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Königlich-spanischer Fußballverband (RFEF) stellt sich visuell neu auf

RFEF Logo
RFEF Logo, Quelle: RFEF

Der Königlich-spanische Fußballverband (RFEF), 1913 gegründet, verfügt seit kurzem über ein neues visuelles Erscheinungsbild. Nicht nur das Logo des Verbandes wurde von Grund auf überarbeitet, auch die Logos des „Copa del Rey“ und der spanischen Nationalmannschaft haben in diesem Zuge ein Redesign erhalten.

In der vergangenen Woche hat der Fußballverband RFEF (spanisch „Real Federación Española de Fútbol“) im Rahmen einer Zeremonie seine neue visuelle Identität präsentiert. Eine neue visuelle Identität, die, wie seitens des Verbandes heißt, „den Weg zu einer engagierteren, offeneren, umfassenderen und zweifellos engeren Föderation ebnet“. Verbandspräsident Luis Rubiales erklärte, die Marke RFEF müsse sich weiterentwickeln, „mit Eleganz und Einfachheit, aber mit Kraft“. Bereits im Mai 2020 hatte der Verband einen Strategieplan vorgestellt, in dem die Neuausrichtung der Kommunikation und des Marketings des Verbandes berücksichtigt ist.

Rubiales hofft, dass das neue starke Image den Verband bei zukünftigen Erfolgen begleiten wird. Entwickelt wurde das neue visuelle Erscheinungsbild im Rahmen eines 18-monatigen kreativen Prozess, bei dem zwei Designstudios, eine Medienagentur und eine Werbeagentur eingebunden gewesen sind. Geleitet wurde das Kreativteam von dem in Madrid lebenden Designer mit Pablo Coppel, der in Funktion eines Creative Directors die Arbeiten koordinierte, lenkte und unterstützte. Dem Magazin ReasonWhy gab Coppel ein Interview (spanisch), in dem er auf die Entstehung näher eingeht und darauf hinweist, dass das Team in eineinhalb Jahren natürlich an mehr gearbeitet habe, als lediglich daran, einen Kreis um vier Buchstaben zu ziehen. Damit reagiert er auch auf die in einigen spanischen Medien geäußerte Kritik am neuen Logo: „Das Projekt ist weitaus komplexer. Wir haben nicht nur ein Logo entworfen, sondern eine Marke der Föderation aufgebaut, damit diese mit anderen Marken wie der Copa del Rey und der spanischen Nationalmannschaft koexistieren kann. Es ist zugegebenermaßen schwierig diese Komplexität jemanden erklären zu wollen, der mit Markenarchitektur nicht vertraut ist. Wir hätten sicherlich besser kommunizieren können, was genau Bestandteil der Arbeit war.“

RFEF Logo – vorher und nachher
RFEF Logo – vorher und nachher, Bildquelle: RFEF, Bildmontage: dt

Das bisherige Verbandslogo, mehr Illustration denn Logo, wurde vom Verband mehr als drei Jahrzehnten als Absender verwendet. Das 1988 eingeführte Zeichen stellt eine Art Hommage an den katalanischen Künstler Joan Miró († 1983) dar, der neben unzähligen Skulpturen, Gemälden und Grafiken darüber hinaus das auch heute noch in Gebrauch befindliche offizielle España-Tourismuslogo schuf. Im Vergleich zu anderen Logos von Verbänden wie auch Vereinen wirkt es aufgrund des illustrativen Stils und des unkonventionellen Aufbaus reichlich aus der Zeit gefallen, jedenfalls alles andere als königlich. Keine Frage: das neue Design ist für den Verband eine Zäsur. Aus Sicht des Verbandes eine notwendige Maßnahme, mit der die Weiterentwicklung des spanischen Fußballs vorangetrieben werden soll.

Kommentar

Aus meiner Sicht eine gute und richtige Entscheidung, sich von der verschnörkelten Illustration zu trennen. Es mag sein, dass manch einer die Logoform für einfallslos hält (ein Designer, der nichts weiß, malt nen Kreis). Ich sehe das allerdings nicht so. Denn um die Marke RFEF in andere Markenwelten integrieren zu können, braucht es Einfachheit. Eine zu eigenwillige Logoform wäre, beispielsweise eingebunden in das Signet der spanischen Fußballnationalmannschaft, eher hinderlich. Denn hier und in den Wettbewerben tritt RFEF im Sinne eine Subbrand auf. Und als solche sollte sie sich zurücknehmen.

Die Abgeklärtheit und Souveränität, die das simple RFEF-Signet vermittelt, fehlt allerdings meiner Ansicht nach im Logo der Copa de Rey. Die Darstellung vermag die Charakteristik der Trophäe und ihre Formgebung nicht so recht einzufangen. In dieser Hinsicht war das bisherige Logo besser. Da der zur Verfügung stehende Raum hier viel geringer ist als beim RFEF-Logo, erscheint es mir zudem auch keine gute Idee, den Schriftzug in die Bildmarke einzubetten. Denn in geringer Größe führt dies zu Darstellungsproblemen. Das hätte man, ähnlich wie in dieser Ansicht, auch so lösen können, dass der Schriftzug unterhalb der Bildmarke platziert ist.

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Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Als ich das neue RFEF-Logo auf einschlägigen Fußball-Blogs sah, dachte ich in der ersten Millisekunde, dass das doch recht einfallslos sei. Sofort darauf kam ich aber zu dem Schluss, dass dahinter wahrscheinlich ein ganzes System stecken würde, was, nur durch das Zeigen des Signets, nicht erschlossen werden konnte.

    Jetzt, nach dem Eintrag auf Designtagebuch kann ich beruhigt sein, dass es sich in der Tat so verhält. Im zuvor genannten Forum wird das Logo allgemein verrissen, woran man sieht, wie wichtig es ist, das Erscheinungsbild in seiner Gesamtheit zu kommunizieren. Es zeigt auch, dass die Zeiten, in denen sich eine Identität auf einer einzelnen Bildmarke stützt, endgültig vorbei sind.

    Anscheinend war der Rollout der neuen Brand allgemein nicht optimal verlaufen, wenn der CD in einem Interview dediziert darauf eingeht.

    »Wenn du nicht mehr weiter weißt, mal ’nen kreis!« – dem kann ich hier nur bedingt zustimmen. Der Ball ist nun einmal rund. Der Kreis ist das buchstäblich zentrale Element des Fußballfeldes, wie im Launch-Video dargestellt. Was ich erst für Einfallslosigkeit hielt, hat sich nach ein paar Tagen nun dahin entwickelt, dass ich das Logo selbst durch seine Schlichtheit als Ausdruck von Kraft und Fokus interpretiere. Schnörkellos und gradlinig.

    Wo das ganze für mich nicht so recht funktioniert, ist das neue Wappen für die Nationalmannschaft selbst. Allgemein konnte man sich dort anscheinend nicht so recht entscheiden, in welche Richtung man möchte. Der neue Schild ist entkrümmt und geometrischer, dazu das implementierte RFEF-Emblem. Andererseits ist die Krone nun noch weniger für kleine Darstellungen geeignet als vorher, im Schriftzug um die Säulen hat man sich für die »alternative« Schreibweise des U entschieden, sodass dort nun »PLVS VLTRA« steht. Neben der Krone ist nun sehr viel leerer Raum. Man wollte also zeitliche ikonografischer und illustratorischer werden. Sehr unglücklich.

    Ein letzter Punkt, der mich stört, ist die Qualität der Mockups. Einige Bilder, die hier zusammengestellt wurden, sehen sehr dilletantisch aus.

    Alles in allem, meiner Meinung nach, eine Verbesserung. Nicht das stärkste Redesign aller Zeiten, aber dennoch gut. Man muss auch Bedenken, was bei einer 112 Jahre alten Institution wie dem spanischen Fußball für Stakeholder (#AlteWeisseMaenner) zusammenkommen.

  2. Ich frage mich ja, für welche Zukunft Sportvereine und -verbände diese Logos kreieren?

    In meinen Augen sind die Zeiten des Mannschaftssports für die breite Masse jenseits von ein paar Profiligen und das gemeinsame Stadionerlebnis (Zig-)Tausender Menschen etwas, was der Vergangenheit angehört.
    Und davon lebt doch so ein Sportverband und die Vereine, die ihm angehören, oder?

    Mir fällt es schwer, darin mehr als das sprichwörtliche Pfeifen im dunklen Wald zu sehen.

    Zum Design: Mir ist unverständlich, wie man gerade bei einem ja eher emotional verkauften Produkt wie Fußball glauben kann, ein Kreis mit vier Buchstaben transportiere diese Emotionen.

    1. Mir ist unverständlich, wie man gerade bei einem ja eher emotional verkauften Produkt wie Fußball glauben kann, ein Kreis mit vier Buchstaben transportiere diese Emotionen.

      Eine Marke ist bekanntlich mehr als ein Logo. Welche Werte eine Marke kommuniziert, hängt nicht von der Formgebung des Logos ab. Das Logo ist lediglich ein WINZIGER, gleichwohl zentraler Baustein innerhalb des Corporate Designs. Ein Logo MUSS NICHT alle unterschiedlichen Facetten einer Identität nach außen hin kommunizieren. Ein Logo muss auch nicht erklären, wofür es steht. Denn ein Logo ist kein Piktogramm. Anhand beispielsweise von Stadtlogos ist leicht nachvollziehbar, dass es gar nicht möglich ist, jede Eigenschaft und Charakteristik innerhalb eines Logos abzubilden, die für eine Stadt charakteristisch sind. Ein Logo muss lediglich mit der jeweiligen Marke in Verbindung gebracht werden können.
      Ein Beispiel: Das Logo von Apple kommuniziert für sich genommen so gut wie nichts, was für die Marke Apple steht. Es ist ein angebissener Apfel. Es gibt offenkundig keinen unmittelbaren Bezug zu den technischen Produkten. Für sich genommen könnte das Logo auch der Absender einer Supermarktkette, eines Lebensmittelkonzerns oder einer Arztpraxis sein. Erst im Zusammenspiel aus Farbe, Typo, Raster, Bildsprache, Wording/Tone of Voice, Sound, Ikonographie, Material UND Logo entsteht ein Ausdruck, der im Kontext der jeweiligen Anwendung (Website, TV-Spot, Store, u.a.) transportiert, wofür die Marke Apple steht. Der Apfel kommuniziert für sich genommen kein User-Centered-Design-Erlebnis, kein Qualitätsversprechen, auch keinen Sinn für die Details. Der Apfel verkörpert diese nur, weil wir ihn, indem wir Produkte der Marke nutzen oder Werbung von Apple konsumieren, mit diesen Eigenschaften in Verbindung bringen.

      Zurück zu RFEF. Mit der Farbe Rot lässt sich Emotionalität, wie sie für fast jede Sportart und besonders für den Fußballsport charakteristisch ist, sehr gut transportieren. Das weiß man in der Bundesliga, der virtuellen Bundesliga und auch beim RFEF. Ein Design, das schon allein aufgrund der Farbwahl derart emotional aufgeladen ist, benötigt kein Logo, das diese Emotionalität noch einmal verstärkt. Denn das kann sehr schnell ins Aggressive umkippen. Davon abgesehen handelt es sich in diesem Fall um den nationalen Fußballverband Spaniens, der für die Durchführung des Spielbetriebs aller spanischen Ligen verantwortlich ist. Der RFEF muss Fußball nicht „verkaufen“. Der RFEF muss sich als diejenige Marke positionieren, die den spanischen Profifußball organisiert. Im Markenauftritt sollte sich also die Fähigkeit widerspiegeln, den ordnungsgemäßen Spielbetrieb gewährleisten zu können. Genau dieses Spannungsfeld aus Ordnung, Organisation, Verantwortung, Gemeinschaft, Sportbezug und Emotionalität reflektiert das Design nach meinem Empfinden in ausgezeichneter Weise.

  3. Im Video sieht man so eine schöne Gestaltung, auch die Schrift ist viel emotionaler und einprägsamer. Und dann kommt am Ende immer dieser Kreis mit der langweiligen Schrift, die auch irgendnen Pharmakonzern präsentieren könnte.

  4. Vor wenigen Tagen habe ich kommentiert, wie wenig mir das neue Inter Logo gefällt und wie wichtig es ist, dass Designer erkennen, dass man Logos von Fußballklubs nicht wie normale Logos behandeln sollte.

    Hier finde ich die Umsetzung extrem gut. Man hat nicht versucht etwas zeitlos gewordenes zu ersetzen (das Wappen auf der Brust der spanischen Nationalmannschaft), sondern hat es in ein neues Licht gerückt und zum Teil eines großen Konzepts gemacht, dass durch Schlichtheit aber Prägnanz besticht. Ich finde es erstaunlich, dass ein so einfaches Logo heutzutage noch so einen Wiedererkennungseffekt erzielen kann. Die Anordnung der Buchstaben ist tatsächlich ziemlich einzigartig und harmoniert perfekt, auch mit dem gewählten Kontext und den gut ausgewählten Farben. Jetzt müssen nur die spanischen Trikots wieder etwas an Stil dazugewinnen.

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