Mercedes Benz kehrt zum minimalistischen Stern zurück
Mercedes Benz hat sein Markenzeichen modifiziert. Seit kurzem nutzt der Stuttgarter Autobauer im Kontext Marken- und Unternehmenskommunikation wieder eine minimalistische, einfarbige Darstellung des Mercedes-Sterns. Geschichte wiederholt sich, auch im Marken- und Kommunikationsdesign.
Bislang von der Öffentlichkeit und den Medien unbemerkt hat Mercedes Benz ein Redesign seines Markenzeichens vollzogen. Eine der ersten Medienanwendungen, in denen der nunmehr wieder einfarbige Mercedes-Stern implementiert wurde und als visueller Absender fungiert, ist der im Februar veröffentlichte Geschäftsbericht 2024, siehe nachfolgende Abbildung der Titelseite.

Langjährige dt-Leser dürften beim Lesen dieses Beitrags ein Déjà-vu verspüren. Tatsächlich erfolgte vor 18 Jahren bei Mercedes Benz ein ähnlicher Wechsel. Im Herbst 2007 änderte Mercedes das Aussehen des Sterns von einer metallisch-glänzenden Darstellung mit dreidimensionaler Anmutung hin zu einer schlichten, einfarbigen Darstellung (dt berichtete).
Allerdings wurde der schlichte, weiße Stern damals nach nicht einmal drei Jahren wieder gegen eine metallisch-glänzende Darstellung ausgetauscht (dt berichtete ebenfalls), wohl auch weil dem ehemaligen Daimler-Chef Dieter Zetsche diese Art des minimalistischen Designs nicht gefiel, da sie seiner Ansicht nach zu wenig „Qualitätsanmutung“ vermittele.
Nun feiert der schlichte Mercedes-Stern ein Comeback, ein weiteres. Denn bereits in frühen Jahren der Unternehmensgeschichte hatte Mercedes einen schlichten Stern als Marken- und Erkennungszeichen, wie die Evolution des Mercedes-Stern veranschaulicht.

Im Umfeld von Social Media, etwa auf Facebook, YouTube und Instagram, nutzt Mercedes seit zwei Wochen das neue, schlichte Markenzeichen als Profilbild. Die Einführung des einfarbigen Sterns erfolgt zeitgleich mit der Vorstellung des neuen Mercedes CLA. Im Rahmen der offiziellen Pressemeldung wird die Markteinführung des vollelektrisch angetriebenen CLA als „der Beginn einer neuen Design-Ära bei Mercedes-Benz“ bezeichnet. Künftig werde über das gesamte Portfolio hinweg eine einheitliche Designsprache genutzt.
Auch wenn das Unternehmen auf die Anpassung bislang nicht eingegangen ist, weder in Pressemeldungen noch im Geschäftsbericht oder in anderen Medien, lässt sich die Umstellung des ikonischen Sterns auf eine minimalistische Darstellung dahingehend verstehen, dass die Modifikation Bestandteil der veränderten strategische Ausrichtung ist. Als Unternehmen „schlanker, schneller und stärker“, und auch, da fortan im Stern auf Farbverläufe und Glanzeffekte verzichtet wird, im visuellen Erscheinungsbild schlanker und performanter.
Vor dem Hintergrund der Krise in der deutschen Automobilwirtschaft hat Mercedes-Benz ein Re-Strukturierungs- und Einsparprogramm aufgelegt („Next Level Performance“), um so bis 2027 rund fünf Milliarden Euro einzusparen, auch durch den Abbau von Personal. Eine veränderte Designsprache, so lässt sich auch eine im Februar veröffentliche Pressemeldung lesen, begleitet demnach die angekündigte Transformation des Unternehmens.
„Mercedes-Benz ist eine ikonische Marke. Unsere Verantwortung besteht darin, ihr volles Potenzial zu heben. Wir starten dazu die bisher größte Produkt- und Technologieoffensive unserer Unternehmensgeschichte und ein umfassendes Programm zur Steigerung unserer Leistungsfähigkeit.“ Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Group AG.
Auch zukünftig kommt bei Fahrzeugen weiterhin die Logoversion mit 3D-Anmutung zum Einsatz, so legen es jedenfalls Bilder zum neuen CLA nahe. Eine Ausnahme gilt freilich für illuminierte Anwendungen. Der minimalistische, einfarbige Mercedes-Stern fungiert demnach als visueller Absender innerhalb der Marken- und Unternehmenskommunikation, während bei Produkten (weiterhin) die Version mit 3D-Anmutung verwendet wird.

„Veränderte Designsprache“ bezieht sich zudem offenkundig sowohl auf Produkte/Fahrzeuge wie auch auf die Präsenz als Marke. Nicht nur am Markenzeichen, auch an der Typo wurde Hand angelegt, in diesem Fall liegt die Überarbeitung allerdings schon einige Jahre zurück. Anstelle der von Kurt Weidemann gezeichneten Corporate-Schriftsippe, über viele Jahre als Hausschrift(en) von Mercedes Benz in Verwendung, sind seit einiger Zeit MB Corpo A und MB Corpo S im Einsatz.
Mercedes Benz ist nicht nur eine Automarke, sondern auch ein Konzern. Zur Mercedes Benz Gruppe gehören die Marken Mercedes-Benz, Mercedes-AMG, Mercedes-Maybach, Mercedes-Benz Bank, Mercedes-Benz Financial Services und Athlon. Der neue, einfarbige Stern ist Absender sowohl der Marke Mercedes Benz wie auch Absender der Mercedes Benz Gruppe.
Ebenso wie die Umstellung auf eine neue Hausschrift nicht über Nacht geschieht, wird auch die Implementierung des neuen, einfarbigen Mercedes-Sterns über alle Medienanwendungen hinweg, digital wie in Print, Zeit in Anspruch nehmen. Für die Mercedes-Benz Bank wird derzeit noch das glänzende Stern-Logo verwendet.
Wer sich schon einmal gefragt hat, was genau der Stern von Mercedes eigentlich darstellt: Der Mercedes-Stern symbolisiert die Vision von Firmengründer Gottlieb Daimler, Motoren für drei zentrale Bereiche der Mobilität einzusetzen: zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Die drei Zacken des Sterns repräsentieren diese Ausrichtung.

Mediengalerie
- Mercedes Benz Geschäftsbericht 2024 Titelseite, Quelle: Mercedes Benz
- Der neue Mercedes-Benz CLA mit EQ Technologie: Exterieur: AMG Line Plus, MANUFAKTUR patagonienrot metallic, Quelle: Mercedes Benz
- Der neue Mercedes-Benz CLA: Displayinhalt kann optisch vom Serienstand abweichen; Edition, AMG Line, Interieur: Leder tartufobraun, Quelle: Mercedes Benz
- Der neue Mercedes-Benz CLA mit Hightech-Hybridmotor, Quelle: Mercedes Benz
- Der neue Mercedes-Benz CLA mit Hightech-Hybridmotor, Quelle: Mercedes Benz
- Mercedes Benz Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Mercedes Benz, Bildmontage: dt
- Mercedes Benz Stern / Logo (2025), Quelle: Mercedes Benz
- Mercedes Benz Stern / Logo (2025), Quelle: Mercedes Benz
- MercedesBenz.de Website
- Mercedes Benz Stern / Logo Evolution, Bildquellen: Mercedes Benz, Wikipedia
Ich verstehe ja, dass ein farbiges Logo aus der Zeit gefallen ist, aber es hätte ja trotzdem die dreidimensionalität behalten können. Die monochrome des bisherigen Logos ist für mich die bessere:
Lieber Leole1,
ich haben den in Deinem Kommentar enthaltenen externen Link gegen eine interne Grafik mit der betreffenden Logoversion ausgetauscht.
P.S. Für die von Mercedes präferierte Version spricht, dass das maximal reduzierte Markenlogo nahezu 1 zu 1 der illuminierten Darstellung im und am Fahrzeug entspricht.
Lieber Achim, das ist eine andere Version als die die ich geschickt hatte. Bei deiner ist der Stern aus mehr Flächen zusammen gesetzt als in der Version die ich geschickt hatte. Sie entspricht dem Logo von 1989. Das Logo das ich geschickt hatte ist die monochrome Version des Logos von 2010.
Ist richtig – das hatte ich dann auch gesehen. Doch bei der von Dir verlinkten, optisch ähnlichen Grafik ist die Urheberschaft nicht ersichtlich. Außerdem wird eine monochrome Version des Logos von 2010 weder in Mediendatenbanken von Mercedes Benz geführt (media.mercedes-benz.com, mercedes-benz-publicarchive.com), noch ist eine solche Version beim DPMA registriert.
Sollte Mercedes die betreffende Sternversion tatsächlich verwendet haben, was ich nicht ausschließen möchte, dann lediglich in Ausnahmefällen bzw. in Medien, bei denen eine Darstellung mit Farbverläufen technisch nicht möglich ist. Sofern sich nachweisen lässt, dass die von Dir verlinkte Version des Sterns tatsächlich von Mercedes Benz verwendet wurde, kann ich die betreffende Grafik hier gerne noch einfügen.
Das F1 Team hat diese Logovariante benutzt:
mercedes-benz-archive.com/…
Da ich bei Mercedes im Lager gearbeitet haben, weiß ich, dass diese Variante mitunter auch auf Kartons gedruckt wurde. An sich wurde aber wenn möglich immer die “bunte” Variante verwendet.
Besten Dank Leole1. Diese Fallback-Version des Sterns kannte ich bislang nicht. Wieder etwas gelernt. Allerdings unterscheidet sich die Darstellung des Sterns von AMG Petronas und der ursprünglich von Dir verlinkten Sterns schon noch einmal im Detail. Ich vermute, dass es sich bei dieser speziellen von Dir ursprünglich verlinkten Darstellung nicht um eine von Mercedes verwendete Version handelt, weshalb ich es nach wie vor richtig finde, diese hier nicht zu teilen.
Ich habe Deinen ersten Kommentar nochmals aktualisiert und die betreffende AMG-Petronas-Logovariante eingefügt.
Selbstverständlich gibt es eine Strichversion des Mercedessterns von 2010. In Small, Medium und Large. Als Negativ zum Aussparen aus dunklen Farben oder zum Weiß drucken, und als Positiv-Version ggf. auch weiß hinterdruckt.
Ich war damals als Reinzeichner an der Entwicklung beteiligt und habe die finalen Versionen und die Logodatenbank erstellt (über tausend Varianten, wenn man die Sprachversionen des Claims mitrechnet). Die Strichversion (Large, wie oben abgebildet) war immer meine Lieblingsversion, sie erinnert mich an alte Schwarzweiß-Comics, sehr stilvoll.
Ich weiß nicht, welche Versionen derzeit in den Mediendatenbanken von Mercedes Benz zu finden sind, aber die Strich- bzw. offiziell: 1c-Versionen waren natürlich auch im Brand Manual aufgeführt.
Eine häufige Anwendung waren z.B. die einfarbigen Werbebanden bei Tennisturnieren. Und auf dem Mercedes-Benz Stadium in Atlanta ist eine GIGAntische Strichversion auf dem Dach, da war ich immer ein wenig stolz, dass die aus meinem Rechner kam ;)
Auf der Seite sieht man die Version mit weiß hinterdruckt. Ein Bild des geschlossenen Daches hab ich ad hoc nicht gefunden; bin erst morgen wieder an meinem PC, dann kann ich gern nochmal ins Archiv tauchen wenn gewünscht (hab auch die Manual-Seiten noch).
Übrigens wurde auffallend häufig, z.B. beim Tennis, die falsche Version gedruckt – nicht die Negativ- sondern die Positivversion in weiß auf dunkel. Faustregel fürs Logo: Das Licht kommt immer von oben. Nun, in den Fällen kam es dann von unten :-/ Im Nachhinein meine ich, dass vielleicht auch das Manual an der Stelle nicht eindeutig genug war.
Seit so einigen Jahren lese ich aus dem Design und dem Markenauftritt der deutschen Autobauer eine starke allgemeine Verunsicherung heraus. Vieles wirkt unbeholfen (Bedienung, Positionierung des Touchscreens) und erweckt den Eindruck nach schwieriger interner Entscheidungsfindung (Kühlergrill – nein – doch – noch größer – nicht nötig – dann halt als geschlossene Plastikplatte). Dass man sich zunehmend in Superlativ-Formulierungen verliert (“die bisher größte Produkt- und Technologieoffensive unserer Unternehmensgeschichte”), verstärkt diesen Eindruck noch mehr. Dieses Hin und Her zwischen Chrome-Anmutung und Minimalismus passt da ganz gut hinein.
Kann es sein, dass MB erst zu früh dran waren und nun zu spät?
Auch mit der Chrom-Version waren sie zu spät, da hatte der Trend weg vom Chrom hin zur Strichversion schon eingesetzt. Mit der ersten Silhouetten-Version waren sie ihrer Zeit voraus, und hätten sich als Vorreiter feiern lassen können, hätten sie nicht zur Unzeit das Design wieder zurückgerollt. Und heute ist die Silhouette schon wieder ein alter Hut. Also sehr antizyklisch die ganze Entwicklung.
Wenn es schlicht sein soll, hätte man den CLA ja an den Concept Car angleichen können, denn der Grill ist jetzt das Gegenteil von schlicht. Aber vielleicht spart das vereinfachte Logo ja Strom auf den riesigen Bildschirmen?
Ich habe “unschlüssig” gewählt. Die Silhouette finde ich eleganter, und dieses Understatement hat auch eine hohe Qualitätsanmutung für mich. Das Chrom-Logo kommt konservativer daher, an sich nicht so mein Fall … aber als Logo, als Grafik, hat es Spitzenqualität.
Transparenzhinweis, ich habe damals als Reinzeichner an diesem Logo mitgearbeitet. Ich denke, jetzt wo es Geschichte ist, kann ich auch ein bisschen aus dem Nähkästchen erzählen ;)
Es wurde ohne jede Sperenzchen gebaut, keine Transparenzen, keine unregelmäßigen Verläufe – nur Standardverläufe und Interpolationen (in Einzelvektoren aufgelöst). Eine ganz klassische Vektor-Illustration, die man so wahrscheinlich schon Ende der 90er hätte produzieren können (ja, sogar mit Freehand ;)). Die Dateien war erstaunlich klein, und ließen sich immer sauber drucken – im Gegensatz z.B. zum damaligen VW-Logo, ein Dateimonster an dem viele Belichter verzweifelt sind, weil es vollgeknallt war mit Transparenzen etc.
“Handwerklich perfekt” schrieb Achim damals, was mich sehr gefreut hat (Damit meint er mich, sagte ich mir). Das Zitat hab ich sogar zuweilen in meinem Portfolio angeführt ^^. Die Produktion dieses Logos war ein absolutes Highlight an Akribie und Perfektionismus – es war, als würde man eine Luxuslimousine von Hand bauen – und mit branchen-unüblich wenig Zeitdruck. Für einen DTP-/Grafik-Nerd ein Traumjob.
Die Silhouette als Datei hieß übrigens das “Urmeter”, und an das mussten wir uns auch exakt halten. Ich finde sie wirklich elegant und harmonisch, also an sich reicht die Version auch – und vielleicht hätte MB auch einfach dabei bleiben können. Aber mir hat es zumindest ein berufliches Highlight beschert.
Etwas später (2014?) gab es noch ein Redesign: Wortmarke und Claim wanderten nach links und der Stern stand rechts allein auf Schwarz, wie ein silbernes Schmuckstück auf Samt. Erst da wurde das Layout diesem Logo erst gerecht. Wortmarke und Claim direkt am Logo (rechts oder zentriert drunter) erschienen mir immer etwas plump und unpassend. Und der Claim erst recht. “Das Beste oder nichts” fand ich immer eher panne, ein auffälliger Kontrast zu dem stilvollen Logo. Ein Spruch war damals: “Das Beste oder nichts? Okay, also kauf ich mir nen BMW.”
Danke, Tito, für den spannenden Praxisbericht!
Ich hatte einen Wechsel des AUDI-Logos miterlebt und dort tatsächlich auch über die Komplexität der wunderbar modulierten Chromringe gestaunt! Aber zugegeben mehr noch über den unüberschaubaren Katalog an Logo-Varianten, den (ich glaube es war Meta Design?) damals zusammengebaut hat: Verschiedene Rendering-Formen, Claims, Sprachen, Farbversionen ergaben gefühlt hunderte Dateien. Für jeden noch so abstrusen Einsatzzweck gab es eine Vorlage mit entsprechender Dokumentation.
Im Ergebnis überforderte das die externen Agenturen offenkundig, im laufe der ersten Jahre begegneten mir zahlloseMedien, in denen streng genommen, die “falschen” Logos eingesetzt wurden…
Im sehr kleinen, nur bei einzelnen Key-Visuals, hat mich die Perfektion der Logozeichnungen, die damals schwer in Mode waren sehr motiviert, auch zu sehen, wo ich landen kann, wenn ich mir richtig Mühe gebe :-). Ich war immer in bisschen neidisch auf diese Art Job.
Der Mercedes Stern gehört wieder auf die Haube. Vielleicht sollte man hier etwas ändern und nicht an dem Logo.
Empfinden viele als altbacken. Kommt bei den Maybach-Varianten wieder, wie V-Klasse oder SL.
Ist das nicht ein guter Indiktor genau dann dran zu bleiben?
Herzlichen Dank Tito, für die Insights und Infos aus erster Hand – in diesem Fall tatsächlich im wortwörtlichen Sinne.
Ich finde es immer interessant zu hören, wie Logos intern von den für die Kreation verantwortlichen Personen und von Mitarbeitern bezeichnet werden, da sich oftmals daraus die Herangehensweise und ein Selbstverständnis ableiten lassen. „Urmeter“ – eine Nummer kleiner ging/geht es bei Mercedes offenbar nicht ;-)
Das Wort „Logodatenbank“ klingt wie aus einem anderen Jahrtausend. Ist es ja auch. Wie sich das Designverständnis in dieser Hinsicht gewandelt hat!
Das frühere Volkswagen-Logo ist in Bezug auf die von Dir angesprochenen Transparenzen und Farbverläufen für mich DAS Negativbeispiel schlechthin. Von der Konstruktion her völlig verkopft und überfrachtet (425! Ebenen und Bezierkurven), in der Praxis und Anwendung kaum handhabbar, und auch (meiner Meinung nach) in formal-ästhetischer Hinsicht wenig überzeugend, schon damals nicht.
Dass Mercedes in Bezug auf die Erscheinung des Markenzeichens antizyklisch verfährt, auch Rainer spielt darauf pointiert an, würde ich ebenfalls unterschreiben. 2007 Vorreiter, 2025 Nachzügler. Bezogen auf Markendesign. Ob dies auch die Produkte betrifft, kann und möchte ich nicht beurteilen.
Da ein Logo möglichst einfach gestaltet und in seiner Aussage klar und eindeutig sein sollte, führt an einer Strichversion, damals wie heute, kein Weg vorbei. Eigentlich. Denn Farb- und Formempfinden von uns Menschen verändern sich im Laufe der Zeit. Somit auch die Frage, ob eine Strichversion eines Logos als hochwertiger angesehen wird als eine metallisch-glänzende Darstellung. Daher die kleine Umfrage.
Das Stimmungsbild ist in dieser Hinsicht nicht eindeutig. Denn seit einigen Monaten lassen sich vermehrt Redesigns beobachten, wie bei DC Comics, RAW, AFC, und vor wenigen Tagen bei HBO Max, in denen Logos, wie schon vor gut zwanzig Jahren (!), wieder mit Farbverläufen und allerlei Glanzeffekten ausgestattet werden (Abb. unten). Geschichte wiederholt sich, auch im Marken- und Kommunikationsdesign.
Zum “Urmeter” … ich weiß nicht, wie ernst die das meinten; das war wohl auch eher interner Jargon, die Datei hieß nicht so.
Fun Fact: die feine weiße Linie, die die beiden unteren Zacken des Sterns voneinander trennt, haben wir intern “Thong” genannt (String-Tanga) ;)
Was wir Logodatenbank nannten, war eigentlich nur eine Ordnerstruktur, in der die Logoversionen in Kürzeln codiert waren in den Datei- und Ordnernamen. Eine echte Datenbank hätte man wenigstens verschlagworten können. So gab es bei jedem Kunden erneut die Diskussion, ob man jetzt das Dateinformat als oberste Ordner-Ebene wählt (PDF/EPS/JPG), oder die Anwendung (Print/Screen), oder die einzelnen Logoversionen (Linksbündig, zentriert …) etc. pp. Ob das der Standard war, oder ob andere Agenturen auch echte Datenbanken erstellten, entzieht sich meiner Kenntnis.
Meine letzte Logodatenbank habe ich 2019 erstellt, habe auch erst 2009 mit Brand-Design-RZ angefangen als Freelancer, ich weiß nicht, wie es davor war – und ob der Begriff evtl. noch anders besetzt war.
Das macht mich neugierig. Was ist denn heute Standard?
In den letzten Adobe Creative Suites, die ich besaß – nein, gemietet hatte – gab es ein Tool, mit dem man Dateien für mehrere Samrtphone- und Tablet-Standards ausgeben konnte. Habe das ein paar Mal benutzt, allerdings hatten wir unsere Pixelversionen bis dahin immer “mundgeklöppelt”, wie der Produktioner es nannte, also pixelgenau abgestimmt. Da kamen die Ergebnisse dieses Tools nicht heran. Aber das wird sich seitdem sicher verbessert haben, und wahrscheinlich kann man Logodatenbanken auch auf Knopfdruck ausgeben – aber ein Algorithmus kann halt nicht “sehen”. Ob ein Logo am Ende gut aussieht, kann nur der Mensch beurteilen.
Die Pixelversionen des Sterns wurden natürlich von Hand gemacht, und auch nicht einfach durch Herunterskalieren des Vektorlogos – es wurden eigene Illustrator-Dateien gestaltet, die so erstmal ziemlich grob wirkten – die aber bei der Pixel-Ausgabe in einer genau festgelegten Größe dann exakt den Stern ergaben, den wir haben wollten. Diese AI-Dateien waren natürlich intern, und wir haben sehr drauf geachtet, dass die nicht in Umlauf kamen, und evtl. noch irrtümlich irgendwo gedruckt wurden.
Wurde denn das VW-Logo als offene AI-Datei ausgeliefert, mit Ebenen? Hab eben nochmal nachgesehen, die 4C-Version des Sterns hat 629 Ebenen bzw. Elemente ;) Aber eben ohne jegliche Transparenzen oder Pixeleffekte (Schlagschatten zB.). Wir haben auch nur PDF/EPS audgeliefert, die auf eine Ebene reduziert waren.
Und auch 2010 Nachzügler. Da ging der Trend ja schon wieder weg vom Chrom/3D.
Bei der Umfrage bin ich doch erstaunt, wie deutlich die Präferenz für die Chromversion ist – zumal angesichts der vielstimmigen Kritik aus der Branche beim Launch 2010 (auch hier im DT). Da scheint sich auch einiges in der Rezeption verändert zu haben seit damals™.
Bei Interesse an dem ein oder anderen Detail kann ich ein paar Screenshots zeigen.
viele Grüße
Im Gegensatz zu früher wird heute auf die Erstellung größen-bzw. medien-spezifischer Varianten (für V-Karte, Plakat, Bandenwerbung) verzichtet, der leichteren Handhabe wegen. Ein Logo wie das frühere von Volkswagen mit maximal komplexem Aufbau und unzähligen Farbverläufen verliert in kleinerer Darstellungsform extrem an Qualität, weshalb größen-spezifische Varianten zwangsläufig unumgänglich wurden. Was schon damals in hohem Maße ineffizient gewesen ist. Je mehr Varianten und Versionen, umso unbeherrschbarer wird das CD eines Unternehmens. Nicht nur Ästhetik, auch Praktikabilität ist im CD ein entscheidendes Kriterium!
Auf Schattenwurf, Glossy-Optik und andere Effekte wird heute (meist) verzichtet, was ebenfalls zur Verringerung der Anzahl an Logoversionen beigetragen hat. Vielfach gibt es heute lediglich nur noch zwei Versionen: positiv und negativ. Je nach Entität kommen Logo-Versionen mit/ohne Claim, Organisationseinheiten und Co-Branding hinzu.
Im Kia-Brand-Toolkit werden Positiv- und Negativform jeweils in den üblichen Dateiformaten (SVG, AI, PNG, JPEG) bereitgestellt. Noch übersichtlicher ist es bei Audi. Anstatt in unterschiedlichen Dateiformaten werden die Ringe als Font zur Verfügung gestellt.
Ergänzende/weitere Anmerkungen hinsichtlich Standards sind sehr willkommen.
Meine Meinung ist nach Jahren unverändert, nämlich dass das Basislogo einer Marke problemlos in flat und schwarz/weiß funktioniert. Darüber hinaus ist nämlich Alles möglich! Durch simple Bildmarken ergeben sich viel mehr Möglichkeiten damit zu spielen, ohne tatsächlich vom Basislogo abzuweichen. So können die Sterne auf Front und Heck der Autos traditionell plastisch in Chrom sein, ebenso wie grafische Spielereien in Farbe und Animation im Bereich der Werbung.
Ja, sehe ich genau so. Apple macht es ja vor. Die Grundversion ist flat schwarz, aber bei Keynotes u.ä. spielen sie ordentlich mit Effekten.
Ich habe auch “unschlüssig” gewählt.
In der digitalen Kommunikation, aber auch auf Papier, sieht der einfarbige Stern bestimmt besser aus. Insbesondere wenn der Farbdruck nicht allzu perfekt ist, erscheint so ein glänzender Stern gern unscharf und rauschend. Von daher ist es eine gute Idee und weiterentwicklung.
Am und auf dem Auto hoffe ich, dass Mercedes bei einer metallischen Variante bleibt.
Audi hat diesbezüglich gerade ein Riesen-Problem. Die haben ihre metallischen Ringe sowohl auf den Autos als auch auf den Lenkrädern gegen eine schlichte Version getauscht- und erhalten ein beinahe einhelliges Feedback, dass es nun superbillig und überhaupt nicht mehr wertig wirkt.
Ich denke, der schlichte Mercedesstern auf dem “Grill” oder dem Lenkrad würde ähnliche Reaktionen hervorrufen.
Übrigens haben wir bei Edenspiekermann die neue Mercedes-Schrift gemacht, vor einigenJahren. Christoph Koeberlin hat gezeichnet, ich habe recherchiert (die alte Corporate war zB sehr nah an der Berthold Walbaum), skizziert und präsentiert und Toshiya Izumo hat die Kanji Version gezeichnet. Ja: Mercedes hat eine eigene Schrift für China und Japan, nicht eine generische Type aus einer Schriftfabrik in Hongkong. Leider hat MB das seinerzeit nicht erwähnt und wir dürfen auf der Website nichts zeigen.
Ihr Arbeit in Ehren, aber wir sollten die Kirche etwas im Dorf lassen.
Es ist ein Update, keine neue Mercedes-Schrift. Sie wurde formal an Stellen überarbeitet, Schriftschnitte für Klein- und Screendarstellungen geschaffen – nachwievor führt dies zu Kontroversen. (Stichwort kein Variabler Font, immer höhere Screenauflösungen vs. zu viele Schriftschnitte = kompliziert in der Anwendung.)
Kurt Weidemann ist der Schöpfer und dafür maßgeblich verantwortlich, dass Mercedes-Benz im Besitz einer identitätsstiftenden und weltweit erkennbaren Hausschrift ist.
Bei allem Respekt für ihr Lebenswerk, dieser Kommentar ist überflüssig und hätte ich in dieser Form von einem Neuling in der Branche eher verstanden.
Mich irritiert der Tonfall in Deinem Kommentar, lieber Marc. Respekt kann ich, ungeachtet Deiner Bekundung, aus Deinen Zeilen nicht herauslesen, eine Wertschätzung für Kurt Weidemann und dessen Schriften hingegen schon.
Die „MB Corpo“-Schriften sind nun einmal die von Mercedes seit einigen Jahren verwendeten vergleichsweise jungen, neuen Schriften. Wie sonst sollten diese bezeichnet werden? Es handelt sich dabei – offenkundig – um eine Weiterentwicklung der bestehenden Corporate-Schriftsippe.
Hinsichtlich ihrer Schriftlinien (H-Linie, x-Höhe, u.a.) unterscheiden sich MB Corpo Title und Corporate A beispielsweise sehr deutlich; auch die Linienführung bei den An- und Abstrichen ist eine andere, gleiches gilt für die Form der Serifen. Im direkten Vergleich ist die neue Schrift, bei grundsätzlich ähnlichem Charakter, sichtlich schlanker als die bisherige Schrift. Auch in dieser Hinsicht, eben da ausreichend viele unterschiedliche Merkmale benannt werden können, ist „neue Schrift“ eine treffende Bezeichnung. Oder wie viele unterschiedliche Merkmale muss eine Schrift aufweisen, bevor sie als neu bezeichnet werden kann/darf?Zwei Sätze noch zur Bemerkung „überflüssig“. Wenn Unternehmen ein Redesign nicht öffentlich kommunizieren, so wie in diesem Fall Mercedes, bleibt in der Regel auf der Strecke, welche Agentur oder welche Designer/Gestalter für die Kreation verantwortlich zeichnen. Oftmals verpflichten Unternehmen die von ihnen beauftragten Agenturen/Designer dazu, ihre Arbeit nicht öffentlich zu machen. Eine Unsitte, wie ich finde. Sofern sich Namen recherchieren lassen, liste ich diese in Beiträgen auf. Auch in diesem Fall war die Suche ergebnislos. Und deshalb freue ich mich immer, wenn Leser, in diesem Fall Erik, die für die Kreation verantwortlichen Personen benennen können. Schon deshalb ist sein Kommentar eine Bereicherung.
Lieber Achim,
ich stimme Dir absolut zu, dass eine Verpflichtung der Nicht-Veröffentlichung ein Unsitte ist.
Dies dann aber über eine Kommentarfunktion doch öffentlich zu machen … geschenkt. Ich gebe jedoch zu, dass überflüssig nicht ganz das richtige Wort war.
Auf zwei Punkte möchte ich jedoch hinweisen. Die überarbeitete Schrift ist bereits seit knapp 5 Jahren im Einsatz, hat dementsprechend nicht direkt mit dem neuen 2D-Stern-Erscheinungsbild zu tun. Das Bild, des von Dir verlinkten direkten Vergleiches »CorporateA – MB Corpo Title« ist nicht korrekt, da es sich bei der »CorporateA« um den »normalen« Schnitt und bei der »MB Corpo Title« um den Condensed Schnitt handelt; zudem wird mit unterschiedlichen Schriftgrößen verglichen.
Da die MB Corpo Title die Corporate A als Headline-Schrift offensichtlich abgelöst hat, so jedenfalls stellt sich mir dies als externer Beobachter dar, ist eine Gegenüberstellung legitim, sinnvoll und natürlich auch korrekt, denn die Gegenüberstellung entspricht der Rezeption aus Konsumentensicht. Es werden hier ja nicht etwa Headline-Schrift und Copy-Schrift gegenübergestellt, sondern jene Schriften, in denen Headlines früher gesetzt wurden und heute gesetzt werden. Die Schriftgrößen sind unterschiedlich, das ist richtig. Ich habe gleiche Laufweiten gewählt, da so die schmalere Konstruktion der Lettern der MB Corpo Title gut zur Geltung kommt. Auch in dieser Hinsicht entspricht die Darstellung der Gegenüberstellung der tatsächlichen Anwendung. Doch es ist klar, dass eine solche Montage nur einen ersten Eindruck vermitteln kann – sie soll die Umstellung nachvollziehbarer machen, und nicht die Konstruktionsprinzipien erklären. Zumal das Thema des Beitrags der Stern ist.
Falsch ist hingegen meine Aussage, und da korrigiere ich mich, die Schriftlinien seien unterschiedlich.
Ich weiß noch, wie ich damals 2007 zu Claus Koch in Düsseldorf stieß und so beeindruckt war von dem Konzept und der “flat” Version des Logos, die man dort geschaffen hatte. Dann wurde es politisch und man kehrte mit neuer Markenagentur zur “Opel” Variante des Sterns zurück. Geschmäcker sind halt verschieden, Strategie hin oder her.
Wie das Markenzeichen in der Beleuchtung zitiert wird, finde ich schrecklich. Da wird was auf Krampf rein gebastelt was formalästhetisch überhaupt nicht zum Rest passt. Vielleicht sollte man erstmal hier anfangen, wenn man über Hochwertigkeit nachdenkt.
Wie geht Daimler Trucks mit dem Logo um? Das wird spannend, ob sich die beiden Firma abstimmen oder es auseinander driftet.
20 Jahre später, 18 Jahre Umweg – und plötzlich ist die Vision von Claus Koch™ wieder gut genug. Damals entwickelt, dann verworfen – und jetzt wieder da. Design braucht manchmal Zeit. Oder einfach die richtigen Entscheider.
Ist halt vorhersehbar.
Ich finde immer komisch: mit vielen Worten wird bei solchen Änderung ein großes Konzept als Begründung angeführt. Aber ganz zufällig ist es halt komplett im allgemeinen Designtrend bei CD, alle Designs werden nach der selben Stanze überarbeitet. Aber ist natürlich trotzdem ein ganz einmaliges und kreatives Konzept. So wie beim nächsten Trend, usw.
Letztlich ist CD nicht die Welt. Was Selbstzerstörung wäre das wäre die reale Formsprache in der realen Welt aufzugeben. Da hat der Stern bekanntlich nicht einen 3D “Effekt” sondern ist ein reales Designobjekt. Eines der weltweit ikonischsten überhaupt. Würde ein Designer vorschlagen darauf zu verzichten und eine Führung dem zustimmen dann würde ich als Aktionär gegen die Wertvernichtung rebellieren. Autokäufer überall auf der Welt wollen bewusst ein Auto mit dem großen silbernen Stern. In den letzten Jahren hatte Mercedes den meisten Erfolg mit sportlichen Modellen die den Stern sogar in Übergröße vorne zwischen den Scheinwerfern hatten. Am Ende des Tages ist das Unternehmen dazu da Autos zu verkaufen und Geld zu verdienen. Der Stern ist das vielleicht wichtigste Detail für die markenbewussten Kunden. Denn andere Hersteller bauen auch gute Autos, können aber nur deutlich niedrigere Preis am Markt durchsetzen als für “einen Mercedes”.