, Skalierbarkeit und Flexibilität entscheidend. Logos brauchen nicht gut lesbar zu sein, denn selbst Wortmarken/Typologos wie beispielsweise AEG oder BOSCH wirken nicht wie ein Text, den wir Zeichen für Zeichen, Wort für Wort lesen, sondern sie wirken – in aller Regel – wie ein Bild, das wir flüchtig erfassen. Im Alltag kommt es höchst selten vor, dass Menschen ein Logo, so wie hier im dt, dezidiert begutachten. Allgemein kann man sagen: Ein (Typo)Logo ist mehr ein bildhaftes Zeichen denn ein Wort. Pirelli, Viessmann, Nasa, IBM, General Electric, Cadbury, Kickz, Palm Angels und und und – alles Logos und Wortmarken mit eingeschränkter, zum Teil mangelhafter Lesbarkeit. Dennoch Logos, die sehr eigenständig sind und eine gute bis sehr gute Merkfähigkeit besitzen.
Ja schon Achim, aber das Problem ist, dass man heute eben noch Nokia kennt – lass da mal in 5 Jahren eine:n dann 20jährige:n das Logo sehen und dann frag die Leute was das bedeutet. AOKIA? NOKIA? 7OKIA?
Bin mir ziemlich sicher dass das irgendwann nicht mehr so bekannt sein wird.
Ich finde den Marken-Relaunch komplett daneben. Die alte Wort-Bild-Marke hatte einen solch ikonischen Charakter, der sie förmlich in den Logo-Olymp hievte, der unbezahlbar ist. Wie eben Coca-Cola, Ford, Lufthansa, SONY, NIVEA usw., die geradezu heilig sind. Alle sind wir geprägt von den Nokia-Briketts (oder „Knochen“) der 90er, diese legendären ersten Handys, die uns jahrelang begleiteten. Ein solches Logo auf den Müll zu schmeißen – wie blöd muss man sein! Gerade das kraftvolle NOKIA-Logo gehörte für mich zu den gelungenen Klassikern, die als flackernde Werbung immer wieder in vielen dystopischen Videospielen auftauchen – eine kultischere Verehrung kann es kaum geben. Das bisherige Signet strotzte vor Gediegenheit, Geschlossenheit, Marken-Kraft und größtmöglicher Wiedererkennung. Das neue Logo ist dagegen ein alberner Witz und könnte genauso gut für einen Küchenhersteller oder Sanitätsfachhaus stehen. Schade schade schade …
Aber, genau das ist doch der Sinn, oder? Dass sie sich eben mit diesem Markt (Nokia-Briketts) und der Aura (dystopischen Videospiele) nicht mehr identifizieren können und eine Neuerung anstreben. Dann ist doch genau das gelungen, ob man das neue Logo jetzt gut findet oder nicht.
Ob das deren Absicht war, wage ich zu bezweifeln. Eine einprägsame Marke so leichtfertig in die Tonne zu kloppen, hakte ich für extrem riskant. Gerade das NOKIA-Logo hat sich regelrecht eingebrannt und verewigt – das gelingt wirklich nicht vielen Marken. Und die alte Wortmarke war kompakt, kräftig, zeitlos und ästhetisch gelungen. Jeder kennt sie – weltweit. Nahezu jeder verbindet mit ihr positive Erinnerungen und Emotionen aus Jugendtagen bei den ersten Gehversuchen mit dem mobilen Telefon. Das ist so einmalig und selten! Wie weltfremd muss man sein, das nicht zu erkennen und diese übergeordnete Einzigartigkeit wertzuschätzen. Das neue Logo ist beliebig, schwer lesbar zudem, austauschbar und uninteressant. Sieht sowas von nach x-beliebigem Küchenspülen- oder Kloschüsselhersteller aus … schnarch …