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Michael Bierut: Wie man als Grafikdesigner Produkte erfolgreicher verkauft, Dinge besser erklärt, Sachen schöner macht, Leute zum Lachen bringt (oder zum Weinen), und manchmal sogar die Welt verbessert.

Michael Bierut: Wie man als Grafikdesigner …

Michael Bierut ist Partner der internationalen Designfirma Pentagram in New York. Seine Karriere begann in der Firma des legendären Designers Massimo Vignelli. Vor kurzem ist ein Buch von ihm erschienen, das als Monografie, Designmanifest und gleichsam Handbuch in einem konzipiert ist und bei dem nicht nur der Titel ungewöhnlich ist. Auf dt-Leser wartet ein Gratis-Exemplar.

Design-Monografien tendieren dazu, da sie meist viel bebildert sind, jedoch kaum Information in Textform bieten, sich auf eine Ansammlung von Projekten zu beschränken. Diese belegen zwar in aller Regel ein hohes Maß an Kreativität, darüber hinaus liefern sie jedoch kaum Input für den Leser, weder in Bezug auf die Arbeits- und Vorgehensweise, die Rahmenbedingungen und schon gar nichts über die zugrunde liegenden Gestaltungsprinzipien.

Dass hinter jedem Designprojekt eine Geschichte steckt, eine Geschichte, die vor allem auch von Menschen handelt, veranschaulicht Bierut in seinem Buch „Michael Bierut: Wie man als Grafikdesigner Produkte erfolgreicher verkauft, Dinge besser erklärt, Sachen schöner macht, Leute zum Lachen bringt (oder zum Weinen) – und manchmal sogar die Welt verbessert.“, dessen Titel, der gleichsam Prolog ist, in der nachfolgenden Besprechung aus nachvollziehbaren Gründen kein weiteres Mal genannt werden soll. Michael Bierut präsentiert in diesem autobiografischen Buch ausgewählte Werke seiner Arbeit aus über 35 Jahren. Indem er auf persönliche Weise und mit Anekdoten gespickt die Geschichte hinter jedem einzelnen Projekt erzählt, gewährt er dem Leser Einblick nicht nur in seine Arbeit, sondern auch in sein Leben.

Die Zuordnung zur Gattung ist bei einem solchen Werk zugegebenermaßen nicht leicht. Ein Handbuch im Sinne eines Nachschlagwerkes ist das Buch, das in der deutschen Übersetzung im Niggli Verlag erschienen ist, nicht, auch kein Designmanifest, im Sinne eines Grundsatzprogramms, wie es etwa Dieter Rams oder Otl Aicher formuliert hatten. Nicht das Grundsätzliche, sondern das Spezifische steht bei Bierut im Mittelpunkt, das Lösen von spezifischen Gestaltungsaufgaben. Wobei die im Zusammenhang der Projekte formulierten Aussagen mitunter schon thesenhaften Charakter aufweisen, etwa wenn Bierut im Rahmen des MIT Media Lab-Projektes beschreibt, dass Wandelbarkeit immer den Charakter von Beliebigkeit inne wohne, womit er sicherlich recht hat.

Man kennt das von Kinofilmen: allzu oft misslingen Übersetzungen ins Deutsche. So auch hier. Denn während es in der Originalfassung „How to Use Graphic Design to Sell Things, …“ heißt, wurde aus der Disziplin „Graphic Design“ im deutschen Titel kurzer Hand die Berufsbezeichnung „Grafikdesigner“, was in diesem Kontext erstens falsch und zweites ungeschickt ist. Denn Aufgabe eines Grafikdesigners ist keineswegs, Produkte zu verkaufen. Das ist Aufgabe des Händlers. Der Grafikdesigner sorgt lediglich dafür, das die von ihm gestalteten Anwendungen (Anzeigen, Kataloge, Geschäftsausstattung, etc.) im besten Fall einen positiven Effekt auf die Verkaufszahlen haben. Darüber hinaus ist der englische Titel deshalb geschickter gewählt, weil er eben nicht nur Grafikdesigner als Leser adressiert, sondern all diejenigen, die sich mit Grafikdesign beschäftigen, beispielsweise auch Marketing- und Marken-Verantwortliche. Davon abgesehen ist auch die Cover-Gestaltung der bei Thames & Hudson erschienenen Originalausgabe überzeugender, weil spannungsvoller.

Insgesamt 37 Projekte werden in Phrasenform („Wie man …“) im Buch mehr noch als vorgestellt, sie werden in Form persönlicher Erfahrungsberichte erzählt. Ein Buch, das wie gemacht für das Zeitalter des Story-Tellings scheint, ohne allerdings, dass es die damit oftmals in der Werbung einhergehende Künstlichkeit und Aufgesetztheit aufwiese – im Gegenteil. Wenn Michael Bierut Geschichten erzählt und damit seine Leidenschaft und Hingabe fürs Gestalten deutlich wird, wirkt dies authentisch und ebenso inspirierend wie die vorgestellten Logos, Fotos, Entwürfe und Skizzen. Ein wunderbares Buch, dessen Konzept selbst Ausdruck von Kreativität ist.

Basisdaten

Titel: Michael Bierut: Wie man als Grafikdesigner Produkte erfolgreicher verkauft, Dinge besser erklärt, Sachen schöner macht, Leute zum Lachen bringt (oder zum Weinen) – und manchmal sogar die Welt verbessert.
erschienen bei: Niggli Verlag
Deutsche Übersetzung von Peter Littger
320 Seiten, 550 Abbildungen
24,5 × 25,4 cm, Hardcover mit Schutzumschlag
Euro (D) 49,90
ISBN 978-3-7212-0939-6

Verlosung

Wer sich das Gratis-Exemplar frei Haus zustellen lassen möchte, hinterlasse bitte bis zum 13.12.2015 einen Kommentar, der sich inhaltlich mit den im Buchtitel formulierten Aussagen/Fragestellungen befasst. Kann man mit Grafikdesign Produkte erfolgreicher verkaufen, Dinge besser erklären, Sachen schöner machen, Leute zum Lachen bringen oder zum Weinen und manchmal sogar die Welt verbessern?

Mediengalerie

Michael Bierut: Wie man als Grafikdesigner …

Dieser Beitrag hat 146 Kommentare

  1. Grafik Design ist Ausdruck der Eindruck hinterlässt… in kunstvoll balancierter, durchdachter Form.. welcher zielgruppenorientiert und am Puls der Zeit, im besten Falle nachhaltig wirkt. Somit kann Grafik Design – sofern Herz und Verstand und Talent im Einklang waren – die Welt ein bisschen besser machen. JA!

  2. Als Grafikdesigner kann man sogar für sich selbst eine eigene Welt erschaffen. Wenn diese Welt dann sogar noch andere anspricht, dann fühlt man sich besser. Bessere Laune ist ansteckend.

  3. Designer (oder besser: Design-Denker?) können so einiges!

    Denn sie sind Innovatoren, Mediatoren, Operatoren, Problemlöser und -erkenner, Moderatoren, Generalisten, Querdenker, Impulsgeber, Unternehmer, aber natürlich auch Handwerker und (vor allem) Visualisierer. Damit lässt sich doch schon einiges anfangen! Welcher andere Beruf kann das vorweisen?

    Wenn sie doch nur mal ihre Komfortzone der reinen Gestaltung verlassen würden… ;)

    (Schreibe grad meine Masterarbeit darüber, das Buch würde sich gut zum Zitieren eignen :) )

  4. Ja kann man, weil man das kann und manchmal auch das. Das kann man auch – oder das.
    Und manchmal auch das, weil man eben das, das und das richtig gemacht hat.

  5. Ich persönlich finde dass das genannte nur auf bestimmte Produktkategorien zutrifft. Wenn ich eine Vase verkaufe verkauft sie sich vielleicht besser wenn ich ein schönes Schildchen dranhänge oder sie in eine schön gestaltete Verpackung stecke. Dadurch wird die Vase selbst aber nicht besser, schöner oder effektiver in ihrer Funktion als Vase wenn ich sie erst einmal von ihrer Verpackung befreit habe.

    Verkaufe ich hingegen einen Bildband über Vasen, kann ein gelungenes Grafikdesign den Käufer so ansprechen, dass er ungeachtet der Tatsache dass er eigentlich überhaupt keinen Bildband über Vasen braucht, ihn trotzdem kauft. Und wenn der Käufer dann zuhause doch einmal in das gekaufte Buch hineinschaut, wird er vielleicht durch eine gelungene Gestaltung dazu angeregt sich die ein oder andere abgebildete Vase zu kaufen. Oder der Bildband hilft ihm durch eine gute Strukturierung und Gestaltung dabei zu verstehen wie Vasen in der Antike hergestellt wurden. – Was ihn vielleicht zum Lachen bringt und seine Frau zum Weinen weil sie eigentlich mit ihm ins Theater gehen wollte und stattdessen jetzt mit ihrem Mann über Vasen philosophiert.

    Grafikdesign kann bestimmten Produkten bei dessen Vermarktung helfen sowie manche Dinge besser erklären als es ein lieblos erstelltes Handout vermag. Das kann Menschen zum Lachen und Weinen bringen, ob es jedoch die Welt besser macht liegt meiner Meinung nach völlig im Blicke des Betrachters; für den Mann hat sich eine neu Welt eröffnet, er wird sich vielleicht in Zukunft häufiger Vasen kaufen. Sein Leben und seine Wahrnehmung hat sich um eine weitere Blickweise erweitert, vielleicht hat er sogar ein Hobby gefunden. Gleichzeitig haben sich durch den Kauf des Bildbandes und der eventuell darauf folgenden Vasen allerdings natürlich nicht die Einstellchancen für Grafikdesigner verbessert weshalb aus diesem Blickwinkel das Design des Bildbandes nicht von weltverbesserndender Qualität war.

    Es ist eine Sache des Blickwinkels.

  6. Design ist gut, wenn es eine Funktion hat, wenn es einen “sinnvollen” Nutzen vorweist. Wenn es möglichst nachhaltig ist und die Seele des Menschen trifft.

    … Erfolg – Nicht nur das “Wie”, sondern eher das “Womit” ist entscheidend.
    … Dinge besser erklären – selbsterklärend.
    … Sachen schöner macht – sehr subjektiv.
    … Menschen zum Lachen und zum Weinen bringen. – Ok.
    … Die Welt verbessern – Design kann als Kommunikationsmittel dazu beitragen. Aber zur Weltverbesserung gehört noch viel mehr.

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