Mozillas bemerkenswerter „Open Design“-Prozess, vor gut einem halben Jahr initiiert, ist vor wenigen Tagen zum Abschluss gekommen. Die Macher des Browsers Firefox haben nun ein neues Logo, das unter Beteiligung der weltweiten Community entstanden ist.
Im dt wurde der Prozess, den Mozilla mit dem Ziel einen Markenauftritt nach dem Open-Source-Prinzip zu entwickeln, ausführlich vorgestellt (hier und hier). Noch einmal sei an dieser Stelle gesagt, dass es bei diesem Prozess nicht darum ging, Design für lau zu bekommen. Onlinenutzer waren nicht dazu aufgerufen, Entwürfe einzureichen. Vielmehr wurden die User dazu animiert, bereits bestehende Entwürfe zu kommentieren.
Für die unterschiedlichen Designs einschließlich des nun präsentierten finalen Logos verantwortlich zeichnet die Agentur Johnson Banks (London). Der in diesem Zusammenhang entworfene „Zilla“-Font entstand, unter der Leitung von Mozilla Associate Creative Director Yuliya Gorlovetsky, in Kooperation mit Typotheque.
Kommentar
Ein schönes Logo, ein stimmiges und nachvollziehbares Designkonzept und vor allem ein außergewöhnlicher Designprozess. Ein partizipativer, offener Prozess, der die Community einbindet. Was die verantwortlichen Kreativen vor Herausforderungen gestellt haben dürfte, da plötzlich gefühlt die halbe Welt bei den Entwürfen mitreden möchte.
Freilich ist auch der Prozess selbst eine Art Marketing-Instrument, mit dem sich Aufmerksamkeit generieren lässt. Es wäre allerdings unfair, die gesamte Maßnahme als PR-Aktion abzuwerten. Die Mehrheit der dt-Leser ist jedenfalls der Ansicht, und ich bin es auch, dass wir im Design grundsätzlich mehr Demokratie wagen sollten. Das belegt jedenfalls die im Zusammenhang mit dem Mozilla-Designprozess durchgeführte Umfrage. Von zentraler Bedeutung dabei ist allerdings, dass ein solcher Prozess intensiv von Designern begleitet wird. Diesbezüglich kann der Mozilla-Designprozess als Vorbild dienen.
Ich hoffe jedenfalls, dass wir zukünftig weniger Logo-Online-Abstimmungen sehen, dafür mehr Kommunikation, mehr echten Austausch zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer und mehr Kollaboration. #Interdisziplinarität
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Gefällt mir auch ausgesprochen gut. Auch wenn langsam die jüngere Generation bestimmt gar nichts mehr mit dem Doppelpunkt und Doppelslash anfangen kann :-)
Ja, stimmt, aber das Gegenteil wohl auch, nämlich dass die ältere Generation gar nicht erkennen kann, was dieser Zeichensalat bedeuten soll.
Ich stimme dir in allem gesagten ja grundsätzlich zu, aber ich kann leider das „:/“-Smiley im Logo nicht übersehen und das ist für mich leider ein Killer. Oder gibt’s dazu irgendeine verschwurbelte Rechtfertigung à la „nur wer skeptisch ist, schafft Mut zu Veränderungen“?
Interessant. Vor deinem Kommentar habe ich nicht eine Sekunde an den :/ Smiley gedacht und immer das :// vom Protokoll.
Nach dem Kommentar kann ich es bei mir leider jetzt auch nicht mehr nicht sehen ;).
Ich bin etwas Zwiegestalten. Der Rückgriff auf :// wirkt technisch genug. Auch die neue Typo ist vom feinsten. Und trotzdem habe ich einen Yahoo-Flashbach. Nicht qualitativ – davon ist der neue Mozilla-Wurf Lichtjahre entfernt. Aber man merkt den Akteuren ihre krampfhafte Sinnsuche an – als Browser ist Firefox nahe dran, wieder eine Randerscheinung zu werden (und es scheint, als würde sich die Netscape-Story ein zweites Mal wiederholen), Thunderbird ohnehin eingestellt – und nun bewegt man sich im Spektrum von Buzzwords und schicken Bildern. Eine Art tumblr-greenpeace fürs Internet.
Oh Gott, es ist schon Freitag. Muss natürlich Flashback heissen.
Es ist auf jeden Fall klar das beste der gezeigten Logos. Der Rest war eher unpassend bis grausam.
Ich finde es gelungen. Zum einen der Doppelpunkt+Doppelslash und zum Anderen das man moz liest, was ja in CSS die Bezeichnung der Mozilla-eigenen Styles ist. Mir gefällt es! Auch die Typo ist viel besser als im ersten Entwurf. Alles in allem ein zum Unternehmen passendes Logo. Für mich auch im Wettbewerb das Beste.
“was ja in CSS die Bezeichnung der Mozilla-eigenen Styles ist”
Was wiederum in meinen Augen ein Armutszeugnis (auch bei anderen Browsern) war/ist: in einen offenen Standard wie CSS extra etwas Proprietäres einzupflanzen. Das sollte man nicht auch noch zum Aushängeschild für die Firma machen.
Naja, das Logo als solches ist tatsächlich noch die beste Wahl aus der Konkurrenz. Diese hat aber leider den Namen kaum verdient. Die Problematik der Unkenntnis von “://” seitens der Nutzer lässt es halt zu einem Insider-Witz und einer fragwürdigen Designentscheidung zugleich verkommen.
An sich eine super Idee, aber der wütende Smiley starrt mich immer an, und macht mir das Logo leider sehr unsympathisch.
Ein kursives “i” statt des “:” – und es wäre perfekt!
wohl kaum, da dadurch die konzeptionelle Idee hinfällig wäre.
Ich bin froh, dass man sich für die Kleinschreibweise entschieden hat.
Macht das Logo runder als es im ersten Entwurf war.
Irgendwie kann ich mich leider mit dem Logo nicht anfreunden.
Wenn man das ganze aus der URL Sicht sieht, dann steht da für mich moz und das :// lenkt auf das “a”, um mir irgendwas zu sagen dass das “a” eine Bedeutung hat. Mir ist schon klar was damit versucht wurde aber meiner Meinung nach funktioniert es nicht.
Daher verstehe ich das Wortspiel nicht ganz.
Was gibts daran nicht zu verstehen? Das ist ein Spiel mit dem internettypischem “://”, das halt durch die Zeichenfolge der Zeichen im Firmennamen super passt. Mehr nicht. Das soll kein funktionierender Befehl oder sowas sein.
Sorry, aber: meine Güte! Man muss nicht alles in einen konstruierten Zusammenhang bringen, der wirklich total unlustig an den Haaren herbeigezogen ist. Dass noch keiner auf die Idee gekommen ist, das z: als Laufwerksbuchstaben zu sehen, wundert mich doch ein wenig.
Mozilla, vor allem der einst gute Firefox Browser von Mozilla, hat/haben Akzeptanzprobleme.
Der Browser selbst wurde immer schwerfälliger, vollgestopft und stürzte immer öfter ab. Das Brand Mozilla dahinter kennt kaum einer. Außer man ist Entwickler.
Aus diesem Hintergrund heraus hat man einen Fehler gemacht, falls (falls!) man mit dem Logo aus diesen Miseren heraus wollte:
Ein Nerd-Logo zu bauen.
Ein Logo von den Maschinisten selbst aus dem Inneren des Maschinenraums. (= fast ausschließlich Absender-orientiert bis hin zu selbst-verliebt).
Statt ein Logo, das auch außen geliebt und verstanden werden kann. (= Empfänger-orientiert)
Wie bereits diverse Kommentaristen hier einzeln schrieben (fasse sie mal zusammen):
1. Jüngere werden mit den Protokollzeichen kaum mehr etwas anfangen können.
2. Ältere haben noch nie was damit anfangen können.
3. Viele-einige-manche sehen darin nur ein Emoji – und dann ein nicht passendes.
Um jedoch das Logo endgültig – und angemessen – beurteilen zu könne, bräuchte man mal den Briefingzettel (oder den Briefing-Ordner).
Aber nur falls man sich darin die Mühe machte, Mozilla als Brand – Ist und Soll – zu skizzieren und das wahre Ziel (das wahre, nicht das vorgegebene. Stichwort ‘hidden agenda’) der optischen Übung hier da rein zu schreiben. Da ist mir noch einiges unklar.
Wenn mir es klär wäre, wäre ich eher bereit, ausführlich über Mikrotypografie zu reden. Klingt zwar arrogant, doch immer aans nachm anneren: Erst muss die ungefähre Richtung stimmen, dann kann man die Grate stutzen. Sonst Liebesmüh.
Gut kommentiert!
Mozilla entwickelt nun einmal fürs Web und dann ein Logo aus typischen Tags zu nutzen ist doch naheliegend und nicht nerdig. Sehr viel Unternehmen nutzen branchentypische Symbole als Kennzeichnung der Aufgabe des Unternehmens.
Das Briefing und der Prozess wurden sehr transparent dargestellt und konnten auf der Seite Mozilla Open Design und u.a. auch im Design Tagebuch verfolgt und kommentiert werden.
Daraus ergibt sich: Es geht nicht um den Browser oder eines der anderen Produkte, sondern um den Auftritt und die Wahrnehmung der Non-Profit Mozilla Foundation auf der ganzen Welt.
Zitat Mozilla:
Quelle: The Arrival – Mozilla Blog
Seit Jahrhunderten haben sich Schriftgestalter um gute, lesbare Buchstaben, Wortzusammenhänge, “Wortbilder” und Texte bemüht, die dem Auge gut tun. Das ist ein reiches, ästhetisches Reservoir. Also liebe Moz!//As, was soll das?
Die Lesbarkeit von Buchstaben ist im Kontext Logo irrelevant, da wir nicht Buchstaben für Buchstaben lesen, sondern die Zeichenfolge als Gesamtheit und somit als Bild erfassen.
ja, stimmt auch wieder
Wenn die einzige Maxime wäre, Logos und Wort-/Bildmarken aus gut lesbaren Buchstaben zu entwickeln, wäre das wahrscheinlich so langweilig und uninspiriert wie Kunst, die ausschließlich aus naiver Malerei besteht.
Ich finds gelungen – sowohl vom Prozess als auch vom Resultat her.
Wie titelt underconsideration: dressed to k://
Mir hat der Prototyp, auch wegen der damaligen Farbkombi in blau, nicht so richtig gefallen. Das Ergebnis jetzt finde ich sehr positiv. Auch dank der Kleinschreibung. Das skeptische Smiley sehe ich nur, wenn ich es sehen will. Für mich fügen sich Doppelpunkt und Doppelslash gut in das Gesamtbild ein, ohne als Fremdkörper zu wirken. Die Idee dahinter macht Sinn und ist für mich verständlich rübergebracht.
Die gestalterische Umsetzung mit den farbigen Textblöcken wandelt das ansich etwas technisch-trist wirkende schwarze Logo in ein recht freundliches Bild. Und besonders im Vergleich zum alten Logo, welches durch den roten Dino recht agressiv rüberkam, ist es eine deutliche Verbesserung.
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Einfach wie genial! Gefällt auf Anhieb!
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Kann man auch im Browser eingeben. Funktioniert. Die Jungs bei Mozilla sind halt ziemlich coole Nerds.
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