Logos, in denen der Kölner Dom abgebildet ist, gibt es unzählige. Ob Stadtverwaltung Köln, 1.FC Köln, Dom-Kölsch, Feuerwehr Köln oder Polizei Köln – die zwei Türme des Doms sind in der Rheinmetropole omnipräsent. Ein weiteres Domspitzen-Signet ist vor wenigen Tagen dazugekommen, denn erstmals verfügt nun auch der Kölner Dom selbst über ein eigenes Logo.
Vor genau drei Jahren hat das Kölner Metropolitankapitel, das verwaltende Organ der Hohen Domkirche Köln, einen Wettbewerb ausgeschrieben, um auf diesem Wege ein Corporate Design entwickeln zu lassen (dt berichtete). Von den insgesamt 300 Agenturen, die auf die Ausschreibung reagiert haben, wurden in einer zweiten Phase mehrere Kandidaten zum Pitch eingeladen, um entsprechende Entwürfe zu erarbeiten. Im Herbst 2019 wurde schließlich die Agentur Jäger & Jäger (Überlingen am Bodensee) zum Sieger des Wettbewerbs gekürt. Vor wenigen Tagen wurde das von Jäger & Jäger entwickelte Corporate Design samt Logo der Öffentlichkeit vorgestellt.
Auszug der Pressemeldung
„Das Domkapitel hat sich vor einigen Jahren auf den Weg gemacht, um die verschiedenen Aspekte des Domes als Gotteshaus herauszustellen: als Ort des Glaubens, als Ort der Heiligen Drei Könige, als Ort der Kunst und Kultur, insbesondere aber als Ort des Willkommens“, so Dompropst Msgr. Guido Assmann. Dieses Anliegen sei nun in ein aussagekräftiges und prägendes Markenzeichen übersetzt worden.
Unser neues Logo ist der perfekte Botschafter für die Markenidentität des Domes. Es ist markant, zeitlos und wertig – und mit seiner einfachen, klar memorierbaren Form bestens geeignet, um die öffentliche Wahrnehmung der Marke ‚Kölner Dom’ zu stärken. Zugleich schafft es einen starken Zusammenhalt zwischen dem Kölner Dom, dem Domkapitel, der Dombauhütte, der Dommusik, der Domseelsorge, der Domrendantur und dem Domshop, die bislang nicht durch eine einheitliche Markenkommunikation verbunden waren.“
Das neue, aus sieben gleichschenkligen Dreiecken bestehende Signet zeigt die markante Westfassade des Domes. Drei goldfarbene Dreiecke im unteren Bereich bilden gemeinsam eine Krone. Sie stehen, so die Idee, als Fundament des Signets für den Schrein der Heiligen Drei Könige, um den der Dom errichtet wurde. Die oberen beiden in einem Purpurrot gehaltenen Dreiecke bilden die beiden Türme. In gespiegelter Form und in einem Bordeaux-Ton gehalten zeichnen zwei die direkt darunter befindlichen Dreiecke ein Spiegelbild der Türme im Rhein nach. Das auf diese Weise geschaffene Facettenspiel solle Werte wie „Beständigkeit, Weltoffenheit, Moderne und Zeitlosigkeit verkörpern“, wie es in der offiziellen Pressemeldung heißt.
Sukzessive werde man das neue Logo nun in den unterschiedlichen Bereichen und Abteilungen des Domes etablieren. Im Rahmen der Geschäftskommunikation, in einigen digitalen Medien, in ausgewählten Printpublikationen des Domes sowie auf Produkten des Domshops komme es bereits zum Einsatz. Das digitale CD-Manual wird, so eine Info seitens der beteiligten Agentur, mit Frontify realisiert.
Kommentar
Im Hinblick auf (gefühlt) Myriaden von Logos, in denen eine Darstellung des Kölner Doms enthalten ist, ist es für Gestalter eine ziemlich anspruchsvolle und respekteinflößende Aufgabe, ein Dom-Zeichen zu kreieren, das eigenständig genug ist, um als Absender zu fungieren. Denn die Gefahr ist groß, dass ein ebenfalls aus zwei spitz zulaufenden Dreiecken bestehendes Zeichen im Meer ähnlicher Logos untergeht. Hinzu kommt die große Bedeutung und Symbolkraft des Doms, der nicht nur Zugehörigkeit der (katholischen) Christen zur Kirche stiftet, sondern darüber hinaus, als weit sichtbare Landmarke, Verbundenheit und Identifikation generell der Menschen mit ihrer Stadt/Region.
Im Gegensatz zu den meisten Dom-Darstellungen besteht das neue Logo nicht aus zwei, sondern aus sieben Dreiecken. In der christlichen Lehre symbolisiert die Zahl Sieben Vollkommenheit (Schöpfungsgeschichte -> die Welt wurde an sieben Tagen geschaffen). Die Unterteilung in sieben Segmente wird inhaltlich gut begründet, vor allem wird die auf diese Weise entstandene facettenreiche Form zum Differenzierungsmerkmal. Verwechslungsgefahr mit anderen Absendern besteht so meines Erachtens nicht. Die Farbgebung spielt hierbei allerdings eine zentrale Rolle! Denn die Farben Gold, Bordeaux und Purpurrot sind, was die Wiedererkennbarkeit betrifft, mindestens ebenso wichtig, wie die Form selbst. Vor dem Hintergrund stetig hinzukommender Anwendungskontexte werden visuelle Erscheinungsbilder seit Jahren auf maximale Flexibilität hin getrimmt, Beispiel Audi-Ringe. Logos werden dabei entfärbt und als Negativform angelegt, um so den Einsatz in ganz unterschiedlichen Farbwelten und Kontexten zu ermöglichen. In diesem Fall jedoch bilden Form und Farben in fast allen gezeigten Anwendungsbeispielen eine feste Einheit.
Eigenständigkeit vermitteln auch die im Rahmen des Corporate Designs entstandenen Wortmarken „Kölner Dom“, „Kölner Dombauhütte“, u.a.. Ähnlich wie bei der gothischen Minuskelschrift findet sich auch in den Lettern in „Kölner Dom“ der für gebrochene Schriften so typische abrupte Richtungswechsel – als seien die Buchstaben mit der Feder per Hand gezeichnet. Stilmittel von Grotesk-Schriftarten und gebrochener Schriften wurden kombiniert und bilden auf diese Weise einen Brückenschlag von den Anfängen des Bauwerks hinüber zur Gegenwart. Insgesamt ein handwerklich wie konzeptionell überzeugendes, kluges und ansprechendes Design.
Mediengalerie
Weiterführende Links
Danke für den Artikel. Ich bin schwer begeistert von der Lösung für diese schwierige Aufgabe. Vielschichtig in der Erklärung ohne Überfrachtung. Einzigartig, obwohl schon oft abstrahiert. Einfach obwohl komplex.
Auch die Typografie-Auswahl ist überzeugend.
Leider wird wenig von KeyVisuel gesprochen mit den überlappenden, transparenten und diagonalen Flächen. Die Printmaterialien machen einen guten Eindruck. Die Website scheint visuell noch nicht ganz ausgereift. Das Headerbild zeigt sich ziemlich brachial, die Unterseite der “heiligen drei Könige” ist ziemlich bewegungsfreudig und wird den ein oder anderen älteren Besucher verzweifeln lassen. Mir fehlt auch der EInsatz der rötlichen Farben als Akzente.
Als Kölner habe ich mir das neue Logo auch genau angeschaut und muss sagen: es gefällt. Die Gefahr wurde ja schon beschrieben. Hier in der Stadt hat selbst der Hausmeisterdienst Schmitz aus Köln-Kalk immer einen Dom im Logo. Der Dom ist DAS gemeinsame Wahrzeichen in Köln. Und eigentlich irgendwie “tot geguckt”.
Daher Hut ab vor der Lösung der Kolleg*innen. Auf das Dreieck kommt man ja schnell, logisch, aber die Lösung mit den 7 Dreiecken hat was.
Der einzig negative Aspekt am Logo könnte sein, dass bei kleinen Dartstellungen – auf den Bleistiften z.B. – die goldenen Flächen etwas flöten gehen. Auf der Fahne dagegen hätte ich mir das Logo viel größer gewünscht.
Aber für Print kann man mit dem Logo unglaublich edle Sachen machen, die Mockups deuten es ja schon an. Wenn man da noch mit einer Prägung arbeitet oder mit Goldfolie wird das wirklich schick. Bin gespannt, wo und wie mir die Sachen in der Stadt begegnen werden.
Vielleicht ganz gut, dass der Wettberwerb nicht von einer Kölner Agentur gewonnen wurde, denn vor lauter Kölnbesoffenheit verliert der Einheimische hier ja manchmal den Blick fürs Wesentliche. Da schließe ich mich auch (teilweise) mit ein. ;-)
Vermutlich kein Zufall wird auch sein, dass Lila in der katholischen Kirche die Farbe der (Erz-)Bischöfe ist und Rot die Farbe der Kardinäle. Zusätzlich spiegelt das Rot vor weißem Hintergrund die Stadtfarben.
Ich frag mich obs da auch wieder direkt Nazivorwürfe gab, wie beim Domradio, bloß weil da Dreiecke zu sehen sind…
Gestalterisch auf jeden Fall gut gelöst, auch wenn der untere Verlauf irgendwie unnötig ist. In sehr kleiner Ansicht lässt der die Konturen etwas zu stark verschwimmen.
Ich – auch ’ne echte kölsche Jung – kann mich sehr gut mit dem neuen Logo anfreunden. Die Herleitung ist stimmig, die Ausführung ist gut gemacht. Die Schrift finde ich auch gut gewählt, eventuell etwas zu klein. Das Keyvisual habe ich mit den überlagernden Flächen natürlich auch schon mal woanders gesehen. Gerade eben wieder bei https://weltbeweger.uni-erfurt.de/das-neue-corporate-design/
Alles in allem wirkt das Logo auf mich wie ein klarer, gradliniger, sauberer Ruhepol in dieser mies verbauten Stadt. Vielversprechend. Hoffentlich nicht zuviel versprechend. :-)
Normalerweise neigen Agenturen/Designer ja zur “überinterpretation” ihrer Werke – hier ist das aber vollkommen richtig und gut umgesetzt!
Ich bepiss mich vor Lachen. Nun sind es anstatt zweier Dreiecke ganze sieben, deren Herkunft phantasievoll hergeleitet wurde.
Absolut nichtssagend und ideenlos. Und dafür 2 Jahre gebraucht? Nun mal ehrlich. Jede Kirche mit zwei Türmen könnte hierin wiedererkannt werden. Ich bin etwas geschockt davon, dass diese Lösung als gestalterisch gut bewertet wird.
Hm, tja, also:
https://www.express.de/koeln/irre-logo-posse-um-koelner-dom-drei-jahre–80-000-euro—und-jetzt-die-bittere-wahrheit-38507382
Typisch Boulevardpresse, dass der Preis so reisserisch verwendet wird.
Danke Dir. Auf Twitter habe ich meine Meinung dazu geäußert:
Ich musste zuerst an ein Backgammon-Spielfeld denken! Da bislang alle übrigen Logos des Kölner Domes die Westfassade mit zwei spitzen “Mensch-ärgere-dich-nicht”- Spielfiguren abstrahieren, hätte ich nicht die Westfassade genommen, sondern die Queransicht mit dem Vierungsturm, auch als Gegengewicht zu den zwei massigen Türmen. Mehr ein buntes Clown-Muster, passt daher gut in den Kölner Karneval – konventionell wie alle anderen Entwürfe. Die strenge Geometrie wirkt auf mich auch etwas distanziert und kühl, das erinnert mich an den Geometrie-Unterricht in der Schule – lauter Striche mit dem Lineal farbig ausgemalt!