Die Six Nations Championship, ein jährlich stattfindendes Rugby-Turnier und Sport-Großereignis, hat ein Rebranding vollzogen. Die neue Markenidentität solle die Entwicklung des Turniers wie auch des Rugbysports insgesamt zum Ausdruck bringen. Die Organisatoren erhoffen sich mit dem neuen Markenauftritt gleichermaßen bestehende wie neue Rugby-Fans anzusprechen.
Am jährlich stattfindenden Six-Nations-Turnier nehmen die Nationalmannschaften aus England, Frankreich, Irland, Italien, Schottland und Wales teil, in dieser Konstellation seit 2000. Der Gewinner des Turniers gilt als inoffizieller Europameister. Die Erstaustragung des Turniers erfolgte im Jahr 1883, damals noch ohne Italien und Frankreich. Haupt- und Namenssponsor ist seit 2019 die Guinness-Brauerei.
Die Einführung der neuen Markenidentität möchte die Turnierleitung nicht nur als eine Neuinterpretation des Markenlogos der Guinness Men’s Six Nations verstanden wissen. Bereits seit fast drei Jahren werde im Hintergrund an der Weiterentwicklung der Außendarstellung der Turniere gearbeitet. Bestandteil des nun vorgestellten Konzeptes sind neben dem Herrenturnier auch die kürzlich etablierten Turniere der Women’s Six Nations (W6N) und U20 Six Nations (U6N).
Auszug der Pressemeldung
Rich in heritage and returning bigger and better reach year, the Guinness Men’s Six Nations celebrates its 25th anniversary in 2025, but its roots reach back to 1883, when the Home Nations competition was first founded. […] Following extensive research and consultation with fans, target audience members, the Six Nations Unions and Federations, and international rugby players, Six Nations Rugby has created a brand identity that celebrates the heritage of its Men’s Championship, whilst connecting and reflecting the modern game.
Das bisherige Turnierlogo wurde 2003 eingeführt, seinerzeit war die Royal Bank of Scotland Hauptsponsor. Seit 2019 ist die Guinness-Brauerei Haupt- und Namenssponsor. Im Zuge der Umstellung auf ein neues Design wird die „Six Nations“-Wortmarke auf das Kürzel „M6N“ umgestellt – entsprechend lautet der Absender der beiden anderen Turniere „W6N“ und „U6N“.
Guinness nimmt im Logo als Marke etwas weniger Raum ein. Die Gewichtung verschiebt sich zugunsten der Turniermarke. Insbesondere die Guinness-Bildmarke ist nun deutlich kleiner. Im direkten Vergleich ist das neue kombinierte Logo kompakter als die bisherige Lösung.
Neben neuen Logos beinhaltet das neue Konzept auch eine völlig andere Farbwelt mit Orange/Rot als Primärfarbe, eine andere Typographie und auch viele andere Gestaltungselemente. Teil der zukünftigen Markenidentität ist zudem ein neuer Ansatz im Bereich Motion/Animation. Auch ein Brand-Clip wurde im Rahmen der Vorstellung der neuen Markenidentität veröffentlicht. Laut des Veranstalters wurde das Rebranding inhouse bei Six Nations Rugby durchgeführt.
Kommentar
In der britischen Presse und in Social Media wird das Rebranding, ähnlich wie jüngst bei Jaguar, durchweg kritisch bewertet und überwiegend abgelehnt. Rugby-UK, so scheint es, ist in Aufruhr. Insbesondere das neue Logo steht in der Kritik. Rugby, für viele Briten/Iren Sport Nummer eins, emotionalisiert sehr stark. Doch bei näherer Betrachtung, auch des veröffentlichten Showreels, wird rasch deutlich: das Ergebnis, bezogen auf das Designkonzept insgesamt, ist besser als das einzelne Turnierlogo.
Zugegeben: sonderlich ansprechend wirkt das Konstrukt auf den ersten Blick nicht. Ein offenkundig neugeschaffenes, kryptisches „M6N“-Kürzel mit WrestleMania-Anleihen, das in brutalistischer Manier auf die im Hintergrund liegende typische eiförmige Balldarstellung drapiert wurde, ebenso wie die Guinness-Wortmarke. Brachial ist wohl das treffende Adjektiv.
Immer noch besser als vieles, was die FIFA (Brasilien 2014, Deutschland 2006, u.a.) und die UEFA (European Qualifiers) präsentieren, könnte man sagen. Vor allem ist das vorgestellte Konzept in Summe überzeugend, gestalterisch, typographisch, farblich, auch in Sachen Motion Design. Die Abkehr vom kühlen Blaugrün-Farbschema, das in diesem Kontext doch recht trist und distanziert wirkt, hin zu warmen, lebendigen Farben ist hier hervorzuheben. Die Gestaltung ist, wie ich meine, von hoher handwerklicher Qualität, die Konzeption ausgefeilt.
Auch wenn die Organisatoren in der offiziellen Pressemeldung erklären, das Rebranding sei inhouse durchgeführt worden, gehe ich doch davon aus, dass hier externe Agenturen involviert gewesen sind, Partner mit ausgewiesener Expertise im Sport-Branding, die wissen, wie wichtig Emotionalisierung gerade im Sport ist.
Mediengalerie
Weiterführende Links
Für mich wirkt das Logo schon zur Einführung zehn Jahre veraltet.
Ginge das nicht flacher und reduzierter?
So ist das ein unrundes Stückwerk.
A will einen dominierenden Schriftzug
B will einen Farbverlauf
Aber nur, wenn C seine 3D-Anmutung bekommt
Fertig? Halt! D fällt jetzt auf, wenn keiner mehr weiß, was M6N sein soll, muss doch ein Rugbybezug her. Ach, ein Ball!
Jetzt fertig?
Ah stopp!!!111 Was machen wir jetzt mit dem Guinness?
Och nö. Das braucht alles jetzt schon viel zu lang!
Ach klatsch einfach druff.
Danke Tobias.
Flacher und reduzierter heißt nach Deinem Verständnis demnach moderner und zeitgemäßer?
Die Frage ist natürlich mit einem Augenzwinker versehen.
Doch aus Sicht von Microsoft (siehe Fluent Design), Reddit oder Porsche ist ein flaches Design offenbar keine Option.
Finde es zumindest besser als das alte Design. Das sieht ja wirklich nach Playstation 1-Era aus. Das Neue erinnert mich irgendwie eher an ein Filmplakat für die Unglaublichen als das es wie ein Sportevent aussieht.
Das halte ich für gewöhnungsbedürftig im engsten Sinne des Wortes: Aktuell denkt nieman bei M6N an Men Six Nationas, aber das kommt mit der Zeit.
…denke: das ist gelungen.
Müsste ich raten, würde ich von design.studio als Agentur ausgehen. Zumindest hat das (Motion) Design eine ähnliche Handschrift wie deren Arbeit für diverse E-Sports-Kunden wie Riot Games, EA FC Pro oder Ubisoft+.
Fällt jedenfalls auf – und handwerklich sauber ist das Ganze allemal.
Trotz der ganzen Effekte kann man die Logos in meinen Augen ganz gut erfassen, so dass einer “flachen” Anwendung auch nichts im Wege steht. Mich irritiert, dass bei W6N und U6N die Enden von W und U konsequent spitz zulaufen, bei dem M unten rechts aber nicht. Und dass, obwohl sie betonen, dass das M ein Spiegelbild des W sei. Das U halte ich für verunglückt (und U und W fliegen etwas nach oben weg?).
Hm, mich verwirren auf Anhieb die Inktraps im N. Vielleicht kann mich jemand mit mehr Ahnung hier aufklären, aber sollten die nicht eher bei kleinen Schriftgrößen zum Tragen kommen? Ergibt das bei so einem aufgemotzten Display Font überhaupt einen Sinn? Mag sein, dass es einfach eine grafische Spielerei sein soll, aber letzten Endes bleibt es doch eine ganz normale Inktrap. Oder nicht?
Inktraps, dies lässt sich anhand von Rebrandins etwa bei Eurostar, Bechtle oder Nucao erkennen, sind mittlerweile mehr als ein bloßes drucktechnisches typographisches Instrument, mit dem das Überlaufen der Drucktinte vorgebeugt werden soll. Inktraps sind auch ein gezieltes ästhetisches Gestaltungselement – sie lassen die Buchstaben individueller aussehen. Ein Trend, der sich in den letzten Jahren verstärkt zu haben scheint.
Interessant. Also sowas wie die Heckflossen bei Autos seinerzeit … ;-) Danke für die Erklärung.
Das ist in der Tat ein passender Vergleich. Die flossenähnlichen Anbauten bei Autos haben diesen zu einer erkennbaren Identität verholfen. Sie waren elementarer Bestandteil gleichermaßen des automobilen Designs wie auch des Markendesigns von Cadillac.
Ähnlich ist es auch mit Inktraps, die aus einem gewöhnlichen Schriftzug eine Wortmarke machen und damit eine erkennbaren Identität entstehen lassen bzw. diese verstärken können.