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Kritik an red dot design award und an Peter Zec

Kritik an Red Dot Design Award

Eine Gruppe von Designern, die unerkannt bleiben möchte, übt seit kurzem öffentlich Kritik an Peter Zec sowie an dem von ihm initiierten „red dot design award“. Zec ist Kommunikations- und Designberater, er war Präsident des internationalen Dachverbandes der Industriedesigner ICSID (International Council of Societies of Industrial Design) und eben auch Initiator des red dot award. Der red dot award dürfte selbst vielen Menschen ein Begriff sein, die wenig bis nichts mit Design zu tun haben. Seit 1954 vergibt das Design Zentrum Nordrhein Westfalen Preise „für herausragendes Produktdesign“. Im Jahr 2000 kam der Bereich communication design hinzu. Dieser international anerkannte Designpreis gilt gemeinhin als eine der begehrenswertesten Auszeichnungen weltweit.

Die anonyme Designergruppe kritisiert auf der kürzlich gelaunchten Website red-dot-design-award.com Peter Zec und die Vergabemodalitäten des Designpreises. Damit die Identität der kritikübenden Personen im Verborgenen bleibt, wurde die Domain mittels Whois Privacy Protect | whoisprivacyprotect.com registriert, einem Service, der dafür sorgt, dass kein namentlicher Eintrag in die Whois-Datenbank bei ICANN erfolgt. Die Initiatoren, die unter dem Pseudonym „Design-Kommando“ agieren, haben mich dieser Tage per E-Mail angeschrieben, worauf ich sie bat, einige Fragen zu beantworten.

Was konkret werft Ihr Peter Zec bzw. dem red dot award vor?

Design-Kommando: Peter Zec hat mit dem red dot design award die Designbranche in Geiselhaft genommen. Wer glaubt, bei red dot sei gutes Design entscheidend für die Prämierung einzelner Produkte, der irrt. In Wahrheit entscheidet einzig und allein das für die Preisvergabe an red dot bzw. Peter Zec bezahlte Geld.

Letztlich sind es die Konsumenten, die durch die willkürliche Prämierung und Kennzeichnung mit dem roten Punkt in die Irre geleitet werden und somit das Vertrauen in Design als wertbestimmendes Merkmal von Produkten verlieren.

Was wollt Ihr mit der Website erreichen?

Design-Kommando: Red-dot-design-award.com ist ein von Design-Enthusiasten betriebenes Blog, das über die hässliche Wahrheit hinter dem bekannten red dot design award des sogenannten “Designberaters” Peter Zec informieren will. Unser Ziel ist es, zu zeigen, mit welcher Beliebigkeit der red dot design award vergeben wird und wie dies der Glaubwürdigkeit der gesamten Designbranche schadet. Designer und Konsumenten dürfen sich dies nicht länger gefallen lassen.

Warum erhebt Ihr die Kritik aus der Anonymität heraus?

Design-Kommando: Wer bei Peter Zec und dessen zweifelhaften Methoden an Kiezgrößen und Charaktere aus Mafiafilmen denkt, liegt nicht ganz falsch. Wer den Mut aufbringt und sich mit derart skrupellosen Personen anlegt, muss seine Identität schützen.

Wäre es der Sache und der Diskussion nicht förderlich, wenn die Identität der kritikübenden Personen eindeutig wäre?

Design-Kommando: Peter Zec schadet nicht einzelnen Personen, sondern dem Ansehen der gesamten Designbranche. Red-dot-design-award.com ist das Sprachrohr einer Bewegung, die sich gegen den Ausverkauf des Designs durch den red dot design award auflehnt. Einen Personenkult, wie ihn Peter Zec betreibt, wollen wir bewusst vermeiden.

Wie viele Personen stehen hinter dem Projekt?

Design-Kommando: Wir vertreten alle Design-Enthusiasten.

Die Ansprache auf der Website ist ja sehr direkt, sehr offensiv. Habt Ihr nicht die Befürchtung, dass ihr mit diesem Ansatz Menschen eher verschreckt, als dass Ihr sie für Eure Sache gewinnt?

Design-Kommando: Eine klare Botschaft bedarf einer klaren und unmissverständlichen Sprache. Wir zeigen eine Auswahl von Produkten aus den aktuellen red dot design yearbooks für Produktdesign, deren zweifelhafte Preiswürdigkeit durch die dafür vorgebrachten und teils absurd-hilflosen Begründungen auf skurrile Weise unterstrichen wird. Daraus ergibt sich eine offensive Komik, die zum Nachdenken anregen soll.

Welchen Stellenwert hat der red dot award in Euren Augen?

Design-Kommando: Der red dot design award ist käuflich und somit unglaubwürdig.

Welchen Stellenwert hat Design für Euch?

Design-Kommando: Als Design-Enthusiasten richten wir unsere gesamte Wahrnehmung, unser Denken, Handeln und Fühlen auf Formen und Formgebung aus.

Design betrifft nicht nur Designer, sondern ist zugleich Initiator und Spiegel des Zeitgeists. Design prägt den Habitus einer jeden Kultur. Design-Preise dienen der Orientierung für dieses kollektive Handeln. Es wäre daher eine Sünde, diese kulturelle Prägung einem käuflichen System wie Peter Zecs red dot design award zu überlassen.

Habt Ihr selbst schon einmal einen red dot award erhalten?

Design-Kommando: Nein und nein, danke! Übrigens: Einen red dot erhält man nicht, man erkauft diesen bei Peter Zec.

Hier geht es zur Aktionswebsite der Designergruppe:
[Update: 11.06.2012] Die Website wurde vom Netz genommen (siehe Kommentar)

[Update 20.06.2012] Mittlerweile ist bekannt, dass die Domain red-dot-design-award.com aufgrund einer einer richterlichen Anordnung durch Peter Zec vom Netz genommen wurde. Der Inhalt wurde auf die neue URL www.designkommando.org übertragen.

[Update 12/2013]Auch die Domain www.designkommando.org wurde vom Netz genommen.

Natürlich kann und will ich die Vorwürfe samt Interview nicht einfach so im Raum stehen lassen. Ich möchte versuchen, sie einzuordnen.

Dieser Beitrag hat 73 Kommentare

  1. Auf der »Regeln«-Seite wird es dann endgültig albern:

    »Bitte respektieren Sie die Meinungen anderer und verzichten Sie in Ihren Kommentaren auf pauschale Herabwürdigungen, Beleidigungen oder diskriminierende Kommentare jeglicher Art.«
    Quelle: https://www.red-dot-design-award.com/regeln/

    In meinen Augen indiskutabel, diese grundsätzlich sinnvolle Auseinandersetzung substanzlos und aus der Anonymität heraus anzustoßen. (Oder wir fallen wirklich gerade, wie HD schon geschrieben hat, auf eine brilliante Kommunikationsmaßnahme des red dot selber hinein ;-) )

  2. Ich finde das Niveau dieser “Kritiker” ziemlich bedenklich, es klingt eher als wollen sie diesen Peter Zec so oft wie möglich beleidigen anstatt sich kritisch mit den Preisträgern bzw. den eingereichten Arbeiten auseinander zu setzen. Scheint eher ein persönlicher Zwist zu sein anstatt einem angeblichen Klüngel…

  3. “Der red dot design award ist käuflich und somit unglaubwürdig.”

    Es hätte nur dieses Satzes mit einem Verweis zu den Einreichbedingungen bedurft. red dot bzw. iF-Award sind nicht dotiert, sie kosten 2.000 bzw 3.000 EURO. So ist es nicht verwunderlich, daß auch das Schleckerlogo “prämiert” wurde. Echte Gewinner sehen anders aus.

  4. Erfahrungsbericht:
    Die Vermutung, man könne nur an Designpreisen teilnehmen, wenn man bereit ist, einen gewissen Geldbetrag zu zahlen, stimmt. Allerdings – so meine Erfahrung als Gewinnerin – wird der 1. fällige Betrag (die Teilnahmegebühr) für den Verwaltungsaufwand und der 2. Betrag (der nur im Falle eines Gewinns gezahlt werden muss) für die Produktionskosten des Buches und vermutlich das Ausrichten der Preisverleihung verwendet. Das ist der übliche Ablauf …
    Immerhin muss ein Büro angemietet werden, in dem an die 6.000 Einreichungen lagern, dann gibt es immer zwei bis drei nette junge Damen und Herren, die telefonisch und elektronisch Fragen rund um den Preis beantworten, ein renommierter Designer schlägt sich mit der Gestaltung des Buches herum und so weiter …
    Ich versichere, dass im Zuge der Wettbewerbsteilnahme und Preisverleihung des red dot 2009/10 niemand an die (kleine, weniger bekannte) Agentur, für die ich damals als Art Direktorin tätig war, herantrat und anbot, gegen Geld Awards zu erkaufen.
    Insofern erschienen mir die Wettbewerbsabläufe und -kosten damals als nachvollziehbar und gerechtfertigt.

    Die Verwunderung über die 4,5 Kilogramm, die das red dot Jahrbuch 2009/10 auf die Waage bringt, haben in der Agentur dann allerdings auch Anlass zum Nachdenken gegeben …

  5. Diese Form der Kritik ist unter jeder Gürtellinie, alleine die Anonymität wäre Grund genug diesen selbst ernannten Enthusiasten jegliche Wahrnehmung zu verweigern, aber auch die Form der Kritik auf der Webseite kommt im Niveau nicht über Mobbing-versuche von Pubertierenden hinaus.

    Ich finde es sehr, sehr enttäuschend dass hier im DT diese Form der neuen “Internet Freiheit” propagiert wird. Hier wird ohne jeden stichhaltigen Beleg eine Person und ein Unternehmen diffamiert und beleidigt. Die sehr bewusst gewählte Anonymität dürfte wohl er in der Angst vor (berechtigter?) Strafverfolgung begründet liegen als in den eher fantasiert wirkenden “Mafiösen” Kreisen.

    Unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Vorwürfe oder der Fragwürdigkeit solcher Wettbewerbe: Ich weigere mich zu akzeptieren dass uns das Internet in mittelalterliche Rechtsverhältnisse zurückwirft, in denen Menschen im Schutze der anonymen Masse meinen das Recht in Ihre Hand nehmen zu müssen, andere anprangern und mit mit Dreck bewerfen.

  6. @ Achim Schaffrinna:
    eine kurze Frage zu den von Dir genannten Zahlen der Einreichungen und Auszeichnungen – wie kommst Du darauf, dass etwa jede 5. Arbeit 2011 im Bereich Communication Design ausgezeichnet wurde? Es gab 6.468 Einreichungen, von denen 608 einen red dot erhielten. Weitere 78 Arbeiten erhielten einen best of the best, davon waren 10 die grand prix sieger.
    Sind es nicht eher 10% Prozent aller Einreichungen, die ausgezeichnet wurden statt der von Dir genannten 20 Prozent?

  7. Jürgen, ich bin ein großer Freund von Echtnamen, das habe ich oftmals betont. Kritik nur deshalb generell zu verurteilen, weil sie aus der Anonymität heraus erfolgt, halte ich für sehr bedenklich. Es gibt gute Gründe, die im Bedarfsfall FÜR die Anonymität sprechen. Vermeidung von Strafverfolgung zählt für mich dazu. Guttenplag wäre ohne die Anonymität der Autoren bereits nach wenigen Tagen gestorben. Dafür hätten die von Guttenberg bestellten Anwälte sicherlich schnell gesorgt. Das nur generell.

    Ich halte es in diesem Fall für ganz wichtig, die Aktions-Website und die darauf erhobenen Vorwürfe nicht unkommentiert zu lassen. Wenn mit Dreck, Eiern oder Schuhen geworfen wird, dann kann ich nichts negatives darin erkennen, die Werfer zur Rede zu stellen. Im Anschluss kann sich jeder sein eigenes Bild machen. Das ist ein ganz normaler Prozess der Meinungsbildung, der, so mein Eindruck, gerade in der Designbranche viel zu selten erfolgt.

    Eine Branche, die sich nur selbst feiert und Kritik per se ablehnt, so sie denn anonym erfolgt, braucht sich nicht wundern, wenn sie von Anderen nur milde belächelt wird.

    @Hendrik
    Danke, die Zuordnung der Sparten war falsch. Richtig lautet es nun: Etwa jede fünfte eingereichte Arbeit erhielt 2011 eine Auszeichnung im Bereich product design, in der Sparte communication design ist es etwa jede zehnte Arbeit, die einen red dot erhielt.

  8. Danke, Achim.

    Weil meine Frage wäre nämlich, ob Ihr es wirklich für ein Mißverhältnis haltet, wenn 90 Prozent der Einreichungen leer ausgehen und 10 Prozent prämiert werden? Ich kann daran nichts Auffälliges oder Bedenkliches feststellen.

  9. Einziger Zweck dieser Website ist die Diffamierung von Peter Zec und seines Unternehmens. Sie wird nicht von „enthusiastischen Designern“ oder, wie hier naiv übernommen wurde, “einer Gruppe von Designern” gemacht, sondern von einer Person, die offenkundig tief von Herrn Zec verletzt wurde (und die jetzt viel Zeit hat).

    Wer der legitimen Meinung ist, Produktwettbewerbe dürften keine Gebühren erheben, sondern sollten mit Steuergeldern finanziert werden, der würde dies unter einer anderen url tun, ohne persönliche Diffamierung, „Mafia“-Slang und sexuelle Niveaulosigkeiten. Er würde nicht nur Red Dot, sondern alle großen Produktwettbewerbe, die von privaten Institutionen durchgeführt werden, anprangern – und ein ordentliches Impressum angeben.

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