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Mit den neuen Windows-Icons kommen vertraute Designprinzipien zurück

Windows 10 New Icons, Quelle: Microsoft
Windows 10 New Icons, Quelle: Microsoft
Windows 10 New Icons, Quelle: Microsoft
Windows 10 New Icons, Quelle: Microsoft

Seit der Einführung der Designsprache Fluent Design beschreitet Microsoft seit nunmehr zweieinhalb Jahren die vollständige Abkehr von Flat Design. Nachdem Ende 2018 bereits Office-Icons im Fluent Design eingeführt wurden, erfolgt nun der Roll-Out sämtlicher Windows-Icons..

Wie Christina Koehn, Principal Design Director bei Microsoft, in einem Beitrag auf Medium erklärt, arbeite man in den verschiedenen Microsoft-Designteams seit mehreren Jahren daran, die Symbole für alle Produkte und Apps wie Wecker und Uhr, Taschenrechner, E-Mail und Kalender neu zu gestalten. Untersuchungen und Rückmeldungen seitens der Windows-Insider hätten ergeben, dass auf Seiten der Entwickler/Anwender der Wunsch nach Konsistenz im Design bestehe.

Windows 10 Icons, Quelle: Medium/Microsoft
Windows 10 Icons, Quelle: Medium/Microsoft

Die Einführung der Office-Icons Ende 2018 war ein Vorgeschmack auf die neue Microsoft’sche Icon-Formensprache, wie sie im Fluent Design System angelegt ist. So wie sich der Name der Designsprache bei Microsoft mit der Zeit geändert hat – von Metro, zu Modern UI hin zu Fluent –, so haben sich auch die Designprinzipien in den zurückliegenden Jahren verändert, und zwar radikal.

Mit Minimalismus und vereinfachter Formensprache, wie sie in Metro vorherrschend waren, haben die nach den Prinzipien von Fluent Design gestalteten neuen Windows-Icons nämlich nichts mehr gemein. Schattenwurf und die Andeutung von Plastizität sind stattdessen wieder angesagt. Im Gegensatz allerdings zu einer skeuomorphistischen Gestaltung, die eine möglichst naturalistische Anmutung eines Objektes zum Ziel hat (Beispiel Papierkorb unter macOS), steht nunmehr die Hervorhebung eines Objektes mit Hilfe dezenter Farbverläufe und Schatten im Mittelpunkt. Ziel ist es, Elemente/Objekte erhaben bzw. wie gestanzt aussehen zu lassen, um so User in ihrer Interaktion zu unterstützen und ihnen eine Umgebung mit pseudo-haptischer Anmutung zu verschaffen. Im UX-Design hat sich für diese Art der Gestaltung die Bezeichnung Neumorphism durchgesetzt, eine Wortschöpfung aus New und Skeuomorphism. Die dabei entstandene Übereinstimmung mit deutschen Wort „neu“ ist zufällig.

Windows Mail Icon – vorher und nachher
Windows Mail Icon – vorher und nachher

Wie Koehn erklärt, habe sich auch bei Microsoft in den letzten Jahren die Entwicklung von Anwendungen/Apps eindeutig von Desktop in Richtung Mobile verlagert, und dass sich dieser Wandel auch in dem Design und den Icons von Windows widerspiegele. Die moderne Welt sei komplizierter als noch vor dreißig Jahren, so die Microsoft-Designerin, umso wichtiger sei es auf Systemebene für Designer und Entwickler für Einfachheit zu sorgen. In einem komplexen Ecosystem wie Windows brauche es, um sich intuitiv zurechtfinden zu können, mehr kognitive Reize als lediglich flache und monochromfarbene Symbole. Aus diesem Grund habe man sich für die Neugestaltung aller Windows-Symbole im Sinne der Fluent-Designprinzipien entschlossen.

Die ersten neugestalteten Icons, die mit dem aktuellen Windows-Release ausgespielt werden, sind die der Anwendungen Kalender und Mail (siehe Abb. oben).

Kommentar

Bekanntlich vollziehen sich viele Entwicklungen, im Übrigen auch die des Menschen, nicht linear in nur EINE Richtung. Stattdessen geht es, gleich einem Pendel, mal vor und mal zurück. Auch an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine lässt sich dies sehr schön ablesen. Nach Jahren der Opulenz skeuomorphistischer Gestaltung mit Leder- und Papiertexturen und übertrieben detaillierten Schmuckelementen vollzog sich im Zuge der Veröffentlichung von Windows 8 (2012) ein krasser Richtungswechsel hin zur Reduktion und zum Minimalismus (Flat Design). Nach nicht einmal einer Dekade schwört Microsoft dem Minimalismus ab, um eine Gegenbewegung hin zu mehr Komplexität zu beschreiten. Auch im UI-Design gibt es also Pendelbewegungen, die jüngste firmiert unter dem Label Neumorphism,

Komplexität ist in diesem Kontext gar nicht negativ gemeint, denn das damit verbundene größere Farb- und Formenspektrum ermöglicht einer bessere Differenzierung. In einer flachen monochromen Welt erfolgt Differenzierung, mehr oder weniger, über die Form. Microsoft stattet die Windows-Icons nun mit zwei zusätzlichen Merkmalen aus: Farbigkeit und Tiefe. Dadurch sind Icons leichter unterscheidbar, wird Interaktion schneller und intuitiver.

Also alles richtig gemacht? Die Richtung stimmt, keine Frage. Je mehr Web- und App-Entwickler dieser Welt sich Tools wie neumorphism.io bedienen, umso schneller werden allerdings Anwendungen gleich langweilig ausschauen. Insofern bin ich bereits auf die nächste Pendelbewegung gespannt, wenn wir uns an der neuen, „fluffig-flauschig-soften“ Icon-Optik satt gesehen haben.

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Dieser Beitrag hat 18 Kommentare

  1. Die Icons selbst finde ich einen ganz guten Kompromiss zwischen dem noch vorherrschenden Flat- und dem inzwischen ausgedienten 3D-Glossy-Look.

    Apropos einheitliches Erscheinungsbild: Eine Option, die Hintergrundfarbe jeder Kachel im Startmenü anzupassen, gibt es immer noch nicht. Das ist eins der größten Versäumnisse von Microsoft.

  2. Puh, ich muss sagen, ich mochte das Modern UI ja sehr gerne, weil es das System etwas zurückgenommen hat und ich ohnehin weitestgehend ohne Icons im OS klarkomme. Sicher, Differenzierung ist jetzt wieder besser möglich, v. A. auch über die vielen Anwendungen hinweg. Es scheint mir aber doch wieder etwas zu trendy zu werden.

  3. Ein wichtiger Aspekt bleibt im Artikel unerwähnt: da immer mehr Apps und Services von Microsoft auch auf anderen Plattformen vertreten sind müssen sich deren Gestaltung besser in diese Systeme einpassen. Mit dem Fluent Design passen die Icons nun besser zu macOS und zum Material Design von Google.

    Mir persönlich gefallen die neuen Icons sehr! Das liegt aber vor allem daran dass die Windows-10-Icons nicht besonders gut waren. Bei Windows Phone und Windows 8 war das noch besser und leider gab es in Windows immer auch noch sehr viele alte Icons die nie überarbeitet wurden.

  4. Also ich denke nicht dass Fluent Design und die entsprechenden Icons die komplette Abkehr vom Flat Design sind. Vielmehr ist es eine Kombination beider Welten (Flat und Skeuomorphismus). Nicht mehr so zurückgenommen, dafür jedoch deutlich flexibler. Gewöhnungsbedürftig, aber mir gefällt es.

  5. Endlich eine würdige Antwort seitens Microsoft auf Googles Material Design. Für mich machen die Icons in Verbindung mit den Live-Tiles aber wenig Sinn und wirken sehr bunt (vor allem wenn jede Kachelfarbe auch noch unterschiedlich ist). In den Windows 10X Screenshots lässt sich gut sehen, wie viel besser ein neues Startmenü ohne Kacheln aber mit den neuen Icons aussehen kann.

    Ich bin Windows Fan, denke aber dass damit nur eines von vielen Problemen von Windows 10 gelöst wird. Viel mehr muss Microsoft die Programmoberflächen vereinheitlichen, doppelte und obsolete Systemprogramme entfernen und die Rückstände vergangener Windows-Versionen beseitigen.

    1. Absolut! Vollständig Deiner Meinung!
      Es gibt leider immer noch viel zu viele kleine Unzulänglichkeiten und Altlasten, die man einfach nicht mehr benötigt. Von den alten Design-Elementen, die man immer noch vorfindet (die MMC und Computerverwaltung z.B.), möchte ich gar nicht erst anfangen.

      1. Möchtest du tatsächlich auch die wichtigen Windows-Elemente im “neuen” Win10-Stil sehen? Mir graust es jetzt schon davor, eben auch in solchen Fenstern bald zig mal hin und her klicken zu müssen, nur, damit nicht mehr als 8 Icons gleichzeitig den Nutzer verwirren (wie z. B. in den Settings) :D

        Ich würde mir an vielen Stellen wünschen, dass Microsoft einfach *ein bisschen* aufräumt und entzerrt, aber ansonsten alles gewohnt bedienbar lässt. Die letzte gute Design-Entscheidung bei Win10 war m. E., die Adresszeile im Explorer etwas zu vergrößern.

        Zum Thema Icons wäre mein Traum, dass sie App-Icons meinetwegen anpassen, aber System-Icons (vgl. Settings) so lassen wie sie sind. Wo ich beim einen vielleicht noch Unterscheidbarkeit brauche, sollen sich die Icons andernorts möglichst zurückhalten (z. B. die System-Tray-Icons). Aber nunja, es wird wohl ein Traum bleiben…

  6. Ich mag das Flat, das gute alte weiße flache Icon. Mir gefällt das neue Klickibunti überhaupt nicht und ich sehe schon ein knallbuntes WindowsXP2, also ein Windows 10 in bunt auf uns zukommen. Ich dachte, die Computerwelt ist mit dem Flat-Design erwachsen geworden und diese niedlichen Icon-Spielereien bleiben ein Relikt der 90er oder 2000er. Nun, ich muss wohl damit leben, dass ich mir bald vor lauter bunter Icons der Desktop und die ganzen Menüs schwindelig werden.

    Falls es eine Addon-Möglichkeit gibt, weiterhin alles in Flat zu belassen und das sogar für alle Fremd-Icons auszuweiten, so dass mein Windows aussieht, nicht wie andere es wollen, sondern wie ich es will … ich bin offen für Idee.

    1. Gut gesagt, ganz meine Meinung.
      Ein OS sollte sich hauptsächlich im Hintergrund halten und funktionieren. Dort, wo es Icons braucht (z. B. im Tray), sind sie in Flat ideal – so wie es z.B. bei MacOS auch gehandhabt wird. Tiefer im System brauche ich ohnehin keine Icons mehr, weil es so viele verschiedene verschiedene Bausteine gibt, dass ich sie mir eh nicht einpräge. Da je ein Icon pro Typ (Aufgabe, Dienst, Programm, …) und bitte auch in Flat.
      Was sie mit ihren Apps anstellen, die auch in anderen Ökosystemen funktionieren müssen, ist mir hingegen ziemlich egal. Da macht eh jede Firma, wie sie Bock hat und es sieht aus wie Kraut und Rüben. Meine Lösung bisher: Überall wo es geht die kleinen Icons wählen (Explorer, Taskbar, …). Da sind sie meistens nicht so auffällig komisch :D

    2. Einfarbiges Flatdesign funktioniert nur wenn man Hand voll Icons hat. Das lernt man schnell und kann später direkt wissen was wofür ist. Aber hier hat man unzählige Icons. Unter 100 Icons ein bestimmtes auf Anhieb zu finden ist schwer. Mit Farbe ist das nicht so, da hat man nen Anhaltspunkt, mit dem man sofort indirekt filtern kann.

  7. Schade, gerade das alte Icon vom Mail-Programm gefiel mir, weil es ein Stückweit außergewöhnlich war. Es verband einen Briefumschlag mit einem Papierflieger und Verband sowohl dass man sofort erkannte, was sich hinter dem Icon verbirgt, als auch Eigenständigkeit. Das neue ist einfallslos und austauschbar.

  8. Irgendwie wusste Microsoft noch nie, in welche Richtung es gehen soll. Nachdem man sich mit Flat und der damit verbundenen Einfachheit angefreundet hat, wieder eine andere Richtung. Ich finde gerade Icons aussagekräftiger, wenn weniger Schnickschnack darin vor kommt. Also eher in Richtung Pictogramm.

    Habe generell noch nie begriffen, warum man einem Fenster Transparenz geben muss, durch dessen Titelleise unsauber der verschwommene Hintergrund scheint. Das nervte bereits bei Win7 und setzte sich unverständlicher Weise bis heute fort. Zum Glück lässt es sich abschalten. Aber auch ein Punkt zum Thema “Altlasten” bei Microsoft.

    Dass Outlook nun dauerhaft blau und nicht mehr gelb sein dürfte, halte ich für eine weitere schwachsinnige Entwicklung. Aber am Ende muss man es eh nehmen, wie es kommt oder auf ein anderes Betriebssystem wechseln.

  9. Wenn ich mir die Iconsammlung von MS so angucke erscheinen gefühlt 90% der Icons in blau. Andere Farben findet man nur ganz selten.

    Mal sehen wieviele Jahre es dauert, bis alle wieder überladene 3D-Icons mit Transparenz, Glossy und Schlagschatten bauen.

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