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Luxemburg bekommt eine neue „Signatur“

Das Großherzogtum Luxemburg legt sich im Rahmen eines Nation-Branding-Prozesses eine neue visuelle Identität zu. Eingeführt wird auch ein neues Logo, das in Form einer „Unterschrift“ zukünftig die Kommunikation des Großherzogtums im Ausland begleiten soll.

Mit dem neuen visuellen Erscheinungsbild möchte man den Bekanntheitsgrad von Luxemburg steigern und die wirtschaftliche, kulturelle, touristische und politische Ausstrahlung des Landes in der Welt stärken, so das Ziel. Der Bedarf an koordinierten Maßnahmen zur Aufwertung der Außendarstellung und Strukturierung der Landeswerbung sei im Zuge der Globalisierung immer deutlicher zu Tage getreten, wie es von Seiten der Verantwortlichen heißt.

2013 wurde vor diesem Hintergrund ein Nation-Branding-Prozess in Gang gesetzt, bei dem Personen und Gruppen aus unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft involviert worden seien, darunter Historiker, Soziologen, Künstler, Designer, Filmemacher, Informatiker, Kommunikatoren sowie interessierte Bürger. Alle Teilnehmer hätten jeweils ihren besonderen Blickwinkel eingebracht.

Realisiert wurde das vor wenigen Tagen vorgestellte Erscheinungsbild in Kooperation mit den Agenturen Binsfeld und VidaleGloesener. Im April 2016 konnten sich die Agenturen, beide in Luxemburger (Stadt) ansässig, im Rahmen einer Ausschreibung durchsetzen.

Luxemburg Logo „Let’s make it happen“

Es sind dies nicht die ersten Schritte des zweitkleinsten Landes der Europäischen Union in Sachen Nation Branding. Bereits 2004 wurde ein Corporate Design entwickelt, das den verschiedenen Maßnahmen der Landesregierung einen ersten einheitlichen Auftritt verschaffte. Nun beginne Phase 3 des zweiten Nation-Branding-Prozesses: die Einführung und Implementierung des neuen Logos beziehungsweise der „Signatur“, wie das Konzept von Seiten der Verantwortlichen bezeichnet wird.

Luxemburg Logo – vorher und nachher

Kommentar

Zweifelsfrei eine sinnvolle Maßnahme, die visuelle Darstellung des Landes weiterzuentwickeln. Die „Travel Destination“ Deutschland verweilt diesbezüglich nach wie vor im Dornröschenschlaf. In Sachen Nation Branding machen, abgesehen von den USA, kleine Länder wie Buthan und Luxemburg vor, wohin die Reise geht. Allerdings beschränkt man sich auch in Luxemburg auf die Außendarstellung. Nation Branding, so wie ich es jedenfalls verstehe, zielt insbesondere darauf ab, die Wahrnehmung der Menschen in Bezug auf die jeweils eigene Nation hin im Positiven zu beeinflussen. Ein Land ist mehr als ihre Regierung, mehr als eine Tourismus-Destination und mehr als ein Wirtschaftsstandort. Ein solch ganzheitliches Konzept fehlt auch in Luxemburg.

In Schriftzügen eingebettete Bildmarken haben zuweilen ihre Tücken. Weder kommt es der um ihrer Schutzzone beraubten Bildmarke zugute, noch liest sich ein auf diese Weise unterbrochenes Wort angenehm. Es geht hierbei wohlgemerkt nicht um die Lesbarkeit als solche, sondern um die Architektur, den Aufbau eines solchen Logos. Auch hinsichtlich der Reproduktion sind derlei Logokonstrukte, bei der die Bildmarke zwingender Bestandteil der Wortmarke ist, anfällig, weswegen eine Trennung dieser beiden Komponenten im Sinne eines möglichst variablen CD-Systems die klar bessere Wahl darstellt.

Deutlich zu viel Raum nimmt bei der Darstellung des Logos zudem der in Großbuchstaben gesetzte Claim „LET’S MAKE IT HAPPEN“ ein. In dieser Form kann sich das blau-rote X kaum entfalten. Und dabei scheint doch genau dies eines der wesentlichen Ziele der Maßnahme zu sein: Offenheit zu signalisieren. Einerseits ein flexibles Muster-System zuzulassen, das andererseits ein solch starres Logo beinhaltet, beißt sich meines Erachtens.

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Dieser Beitrag hat 22 Kommentare

  1. Auf den ersten Blick empfinde ich das “neue Luxemburg” als recht angenehm – der Farben wegen.

    Der Hinweis auf das gelesene “+” anstatt “x” kam mir zunächst etwas merkwürdig vor, ist aber tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. Wobei ich mir auch die Meinung erlaube, dass es hier ja nicht um eine flüssige Lesbarkeit gehen muss, wie es für Text gilt. Warum gerade das “x” hervorgehoben wird …? Das scheint mir so beliebig, wie es bei jedem anderen Buchstabe ebenfalls wäre.

    Wie so häufig, komme ich mit einem Slogan, hier “Let’s make it happen” überhaupt nicht klar. Meistens finde ich diese begleitenden Slogans, pardon, Mist … Let’s make it happen – come in and find out. Aber: auch hier wohl Kundenwunsch.

    Was ich nicht nachvollziehen kann, ist die Überlegung, wer am Prozess beteiligt war und ob das Logo das Selbstgefühl der Nation darstellen kann, wie die Nation beeinflusst werden kann und dgl.

    Ähhhm … ? Das ist nur ! ein Logo. Wie ein Logo etwas oder jemand repräsentiert wird in großer Regelmäßigkeit völlig überladen und überzogen.

    Aber meist kann man immer fragen, warum gerade so und nicht anders? Entweder, denke ich, das Logo sieht gut aus, ist also grafisch gelungen oder eben nicht; und zwar unabhängig von der Frage, ob es nicht hätte auch anders sein können.

    Für mich unterm Strich: ganz ansprechend. Mehr nicht.

  2. Offiziell sind die Amtssprachen von Luxemburg Luxemburgisch, Französich und Deutsch – warum dann ein englischer Claim? Hier wird nationale Identität ad absurdum geführt.

    PS: Das blau-weiß-rote X ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Ambigramm die Basis für ein umfangreiches Erscheinungsbild werden kann.

    1. Wieso ein englischer Claim?

      Denkt mal nach. Wir haben den Brexit.

      Brexit bedeutet, dass der Finanzplatz London zur Zeit einer gewaltigen Veränderung unterworfen ist – sie müssen sich tummeln, etwas tun, sonst stürzen sie ab. Das Britische Pfund stürzt eh jetzt ab. Sie tummeln sich daher dergestalt, dass Banken und Versicherungen jetzt hurtig in Europa verteilt ihre Depandancen aufhübschen oder (wieder-)eröffnen und sich womöglich neue Finanzprodukte ausdenken für die anderen europäischen Länder und deren Unternehmen und Verbraucher.

      Da macht Englisch für Luxembourg doch richtig Sinn, oder?

      Ist es doch auch ein *hüstel* gewisser Finanzplatz.
      (Von Wirtschaftsstandort will ich nicht recht reden, es ist ein Winzland mit kaum Industrie – außer Banken halt und außer, dass sie Jean-Claude Juncker haben, der zur Zeit unser EU-Kommissionspräsident ist.)

      Auf Deutsch und in Kurz:
      Luxembourg ist ein Finanzplatz. Und als solcher muss Englisch.

      [Was ich moralisch von einem solchen Steuerspar-Finanzplatz halte, steht auf einem anderen Blatt: So ungefähr das Gleiche, was ich von Panama halte, von Irland (Double-Irish), den “Kronkolonien” Jersey und Guernsey und Malta.]

  3. Interessante visuelle Arbeit. Ich hätte die Arbeti anders gemacht, wie die meisten hier. Aber was mich sehr erfreut ist die Kritik hier. Bin zum Ersten Mal hier auf dieser Seite und bemerke, dass ihr relativ konstruktive Kritik gebt. Sprich eine sehr gute Community habt.

    1. Freut mich Jan, dass Du die Art und Weise wie im dt über Design diskutiert und im besten Sinne gestritten wird, als konstruktiv einschätzt. Auch ich teile diese Meinung. Auch nach 10 Jahren – so lange gibt es das dt bereits – hüte ich mich davor, eine solche Diskussionskultur als selbstverständlich anzusehen. Insofern ist Deine positive Kritik für mich als verantwortlicher Autor auch Ansporn, dass das so bleibt.

  4. Mich würde es freuen, wenn in dieser Diskussion noch 10 cm weitergedacht wäre, und die Sinnhaftigkeit einer Nation als solche und dessen »Branding« in Frage gestellt werden würde.
    Warum kehren wir dazu zurück kommunizieren zu wollen, dass wir eine Nation sind, also eine geschlossene Gesellschaft? Warum kehren wir allgemein zu der Idee einer Nation zurück, mit all seinen Auswirkungen, wie wir es gerade sehen und erleben In Ungarn, Frankreich, England, Deutschland, … Warum kann man – gerade als Gestalter (Soziologe, Künstler …) – nicht dafür streiten und dafür eintreten zumindestens eine visuelle Sprache zu schaffen, die nicht versucht eine »Nation« – also eine Gemeinschaft von vielen verschiedenen Menschen mit verschiedenen Sprachen, Kulturen, Ansichten uvm. – hinter einem Symbol (Flagge, Logo …) zu vereinen, sondern vielmehr eben diese Vielfältigkeit repräsentieren kann, die sich tatsächlich hinter einer »Nation« verbirgt?

    1. Ich denke dass es in dieser Community vorrangig um Design geht und weniger um gesellschaftspolitische Fragen wie die ob der Begriff Nation überwunden gehört oder nicht. Ich denke auch nicht dass man dem Branding unterstellen kann, dass es Menschen ausschliessen würde – also den Begriff der Nation auf Staatsangehörige runterbrechen würde. Ich finde im Gegenteil, dass das Branding zu stereotyp ist und auf Alle und Jeden passt. Die anderen Beiträge interpretiere ich im Übrigen auch in diese Richtung.

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