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Kommunikationsdesign in der (lokalen) Berichterstattung

Im Zusammenhang mit der Vorstellung des neuen Corporate Designs der Stadt Kassel erscheint es mir sinnvoll, ein paar allgemeine Dinge anzusprechen. Wieder einmal wird deutlich, dass Kommunikationsdesign außerhalb der Kreativbranche zum Teil schwer(st) vermittelbar ist, vor allem die Notwendigkeit für Kommunikationsdesign. Seit vielen Jahren beobachte ich das im Umfeld zumeist lokaler Nachrichtenorgane stets sich auf die gleiche Weise abspielende Prozedere. Auch der Fall Kassel macht hier keine große Ausnahme.

Eine Stadt erhält ein komplett neues Erscheinungsbild. Ein Lokalredakteur nimmt sich der Sache an und berichtet: „Neues Logo der Stadt hat 50.000 Euro gekostet!“ (oder ähnlich). Was schon allein deshalb grober Unfug ist, da das Erscheinungsbild weit mehr umfasst als lediglich ein Logo. Schon allein die Überschrift samt Ausrufezeichen verdeutlicht, dass es dem Verfasser nicht um eine faire geschweige denn fundierte Berichterstattung geht, sondern um Meinungsmache. Der besagte Artikel wird durch eine tendenziell populistisch gefärbte Onlineabstimmung ergänzt, bei der sich schließlich mindestens 80% der Leser gegen das neue Logo aussprechen. In Folge des Artikels entsteht eine feurige, meist unsachlich geführte, weil kaum die eigentliche Gestaltung des Erscheinungsbildes betreffende Diskussion, die letztendlich aber doch den Artikel zum meistgelesenen Beitrag des Tages macht. Ziel erreicht? Wohl kaum.

Stadtlogos emotionalisieren

Ende 2011 schlugen in Oberbayern die Wellen hoch, als die Stadt Burghausen ihr neues Design präsentierte. Das Wochenblatt ließ sich damals zu der Überschrift hinreißen: „99 Prozent hassen das neue Burghausen-Logo“. Der verantwortliche Redakteur war vollkommen überzeugt davon, die gerade einmal etwa 300 Leser, die sich an einer Onlineumfrage beteiligten und mehrheitlich gegen das neue Logo stimmten, seien die notwendige Legitimation dafür, im Namen aller Bürger der Stadt sprechen zu dürfen, so zumindest liest sich die Überschrift. In diesem Fall war weniger das fehlende Fachwissen Grund für eine fruchtlose Berichterstattung samt nachfolgender Diskussion, sondern vielmehr der Hang zur Unsachlichkeit, mit der sich das Wochenblatt des Themas Redesigns näherte.

In einem Kommentar hier im dt bestritt der verantwortliche Redakteur Mike Schmitzer seinerzeit, die Onlineumfrage sei in irgendeiner Weise manipulativ, obwohl die Fragestellung eigentlich keine andere Deutung gestattet, da sie wie folgt formuliert war: „Soll die Stadt Burghausen ein neues Logo in Auftrag geben, das sympathisch wirkt und die Burg als Wahrzeichen miteinbezieht?“ Die Fragestellung impliziert, das jüngst vorgestellte Logo sei unsympathisch, weswegen ein weiteres neues Zeichen entwickelt werden müsse. Ein Rechenfehler, der dem Redakteur zudem unterlief, wirft ebenfalls kein gutes Licht auf die lokale Berichterstattung in diesem Fall. Tatsächlich votierten 90,6% und nicht 99% im Sinne des Fragestellers. Zu verdanken ist dieses Ergebnis vor allem der zum Teil von Polemik durchzogenen Berichterstattung des Redakteurs.

Kritik, die an der Sache vorbei geht

Auch wenn im Fall Kassel der ursprüngliche Artikel der Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA) durchaus aufzeigt, dass ein Erscheinungsbild aus weitaus mehr als nur aus einem Logo besteht, wird das neue, rein typographische Logo von der Leserschaft verrissen, zu Unrecht wie ich meine. Wenn Steuergelder im Spiel sind, ist es um die Sachlichkeit oft schlecht bestellt. Dessen sollten sich Redakteure bewusst sein. In einer Rangliste der am dringlichsten benötigten Maßnahmen würden Bürger ein zeitgemäßes Erscheinungsbild ihrer Stadt vermutlich auf den allerletzten Platz manövrieren. Während in anderen Bereichen des Designs etwa im Möbel- und Produktdesign wie auch im automobilen Design die grundsätzliche Notwendigkeit von Design allgemein erkannt, anerkannt und ja sogar geschätzt wird, ist es im Kommunikationsdesign nach wie vor so, dass dieser Disziplin jeglicher Bedarf aberkannt wird. „Überflüssig wie ein Kropf“, heißt es dann gerne in Kommentaren und Artikeln.

HNA-Redakteur Mark-Christian von Busse behauptet in seinem für die HNA verfassten Kommentar, die einzige zulässige Schreibweise im neuen Stadtlogo Kassels wäre „Kassel, documenta-Stadt“. Kurios: während er das Fehlen des Bindestrichs moniert, wird die Kleinschreibweise von „documenta“ mit keiner Silbe beanstandet. Die Kritik gilt zudem allein dem Logo, das aufgrund dieses scheinbaren Rechtschreib-Fauxpas eine „Torheit“ sei, ohne dass Bezug zum damit in Verbindung stehenden Erscheinungsbild genommen würde. Im Grunde genommen ist dies, als würde man den Inhalt eines Buches auf Grundlage seines Buchdeckels bewerten. Kann man machen, eine wertvolle Rezension sieht allerdings anders aus. Auch der Verweis auf das Regelwerk der Rechtschreibung geht an der Sache vorbei. Genauso gut könnte man kritisieren, die Logos, um nur einige wenige zu nennen, des Robert Koch-Instituts, des Vitra Design Museums oder der Konrad-Adenauer-Stiftung (kas.de) seien allesamt falsch, da hier die Orthografie nicht befolgt würde.

Banalisierung des Kommunikationsdesigns

Nicht, dass ich den Mangel an Fachwissen in Sachen Design/Kommunikationsdesign in Redaktionen beklagte, nichts läge mir ferner. Wer allerdings in dieses Themenfeld vorstößt und (ein) Design in Frage stellt, von dem darf erwartet werden, zumal ein Verlagshaus im Hintergrund steht, dass man sich ernsthaft mit dem Thema befasst, bevor Artikel verfasst werden. Und es darf erwartet werden, dass sich der Autor der Verantwortung bewusst ist, die er in Bezug auf die Meinungsbildung hat. Beides geht der allgemeinen Berichterstattung über Kommunikationsdesign leider meist ab.

Während in Nachrichtenhäusern Themen wie Politik, Wirtschaft, Technik, Sport, Theater oder Literatur nur von den jeweiligen verantwortlichen Redakteuren bespielt werden, laufen Designthemen gerne schon einmal unter Panorama – und hier darf offenbar Jeder schreiben, ungeachtet seines Schwerpunktes. Die Art und Weise der Berichterstattung ist mitverantwortlich für das verhältnismäßig schlechte Image, das Kommunikationsdesign in weiten Teilen der Gesellschaft genießt. Gerade auch ihr ist es zu verdanken, dass es den Werbefuzzi, den Videofritzen und den überbezahlten, unterbeschäftigten Grafiker gibt und kaum jemand im Stande ist zwischen Designer und Werber zu unterscheiden, mal abgesehen von Designern und Werbern.

Nach Jahrzehnten der Oberflächlichkeit auf Seiten der Nachrichtenredaktionen hat sich dieser zum Teil negative Eindruck von Kreativschaffenden eingestellt. Ich stelle mir vor, wie Autoren in hitzigen Diskussionen in Dialog mit der eigenen Leserschaft träten, um zu vermitteln, zu erklären, zu relativieren, um Substanz und Polemik zu sortieren. Moderation innerhalb der durch eigene Artikel angestoßenen Diskussionen findet in großen wie in kleinen Nachrichtenhäusern kaum statt, so zumindest mein Eindruck, was allerdings ein großes Manko darstellt, denn gerade auch der Dialog mit den Lesern/Zuschauern/Hörern zeichnet einen zeitgemäßen Journalismus aus.

Polarisieren statt erklären

Stattdessen wird Öl ins Feuer gegossen, wie etwa im Fall Zwickau, wo im März 2009 die Freie Presse zu einer fragwürdigen Unterschriftenaktion aufrief (dt berichtete: Wieviel Demokratie verkraftet das Design in Zwickau?), in der Hoffnung, damit die Einführung des neuen Stadtlogos zu stoppen. Die Agentur ö_konzept aus Zwickau sah sich seinerzeit massiver Kritik ausgesetzt, ungerechtfertigterweise, denn die Arbeit ist handwerklich sauber und visuell ansprechend. Mit einigen Hundert Unterschriften einen Prozess stoppen zu wollen, der zum Teil viele Monate, im Einzelfall sogar Jahre in Anspruch genommen hat – das ist töricht!

Ein gelungenes Konzept tauscht man nicht aufgrund eines Anflugs von Kritik aus. Hier heißt es auf Seiten der Verantwortlichen kühlen Kopf bewahren. Je besser die Implementierung des Designs gelingt, und hiervon hängt letztlich der Erfolg des gesamten Entwicklungsprozesses ab, um so wahrscheinlicher ist, dass aus anfänglicher Kritik Zuspruch wird.

In knapp 7 Jahren, in denen ich im dt schreibe, sind gerade einmal zwei Fälle dokumentiert, in denen die Einführung eines neuen Logos aufgrund eines Aufbegehrens gestoppt wurde. Gegen das Logo der University of California wehrten sich tausende Universitätsangehörige, gegen das GAP-Logo gar hunderttausende auf Facebook. Solch ein Einlenken respektive Einknicken auf Seiten der Verantwortlichen ist jedoch sehr selten, die Wahrscheinlichkeit, mit solch einer Unterschriftenaktion Erfolg zu haben, ist sehr gering.

Michael Rösch, Vorstand und Managing Director der Designagentur wirDesign, die im Sommer 2011 ein neues Erscheinungsbild für die Stadt Nürnberg entwickelt hat, ist sich sicher: „Corporate Design für öffentliche Einrichtungen ist ein Prozess, der nur dann zum Erfolg führt, wenn die Qualität der Implementierung stimmt. Deshalb ist es unerlässlich, frühzeitig die richtigen Personen zusammenzubringen, um emotionale Barrieren zu vermeiden. Der eigentliche Faktor, der öffentlichkeitswirksam kommuniziert werden muss, ist der Einsparungseffekt, der durch ein neues Corporate-Design-System erreicht wird.“ Hierzu später noch mehr.

Im Kommunikationsdesign stößt das Duden-Regelwerk an seine Grenzen

Bei der visuellen Kommunikation gelten die in der Rechtschreibung in Bezug auf die Lesbarkeit von Text vorgegeben Regeln in besonderer Weise. Während das Hinzufügen eines Bindestrichs in der Regel die Lesbarkeit eines Wortes innerhalb eines Textes verbessert, wirkt sich ein Bindestrich innerhalb eines Logos, das vor allem in puncto Einfachheit überzeugen muss, eher negativ aus. Schnelle Erfassbarkeit, leichte Reproduzierbarkeit und selbstverständlich auch formalästhetische Aspekte (Form, Ausdruck, Originalität), die allzu oft in derlei vorgetragener Kritik ausgeblendet werden, stehen im Kommunikationsdesign VOR der orthografischen Korrektheit!

Bekanntermaßen sind visuelle Zeichen um so verständlicher, je einfacher sie gestaltetet sind. Denken wir an Piktogramme und Verkehrsschilder, die uns den Weg weisen. Zusätzlicher visueller Ballast wie Verzierungen erschwert die Verständlichkeit ebenso wie zu eng gesetzte Buchstaben. Auch die Typographie verfolgt ähnliche Ziele. In einem über mehrere Jahretausende hinweg andauernden Prozess haben sich stets die Schriftzeichen mit den besten Leseeigenschaften durchgesetzt. In solch einer Evolution, wie sie etwa Adrian Frutiger in seinem Buch: „Der Mensch und seine Zeichen“ aufzeigt, gibt es kein richtig oder falsch, eben nur ein besser bzw. ein weniger gut. Die Formensprache, in der Reduktion die vielleicht wichtigste Erfordernis überhaupt im Design darstellt, ist keinem Rechtschreibregelwerk verpflichtet, sondern zunächst einmal der Form selbst.

Es ist wichtig, das Duden-Regelwerk zu kennen. Im Bedarfsfall ist es jedoch im Kommunikationsdesign unerlässlich, sich über geltende Rechtschreibregeln hinwegzusetzen. Dabei gilt für Kommunikationsdesign das gleiche wie für Rechtschreibregeln: in beiden Fällen ist die Verbesserung der Kommunikation das Ziel! Zweifelsfrei gibt es genügend Beispiele, die diesen theoretischen Ansatz untergraben, wohlgemerkt in beiden Bereichen. Verallgemeinerungen wie: falsche Orthografie = schlechtes Design sind ebenso unangebracht wie die Behauptung, Lokaljournalismus sei durchweg oberflächlich.

Corporate Design als Chance begreifen

Kommunikationsdesign stellt in weiten Teilen unserer Gesellschaft ein rein Kosten verursachendes Übel dar. Die Chancen und die positiven Effekte, die mit einem konsequenten, durchdachten und ansprechendem Corporate Design verknüpft sind, bleiben den Menschen meist, gerade in der lokalen Berichterstattung, verborgen. Ich stelle mir vor, wie ein Redakteur in seiner Recherche herausfände, dass mit Hilfe des neuen Corporate Designs die Ausgaben in der Stadtverwaltung in den vergangenen 10 Jahren um 10–20% gesenkt werden konnten. Initiale Kosten relativieren sich sehr schnell, wenn man das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigt.

Denn natürlich lassen sich Kosten senken, indem Broschüren, Plakate, Briefpapier und viele andere Medien mittels einheitlicher Gestaltung entworfen und gedruckt werden. Wo früher vielleicht 5 oder 6 Werbeagenturen beauftragt worden sind, zahlreiche Meetings geführt werden mussten, braucht zukünftig nach Implementierung eines neuen Designs womöglich nur noch ein Dienstleister aktiv werden. Auch das spart Geld, Zeit obendrein, weil Verantwortlichkeiten eindeutig und Abläufe klar sind.

Oftmals gleicht das Erscheinungsbild einer Stadt vor Beginn eines Redesigns einem bunten Wirrwarr. Dass sich solch ein Flickenteppich-Äußeres schlecht verkaufen lässt, sollte sich auch Nicht-Designern erschließen. Denn natürlich muss auch eine Stadt für sich werben, will sie Investoren und Touristen anlocken, möchte sie in der Gunst der Bürger bestehen.

Fair und fundiert, statt zugespitzt und oberflächlich

Wer Design als ein wichtiges Kriterium für den Kauf eines Autos, eines Smartphones, einer Markenjeans, von Schuhen oder der Wohnzimmereinrichtung nennt, und das tun weitaus mehr Menschen als in der Kreativbranche tätig sind, der dürfte die Bedeutung einer ansprechenden und in sich stimmigen Gestaltung im Bereich des Kommunikationsdesigns, zudem auch die Gestaltung eines Stadtlogos zählt, eigentlich nicht in Abrede stellen, schon gar nicht, wer aufgrund seiner schreibenden Profession in der Verantwortung steht, eine inhaltlich überzeugende, gerne kritische aber doch insgesamt faire Berichterstattung abzuliefern. Der Nachholbedarf auf Seiten der schreibenden Zunft ist diesbezüglich immens, ebenso der Hang zur Meinungsmache, gerade im Umfeld der angesprochenen Medien. Neu ist das nicht, auch keineswegs ein rein deutsches bzw. deutschsprachiges Phänomen, goutieren muss man es deshalb aber noch lange nicht.

Ich stelle mir vor, Nachrichtenredaktionen wiesen in ihren Meldungen über Design auf all diese Chancen hin, zumindest ansatzweise, die Design insbesondere Corporate Design bietet, anstatt wiederholend „Düsseldorf-Logo kostet 160.000 Euro“ zu kolportieren oder von „Steuerverschwendung“ zu sprechen. Die Motivation auf Seiten der verantwortlichen Autoren, in solch einem Maße zu polarisieren ist ausgeprägter als meine Naivität. So dürfte es beim frommen Wunsch bleiben. Und dennoch. Design scheint immer nur Schuld an allem zu sein. Darüber, wozu es gut ist, ließt man hingegen nur selten etwas, und damit meine ich keine „Unternehmen XY hat XY-Award in Silber gewonnen“-Meldungen, die sich in Selbstbeweihräucherung verlieren. Auch das muss sich ändern.

Dieser Beitrag hat 115 Kommentare

  1. Schöner Artikel! Was ich allerdings anders sehe: Falsche Orthografie stört meinen Lesefluss ungemein. Ich finde sogar, dass eine dem Logo angepasste “falsche” Rechtschreibung den Eindruck erweckt, als ob die Agentur nicht wüsste, wie es richtig geschrieben wird. In Ausnahmefällen mag das ja gehen. Ganz schlimm finde ich es aber zum Beispiel, wenn ein Komma (aus Designgründen) einfach fehlt: “Die beste Firma die es gibt.” Sowas liest man sehr häufig. Meinem Lesefluss helfen jedenfalls falsch getrennte Wörter nicht.

  2. Lieber DER GAST,
    Auch wenn es wiederum arrogant klingt, gestatten Sie mir den Einwand dennoch:
    Design ist keine demokratische Veranstaltung. Kann es nie sein.

    Das geht schon im kleinen Kreis los – wenn ein kleines Design-Office mit 1(!) Auftraggeber zu tun hat, der sich plätzlich in viele Auftraggeber und Entscheider aufspaltet. Viele Köche verderben den Brei, kein Gestalter kann es allen recht machen, wenn er es noch so versuchte.

    Andersrum erklärt:

    Stellen Sie sich einen Autobauer vor, der seinen neuen Motor ganz Crowdsourcing vorbildlich vom Autofahrervolk entscheiden lässt. Man könnte ja auch hier wie bei einem neuen Stadterscheinungsbild sagen: Die Autofahrer müssten ja irgendwann mit dem Motor fahren, also hätten sie ein unbedingtes Mitspracherecht.

    Und dem Konstrukteur täglich die neuen eingehenden Anforderungen durchreicht und das als Briefing verstünde. Und nochmals, wenn der Motor fertig ist, den Motor öffentlich-demokratisch zur Diskussion und zur Disposition stellte.

    Dieser Motor würde in 10 Jahren nicht fertig! Ob er funktionieren würde, wie ursprünglich gedacht, ist ebenfalls fraglich. Vermutlich wäre er überdimensioniert und passte in kein bauübliches Fahrgestell rein. Sowas ist dann ein echter Sch**-Motor und kostet ein Vermögen.

    Und das wollen Sie auch einem Stadterscheinungsbild antun?

    Bitte etwas zurückrudern mit:
    “Vielmehr ist das Aufgabe der Einwohner, der Gewerbetreibenden, der im Tourismus Tätigen.”

    Es ist nicht Sache der einzelnen in allen Details sich einzubringen, mitzugestalten, zu entscheiden und zu verfügen, sondern Sache deren Vertreter als Vertretungsberechtigte, über die Vorschläge der Fachdesigner für die Bürger zu entscheiden. Und die Kosten dazu abzustimmen.

    Ob die Damen und Herren Bürgermeister, Stadträte, Stadtmarketingabteilung ihren Job gut oder schlecht machen, sei dahingestellt. Doch veranwortlich sind SIE. So geht repräsentative Demokratie nun mal.
    Nicht dass ich sie in allen Einzelfällen und ständig für gut befinden würde. Was aber mit dem “Liquid Feedback” der Piraten gerade passiert, kann man ja auch studieren.

  3. Vielen Dank für die Rückmeldungen, sowohl die zustimmenden wie die kritischen. Auf einige möchte ich gerne antworten.

    documenta ist ein Markenname und kann deshalb so geschrieben werden…

    Was auch meinerseits gar nicht in Frage gestellt wurde. Ich wundere mich lediglich, dass man, wie HNA-Redakteur von Busse, in einem Atemzug den Verzicht des Bindestrichs bemängelt, die Kleinschreibweise jedoch offenbar gut heißen kann.

    Wo sind denn Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen den Städten, wenn eine rein typografische Lösung gewählt wird.

    Eben genau darin! Indem auf jegliche Stadt-Land-Fluss-Motive und -Silhouetten verzichtet wird.

    einem Großteil der Bevölkerung

    Worin glaubst Du, lieber Wolf, erkannt zu haben, dass es sich tatsächlich um einen „Großteil“ handelt? Mein Eindruck ist, dass es sich in vielen Fällen eher um eine kleine Gruppe von Bürgern handelt (im Vergleich zur Bevölkerungszahl), sich sich an besagten Unterschriftenaktionen beteiligt oder die auf Facebook gegen etwa ein Stadtlogo mobil machen. Zweifelsfrei sollte man jede sachlich vorgetragene und begründete Kritik ernst nehmen, überbewerten sollte man sie aber auch nicht.

    Gegenstimmen sollte man trotz eventueller Minderheit nicht unter den Tisch fallen lassen

    Gegenstimmen lassen sich nun einmal nicht vermeiden, denn ein Design, dass Allen gefällt, gibt es nicht, was nicht als Rechtfertigung für jede Form der Gestaltung verstanden werden soll. Lokale Berichterstattung neigt allerdings dazu, Gegenstimmen über Gebühr Aufmerksamkeit zu schenken, da sich damit Klicks generieren lassen. Unter den Tisch zu fallen, ist wohl das letzte, was ihnen in Nachrichtenportalen droht.

    Wenn nach Jahren Mist rauskommt, darf der Mist nun mal gestoppt werden.

    Ob es Mist ist, liegt zunächst im Auge des Betrachters. Bei der Beurteilung der Qualität einer gestalterischen Arbeit ist es nicht von Nachteil, einen entsprechenden Hintergrund mitzubringen. Natürlich legitimiert eine lange Prozessdauer keineswegs eine Arbeit, aber sie unterstreicht das zum Teil hohe Maß an Partizipation. Klar können auch 50 oder gar 100 mit dem Thema im Detail vertraute Personen irren, oftmals wird in der Berichterstattung jedoch auf genau diesem Umstand gar nicht hingewiesen, dass dem neuen Design ein mehrmonatiger oder mehrjähriger Prozess vorausging!

    Wurde das Logo der Grünen nicht auch nochmal neu gemacht, nachdem sich die Basis beschwert hat?

    Du hast recht. Bei den Grünen war es jedoch so, dass ein Parteilogo zwar vorgestellt, aber noch nicht eingeführt wurde. Bei GAP und der University of California wurde zunächst ein neues Logo eingeführt, also implementiert, bevor es nach kurzer Zeit wieder entfernt wurde.

    Meinem Lesefluss helfen jedenfalls falsch getrennte Wörter nicht.

    Lesefluss ist nicht das, worum es bei der Darstellung eines Zeichens, eines Logos geht. Wortmarken wie etwa die von MIELE, BRAUN oder Lufthansa werden, genau betrachtet, gar nicht gelesen, sondern lediglich für einen Bruchteil einer Sekunde erfasst. Die Wortmarken fungieren dabei wie Bildmarken. Selbst erklärungsbedürftige, weil den meisten Menschen unbekannte Markennamen wie etwa Pfeffersack & Söhne werden nicht bei jeder Betrachtung gelesen. Das Erfassen reicht für die Absicherung, das richtige Produkt gewählt zu haben, vollkommen aus.

  4. Liebe Vroni,

    Dein Vergleich hinkt ein wenig, finde ich: Ein Stadtlogo ist insofern eine zumindest demokratischere Angelegenheit als die Entwicklung eines neuen Motors (oder sollte es meiner Meinung nach sein), als dass es sich bei einem Stadtlogo um ein Projekt handelt, das auch die Bewohner einer Stadt, die ja die Einzigartigkeit einer solchen neben rustikalen Innenstädten maßgeblich prägen, nach innen wie vor allem nach außen präsentieren muss. Der Designprozess sollte, meiner Meinung nach von den Stadtoberen gelenkt und moderiert (und auch kommuniziert) werden, sodass er zu einem Ergebnis führt, das in den Augen der Repräsentanten geeignet ist, jedoch soll in diesen Fällen die Bürgerschaft die Möglichkeit haben, in Fällen großer Unzumutbarkeit (auch subjektiver), zu intervenieren.

    Liquid Feedback, da hast Du recht, sollte nicht das Mittel der Wahl sein. Dennoch muss das neue CD der Bevölkerung präsentiert und gegebenenfalls erklärt werden, woraufhin diese dann ihre Meinung kundtun können und die dann auch ernst genommen werden muss.

    Man kann und sollte natürlich immer gucken, woher und wie qualifiziert eine solche Kritik ist, dennoch bin ich gegen ein generelles Abbügeln. Vor allem unter dem generell über der Bevölkerung schwebenden Damoklesschwert des unterstellten Unwissens. Eine Stadt ist nun einmal, im Gegensatz zu einem Autobauer, eine demokratische Einrichtung.

  5. > Im Bedarfsfall ist es jedoch im Kommunikationsdesign unerlässlich, sich über geltende Rechtschreibregeln hinwegzusetzen.

    Finde ich ehrlich gesagt eine gruselige Aussage. In der Praxis entsteht dann schnell der Fall, dass in allen Schriftstücken Unsicherheit entsteht, wie denn nun das Institut, das Unternehmen in Schriftsprache geschrieben wird. Zudem wird ein orthografischer Fehler (der auch dann ein Fehler bleibt, wenn er eine bewusste Entscheidung ist) immer belächelt werden und sich damit negativ auf das Design auswirken. Sich über die Rechtschreibung hinwegzusetzen ist ein negativer Trend, woanders wie “For you vor Ort” belächelt, aber hier ist es “nur ein Bindestrich”…?!

  6. Lieber Achihm,

    “[…] Lokale Berichterstattung neigt dazu, Gegenstimmen über Gebühr Aufmerksamkeit zu schenken, da sich damit Klicks generieren lassen. Unter den Tisch zu fallen, ist wohl das letzte, was ihnen in Nachrichtenportalen droht. […]”

    Meinst Du nicht, dass so etwas wie ein Stadtlogo für die Bürger der betroffenen Stadt von Interesse ist? Klar, letzten Endes hat das Logo auf ihr individuelles Leben vielleicht nur einen marginalen Effekt, dennoch würde ich sagen, interessieren sich die Bewohner schon sehr für Dinge, die in und vor allem mit ihrer Stadt vor sich gehen. Der Presse zu unterstellen, sie würde mit so etwas nur Klicks generieren, halte ich für eine Generalunterstellung, die in manchen Fällen zutreffen mag, in manchen aber auch nicht.

    Dass ein Hauptaugenmerk auf die Gegenstimmen gelegt wird, liegt meiner Erfahrung nach (ich war selbst sechs Jahre semi-journalistisch tätig) daran, dass Menschen, die zufrieden sind, nicht dazu neigen, Leserbriefe zu schreiben. Wenn sich daraus eine tendenziöse Berichterstattung ergibt, handelt es sich um keinen guten Journalismus, insofern stimme ich Dir ausdrücklich zu. Dennoch würde ich nicht dazu übergehen zu sagen, dass Negativkritik in der Presse etwas generell Verurteilenswertes wäre.

  7. Auch bei der Entwicklung eines Corporate Designs bedaft es Recherche – und zwar unter anderem der Markt- und Zielgruppenanalyse. Design wird nicht leichtfertig entwickelt und auch ein gut recherchierter Pressetext sollte den Anspruch erheben, eine objektive Wiedergabe der Sachverhalte zu präsentieren. Unter den vielen schwarzen Schafen von Designern und Journalisten gibt es auch einige, denen dieser Sachverhalt bewusst ist und die danach handeln. Denn letztendlich ist sowohl Design als auch Journalismus eine Sache der Kommunikation, wenn auch mit unterschiedlichen Zielführungen.

  8. @ Wolle

    Und da nicht nur die Verlags-, sondern auch die Stadtkassen klamm sind, empfinde ich die Frage nach Sinn und Zweck einer 70.000-, 100.000-, oder 1.000.000-Euro-Investition in ein neues Corporate Design als legitim.

    Tja. Da sind sie wieder, die Fragen nach den Millionen und wer sie einstreicht.

    Erstens und Zweitens und Drittens weiß kein müdes Borstentier, die Presse schon gar nicht, wie die genannten ausgegebenen “Mega”-Budgets innerlich verteilt ist, was also genau auf die Kostenpositionen Entwicklung und Design geht, was genau auf Leitsysteme, Umsetzung, Druckerei, Verfielfältigung und Media geht.

    Selbst die Design-Companies, die für solche Gesamtsummen gerügt werden, sind da seltsam stumm. Weder habe ich von Meta-Design noch von WirDesign irgendwas darüber gehört.
    Und da ist auch etwas, was mich stört.
    Warum soll ich mich als Kleiner für gerade für sie, die Stars der Branche in die Bresche schlagen, sie, die arrogant wirkend ehrpusselig schweigen. Ja, da haben wir sie, die Neiddebatte, gelle.

    Achtung Polemik

    Kann ja sein, dass es Firmengeheimnis dieser grafischen Büros bleiben muss, was genau auf Entwicklung und Design geht. :-) Kann sein, dass es gar nicht so viel ist, zumindest verglichen mit den Kostenpunkten technischer Umsetzung, Druck oder gar Media. Die die Presse nimmermüde jedesmal neu eifrig zusammenkratzt, damit die Summe nach “Unerhört” und “Faule, überbezahlte Designer” riecht.

    Und es aber wiederum die Branchen-Eitelkeit dieser Designbüros verbietet, groß darüber, über diese relativ kleine Summe zu schwätzen, die sie nu wirklich nur fürs Design einstreifen darf. Tut man nicht gern, verstehe das. Dann werden die nächsten Ausschreibungen noch mehr nach unten gedrückt.

    Historisch (Geschichten vom Design-Oppa ausm Design-Krieg quasi, die keinen Enkel mehr interssieren, gähn):

    Aus meinem alten Werbeleben in einer Werbeagentur weiß ich als alter Kämper, dass Designkosten sogar gerne gratis dazu gegeben wurden. Hauptsache, die Media-Umsätze stimmten, Kickback inklusive also. Wir Grafiker waren in der Werbeagentur also damals schon die Umsonst-Truppe. Wussten aber lange nicht, dass wir eigentlich nur quer-finanzierte arme Tröpfe waren und nix zu sagen hatten. Auf unsere Visitenkarte aber standen beeindruckende Titel, das war wichtig. Nur mit dem Rest davor und danach wird verdient (Beratung, Technik, Media), aber nicht mit dem Design. Design wurde von Auftraggeber und Berater lediglich als Amuse-Gueule verstanden und dem Auftraggeber gereicht zum lustvollen Zerpflücken. Die Künsterzugabe, der nette Gratis-Gruß aus der Küche. Das wurde uns, wenn wir doch ab und zu wegen unmotivierter und unbegründeter Meinungsumschwünge aus Richtung Auftraggeber gelinde meckerten, earnest als Account-driven Agency verkauft. Im Unterschied zu einer creative-driven Agency. Ob es letztere Agenturen gab, habe ich bis heute nie wirklich herausgefunden.:-)

    Dieses wunderschöne, aber wahre Märchen aus dem Krieg wurde Ihnen präsentiert von …

  9. Wolle nochmal,
    das was Sie wollen (Alle haben was dazu zu schwätzen), kostet ein Schweinegeld, verstehen Sie? Da sind die Summen, die derzeit genannt werden, noch Peanuts.

    Alle zu beteiligen ist ein RIESEN-Verwaltungsaufwand. Alle Wünsche zu berücksichtigen, wird eine Riesen-Entwicklungszeit. Wer soll denn das Risotto, das Mus, dass dann dabei grafisch zu 90% herauskommt, zahlen?
    Ich denke, der Hauptaufhänger der lokalen Pressematadoren ist doch immer das liebe Geld?

    Und tut mir leid, ist arrogant, aber notwenig zu verstehen:
    Und ja, die Bevölkerung hat leider wenig Ahnung von Design. Und warum sollte sie.
    Ich hab auch keine Ahnung von Architektur und werde mich hüten, da aggressiv sofort auf allen Foren mitzuschwätzen, nur weil mir die Farbe eines Gebäudes persönlich nicht passt. Vorher frage ich die Architekten zumindest vielleicht, was die Intention war, bevor man losbolzt.

    Es ist schon auch immer eine gewisse Klientel, die von der Presse ermuntert und angefacht, überall wie der Dampfhammer reinfährt und ihre generelle Lebensunzufriedenheit mit “Krakeel Krakeel” zum Ausdruck bringt.

    Ich kann so nicht arbeiten, hüstel.

    Dann bin ich gerne arrogant

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