Die Stadt Oslo steht vor der Einführung einer neuen visuelle Identität. Veraltete Gestaltungsrichtlinen hätten dazu geführt, dass die Stadt über 200 verschiedene Absenderidentitäten habe. Ab dem kommenden Jahr erfolgt die schrittweise Umstellung auf ein einheitliches Erscheinungsbild, das für alle digitalen und gedruckten Medien gilt.
Die letzte Änderung am Corporate Design der Stadt Oslo liegt immerhin 21 Jahre zurück. Nach wie vor fehlten verbindliche Richtlinien für ein universelles Design und für digitale Oberflächen. In Folge dessen sei eine hohe Anzahl an visuellen Identitäten entstanden, die es Bürgern schwierig machten, Dienstleistungen und Angebote der Stadt Oslo zuzuordnen. Wie es im Rahmen der Vorstellung des neuen Designs heißt, koste diese Fragmentierung Norwegens Hauptstadt umgerechnet 4,2 Millionen Euro pro Jahr.
Auszug der Pressemeldung
Die Stadt Oslo erhält im Jahr 2019 eine neue umfassende visuelle Identität. Dies bedeutet, dass wir in allen unseren digitalen und gedruckten Bereichen mit einer gemeinsamen visuellen Identität auftreten werden. Das Ziel einer gemeinsamen visuellen Identität ist es, die unterschiedlichen Dienstleistungen und Angebote der Stadt Oslo nach außen hin so darzustellen, dass sie die Zugehörigkeit zur Stadt erkennen lassen. Indem die Osloer Gemeine nur eine Identität pflegt und verwaltet, anstatt Hunderte von unterschiedlichen Identitäten, wird die Stadt wiederkehrende Kosten in Millionenhöhe einsparen. Eine neue ganzheitliche Identität wird zusammen mit der digitalen Transformation der Stadt Oslo dazu beitragen, den Dialog mit den Bürgern zu stärken.
Statt mit klassischem Siegel wird Oslo zukünftig mit einem modernen Stadtsignet in Erscheinung treten. Die zentralen Elemente des Siegels, Mühlstein, Schlosskrone und Pfeile, wurden übernommen und zu einem vereinfachten Zeichen arrangiert. Viele andere Elemente, wie etwa das umlaufende Motto („Unanimiter et constanter“) oder die im unteren Bereich liegende nackte Frauengestalt wurden hingegen entfernt. Auch bei der Neudefinition der im Corporate Design verwendeten Farbpalette hat man sich beim städtischen Siegel orientiert. Das Siegel – im heraldischen Sinne handelt es sich hierbei nicht um ein Wappen, sondern lediglich um ein wappenähnliches Siegel – wurde 1924 eingeführt und war seitdem als hoheitliches Zeichen in Gebrauch.
Mit der Oslo Sans erhält die Stadt erstmals einen Corporate Font. Als Vorlage bzw. Inspiration dienten alte wie auch neue Straßenschilder, wie sie in der Stadt zu sehen sind.
Bereits vor drei Jahren hatte der Stadtrat für die Umstellung auf ein einheitliches visuelles Erscheinungsbild der Stadt gestimmt. Vor zwei Wochen wurde das neue Konzept der Öffentlichkeit vorgestellt. Die weitere Planung sieht vor, dass die Implementierungsphase im Jahre 2024 abgeschlossen sein wird. Anhand dieses Zeitraums wird deutlich, wie umfangreich die Arbeiten sind und wie viel Aufwand hinter einem solchen Redesign steckt. Während der Implementierung sollen alle 50.000 städtischen Mitarbeiter ein neues, modernes und benutzerfreundliches Design-Handbuch sowie entsprechende Anwendungs-Tools erhalten. Erstmals sichtbar wird das neue Design Anfang 2019.
Für die Entwicklung der visuellen Identität und des dazugehörigen Handbuchs zeichnet die Agentur Creuna Norge verantwortlich.
Kommentar
Ein weiterer Beleg für das ausgeprägte Designverständnis, das in Norwegen respektive skandinavischen Ländern existiert. Der Ausblick auf das neue Erscheinungsbild ist vielversprechend. Ein gestalterisch überzeugendes Ergebnis, das nur dann zustande kommen kann, wenn Entscheidungsträger den Außenauftritt ihrer Stadt ganzheitlich betrachten und nicht als eine Spielwiese für Markenexperimente, die in erster Linie schnell verpuffende Werbekampagnen hervorbringen (siehe Düsseldorf). Die Umstellung auf ein einziges, holistisches Gestaltungskonzept ist konsequent und nachvollziehbar. Oslo könnte, sofern die Implementierungsphase erfolgreich verläuft, mit diesem Konzept zum Vorbild auch für Städte und Gemeinden hierzulande werden.
Mediengalerie
Weiterführende Links
Schlicht und ergreifend. Das ist wirklich eine schön gemachte und eigenständige visuelle Identität.
Ja was soll man sagen?
Schön!
Wunderschöne Typo, klasse Signet.
Edel!
Wirklich klasse gemacht. Alles Wichtige des Wappens ist enthalten, das Beiwerk weggelassen.
Klopapier-König als Logo? Entschuldigung…
Jetzt ist also ein Kreis mit einem “Loch” eine Klopapier-Rolle? Dann bin ich auch mal so kleinlich: Woher haben Sie bitte Klopapier-Rollen mit quadratischer Papp-Rolle in der Mitte. Entschuldigung nicht angenommen.
Danke! Sehe ich genau so!
Mich erinnert das eher an eine alte chinesische münze mit quadratischem loch in der mitte.
Es sieht so einfach aus und ist doch so schwer…. KLASSE!
Ich finde es ein Mü zu kleinteilig, dennoch funktioniert es gut und sieht ansprechend aus. Was ich aber nicht ganz verstehe, ist das hier:
Die Ableitung der Formen aus dem Logo macht ja durchaus Sinn, um ein weiteres grafisches Element zu haben. Aber daraus dann auch die Buchstaben ‘OSLO’ zu formen … steht das nicht in Konkurrenz zum eigentlichen Logo/Signet?
Als rein grafische Element ja, aber als zweites ‘Oslo’, irgendwie verwirrend. Hier würde ich vermutlich das ‘S’ suchen:
Wappen- bzw. Siegelvereinfachung sowie Schriftart find ich sehr gelungen, die Herleitung der drei Formen dagegen sehr gewollt. So lässt sich der Kreis ja in nahezu jedem Siegel finden, Quadrat und Winkel wurden in dieser geometrischen Form erst mit der Siegelvereinfachung geschaffen, um hier eine Ableitbarkeit zu schaffen. Und während mit Kreis und Winkel drei der vier Buchstaben des Stadtnamens quasi von selbst ergeben, erfordert es doch einiges an Bastelei, um aus dem Quadrat ein S zu formen – vor allem verlässt das Bastel-S damit das Format, das man an anderer Stelle noch durch ein quadratisches Raster suggeriert hat.
Interessanter wäre, wie das Konzept sich auf die vielen städtischen Absender übertragen lässt … also auf touristischen Wegweisern, auf Briefköpfen des Grünflächenamtes, als Lackierung einer U-Bahn, usw. – wer mit dem Logosammelsurium der Vergangenheit eröffnet, sollte eigentlich so den Kreis schließen.
Was war denn zuerst da? Weiss man das
https://designmadeinjapan.com/magazine/graphic-design/the-2020-tokyo-olympic-logo-emblem-designed-by-kenjiro-mr_design-sano/
[…] wird eine weitestgehende Beibehaltung der Ursprungsform angestrebt. In Stockholm, Växjö, Oslo und im finnischen Turku ist man diesen Weg gegangen. Die Modifikation entspricht im wesentlichen […]