Die Unternehmen Juwi (Wörrstadt) und Windwärts Energie (Hannover), beides Töchter der in Mannheim ansässigen MVV Energie Gruppe, schließen sich zusammen und treten fortan mit einer neuen visuellen Identität in Erscheinung.
Juwi (neue Eigenschreibweise des Unternehmens „JUWI“) ist ein 1996 gegründetes Projektentwicklungsunternehmen für Anlagen der Energieversorgung aus erneuerbaren Energiequellen. Unternehemsangaben zufolge hat Juwi im Windbereich weltweit mehr als 1.200 Windenergie-Anlagen an rund 200 Standorten realisiert; im Solarsegment sind es rund 1.850 Anlagen. Im Zuge der Fusion der beiden MVV-Töchter Juwi und Windwärts erhält das neu geschaffene Unternehmen nun eine gemeinsame Strategie und einen neuen Markenauftritt. Durch die Verschmelzung entstehe ein „PowerÂhouse für nachÂhaltige Energie“, das die MarktÂchancen und PotenÂziale der EnergieÂwende noch besser ausÂschöpfe, wie es im Rahmen der Vorstellung der neuen visuellen Identität heißt.
Auszug der Pressemeldung
»Energizing Sustainability« ist nicht nur der neue Claim, sondern drückt auch Haltung, Anspruch und Potenzial des neuen Unternehmens aus. […] Die Markenidentität von JUWI spiegelt sich in den Designprinzipien präzise & technisch, progressiv & visionär und positiv & zugänglich wider. Sinnbild der Unendlichkeit der erneuerbaren Energien ist der Energiekreislauf, der als Energieschleife das Erscheinungsbild dominiert. Bewegt oder unbewegt bildet er den oberen Abschluss des Schriftzuges.
Ein zentrales Gestaltungselement der neuen visuellen Identität ist ein in unterschiedlichen Farben angelegtes und zur Schleife verbundenes Band. Das Band, vom Unternehmen als „Energieschleife“ bezeichnet, steht als SinnÂbild für die UnendÂlichkeit der erneuerÂbaren Energien. Die Konzernmutter MVV Energie nutzt als Logoabsender seit Frühjahr 2017 ein ähnliches Zeichen. Bei Juwi fungiert die Schleife als grafisches Schmuckelement.
Im neuen Logo sind die Lettern nunmehr in Versalien gesetzt. Der Name Juwi ist ein Akronym aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Firmengründer Fred Jung und Matthias Willenbacher. Ergänzt wird der Schriftzug durch die Energieschleife, das in diesem Kontext eine horizontale Linie bildet. Blau bleibt als primäre Corporate-Farbe Blau erhalten, erscheint nun allerdings, dem Trend zu kräftigen RGB-Farben folgend, deutlich satter/kräftiger.
Die MarkenÂstrategie und das Corporate Design des neuen UnterÂnehmens sind in enger ZusammenÂarbeit mit KMS Team entstanden. KMS Team hatte 2017 bereits das Corporate Design für MVV Energie entwickelt.
Kommentar
Die „Energieschleife“ ist nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen Mutter- und Tochterunternehmen. Auch typographisch nähern sich beiden Entitäten an, denn in beiden Fällen kommt nun die Circular (Lineto) als Corporate Font zum Einsatz. Das Zusammenspiel aus kräftiger Typo (vermittelt Solidität und Wertbeständigkeit), schwungvoller Illustration (vermittelt Bewegung/Dynamik) und leuchtenden, zum Kontext passenden RGB-Farben gefällt mir gut. Auch wenn das Logo singulär betrachtet etwas schwerfällig/hölzern/grob erscheinen mag, sorgt das Corporate Design insgesamt für einen frischen und modernen Look.
Tatsächlich finde ich die „JUWI“-Wortmarke sehr interessant, auch da diese auf den ersten Blick nicht sonderlich gefällig anmutet. Aufgrund ihres konstruierten Aufbaus – die Grundform der Versalien J, U und W ist identisch (siehe Darstellung) – wirkt die Wortmarke betont technisch. Während bei der „Energieschleife“ alles in Bewegung ist und Farben wie Form im Fluss sind, zeichnet die Wortmarke hingegen aus, dass ihre Lettern streng von einander separiert sind. Die Stämme der Lettern sowie identische Bogenradien erzeugen eine Staccato-artige Rhythmik. Innerhalb einer Brotschrift, einer Schrift also, in der längere Texte gesetzt sind, ist eine solche Rhythmik, in der Gleiches betont wird, hinderlich, da diese die Lesbarkeit erschwert. Da bei einer Wortmarke Lesbarkeit nicht das entscheidende Kriterium ist, hier geht es vielmehr um Prägnanz, Wiedererkennbarkeit und Eigenständigkeit, stellt die Form der Lettern diesbezüglich kein Problem dar.
Ein anderes Problem sehe ich allerdings schon. Horizontale Striche von Lettern wirken dicker als vertikale, und diesem Effekt visueller Wahrnehmung wurde meines Erachtens nicht ausreichend entgegengewirkt. Denn die Wortmarke wirkt in meiner Wahrnehmung im unteren Bereich gestaucht. Zwar sind die Horizontalen in „JUWI“ de facto leicht dünner als die Stämme, was dafür spricht, dass die Problematik durchaus erkannt wurde, allerdings erscheint mir die Korrektur nicht ausreichend. Denn der untere Bereich im „U“ wirkt leicht gewölbt und erhaben (siehe Darstellung). Dieses mikrotypogaphische Detail ändert jedoch nichts an meiner Einschätzung, dass im Zuge des Rebrandings ein durchweg positives Gesamtbild entstanden ist. Tatsächlich viel frischer Wind für die Marke Juwi.
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Mein Gehirn macht daraus teilweise “imnr”. Muss ich mir Sorgen machen?
Mir gefällt der neue Auftritt sehr gut. Er bringt in die manchmal doch sehr konservativen CD der Energiebranche frischen Wind und eine gewisse Leichtigkeit. Auch die Wahl der Farben gefällt mir sehr gut.
Bei der Wort-(Bild-)Marke sorgt der horizontale Strich über den Buchstaben aber eher für eine Begrenzung, so dass ich die Buchstaben eher als Minuskel interpretieren würde und nicht wie vom Unternehmen gewünscht als Majuskel. Visuell hat es ein wenig Ähnlichkeit mit dem EnBw Logo (vor allem das “W” sieht aus wie das auf die Seite gelegt E im EnBw Logo (https://imgur.com/yXPk0AS).
Auch bei der Energieschleife (v.a. auf den Visitenkarten) lässt sich eine gewissen Ähnlichkeit mit dem letzten BEWAG (ehem. städtischer Energieversorger in Berlin) Logo erkennen (https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bewag_(Berlin)_logo.svg#/media/Datei:Bewag_(Berlin)_logo.svg).
Erinnert mich direkt an das Rebranding der MVV Mannheim. Die Wortmarke gefällt!