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Neue visuelle Identität für Stade de Reims

Stade de Reims Logo Visual, Quelle: Leroy Tremblot
Stade de Reims Logo Visual, Quelle: Leroy Tremblot
Stade de Reims Logo Visual, Quelle: Leroy Tremblot
Stade de Reims Logo Visual, Quelle: Leroy Tremblot

Stade de Reims, 1910 gegründet, hat vor wenigen Tagen eine neue visuelle Identität vorgestellt. Für den französischen Fußballverein, seit 2018 wieder erstklassig und in der höchsten französischen „Ligue 1“ spielend, beginne mit der Ausrichtung auf eine kohärente Markenwelt eine neue Ära.

Zwanzig Jahre nach der letzten Änderung der visuellen Identität tritt Stade de Reims fortan mit neuem Vereinslogo auf. Für Jean-Pierre Caillot, Präsident von Stade de Reims, stellt das neue Logo und das damit einhergehende veränderte Erscheinungsbild eine Verbindung zwischen „der reichen Geschichte des Clubs und einer vielversprechenden Zukunft dar“. Stade de Reims, in der Region Champagne beheimatet und seit 1931 unter diesem Namen spielend, war zuletzt 1962 französischer Fußballmeister. In der im Zuge der Coronavirus-Pandemie bereits Ende April abgebrochenen Saison 2019/2020 belegt Stade de Reims Platz 6 und sichert sich damit die Qualifikation für die Europa League.

Seit anderthalb Jahren arbeite der Verein, wie es im Rahmen der Vorstellung heißt, an der Professionalisierung des Clubs. Zu den Zielen zählen die Neuausrichtung des Clubs unter markenstrategischen Gesichtspunkten, die Modernisierung des Erscheinungsbildes sowie die Stärkung der Sichtbarkeit des Vereins.

Stade de Reims Visual, Quelle: Leroy Tremblot
Stade de Reims Visual, Quelle: Leroy Tremblot

In der neuen Logoform habe man, so der Verein, „historische und kulturelle Codes“ aufgegriffen, um auf diese Weise eine Verbindung zwischen Geschichte und Moderne herzustellen. Rot bleibt als Vereinsfarbe erhalten, ebenso das Akronym „SR“, welches im neuen Vereinslogo zentral und prominent eingebettet ist. Über dem Vereinsakronym schwebt zentral eine Krone, die ein fünfeckiges Element enthält und damit, indem die für (frühere) Fußbälle typischen pentagonalen Panels zitiert werden, als Verweis auf den Fußballsport angesehen werden soll. Die Form des Schildes wiederum ist von den Portalspitzbögen der Kathedrale Notre-Dame abgeleitet (siehe Video unten).

Verantwortlich für das Redesign zeichnet die Agentur Leroy Tremblot (Boulogne-Billancourt).

Kommentar

Form und Anmutung des Logos lassen eher auf eine moderne städtische Marke schließen, denn auf einen Fußballverein. So wirkt das Zeichen mehr wie der Absender von Reims, der Stadt der „Könige und des Champagners“, wie die Stadt gerne bezeichnet wird. Von 816 bis 1825 wurden in der dortigen Kathedrale Notre-Dame alle französischen Könige gekrönt, 33 an der Zahl. Daher die Krone im Vereinslogo.

Sportlichkeit kommuniziert das Logo für sich genommen nicht, was nicht schlimm ist, denn schließlich ist ein Logo in aller Regel eingebunden in den jeweiligen Medien (Website, Anzeigen/Banner, TV-Spot, Signage, Editorial, Merchandising, etc.) und somit von weiteren identitätsstiftenden CD-Gestaltungselementen wie Farben, Typographie, Bilder und Illustrationen umgeben. Ein Logo, dies sei noch einmal betont, ist kein Piktogramm – es muss nicht erklären. Wichtig ist, dass ein Logo mit der so beworbenen Marke assoziiert werden kann. Um dies zu erreichen, sollte ein Logo vor allem einfach und leicht memorierbar sein. Beides trifft in diesem Fall zu. Das Logo lässt sich völlig unproblematisch auf Kleidungsstücken sticken oder in kleinster Größe etwa als Favicon verwenden.

Die zu allen Seiten offene Logoform verkörpert Transparenz und Weltoffenheit. Werte, die gerade jetzt, gerade im Sport und gerade im Fußball nicht laut und entschieden genug artikuliert werden können. Die Schildform, obwohl nach oben offen, signalisiert Halt und Verlässlichkeit. Als würde das Akronym „SR“ beidseitig von Händen gehalten.

Darüber hinaus empfinde ich sowohl das Logo wie auch das über die Farben, die Typo und andere CD-Elemente entstandene Gesamtbild ästhetisch. Bei vielen der auf Facebook kommentierenden Fans des Club kommt das neue Logo hingegen nicht gut an. Was in sofern nicht viel Aussagekraft besitzt, da im Umfeld von Social Media derlei Redesigns durchweg mehrheitlich negative Kritiken bekommen. Als Traditionen liebender Fan, und nicht nur in Frankreich gibt es viele, sollte man nicht den Fehler machen und entsprechende Anpassungen am Logo und am Erscheinungsbild als unnötige Marketing-Spielerei abtun. Klar muss ich das hier schreiben, ist ja schließlich ein Designblog.

Klar ist aber auch, dass in einer sich fortlaufend verändernden (Medien)Welt auch ein Fußballverein in der Lage sein muss, sich wandeln und erneuern zu können. Stillstand ist keine Option. Auch ein „Zurück zu den Anfängen“, wie aktuell bei sehr vielen Unternehmen und Marken angesagt, ist angesichts der geradezu tragisch komisch wirkenden bisherigen Vereinslogos von Stade de Reims mit Champagnerflasche keine Alternative. Ein moderner, auf die Zukunft ausgerichteter Verein, der Alkoholika im Schilde führt? Excusez moi, mais non! Gut, dass man sich in Reims für den Neuanfang entschieden hat.

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Dieser Beitrag hat 16 Kommentare

  1. Ich finde das Logo sehr gut. Das Akronym finde ich absolut hervorragend gelöst. Die Raumaufteilung innerhalb Wappenform und Krone finde ich noch nicht ganz optimal, aber der Gesamteindruck ist für mich super.

  2. Sehr gut. Gerade der Bezug zur Stadt passt undist sinnvoll.

    > Sportlichkeit zeigen: Bei einer Fussball_Ikone wie Stade
    wäre das eher ein schlechter Zug; vergleichbar mit den “Königlichen”
    von Real Madrid.

    Und Stade Reims ist ein Traditionsclub ersten Ranges in Frankreich,
    was das Signet top umsetzt.

    Das Corporate Design macht den Gegenpol aus:
    Modern und fit!
    Tolle Arbeit.

  3. Ich finde das Redesign im Großen und Ganzen ganz OK. Das Akronym ist toll, Krone passt, Schild kann man manchen – aber ich finde aus “Stade de Reims” einfach “Sta de Reims” zu machen, ist zu viel gewollt..

    1. Sehe ich auch so mit dem Schriftzug. Ausserdem gibt es in der Ligue 1 bereits ein rot-weisses Team mit Schild und Krone als Logo (AS Monaco). Der Stil erinnert ausserdem sehr an das kürzlich hier besprochene Logo des FC Nantes, das wiederum von Juventus Turin inspiriert ist.

  4. Gefällt mir richtig gut. Ein modernes Logo, fast schon ein Wappen, das durch Elemente mit lokalem Bezug traditionell erscheint. Auch den in allen bisherigen „Logos“ eingebauen Ball in der Krone zu zitieren: großartig. Man könnte – z.B. auf den Trikots – sogar auf den Schriftzug verzichten.

  5. Ein sehr gelunges Emblem.
    Der Imagefilm zur neuen Identität zeigt am Schluss auch nochmal die Herleitung des “offenen Wappens”, dessen Form der Portalarchitektur von Notre Dame entnommen ist: https://www.youtube.com/watch?v=cTwKMDv7zK8

    Die Zusammenziehung von “stade de” zu “sta de” finde ich im ersten Moment auch eher irritierend. Hätte es visuell nicht gebraucht. Meine französische Frau liest übrigens nicht “sta de Reims” (weil “sta” als Wort nicht existiert), sondern “stade Reims”, was ebenso falsch ist.

  6. Hm, sicher dass das Fünfeck auf den Telstar-Ball anspielt? Ich dachte immer, dass grade in französischen Organisationen das Fünfeck gern verwendet wird, um “Frankreich” zu symbolisieren? Kann auch sein dass ich mich hier total täusche :)

    1. Du meinst sicher das Sechseck (L’Hexagone), das auf die Form des sog. Metropolitan-Frankreichs anspielt. Die Form des französischen “Mutterlandes” in Europa erinnert an ein Sechseck. :)

  7. Ich habe mich in den Übergang von “S” und “R” schockverliebt! Wie oft sieht man unglaublich misslungene Buchstabenverschmelzungen bei kleinen (Dienstleistungs-)Unternehmen oder Mittelständlern der Tech-Branche – dagegen ist das hier brilliant gelöst. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob es nicht doch eine kleine Anspielung auf den Ursprung des Vereins als Betriebssportgruppe einer Sektkellerei gibt: Die Krone könnte zusätzlich auch als Champagnerkorken mit Agraffe gesehen werden. In diesem Fall wäre das obere Ende des Schildes zudem Flaschenhals. @ Walter Horcher: So weit ich weiß, ist der Begriff “die Königlichen” für Real Madrid eine Fehlzuschreibung im nichtspanischen Ausland. In Spanien selbst meint man Real Sociedad San Sebastián, wenn von “La Real” die Rede ist. Real Madrid wird in Gesprächen schlicht “Madrid” genannt.

    1. schockverliebt!

      Wie schön, dass hier im dt offenbar auch solche Emotionen freigesetzt werden :)

      Danke für Deinen Kommentar. Auch ich finde das Design nach wie vor sehr ästhetisch.

Kommentare sind geschlossen.

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