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Logo zur EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands 2020 – „ein starkes Band für ein einiges Europa“

Logo zur EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands 2020, Quelle: eu2020.de
Logo zur EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands 2020, Quelle: eu2020.de

Deutschland wird zum 1. Juli für sechs Monate den Vorsitz im Rat der Europäischen Union übernehmen – zum insgesamt 13. Mal. Das zu diesem Zweck entworfene Logo, eine Möbiusbanddarstellung, symbolisiert ein „integratives und innovatives Europa, in dem unterschiedlichste Menschen und Interessen zu einem gemeinsamen Ganzen zusammenfinden“, so die Erklärung seitens der Bundesregierung im Rahmen der Vorstellung.

Zuletzt hatte Deutschland im ersten Halbjahr 2007 die EU-Ratspräsidentschaft inne. Der nun im Juli anstehende deutsche Vorsitz ist zugleich der Auftakt zu einer neuen „Trio-Präsidentschaft“ im Verbund mit Portugal und Slowenien. Gemeinsam wolle man an einem Achtzehnmonatsprogramm arbeiten, auf das die halbjährigen Programme der jeweiligen Ratspräsidentschaften der drei Länder abgestimmt sind.

Das als Möbiusband gestaltete Logo verkörpert nach Auffassung der Bundesregierung ein Symbol für ein innovatives und solidarisches Europa. Ein Möbiusband, im Jahr 1858 erstmals von zwei deutschen Wissenschaftlern entdeckt, hat die Form einer Schlaufe, die nur eine Kante und eine Seite hat. Bei einem solchen Band kann nicht zwischen unten und oben oder zwischen innen und außen unterscheiden werden. Sowohl der Göttinger Mathematiker und Physiker Johann Benedict Listing wie auch der Leipziger Mathematiker und Astronomen August Ferdinand Möbius, dessen Name das Band trägt, sind im gleichen Jahr unabhängig voneinander auf dieses geometrische Objekt aufmerksam geworden.

Logo zur EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands 2020, Quelle: eu2020.de
Logo zur EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands 2020, Quelle: eu2020.de

Von Seiten der Bundesregierung heißt es im Rahmen der Vorstellung über das Logo: „Das Band symbolisiert dergestalt ein innovatives und integratives Europa, das durch den Austausch und das Aufeinandertreffen unterschiedlichster Interessen Gemeinsames schafft. Ein starkes Band für ein einiges Europa. Ein Europa aus dem Geist der Verbundenheit und der wechselseitigen Solidarität.“

Für das Design verantwortlich zeichnet die Agentur Zum goldenen Hirschen.

Kommentar

Design trifft Politik. Offen gesagt erscheinen mir die an den EU-Ratsvorsitz Deutschlands geknüpften Ziele/Hoffnungen doch recht utopistisch. #EuropeUnited? In zentralen Themen wie Einwanderung/Migration, Asylrecht, Klima- und Umweltschutz wie auch in Bezug auf die aktuell diskutierten Finanzhilfen für die von der Coronavirus-Pandemie besonders schwer betroffenen europäischen Staaten herrscht auf EU-Ebene Uneinigkeit. Die wirtschaftlichen, politischen und weltanschaulichen Unterschiede zwischen EU-Ländern sind in den vergangenen Jahren eher größer geworden, siehe Brexit, Außengrenzen, Rechtsstaatlichkeit, Nationalismus, Populismus. Und das Coronavirus hat den Fokus auf nationale Interessen und Alleingänge sogar noch verstärkt.

Insofern ist die geschlossene, sich windende und dabei sich selbst referenzierende Form des Möbiusbandes sehr passend, auch da das Logo zum EU-Ratsvorsitz Deutschlands gleichzeitig das Unendlichkeitszeichen in sich trägt. Der niederländische Künstler und Grafiker M.C. Escher hat in seinem Werk „Möbius Strip II“ Ameisen auf einem Möbiusband gezeichnet, die unbeirrt ihre Bahn ziehen und niemals irgendwo ankommen. In diesem Kontext wirkt das Logo zum EU-Ratsvorsitz Deutschlands wie ein Symbolbild für das endlose Bemühen, Solidarität und Verbundenheit auf EU-Ebene zu erreichen.

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Dieser Beitrag hat 20 Kommentare

  1. Es stellt sich die Frage, ob das Möbiusband ein gutes Symbol für »den Austausch und das Aufeinandertreffen unterschiedlichster Interessen« ist. Wie etwa werden neue Impulse in das Band eingeleitet und transformiert? Warum ist das Band so linear in seiner Breite, wenn es auch »innovativ« sein soll? Ist ein Möbiusband eher »stark« als flexibel?

    Auch formal wäre mehr möglich gewesen. Die linke Schlaufe wirkt etwas gestaucht und die rechte eher statisch.

      1. Also mir gefällt es.
        Mir fehlt im Blau noch etwas Gelb der EU Sterne.
        Es symbolisiert für mich Unendlichkeit. Ein Signal an die andern Staaten, nicht dem Brexit zu folgen. Wer jetzt böse ist könnte sich noch 2 Pupillen rein denken und fertig ist eine Maske. Gerade vorm Hintergrund, das unsere Bürger Stück für Stück immer gläserner werden.

  2. In ein Möbius-Band kann man so vieles hineininterpretieren – positives oder negatives.
    Mir gefällt die grafische Form und die Typo.
    Und ich denke positiv:
    – es gibt eigentlich nur “eine Seite” – ein Europa, in dem wir zusammenstehen
    aber man sieht auf einer Seite zwei unterschiedliche Farben – ein Europa der Vielfalt

    – es ist endlos – ein Europa, das sehr lange bestehen bleibt

  3. Meine Beobachtung was die EU politisch und gesellschaftlich betrifft:
    Je mehr die EU auseinander bricht, desto mehr und verzweifelter wird die Gemeinsamkeit und der Zusammenhalt beschworen.

    Konnotation und Beobachtung Möbiusband

    1. Konnation Optik/Kunst: Wirkt wie eine Täuschung, gibt es aber dennoch

    Das Möbiusband gehört in der Kunst u. a. zu den Objekten, die bei Escher zu finden sind (optische Täuschungen, positiv-negative Kippfiguren und mathematische Strukturen, Dreiecke die es so nicht gibt etc.)

    2. Konnation Literatur: poetische Befindlichkeit ‘Ausweglos’

    Der Lyriker Erich Fried bezieht sich in seinem Gedicht Topologik auf das Möbiusband: „Ich habe mir ein Möbiusherz gefasst, das sich in ausweglose Streifen schneidet.
    (Quelle Wikipedia)

    3. Konnotation Wissenschaft: ‘merk-würdig’ und ‘kaum fassbar’

    a) ” … bezeichnet eine Fläche, die nur eine Kante und eine Seite hat. Sie ist nicht orientierbar, das heißt, man kann nicht zwischen unten und oben oder zwischen innen und außen unterscheiden.” (ebenfalls Wikipedia)

    b) “Das Möbiusband geht derart in sich selbst über, dass man, wenn man auf einer der scheinbar zwei Seiten beginnt, die Fläche einzufärben, zum Schluss das ganze Objekt gefärbt hat.”

    Fazit:

    Die ‘Goldenen Hirschen’ haben beim Logo entweder aus Versehen oder absichtlich alles richtig gemacht.
    A. Das Logo ist nicht gelogen. B. Es ist keine haltlose Versprechung C. Es stellt die Wahrheit dar.

    Respekt!

    Denn es ist nicht bekannt, ob das politische Gremium, welches dieses Logo Schilda-haft freigegeben hat, von seinen schillernden Bedeutungen weiß. Wenn IT immer noch ‘Neuland’ für manche ist, ist es möglicherweise auch die ‘Wissenschaft’ und die ‘Kunst’.

    1. Ach, ist doch schön, wenn dir bei deinen super begründeten Erkenntnissen einer abgeht. Aber jemand, der Vokabeln wie “gelogen” und “Wahrheit” in Zusammenhang mit politischen Institutionen verwendet, hat sich bei mir bereits für jegliche weitere Diskussion disqualifiziert …

      1. Aber jemand, der Vokabeln wie “gelogen“ und “Wahrheit“ in Zusammenhang mit politischen Institutionen verwendet, hat sich bei mir bereits für jegliche weitere Diskussion disqualifiziert …

        Ich stehe etwas auf dem Schlauch. Vokabeln wie „gelogen“ und „Wahrheit“ dürfen Deiner Ansicht nach im Zusammenhang mit politischen Institutionen nicht verwendet werden, weil …?

  4. Wer sich krampfhaft eine Begründung zusammenkonstruiert, um am Ende das gewünschte Ergebnis dann süffisant mit den Stammtisch-Vokabeln zu unterstreichen, die generell alles institutionelle unter Lügen- oder Betrugsverdacht stellt, ist für mich raus …

    1. Danke für die Antwort Tom. Dass in Moritz’ Kommentar „generell alles institutionelle unter Lügen- oder Betrugsverdacht“ gestellt würde, kann ich allerdings nicht erkennen, offen gesagt nicht ansatzweise. Aber vielleicht schreibst Du mal, wie Deine Meinung zur Gestaltung des Logos ist. Das würde mich schon interessieren.

      1. Dass in Moritz’ Kommentar „generell alles institutionelle unter Lügen- oder Betrugsverdacht“ gestellt würde, kann ich allerdings nicht erkennen, offen gesagt nicht ansatzweise.

        Die Interpretation des Logos von Moritz enthält u.a. die Schlagworte “Täuschung”, “Ausweglos”, “das ganze Objekt gefärbt” um am Ende die Arbeit mit den Vokabeln zu loben, die für ihn offenbar gerade nicht für die Institution stehen, für die dieses Logo entwickelt wurde, sprich die Politik in der EU lüge, gebe haltlose Versprechen und verbreite Unwahrheiten. Zum Schluss folgt dann noch ein Seitenhieb, dass “das politische Gremium” auch noch so dumm war, diese Arbeit, die laut seiner Interpretation der EU die Maske vom Gesicht reißt, auch noch freigegeben habe. Sorry, wer da die Nachtigall nicht trapsen hört, dem kann ich auch nicht helfen.

        1. Mit „Täuschung“ bezieht sich Moritz unmittelbar und ausschließlich auf die Form des Möbiusbandes, der er eine Täuschung nachsagt, und zwar eine optische Täuschung. Es ist dies in der Wahrnehmungspsychologie / in der Wissenschaft ein feststehender Begriff. Wie man auf Basis dieser Aussage eine Unterstellung, „die Politik in der EU lüge, gebe haltlose Versprechen und verbreite Unwahrheiten“ hineininterpretieren kann, ist mir ein Rätsel. Auch die anderen von Dir als „Beleg“ aufgeführten Begriffe wie „Ausweglos“ und „das ganze Objekt gefärbt“ (!?) beziehen sich auf eben jenen Kontext Möbiusband, und nicht etwa auf politische Institutionen. Die Formatierung und die Struktur in Moritz’ Kommentar lassen zudem auch keine andere Deutung zu. Dass in Moritz’ Kommentar auch eine, so jedenfalls meine Wahrnehmung, Skepsis gegenüber der EU-Politik durchklingt, ist freilich unbenommen. Offen gesagt ist mir diesbezüglich Skepsis deutlich sympathischer als Obrigkeitshörigkeit.

          Wenn Du, lieber Tom, mit der Kritik von Kommentatoren nicht einverstanden bist, dann wäre es schon sinnvoll, hilfreich und im Sinne einer fairen Diskussions- und Streitkultur förderlich, überzeugende Gegenargumente vorzubringen. Kommentatoren vom Start weg ihre Diskussionsfähigkeit per se abzusprechen, ist da eher kontraproduktiv (Einwürfe wie „EU Troll“ sind es freilich ebenso). Die „6 Widerspruchsstufen“ von Paul Graham waren und sind mir im Zusammenhang mit (Design)Kritik stets ein treuer Begleiter.

          Gegenargumente und die persönliche Meinung zur eigentlichen Gestaltung hast Du, lieber Tom, nach wie vor nicht beigesteuert. Was mich nunmehr vermuten lässt, dass Du vielleicht selbst für die Kreation verantwortlich zeichnest bzw. unmittelbar am Projekt beteiligt bist. Das wäre insofern schön, da so die Möglichkeit besteht, Insights, etwa zum Briefing zu erhalten. So lange Kritik sachlich und fair vorgetragen wird – und ich kann wirklich nicht erkennen, dass die Diskussion in diesem Fall unsachlich wäre –, sollte man sich ihr auch als verantwortlicher Gestalter stellen können.

    2. Da habe ich wohl einen schmerzhaften Punkt getroffen.

      Dabei wollte ich nur die Hirschen für ihre kluge Wahl loben.

  5. Aufrechte Interpretationen hier! Weiter so.

    Was mich am Logo freut ist, dass es auch ohne Sterne auskommt und dabei trotzdem recht unmissverständlich EU-rig rüberkommt.
    Was sich mir nicht so ganz erschließt ist, dass es eine website bewirbt. Oder steht .de mittlerweile schon zusammenhangsbefreit für Deutschland? Das wär ja oll …

  6. Was sich mir nicht so ganz erschließt ist, dass es eine website bewirbt.

    Da die Website das zentrale digitale Informationsangebot im Rahmen eines EU-Ratsvorsitzes darstellt, wird diese auch entsprechend beworben. Davon abgesehen wird mit der Nennung der Domainendung (zusätzlich zu den Nationalfarben) unterstrichen, welches Land den Vorsitz stellt. Die Logos der vorhergehenden EU-Ratspräsidentschaften (siehe „Ähnliche Beiträge“ unten) sind nach dem gleichen Schema konstruiert.

  7. Ein ganz sauberer Entwurf, aber nix was mich vom Hocker haut. Gerade in diesem Jahr ist es schwierig den richtigen Ton zu treffen, vor allem wo man doch davon ausgehen kann, dass der Entwurf lange vor Corona begonnen wurde … Das Möbiusband hat viele Interpretationsmöglichkeiten, ist daher vielleicht auch schon etwas überstrapaziert – was ich an diesem Entwurf, unbeachtet von Krise & Co, etwas schade finde, ist dass der größte durchgehende Part der Schlaufe eine breite Diagonale von links oben in hell nach rechts unten in dunkel geht. Das erzeugt von mir ein Gefühl eines Abwärts-Trends und das finde ich etwas schade.

  8. Mich würde interessieren, was dieses Logo gekostet hat. Denn das Logo von 2007, als Deutschland auch die Ratspräsidentschaft innehatte, kostete sage und schreibe 220.000 Euro. Als das bekannt wurde – und besonders auch angesichts der “Schlichtheit” des damaligen Designs – ging ein Aufschrei durch die deutsche Designerwelt. Zu Recht! Denn das damalige Logo war unter Designgesichtspunkten definitiv nichts Gescheites. Und wer blecht? Der Steuerzahler natürlich.
    Auf meinem Blog kann man das Logo (das damalige) besichtigen.
    Das aktuelle Logo haut mich übrigens auch nicht vom Hocker. Kommt mir vor, als würde das Band orientierungslos durchs Weltall schweben. So gesehen, passt es. Ob Orientierungslosigkeit die Absicht der Designer war, bezweifle ich allerdings.

Kommentare sind geschlossen.

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