Landeshauptstadt Schwerin erhält neues Corporate Design
Die Landeshauptstadt Schwerin steht vor der Einführung eines neuen Corporate Designs. Künftig werde die Stadt mit einer einheitlichen Stimme nach außen auftreten und die vorhandenen Stärken der Stadt besser als bisher vermitteln, wie die Stadt anlässlich der Vorstellung einer neuen Marken- und Kommunikationsstrategie erklärt.
Schwerin ist die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns und mit rund 98.000 Einwohnern die kleinste Landeshauptstadt Deutschlands. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Stadt im Jahr 1018 („Zuarin“). 1164 erhielt Schwerin die Stadtrechte von Heinrich dem Löwen. Das Wahrzeichen der Stadt ist das historische, auf einer Insel gelegene Schweriner Schloss, das seit 2024 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und Sitz des Landtags ist. Oberbürgermeister der Stadt Schwerin ist seit November 2016 Rico Badenschier (Mitglied der SPD).
Bereits 2022 wurde in Schwerin ein Prozess zur Entwicklung einer neuen Stadtmarke begonnen. Dabei ging es weniger darum einzelne grafischen Elemente wie das Stadtlogo zu hinterfragen, als vielmehr um die Entwicklung einer ganzheitlichen Kommunikationsstrategie. In der Vergangenheit habe, so die Stadtverwaltung, die fehlende einheitliche Kommunikation von Stadt und Standorten zu einer unscharfen Außendarstellung / zu einem unscharfen Markenbild der Stadt geführt. Das vor rund 20 Jahren eingeführte bisherige Logo/Design entspräche zudem nicht mehr heutigen Anforderungen.

Aufbauend auf der im Markenprozess erarbeiteten Strategie samt entsprechendem Markenleitbild – diese entstanden in einer Zusammenarbeit zwischen Stadtmarketing, Wirtschaftsförderung und externen Partnern –, wurde im nächsten Schritt ein Corporate Design abgeleitet und entwickelt. Seit Anfang September präsentiert sich Schwerin im Umfeld der digitalen Medien mit einem neuen Stadtlogo. Exklusiv im dt wird das Corporate Design mit zahlreichen Anwendungsbeispielen vorgestellt.
Auszug der Pressemeldung
„Das bisherige Corporate Design ist über 20 Jahre alt – unsere Stadt hat sich seither stark weiterentwickelt. Diese Entwicklung soll sich nun auch in unserer visuellen Identität widerspiegeln. Mit dem neuen Auftritt setzen wir bewusst auf ein modernes, klares und authentisches Erscheinungsbild Schwerins. Unser strategisches Ziel ist es, das Profil unserer Stadt zu schärfen – und dabei künftig mit einer einheitlichen Stimme nach außen aufzutreten. Dieses Bild soll also nicht nur die Stadtverwaltung prägen, sondern von allen Akteuren in Schwerin gemeinsam getragen werden.“ – Oberbürgermeister Rico Badenschier

Entwickelt wurde ein grundlegend neues visuelles Erscheinungsbild. Bezugspunkt im alten wie im neuen Stadtlogo ist gleichwohl das historische Stadtsiegel respektive Stadtwappen mit gewappneten „goldenen Reiter“. Während beim alten Logo eine historische Darstellung des Siegels als Gestaltungselement im farbigen Hintergrund verwendet wird, steht die Reiterfigur im neuen Logo im Mittelpunkt. Die Darstellung stellt eine Neuinterpretation dar. Form und Linienführung des Reiters wurden stark vereinfacht und mit einer Umrandung in Schildform versehen. Im Gegensatz zum Stadtwappen ist das Schild im Logo rechts oben geöffnet. Die Figur mit heraldischer Stilistik wurde in eine zeitgemäße Formensprache überführt.
Auch die Stadtfarben Schwerins, Blau und Gelb, wurden neu interpretiert und neue definiert – mit einem dunkleren Blauton als Primärfarbe und einem als „Gold“ bezeichneten Gelb/Ocker-Farbton als zweiter Primärfarbe. Die Schrift Fira Sans fungiert zukünftig als Hausschrift der Landeshauptstadt.
Seit dem 1. September wird das neue Corporate Design sukzessive eingeführt. Im Webauftritt unter schwerin.de wird derzeit noch das alte Logo/Design verwendet. Ein Styleguide wurde erarbeitet (liegt dem dt vor) und befindet sich kurz vor der Finalisierung.
Entstanden ist das neue visuelle Erscheinungsbild von Schwerin in Zusammenarbeit mit Werk3 (Rostock). Begleitet wurde der Markenprozess zudem von Brandmeyer Markenberatung (Hamburg).
Kommentar
Dass das alte Logo nicht den (heutigen) Anforderungen eines auf Markendesign bezogenen Zeichens entspricht, offenbart sich auch ohne Sachverstand. Schon vor 20 Jahren war eine solche überlappende Darstellung problembehaftet, aus vielerlei Hinsicht. Das alte Logo hätte in dieser Form gar nicht erst eingeführt werden dürfen. Dieses Kapitel lässt Schwerin nun hinter sich, und das ist gut für die Stadt.
Der Aufbau des neuen Logos entspricht einer allgemein üblichen Konstruktion: Bildmarke plus einer separat davon platzierten Wortmarke. Im Aufbau konventionell, im Form und Aussehen eigenständig und mit Wiedererkennungswert, so jedenfalls mein Eindruck. Und natürlich verbessert sich aufgrund des konventionellen Aufbaus die Praktikabilität des Logos, und zwar erheblich. Optisch ansprechend ist das neue Logo obendrein, wie auch das visuelle Erscheinungsbild insgesamt.
Durchaus herausfordernd dürfte im Rahmen der Kreation gewesen sein, die im Markenleitbild definierten Kernwerte „majestätisch und prachtvoll“ im Visuellen in eine möglichst einfache, eben nicht überladene/dekorative, sondern zeitgemäße Formensprache zu übersetzen. Die Überführung ist gelungen, wie ich meine, im Handwerklichen wie konzeptionell. Schild und Reiterfigur sind keine geschlossenen (hermetisch abgeriegelte) Formen, vielmehr sind diese offen gestaltet, wodurch das Logo eine gewisse Zugänglichkeit, Nahbarkeit, eben Aufgeschlossenheit kommuniziert. Ein Zeichen, das „atmet“.
Die humanistische Serifenlose Fira ist übrigens unter maßgeblicher Beteiligung von Erik Spiekermann entstanden – Basis und Inspiration war hierbei die von Spiekermann gezeichnete FF Meta. Zukünftig wird die Fira der Landeshauptstadt Schwerin zu einem wiedererkennbaren visuellen Profil verhelfen, so jedenfalls das Ziel. Denn ein nicht unwesentlicher Schritt im Markenprozess ist noch zu gehen: die Implementierung des neuen Designs.
Mediengalerie
- visuelles Erscheinungsbild Schwerin – Anwendungsbeispiele, Quelle: Landeshauptstadt Schwerin
- visuelles Erscheinungsbild Schwerin – Anwendungsbeispiele, Quelle: Landeshauptstadt Schwerin
- visuelles Erscheinungsbild Schwerin – Anwendungsbeispiel Titel- und Innenseiten, Quelle: Landeshauptstadt Schwerin
- visuelles Erscheinungsbild Schwerin – Anwendungsbeispiel, Quelle: Landeshauptstadt Schwerin
- Landeshauptstadt Schwerin Logo, Quelle: Landeshauptstadt Schwerin
- Landeshauptstadt Schwerin Logo / Bildmarke, Quelle: Landeshauptstadt Schwerin
- visuelles Erscheinungsbild Schwerin – Logo / Bildmarke Darstellungsformen, Quelle: Landeshauptstadt Schwerin
- Landeshauptstadt Schwerin Logo / Bildmarke, Quelle: Landeshauptstadt Schwerin
- visuelles Erscheinungsbild Schwerin – Markenarchitektur, Quelle: Landeshauptstadt Schwerin
- Landeshauptstadt Schwerin Logo – vorher und nachher, Quelle: Landeshauptstadt Schwerin, Bildmontage: dt
Weiterführende Links
















Ich bin ein bisschen überrascht, dass noch niemand das für mich Offensichtliche angesprochen hat: Das Pferd zerbricht in zwei Teile. Das war mein allererster Gedanke beim Anblick des Signets, bin ich damit alleine?
Ansonsten geht es mir wie den meisten anderen bisher, Richtung gut, Details unstimmig. In der großen Ansicht stört mich auch noch, dass der Kreisbogen der Fahne rechts nicht schlüssig zur Linie des Wappens führt, in klein fällt es allerdings kaum auf.
Mir sind beim Betrachten die optischen Illusionen von M. C. Escher in den Sinn gekommen: von Weitem bzw. auf den ersten Blick stimmig, bei genauerer Betrachtung jedoch nicht eindeutig aufzulösen. Genauso geht es mir bei dem abstrahierten Wappen. Ich gebe Jan Fischer in dem Punkt recht, dass die Figur in erster Linie zum schnellen Erfassen gemacht wurde – diese Aufgabe erfüllt sie auch meiner Meinung nach mit Bravour. Allerdings bin ich ebenfalls der Meinung, dass sich beides nicht notwendigerweise ausschließen muss, nämlich schnelles Erfassen einerseits und Stimmigkeit im Detail andererseits. Von daher: ich habe Mühe mit der Umsetzung.
Wo hat denn der Heinrich seinen Schild gelassen?
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwerin#Wappen
Von den Vektor-Neuinterpretationen alter Wappen und Siegel, die man hier so zu sehen bekommt, ist dieses eine der gelungeneren. Natürlich muss man der Blasonierung nicht folgen, aber dass der Schild des Ritters fehlt, finde ich schon merkwürdig, da würde mich die Begründung interessieren.
Hab den Strich-Ritter zuerst für ein Skelett gehalten, deshalb hab ich mir das Original nochmal angesehen.
Sicherlich ist ein Schild im Kontext eines Wappens/Siegels in der Regel ein wesentliches, weil bedeutungsvolles Element. Im Zuge der Vereinfachung und Neuinterpretation hat man darauf verzichtet. Der Grund liegt auf der Hand. Denn Ziel muss es sein, eine visuelle Entsprechung für die im Zusammenhang mit der Stadt formulierten Werte und Ansprüche zu finden. Ein Zeichen, das die Stadt im heute und jetzt repräsentiert, und das auch eine gewisse Zukunftsfähigkeit erkennen lässt. Ein Schild symbolisiert Wehrhaftigkeit und die Fähigkeit zur Verteidigung. Eine Symbolik, die vom Ursprung her in Verbindung mit Krieg steht. Für eine Versicherung kann eine Schild-Bildmetapher eine passende visuelle Entsprechung sein. Doch eine Stadt ist keine Versicherung.
Es geht eben nicht darum, eine möglichst detailgetreue Umsetzung einer tradierten Formensprache (neu) zu erschaffen. Würde die Figur ein blankes Schild enthalten, könnte man fragen: wo ist der Löwe geblieben? Und eine Figur samt Schild samt Löwe, das ist klar, ginge dann kaum noch als Vereinfachung durch. Doch eben diese braucht es, um als Logo wirken zu können. Was (aus Sicht der verantwortlichen Gestalter) auch der Grund gewesen sein dürfte, weshalb vom Pferd lediglich drei Beine dargestellt sind. Dessen Trennung wiederum, um auf Daniels Einwurf zu antworten, hat damit zu tun, dass offenkundig der Wunsch bestand, ein offenes Zeichen zu schaffen, eines, das Zugänglichkeit vermittelt.
Fazit: Es bedarf zwingend der Abstraktion, um aus einer naturgetreuen Darstellung oder aus einem üppigen heraldischen Zeichen ein Logo zu formen. Lediglich der Grad der Abstraktion ist verhandelbar und Auslegungssache. Meines Erachtens ist der Grad der Abstraktion gut gewählt. Und auch im Handwerklichen wie Ästhetischen finde ich das Zeichen gelungen.
Auf das historische Stadtsiegel und Stadtwappen wird übrigens schon aus dem Artikel heraus verlinkt.
Den von dir skizzierten Gedankengang bezüglich der Weglassung des Schilds kann ich nachvollziehen. Habe viele Logo-Meetings mitgemacht, ein komplexer und langwieriger Prozess, jedes noch so winzige Detail wird abgestimmt und irgendwann entschieden.
Deshalb meinte ich auch, dass mich vor allem die Begründung interessieren würde; möchte es nicht als Kritik verstanden wissen, da ich sicher bin, dass die Gestalter sich darüber viele Gedanken gemacht haben.
Ich sehe die ganzen Entwürfe mit Schild vor mir, alle an die Wand gepinnt, ewige Meetings, der Artdirektor ist nie zufrieden, der DTP-Operator rotiert … und am Ende die befreiende Idee: Wir lassen den weg. Und auf einmal gehts :)
Na also, es geht doch. Mir gefällt die gesamte Arbeit.
Übrigens: Hoheitszeichen (Kommune, Kreis, Land, Bund) wie Siegel und Co. dürfen aus rechlichen Gründen nicht verändert werden. Dies ist hier nicht geschehen.