Im Zusammenhang mit der Umstellung des Erscheinungsbildes der Stadt Erfurt, bei dem das Stadtwappen einem neuen Stadtlogo wich, ist das bereits Anfang des Jahres eingeführte modifizierte Wappen des Kantons Obwalden recht interessant. Hier wird aufgezeigt, dass ein neues Design nicht eine Abkehr von allem Bestehenden bedeutet. Ein gutes Redesign ist das genaue Gegenteil. Es nutzt die bestehenden Standards, um sie in eine Formensprache zu überführen, der man in der Gegenwart eine zeitgemäße und moderne Anmutung attestieren kann.

Eher selten geworden ist eine Aussage wie von Landschreiber* Urs Wallimann:”Wir wollten kein fantasievolles Logo.” Das muss sich erst mal setzen. In Zeiten, in denen offenbar städtische Marketinggesellschaften sich einem gestiegenen Wettbewerbsdruck ausgesetzt sehen und deshalb das Erscheinungsbild ihrer Stadt zuweilen auf den Kopf stellen, ist so ein bodenständiges und überraschend offenes Bekenntnis schon bemerkenswert, vor allem auch deshalb, weil “kein fatasievolles Logo” nicht im mindesten bedeutet, dass das gesamte Redesign fantasielos sein muss.
Das neue Kantonswappen nutzt die bestehende Form jenes Wappens, das die Schweizerische Bundesverwaltung Anfang 2007 einführte. Die Frutiger durfte auch im neuen Signet des Kanton Obwalden nicht fehlen.
Mag die Neudefinition des Wappens noch subtiler Natur sein, in der Überarbeitung der ersten Medien zeigt sich wie groß und sichtbar der vollzogene Wechsel ist. Man sieht sehr schön, dass es nicht notwendig ist, sich des Wappens zu entledigen, um ein modernes Erscheinungsbild zu erzeugen. Mehr Farbe, mehr Kontrast und ein luftiger, wohlgeordneter Aufbau machen das neue Amtsblatt zu einem Dokument, das man gerne in die Hand nimmt und durchliest, ungeachtet des vielleicht trockenen Inhaltes.
Und wer hats erfunden gemacht? Metapur wars.
Danke Stefano für den Link zum zisch-Artikel.
* Generalsekretär einer Kantonsregierung
Das Rot im alten Wappen hat mir besser gefallen.
Sonst finde ich das Neue, wie viele andere hier auch, besser. Nur eins stört mich:
Der obere Punkt (von den dreien in der Mitte) ist mir zu alleinstehend. Habe dann auch gemerkt wieso. Über ihm fehlt für mich ein kleiner Teil. Komischerweise ist dieser Sück aber in der Amtsblatt-Animation zu sehen….
@ Jens: Danke für die Info. Ein blöder Frevel. Ich möchte nur nicht, dass der Begriff Fantasieverbot von hier aus seinen Siegeszug beginnt. …Unk!
Ein bisschen Platz für Fantasie sollte auch neben der härtesten Klassik stets vorhanden sein, sonst wird man blind.
Obwalden ist ein konservativer Kanton, der als «Neinsager» bekannt ist und vor allem politischen und gesellschaftlichen Öffnungstendenzen scharf ablehnend gegenübersteht und mit seinem jeweils fünf ablehnenden Standesstimmen bei Volksabstimmungen trotz der geringen Bevölkerungszahl schon manche eidgenössische Vorlage verwerfen half.
Mich erstaunt die Aussage “Wir wollten kein fantasievolles Logo” also nicht. :-) Dennoch eine gelungene Weiterentwicklung, wie ich finde.
Ich habe eine Zeit lang selber in Luzern als Grafiker gearbeitet – das Atelier Steinemann hatte damals (1999) gerade das neue Corporate Design der Stadt Luzern im Auftrag. Der Vorschlag für Luzern ist sehr modern und nimmt nur noch farblich Bezug zum Kanton (http://www.stadtluzern.ch/default.aspx?pageid=2254).
Es war aber schon auffällig, dass Corporate Design für Städte und Gemeinden dort einen wesentlich höheren Stellenwert hatte als in Deutschland. Mein persönlicher Eindruck war und ist der, dass man hierzulande gestalterisch etwas aufzuholen hat. Der allgemeine Kostendruck, der auf den Städten und Gemeinden lastet, ist immer wieder Grund genug, auf Wettbewerbe auszuweichen, um aus einem reichhaltigen Angebot das “Gefällige” herauszuloben, um dann letzten Endes doch den “günstigen” Vorschlag zu nehmen.
Das hier gezeigte Beispiel bestätigt mich in der Hinsicht, dass man in der Schweiz zum einen mehr Wert auf Gestaltung legt und zum anderen hier auch auf Profis setzt, die wiederum nicht an einem “coolen”, sondern an einem zeitgemäßen Signet arbeiten und dabei historische Wurzeln respektieren.
Gelungen! Und ein Grüzi in die Schweiz!
Bravo Schweiz. Ihr könnt auch mal auf ne Outline verzichten. Bei der Commerzbank wurde sie extra grad eingeführt….
Ich finde es schade, dass gerade Kommentar #33 als besonders konstruktiv ausgezeichnet wird. Der Kanton mag ja gemeinhin als Verfechter einer politisch und gesellschaftlich offenen Schweiz bekannt sein, auch Obwalden als konservativ zu bezeichnen find ich ok, auch wenn der Begriff meiner Meinung nach eher unvorsichtig gewaehlt wurde.
Leider verstehe ich aber nicht ganz, was mit fuenf Standesstimmen gemeint ist. Ich hab im Unterricht gelernt, dass Obwalden eine halbe Standesstimme von insgesamt 23 hat, die Moeglichkeiten um Vorlagen verwerfen zu helfen, sind folglich ziemlich begrenzt. Auch ein kurzer Blick in die Wikipedia zeigt, dass seit 1866 gerade mal 8 Vorlagen trotz Volksmehr am Staendemehr scheiterten.
Um eine Diskussion ueber den Sinn/Unsinn von Foederalismus loszutreten, ist das Redesign eines Kantonswappens eher ungeeignet.
[…] Wydawać by siÄ™ mogÅ‚o że w temacie herbów nic wÅ‚aÅ›ciwie siÄ™ nie dzieje, poza wprowadzeniem zupeÅ‚nie nowego, a czasem powrotem do starego, jak WrocÅ‚aw. Nic bardziej mylnego. Oprócz totalnych zmian bywajÄ… i odÅ›wieżenia. Znakomity przykÅ‚ad takiego odÅ›wieżenia herbu szwajcarskiego kantonu Obwalden, zresztÄ… bardzo udanego, prezentuje Design Tagebuch. […]
[…] Obwalden: 2009 gab sich der Kanton Obwalden ein neues Erscheinungsbild. Der damalige Landschreiber umriss in der «Neuen Obwaldner Zeitung» die Ausgangslage so: «Wir wollten kein fantasievolles Logo». Ein innovatives Design-Briefing sieht anders aus. Immerhin hat man sich getraut, nicht die klassische Wappenform zu verwenden und hat den Schlüssel leicht modernisiert. Für den Schriftzug hat man dann Frutiger genommen, einen Schweizer Klassiker. Um Kosten zu sparen, sind die Obwaldner sehr trickreich vorgegangen: Man hat von der Anmutung her das Logo und das CI der Eidgenossenschaft kopiert. Nochmals Urs Wallimann: «So konnten wir uns das Schreiben von über hundert Seiten Corporate-Design-Vorschriften sparen». Damit musste man lediglich 10’000 Franken in die Hand nehmen – Pragmatismus nach Obwalnder Art. Immerhin reichte dies, damit es das neue Obwaldner Logo sogar auf irgendwelche deutschen… […]