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Neuer Markenauftritt für Mey

Mey Logo, Quelle: Peter Schmidt Group
Mey Logo, Quelle: Peter Schmidt Group

Der Textilhersteller Mey, 1928 gegründet und auch heute noch zu 100 Prozent in Familienbesitz, erhält einen neuen Markenauftritt. Für das in Albstadt in Baden-Württemberg ansässige Unternehmen bedeutet die Umstellung der umfassendste Marken-Relaunch seit 30 Jahren.

Mey versteht sich als einer der führenden Anbieter für hochwertige Damen- und Herrenwäsche. Bis 1984 wurde unter dem Markennamen Mey ausschließlich Damenwäsche hergestellt. Mittlerweile ist das Unternehmen breiter aufgestellt und produziert an fünf Standorten in Deutschland, Portugal und Ungarn. Der Kern der Marke, so Mey-Chef Matthias Mey im Podcast „Der gründe Faden“, habe sich von ehemals klassisch zu „innovativ, anspruchsvoll und verantwortungsbewusst weiterentwickelt (weitere Tipps in Sachen Design-Podcasts gibt es hier).

„In Zukunft soll noch deutlicher unser Anspruch vermittelt werden: Kompromisslose Qualität, die mit jedem einzelnen unserer Produkte fühl- und erlebbar wird.“ Der neue Markenclaim „Speaking Quality“ spiegele die DNA der Marke wider und rücke diesen Anspruch noch stärker ins Zentrum der Kommunikation, wie es im Rahmen der Vorstellung des neuen Markenauftritts heißt. Im Zuge der strategischen Weiterentwicklung wurde das komplette Corporate Design wie auch das Packaging Design überarbeitet.

Mey Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Peter Schmidt Group, Bildmontage: dt
Mey Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Peter Schmidt Group, Bildmontage: dt

Das neue Logo bildet das Herzstück des überarbeiteten Corporate Designs und wird in zwei Varianten eingesetzt. Die Variante mit dem Zusatz „1928“ wird in der Kommunikation der Dachmarke verwendet, wenn kein unmittelbarer Produktbezug gegeben ist. In Verbindung mit dem Produkt kommt das Logo ohne Zusatz zum Einsatz. „Die neue Wortmarke wendet sich in seiner neuen Typik von der serifenlos-progressiven Optik ab und zollt der Unternehmensgeschichte und dem Handwerk Tribut“, wie es im Rahmen der Vorstellung des neuen Markenauftritts heißt. Die Form der Serifenlettern mit ihren Aussparungen entspreche dabei dem Effekt, der entstehe, wenn man eine Schrift auf ein textiles Gewebe sticke.

Auszug der Pressemeldung: „Bei der Entwicklung der neuen Verpackungen wurde die Beratungsleistung von Mey in den Fokus gerückt. So entstand ein Packaging, das durch viele transparente Einblicke dem Händler und Kunden erheblichen Mehrwert bietet. So sind neben einem serienspezifischen Farbleitsystem und der Platzierung von USP-Icons auf der Front Zusatzinformationen integriert, wie z.B. Zertifizierungssiegel und ein QR-Code, der Einblicke in die Produktionskette und Funktionen des Artikels bietet. Des Weiteren wird der Einsatz von Plastik weiter reduziert. Klassische Produktserien werden nicht mehr im Polybeutel, sondern in FSC-zertifizierten Kartons mit hohem Recyclinganteil ausgeliefert. Die überarbeitete Verpackungssystematik ist nicht nur klarer und übersichtlicher gestaltet, sondern spiegelt auch die Wertigkeit und den hohen Qualitätsanspruch von Mey-Produkten wider.“

Realisiert wurde das Rebranding in Zusammenarbeit mit der Agentur Peter Schmidt Group.

Kommentar

Das bisherige Logo wirkt, trotz abgerundeter Kleinbuchstaben, unnahbar. Die strenge Ausrichtung der Striche im 90-Grad-Winkel und die dadurch erreichte Betonung von Vertikalen und Horizontalen, sowie die gleichförmige Dicke der Striche verleihen der Wortmarke einen technophilen Charakter. Sinnlichkeit versprüht diese Wortmarke nicht eben, eher das Gegenteil. Zweifellos erzeugt das Tragen von Kleidungsstücken und die Berührung von Stoffen auf nackter Haut jedoch multi-sensorische Erfahrungen, positive wie negative. Und derlei Erlebnisse übertragen wir bewusst teils unterbewusst auf die jeweilige Marke.

Offenbar war es das Ziel, so würde ich jedenfalls die Veränderung innerhalb der Gestaltung deuten, die Komponente der sinnlichen Erfahrung auch auf das Markendesign und das Logo zu übertragen. Der für Serifenschriften typische Strichstärkenkontrast lässt die neue Wortmarke rhythmischer und organischer erscheinen. Aussparungen und Abstände machen die neue Wortmarke zudem luftiger, leichter und feiner. Feiner gewebt, könnte man sagen. Im Vergleich dazu wirkt das bisherige Logo wie Grobstrickware. Aufgrund der Fragmentierung des „y“, die ein Apostroph oder eine Art Emoticon hervorgebracht hat, ist überdies eine neue Deutungsmöglichkeit entstanden: Ich lese nämlich nun auch „me’“ bzw. „me>’“.

Die Umstellung der Farbgebung von Rosa auf Mint passt in die Zeit. Denn im Rahmen ihrer Kommunikation achten Unternehmen verstärkt darauf, keine stereotype Rollenbilder zu erzeugen, Stichwort Gender Design. Zumal unter der Marke Mey, wie im Artikel beschrieben, schon seit langem auch Produkte für Männer angeboten werden. Ob sich Kunden vom neuen Design angesprochen fühlen, wird sich zeigen, denn die Implementierung des neuen Designs erfolgt erst zum Beginn der Saison Herbst/Winter 2021.

Mediengalerie

Dieser Beitrag hat 12 Kommentare

  1. Seitens der Wortmarke meines Erachtens eine gute Neuentwicklung, genau wie die Farbwahl. Allerdings hätte man vielleicht noch in das Verpackungsdesign investieren können, was so in der Art altbacken aussieht und wahrscheinlich nicht die Zielgruppe ansprechen wird, die auf der Website angeworben wird. Zudem hätte man in Zeiten der Zertifikatomanie auf dieses Pseudo-Qualitätssiegel verzichten können.

    Ich kann mir aber gut vorstellen, dass da der Revolutionswille nicht bei der Peter Schmidt Group sondern bei den »Alten Weißen Herren« im Management von Mey zu suchen ist.

  2. Auch ich finde die Entwicklung sehr positiv. Das integrierte Apostroph soll wohl irgendwie auch den Zusammenhang zur „speaking quality“ liefern. Dieser Claim allerdings will sich mir nicht erschließen. Wieso ‚speaking’? Bei Unter-Wäsche kämen mir alle möglichen Attribute in den Sinn… aber ‚speaking’..?

  3. Da muss ich nun meine Denke überarbeiten – weg von: mey, das sind doch die mit guten Produkten und dem seltsamen Logo. Tatsächlich finde ich das neue Logo sehr gelungen, endlich hat es eine Qualität, die ich bei den Produkten immer (überraschend) empfunden hatte, das Logo hatte bisher etwas „ramschig“ gewirkt. Wenngleich die Fernwirkung im Laden, z. B. Galeria, sicherlich zurückgeht. Aber vermutlich ist das mittlerweile, Stichwort Onlinehandel, auch nicht mehr so relevant … Das y mit Apostroph finde ich schick, eine höhere Bedeutung kann ich für mich da nicht erkennen, sollte es auch me’ bedeuten, bestünde die Gefahr dass man in ein englisches Meh. abdriftet (und das wäre, im Sinne dieses Gleichgültigkeits-Lautes, wohl kaum gewünscht.

    Drei Dinge finde ich unnötig, weil sie die Klarheit des neuen Corporate Designs zerstören. Zum einen sind da diese unnötigen Slashes/Schrägstriche auf der Packungsrückseite, die sind weder sonderlich dekorativ noch irgendwie funktionell. Dann wäre da noch bei der Abbildung Mey Packaging Damen (was wohl eher keine Packung sondern eher ein Sujet ist, das nebenbei bemerkt etwas unglücklich und weniger spannend/gekonnt gesetzt ist, als die Packungen) das zerpflückte y an der rechten oberen Ecke des Fotos, wo das Apostroph die Buchstabenhöhe einnimmt – verstehe ich auf die Schnelle nicht und erkenne da auch nichts weiter darin. Und dann eben noch diese speaking quality – ich verstehe das auch nicht im Zusammenhang, zudem wirkt es fast schon wie eine unglückliche, wörtliche Übersetzung von Sprachqualität … :-D

    Kleine Anmerkung am Rande: ich weiß nicht wie mey zuletzt aussah, aber ich habe kein Rosa im Kopf bei der Marke, sondern kräftiges Magenta (Pink), in Kombination mit Orange.

    1. Das ist richtig. In Bezug auf das Logo bezogen kam immer ein Magenta und ein kräftiges Orange zum Einsatz. Da ich täglich am Hauptsitz vorbeifahre kann ich bestätigen, dass das Logo am Gebäude und auf dem Gelände bis dato noch so dargestellt wird.

    2. Ich sehe es genauso! Logo toll! Clean, sinnlich, ohne Kitsch.
      Aber beim Produktdesign scheinen alle möglichen Designfragmete raufgeklatscht worden zu sein. Da wäre weniger mehr gewesen.

  4. Ist es richtig, in Bezug auf das alte Logo von “technophobem”, also technikfeindlichem Charakter zu sprechen? Ist es nicht vielmehr gerade dessen technisch anmutende Umsetzung, die es so unnahbar machte?

    Unabhängig davon ist das neue Logo definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, wie ich finde.

  5. Was ist, wenn man diese Fragmentierung ganz einfach als Lücke liest?
    Denn es gibt mittlerweile so viele Typologos und beliebte Fonts, die in Auf- oder Abstrichen ihrer Buchstaben diese Lücken einziehen.

    Zum einen ist für ein deutliches Apostroph-Empfinden meinerseits dieses “hochgestellte Komma” zu nahe am y, zu weit unten für ein Apostroph. Zum anderen gibt es diese Lücke einmal am kleinen e und zweimal am kleinen m. Diese ‘Inflation’ der Anwendung ‘Lücke’ schwächt diese Idee erneut ab. Es wird einfach als Font wahrgenommen, der diese Eigenheit in allen Buchstaben hat.

    Ich halte daher diese “Speaking”-Idee für etwas an den Haaren herbeigezogen, mit Verlaub. Spekulativ: Für erst nachträglich erfunden und so formuliert, nachdem dieses Logo fertig war. Damit der Auftraggeber etwas hat, an dem er sich positiv kausal festhalten kann.

    Mache ich auch, selten (nicht die Regel, da würde ich mich nur noch endschämen) rhetorisch so. Damit ich ein Logo, mitsamt seinem ärgerlicherweise beliebigen Briefing, an dem ich mich dann endlos und sinnloserweise in vielen Kommunikationsschleifen abgearbeitet habe und der daraus oft notgedrungen in Richtung Beliebigkeit gehenden Gestaltung, überzeugend “verkaufen” kann. Damit Ruhe in die Kiste kommt ; -) /Satire Ende

  6. Ja nicht auffallen. die Produkte sind gut, aber so gut auch nicht. Eher normal. Kein bißchen was besonderes.
    So oder ähnlich hätte ein Briefing für dieses Logo mit Erscheinungsbild sich anhören können.

  7. Okay, das bisherige Logo ist ein textiler-typisches, von der Anmutung “selbst gemachtes”. Ich bin auch der Meinung, das neue Logo geht in die richtige Richtung. Nur als Logo funktioniert es nicht besonders gut. Die sinnbefreiten Spielerreien der Sprühschablonen-mäßig unterbrochenen Lettern Irritieren mich dabei am meisten. Ich finde, da wäre erheblich mehr drin gewesen.

  8. Weg vom Genderdesign? – warum kommt dann trotzdem eine rosa Farbfläche bei den Frauen und eine blaue bei den Männer beim Packaging Design zum Einsatz?

  9. Warum ist das Logo eigentlich so gurkig? Das e ist sehr beulig. Die Außenkontur hat mindestens einen Vektorpunkt unten links der da nicht hingehört und für eine Beule sorgt, die Punze im e ist – nun ja, unschön. Die Diagonale am y scheint sich nach unten hin zu verdicken. Die Abschlüsse der jeweiligen dünnen Stellen sind unterschiedlich dünn und in willkürlichem Winkel abgeschnitten. Da ist man andere Qualität von PSG gewohnt …

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