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Luzern überarbeitet Corporate Design

Stadt Luzern – Logo, Quelle: Stadtverwaltung Luzern

Die Stadt Luzern hat angekündigt, ihr visuelles Erscheinungsbild zu modifizieren. Da sich die Kommunikation und das Informationsbedürfnis der Bevölkerung gewandelt hätten, erfolge nun eine Anpassung des vor 25 Jahren eingeführten Corporate Designs.

Das bestehende Corporate Design der Stadt Luzern wurde ursprünglich 1996 eingeführt. Um das visuelle Erscheinungsbild der Stadt zu schärfen, habe die Stadt entschieden, das Corporate Design zu überarbeiten. „Ziel der Überarbeitung ist es“, so Simon Rimle, Kommunikationschef der Stadt Luzern, „das bisherige Corporate Design in die heutige Zeit zu transformieren, ohne dabei den grundsätzlichen Charakter zu verlassen“. Die Anpassung des Erscheinungsbildes solle pragmatisch und organisch erfolgen. Bestehende Medien wie Broschüren, Informationstafeln und Videos würden nur angepasst, sofern auch der Inhalt überarbeitet werden müsse, erklärt die Stadtverwaltung. Bewusst nehme man in Kauf, das der visuelle Auftritt der Stadt über eine gewisse Zeitspanne uneinheitlich sei.

Stadt Luzern Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Stadtverwaltung Luzern, Bildmontage: dt
Stadt Luzern Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Stadtverwaltung Luzern, Bildmontage: dt

Das Logo erfährt im Zuge der Anpassung eine dezente Auffrischung. Die Bildmarke, eine stark abstrahierte Darstellung der Museggmauer, einem Wahrzeichen Luzerns, ist zukünftig durchgehend blau. Die quadratischen Mauerzinnen werden leicht vergrößert. Bild- und Wortmarke werden auf die selbe Höhe angeglichen, wodurch die Wortmarke bei gleichem Platzangebot größer abgebildet werden kann und so stärker in den Vordergrund tritt. Die bislang unterhalb der Wortmarke abgebildete Bereichskennung (z.B. Kommunikation, Grosser Rat, etc.) entfällt.

Für die Korrespondenz verwendet die Stadt Luzern seit 2017 die Schriftart Arial. Ab 2022 solle in repräsentativen Druckerzeugnissen (z. B. Flyer und Broschüren) die Schrift Neue Haas Unica zum Einsatz kommen, da diese über ein Schriftbild verfüge, welches der Arial ähnele. Die Kosten für die Anpassung werden mit 80.000 Schweizer Franken beziffert.

Realisiert wurde das Redesign in Zusammenarbeit mit dem Designstudio C2F (Luzern).

Kommentar

Die Änderungen, die in diesem Fall am visuellen Erscheinungsbild vorgenommen werden, sind vergleichsweise subtil und schon deshalb, das zeigen auch Debatten in der lokalen Presse, in der Außenkommunikation schwierig zu vermitteln. Im Nachrichtenangebot zentralplus heißt es in der Überschrift, die Überarbeitung allein des Logos würde 80.000 Franken kosten, was jedoch nicht der Wahrheit entspricht. Die Berichterstattung über Kommunikationsdesign in der (lokalen) Presse ist sehr oft verkürzt und auch sachlich falsch. Sehr häufig, so auch in diesem Fall, steht nicht die Gestaltung, ihr Zweck und die an ein Design geknüpften Ziele im Mittelpunkt, sondern offensichtlich eher die Frage, wie sich möglichst viele Klicks generieren lassen. Überschriften wie „Logo kostet 80.000 Franken“ (oder „50.000 Euro“) ziehen Kommentare wie „für 80.000 Franken kann ein Mensch in Luzern täglich 21 Jahre lang indisch essen“ magisch an. Wenn es die (lokale) Presse auf einen Empörungsjournalismus anlegt, ist sie mit derlei Clickbaiting-Beiträgen auf einem guten Weg.

Kommunikationsdesign ist erklärungsbedürftig. Das ist nicht neu. Änderungsmaßnahmen sollten unbedingt, gerade wenn diese die visuelle Identität einer Stadt betreffen, angekündigt und erklärt werden. Je besser dies gelingt, je mehr sich Bürger mitgenommen fühlen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung wie auch innerhalb der eigenen Behörden zu erreichen. Die Stadtverwaltung von Luzern hat die Maßnahmen angekündigt und begründet die Anpassungen. Die Maßnahmen sind, so mein persönlicher Eindruck, nachvollziehbar, zumindest was funktionale Aspekte betrifft. Die Modifikation etwa am Logo bewirkt beispielsweise, dass der Stadtname bei gleichem Platzangebot größer abgebildet werden kann. Das neue Logo ist dadurch prägnanter als der Vorgänger. Allerdings, und das ist meine persönliche Einschätzung, erscheint mir die luftigere, rhythmische Anordnung, wie sie im aktuell noch gültigen Logo zu finden ist, interessanter und spannungsvoller. Genau darüber, über die Gestaltung, lässt sich streiten.

Worüber sich meiner Meinung nach hingegen nicht streiten lässt, ist die Notwendigkeit, auf die in allen Bereichen gesellschaftlichen Lebens stattfindenden Veränderungen angemessen reagieren zu müssen. In einem anderen Kommentar hatte ich kürzlich bereits geschrieben, dass unsere Existenz nun einmal von Veränderung bestimmt ist, Veränderung und Anpassung. Nichts ist heute so wie es vor 50 Jahren war. Wenn sich unsere Arbeitswelt, die Art wie wir miteinander kommunizieren, Fortbewegung, Konsum, ja das gesamte Gefüge menschlichen Lebens ändert, Geschmäcker einem Wandel unterliegen und sich auch Anforderungen (technisch-funktional, ökologisch, u.a.) an ein Produkt verändern, dann ist leicht nachvollziehbar, dass auch Marken, Unternehmen und auch Städte ihr Profil und ihre visuelle Identität darauf hin anpassen MÜSSEN. Nichts zu verändern, ist jedenfalls keine Lösung.

Der Wunsch, beim Altbewährten zu bleiben, ist stark von unseren Ängsten beeinflusst. Denn Veränderung bedeutet, sich anpassen zu müssen. Und viele Menschen scheuen den damit verbundenen Aufwand. Folgendes sollte man sich allerdings klar machen, bevor man einen Kommentar wie dem oben genannten zu indischem Essen verfasst: ebenso wie man Schlaglöcher in Straßen ausbessert, Behördengänge über den Einsatz digitaler Technologien erleichtert und Strukturen vereinfacht, oder etwa auch auf der sprachlichen Ebene sensibilisiert und Bezeichnungen auf eine verständliche(re) und zeitgemäße Form hin anpasst, sind auch im Visuellen entsprechende Feinjustierungen und Anpassungen notwendig, zumindest hin und wieder. Das Ergebnis solcher Anpassungen muss sich der Kritik stellen. Auch das dafür verwendete Budget kann und darf in Frage gestellt und kritisiert werden. Allerdings zu schreiben, man solle jegliches Geld für derlei Maßnahmen lieber in den Ausbau etwa des Kita-Angebotes investieren, kann wohl kaum als konstruktiver und differenzierter Beitrag angesehen werden. Ein wirksames Mittel gegen Polemik sind sachbezogene, gut begründete Argumente.

Mein Eindruck ist, dass die Stadtverwaltung Luzern durchaus gute und nachvollziehbare Argumente hervorgebracht hat. Der pragmatische Ansatz, lediglich nur neu zu erstellende Medien mit der modifizierten Gestaltung zu versehen und bestehende Printprodukte zunächst aufzubrauchen, lässt ein Bemühen/Bewusstsein um Ressourcen-schonendes Handeln erkennen. Auch dies darf man positiv anmerken. Ich sehe in der Maßnahme weniger eine kritikwürdige Investition, als vielmehr die Bereitschaft und die Fähigkeit(!), sich verändern und anpassen zu können. Wie wichtig diese Fähigkeit zum Wandel gerade in Verwaltungen, Behörden und Institutionen ist, wird in Pandemie-Zeiten besonders sichtbar, in der Schweiz, in Deutschland und auch anderswo.

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Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Für mich persönlich ist die Schrift zu fett gesetzt. Dadurch verschwindet das Logomotiv ein wenig und wird von der Schrift verdrängt. Ansonsten ein nüchternes Logo, was allerdings meines Erachtens ein wenig angestaubt wirkt.

  2. Hallo Achim, ein inhaltlicher Hinweis: 80.000 Franken sind beim derzeitigen Wechselkurs deutlich mehr als 50.000, nämlich etwa 73.000 Euro.

    1. Danke Simon, allerdings sind die 50.000 Euro nicht als Umrechungssumme zu verstehen, sie beziehen sich vielmehr auf diesen Beitrag: Kommunikationsdesign in der (lokalen) Berichterstattung. Ein Hinweis darauf also, dass insbesondere in lokalen Medien Kosten für die Entwicklung eines Corporate Designs einschließlich dessen Implementierung (!) gerne vereinfacht und zum Teil falsch als Ausgaben für die Erstellung eines Logos dargestellt werden.

  3. Ich bin Gestalter/Urheber des vor 25 Jahren in einem internationale Wettbewerb erkorenen Erscheinungsbildes. Der Aufrag war, die Stadt mit einem Symbol darzustellen, welche so umschrieben wurde ” Luzern, eine offene Stadt im Gleichgewicht”. Sie Symetrie des Luzerner Wappens bleibt bestehen, wird aber im weissen Balken nur durch die Typografie optisch begrenzt.
    Die Visualisierung deutet daneben auch auf die das Stadtbild prägende Stadtmauer mit den Türmen hin. Dass nach langer Zeit, dieses Erscheinungsbild den digitalen Bedürfnissen angepasst werden musste, kann ich verstehen. Auch ich finde, dass das Gleichgewicht zwischen Logo und Schrift bei der Überarbeitung etwas aus dem Ruder geraten ist … nun funktioniert es auch auf der Bandenwerbung in der Fussballarena und als Zeichen in den sozialen Medien ……

Kommentare sind geschlossen.

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