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Jaguar erfindet sich neu

Jaguar Logo, Quelle: Jaguar
Jaguar Logo, Quelle: Jaguar

Jaguar, ein zum britischen Unternehmen Jaguar Land Rover Ltd. gehörender Automobilhersteller, erhält eine neue Markenidentität. In den vergangenen Jahren ist es vergleichsweise still geworden um den Hersteller von Luxuslimousinen. Mit einem neu definiertem Markenkernwert – „opulenter Modernismus“ – und einer von Grund auf veränderten visuellen Sprache soll für Jaguar eine „neue Ära“ beginnen, wie es seitens des Mutterunternehmens heißt.

Seit 2008 ist das Unternehmen Jaguar Land Rover Ltd., in dem die Marken Jaguar, Range Rover, Defender und Discovery gebündelt werden, eine Tochtergesellschaft des indischen Automobilherstellers Tata Motors. Bereits im Februar 2021 hatte Jaguar-Land-Rover-Chef Thierry Bolloré im Rahmen der Vorstellung des Zukunftsplans „Reimagine“ angekündigt, Jaguar bis 2025 neu zu positionieren und zu einer rein elektrischen Luxusmarke zu machen. Drei Jahre nach der Ankündigung erfolgt nun die Neuausrichtung der Automarke Jaguar.

Jaguar Logo – Visual, Quelle: Jaguar
Jaguar Logo – Visual, Quelle: Jaguar
Jaguar Brand Design – Visual „copy nothing“, Quelle: Jaguar
Jaguar Brand Design – „Leaper“, Quelle: Jaguar
Jaguar Brand Design – Monogram Visual, Quelle: Jaguar
Jaguar Logo – Visual, Quelle: JaguarJaguar Brand Design – Visual „copy nothing“, Quelle: JaguarJaguar Brand Design – „Leaper“, Quelle: JaguarJaguar Brand Design – Monogram Visual, Quelle: Jaguar

Die neue visuelle Identität und Sprache hebt sich deutlich vom einstigen klassisch-konservativen bis streng-biederen Auftritt ab, mit dem die Marke Jaguar in der Vergangenheit lange Zeit für sich warb. Auch im direkten Vergleich zum derzeitigen Markenauftritt bedeutet die Umstellung eine Zäsur. Die zukünftige Markenwelt von Jaguar ist „furchtlos, einzigartig und emotional ansprechend, verbunden mit dem Streben nach dem höchsten Grad an kreativer Leistung“, so das Unternehmen.

Auszug der Pressemeldung

Heute beginnt eine neue Ära für Jaguar. Die von Grund auf neugestaltete Marke greift das Leitbild „Copy Nothing“ auf, dessen Wurzeln bis zu den Worten des Firmengründers Sir William Lyons zurückreichen. Die Transformation von Jaguar wird durch den Begriff des „Exuberant Modernism“ („Opulenter Modernismus“) geprägt – eine kreative Philosophie, die allen Aspekten der neuen Jaguar Markenwelt zugrunde liegt. Sie umfasst mutige Designs, unerwartetes und anderes Denken und schafft einen Markencharakter, der durch furchtlose Kreativität Aufmerksamkeit erregt.

Vier Schlüsselsymbole verkörpern laut Unternehmen den Wandel bei Jaguar:

1. Die neue Wortmarke. Diese zelebriere den Modernismus und zeige, indem diese Groß‑ und Kleinbuchstaben in visueller Harmonie nahtlos miteinander verbindet, das Unerwartete.

2. Das Markenemblem. Hierbei unterscheidet das Unternehmen zwischen einerseits dem neu gestalteten Jaguar („Leaper“) – dem kostbarsten Herkunftszeichen: „Stets nach vorne springend, ist er ein Symbol für Exzellenz und ein Aushängeschild von Jaguar“. Anderseits wird fortan, je nach Anwendungskontext, ergänzend ein neu geschaffenes Monogramm zum Einsatz kommen. Das Monogramm sei „ein Code für den Ausdruck und ein Zeichen für ein vollendetes Werk“. Es soll als Verzierung oder als letzter Schliff verwendet werden, wie es heißt.

3. Das neue Farbklima. Fortan dienen „opulente Farben“ als Eckpfeiler der neuen Markenidentität, eingebettet in die Markenwerte und Assoziation zur Kunst. Einen ersten Vorgeschmack darauf vermitteln Visuals, die der Marke Jaguar im Sinne der neudefinierten Philosophie des „Opulenten Modernismus“ („Exuberant Modernism“) einen „dramatischen, unverwechselbaren und unerwarteten Ausdruck“ verleihen sollen.

4. Ein grafisches Designelement, bezeichnet als „Strikethrough“. Das horizontale Linienmuster soll für eine unverwechselbare Präsenz und für ein sofort erkennbares Erscheinungsbild sorgen. Zudem lasse dieses, wie es heißt, weder Nachahmung noch Gewöhnlichkeit zu.

Jaguar Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Jaguar, Bildmontage: dt
Jaguar Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Jaguar, Bildmontage: dt

Die letzte nennenswerte Anpassung des Markenlogos von Jaguar erfolgte im Jahr 2012 – seinerzeit wurde das Logo (auch in print und digital) auf eine Darstellung im Chrom-Look umgestellt (dt berichtete). Auch im Zuge des aktuellen Rebrandings wurden die Wortmarke und die Jaguar-Bildmarke nicht nur stilistisch überarbeitet, auch Form und Ausdruck beider Elemente ändern sich.

Die Wortmarke vermittelt, aufgrund der geometrischen Form der Buchstaben und ihrer gleichbleibenden Strichstärke (linear), Nähe zur Fashion-Welt. Im Gegensatz zu zahlreichen Logos von Modemarken, ist die neue Jaguar-Wortmarke allerdings nicht in Versalien gesetzt. Die Schreibweise ist unkonventionell, und nicht nur innerhalb der Automobilbranche ungewöhnlich: „J a G U a r“.

Auf den vom Unternehmen veröffentlichten Bildern ist die neue Jaguar-Bildmarke lediglich als Negativform zu sehen. Inwieweit diese Darstellung im neuen Markendesign zukünftig als bevorzugte Standard-Version zum Einsatz kommen wird, lässt sich derzeit nicht sagen. Implementiert ist das neue Design derzeit noch nicht.

Die erste physische Präsentation des neuen „opulenten Designs“ von Jaguar soll in der kommenden Woche auf der Miami Art Week erfolgen, einer mehrtägigen Veranstaltung für zeitgenössische Kunst. Mit der Präsenz in Miami „wird Jaguar sein Engagement für künstlerische Ausdrucksformen in all ihren Formen unter Beweis stellen“, so der Pressetext.

Zur Geschichte: Der Markenname Jaguar wird übrigens seit 1945 verwendet. Das Unternehmen wurde im Jahr 1922 in Blackpool (England) gegründet, und zwar unter dem Namen Swallow Sidecar Company. 1934 wurde das Unternehmen an S.S. Cars Limited verkauft – dessen Markenzeichen war bis zum 2. Weltkrieg das Akronym „SS“, eingebunden in eine Adlersymbolik. Da das Akronym und die Adlersymbolik zu jener Zeit auch in England stark mit den deutschen Nationalsozialisten („Schutzstaffel“) assoziiert wurde, entschied sich das Unternehmen für den Jaguar als neues Markenzeichen.

 

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Kommentar

Aus Jaguar, der Automarke (für eine zahlungskräftige Kundschaft), wird Jaguar, die Fashion- und Lifestyle-Marke (für eine zahlungskräftige Kundschaft). Design, Kunst, Mode vermischen sich, und formen eine expressive, farbmächtige, in der Tat opulente Bildsprache und Ästhetik. Eine Ästhetik, die Extravaganz, Glamour und Noblesse ausstrahlt. Ein radikal anderes Erscheinungsbild, im Vergleich zu vorher. Für Jaguar eine Grenzverschiebung, und ein Neuanfang.

Was nicht präsentiert wird und nicht zu sehen ist, ist das Produkt selbst. Das Automobil, dessen Eigenschaften, mutmaßlichen Vorzüge und Vorteile, tritt in den Hintergrund. In den Vordergrund der Kommunikation tritt vielmehr die Vorstellung dessen, wofür die Marke, die immer auch Projektionsfläche ist, fortan stehen soll. Für Jaguar wird ein ganz neuer Markenkosmos erschlossen, um so Relevanz für die Marke (wieder) herzustellen.

Im Zuge der Megatrends Digitalisierung, Elektrifizierung und Urbanisierung versuchen Autohersteller schon länger dem Bewusstseinswandel innerhalb der Gesellschaft wie auch dem Bedeutungsverlust ihres Kernproduktes PKW zu entgehen, in dem sie sich, wie Volkswagen, als „Mobilitätsmarke“ positionieren, wie BMW als „Technologie- und Beziehungsmarke“ oder wie Toyota als „zukunftsweisenden Mobilitätspartner“ präsentieren. Insbesondere auch vor dem Hintergrund eines verschärften globalen Wettbewerbs suchen Autohersteller nach einer neuen Identität. Wie Audi, deren Modelle auf dem chinesischen Markt neuerdings, eigentlich kaum vorstellbar, ohne die bekannten vier Ringe beworben werden.

Die neue Markenkommunikation von Jaguar adressiert offenbar ein kosmopolitisches, Kunst-begeistertes Publikum, das sich auf den Biennalen und Modeschauen dieser Welt ebenso bewegt wie in Galerien und Kunstmärkten. Die Markenwelt der 1970er-Jahre – britischer Landsitz nebst Jagdgesellschaft, grasgrüne Landschaft, Polo, Rennsport – hat Jaguar schon vor längerer Zeit abgelegt. Der neue progressive, avantgardistische Auftritt könnte nicht weiter davon entfernt sein.

Bis dieses neue „opulente“ Bild (Image) als etabliert gelten kann, wird es sehr viele Jahre dauern, je nachdem wie offensiv die neue Identität kommuniziert und die Produkte beworben werden. Zentral ist hierbei auch die Frage, ob die innerhalb der Kommunikation artikulierte Opulenz sich tatsächlich auch in der Formensprache der Produkte und im automobilen Design wie auch an anderen Kontaktpunkten innerhalb der Corporate Identity bestätigt findet (oder ob diese im Widerspruch hierzu steht). Bei Audi vollzog sich der Image-Wandel vom Hersteller von Altherren-PKW, wahlweise mit Wackeldackel oder Klorolle mit gehäkeltem Überzug auf der Hutablage, hin zur Premiummarke im Laufe eines Jahrzehnts (ca. 1990–2000). Es wird sich zeigen, ob der Jaguar genügend Ausdauer hat.

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Dieser Beitrag hat 64 Kommentare

  1. Wenn man sich insbesondere an jüngere Menschen widmen will, ist die Schreibweise wirklich seltsam.
    Bei Millennials ist so eine gemischte Groß- und Kleinschreibung eigentlich eher abwertend gemeint.
    Wenn man z.B. jemandes Aussage veräppeln will, kann man wuderbar sagen “iM So riCH I bOuGht A JaGUar” (siehe “mocking spongebob” hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Alternating_caps)
    Ansonsten kann ich mich einem Reddit-Kommentar anschließen: Das neue Jaguar CI wirkt, als wolle die Marken Mineralwasser in Dosen verkaufen.

    1. Ich denke nicht, dass sich dieser Vergleich hier anbringen lässt. Großbuchstaben finden sich immer wieder neben Kleinbuchstaben in Logos, ohne, dass es auffällt.

  2. Wirklich gewöhnungsbedürftig – vor allem der neue Schriftzug, bei dem mein Hirn beim schnellen Drüberlesen immer erst Joghurt liest. Der Wechsel in der Schreibweise stört mich auch und vor allem das G sticht so heraus. Da finde ich den alten Schriftzug deutlich gefälliger – vielleicht aber auch nur, weil er gelernt ist.
    Ich bin gespannt, ob die Marke der neuen CI gerecht werden kann und die Fahrzeuge die gleiche Ausstrahlung wie die Visuals haben werden und ob die “Extravaganz, Glamour und Noblesse” auch so beim Publikum ankommen. Insgesamt wirkt es doch sehr abstrakt und auf eine sehr spitze Zielgruppe ausgerichtet.

  3. Wirklich überraschend und gewöhnungsbedürftig. Ich habe erst gezweifelt, ob es sich wirklich um DIE Automarke handelt. Wäre nicht noch die bekannte Bildmarke aufgetaucht, hätte ich das mit dieser Bildwelt tatsächlich für eine Fashion-Brand gehalten.
    Bemerkenswert wie hier die Wortmarke und der Textfont miteinander verschmelzen. Find ich erstmal gut. Aber mit dem jaguar-G komme ich auch nicht klar. Wenn man jedoch auf eine »störende« Unterlänge wie beim Vorgänger verzichten will, bleiben in diesem geometrischen Korsett nicht so viele Alternativen. Jetzt bin ich gespannt, ob sie die strenge Geometrie genauso konsequent auf die Produktformensprache übertragen. Herausfordernd aber im derzeitigen Marktumfeld eine vorstellbare Möglichkeit sich spürbar vom Wettbewerb abzusetzen, und das tatsächlich auf eine avantgardistische Art.

  4. Das horizontale Linienmuster soll für eine unverwechselbare Präsenz und für ein sofort erkennbares Erscheinungsbild sorgen. Zudem lasse dieses, wie es heißt, weder Nachahmung noch Gewöhnlichkeit zu.

    Hmmm … solche Aussagen machen das Ernstnehmen der jaguar-Strategen aber schon wieder sehr sehr schwer.

    1. Man stelle sich vor, die Strategen sitzen beim Verfassen dieser Zeilen in der British Airways Lounge und schauen verträumt auf ihre Rimowa Koffer.

    2. Jaguar hatte gestern noch eine Vorschau eines Konzeptfahrzeugs veröffentlicht, anhand dessen der geplante Einsatz des Linienmusters etwas anschaulicher und nachvollziehbarer wird. Das betreffende Bild wurde von mir nachträglich im Beitrag eingebunden.

      Im automobilen Design können grafische Merkmale, wie die sieben vertikalen Grill-Schlitze („Slots“) bei Jeep oder die zwei Nieren bei BMW veranschaulichen, den Charakter entscheidend prägen und Markenidentität stiften, und zwar unabhängig von der Form und der Silhouette des jeweiligen Fahrzeugs. Insofern würde ich mit einer abschließenden Bewertung hinsichtlich der Tauglichkeit des von Jaguar vorgestellten Linienmusters erst einmal abwarten. Auch das Konzeptfahrzeug ist aus meiner Sicht noch kein Gradmesser. Entscheidend ist für mich die Anwendung und Umsetzung bei Serienfahrzeugen. Dass automobiles Design zuletzt (seit etwa 10, 15 Jahren) immer grafischer geworden ist, ist offenkundig.

  5. Ich würde mal die Behauptung in den Raum stellen, dass das „Unerwartete“ in der Schreibweise des Logos einzig der Idee geschuldet ist, dass die Designer einen kompakten Schriftzug ohne Unterlänge des „g“ haben wollten. Mir ist klar, dass das „J“ auch groß geschrieben ist, aber das fällt nicht so raus. Klingt für mich nach einer klassischen nachträglichen Erklärung, die sich die Agentur zurecht gelegt hat.

    Leider wird dieser Stil nicht bei den Headlines „live vivid“ etc. fortgeführt. Hier hätte man doch die Chance auf einen unerwarteten Corporate-Font gehabt, der von Groß- und Kleinschreibung durchzogen ist.

    1. Nachvollziehbarer Gedanke. So hebt sich die Wortmarke wiederum besser vom Mengensatz inkl. den Headlines ab. Und ich denke ohne Ober- und Unterlänge würde die Lesbarkeit ziemlich leiden und das Erscheinungsbild schnell kindisch wirken.

      1. Vielleicht, aber es wäre auch ein Alleinstellungsmerkmal, wenn man sich schon »copy nothing« auf die Fahnen schreibt. Gerade dass hier ein kleines »g« benutzt wird, ist für mich echt inkonsequent.

        Würde das gerne mal als »coPY noTHInG« sehen. Weiß jemand, welche Schrift hier benutzt wurde?

  6. Fascinating!
    Auf den ersten Blick empfinde ich diesen neuen Look als einen exorbitanten Bruch mit der Vergangenheit! Das ist wirklich mutig und man wird sehen, wie nachhaltig sich das trägt.

    Ich gebe zu, ich habe da Zweifel: Man reiht sich in visuell in eine Fashion-dominierte Konsum-Welt ein – und die ist naturgemäß schnelllebig, nie konstant, nie von Dauer. Wahrscheinlich wie im Lifestyle der Jaguar Zielgruppe, ist in dieser Fashion-Welt immer nur das Neue von Relevanz. Man definiert sich im und durch Konsum, ob eine Automobilmarke, deren Produkte wie Produktentwicklungen ja auf Jahre bis Jahrzehnte ausgelegt sind, in diesem Karussell mitspielen kann, wird man sehen. Ich fürchte, die Marke macht ihren Frieden damit, dass auch ihre Produkte nur noch saisonal genutzt werden?

    Vielleicht strahlt meine Blase auch etwas zu sehr, aber ich meine in dem neuen Look auch wieder typische Anzeichen zu erkennen, in wie weit sich die vermögende Schicht, von gesellschaftlichen Themen abgenabelt hat. Unschönes wie Nachhaltigkeit kommt gar nicht mehr vor, Awareness/Wokeness ist nur mehr blosses Modeaccessoire (gerne genommen, schließlich kann man sich ja verlassen, dass “Klassen” etablierter sind denn jeh). Am Ende sucht man sein Heil im Konsum, Opulenz darf jetzt endlich wieder sein. Yay!

    PS: Aber irgendwie sexy, dass wieder alle “kreativ” sein wollen! Wir Berufskreativen sind am Ende doch immer die Gewinner!

  7. Ich finde es immer wieder spannend, wenn etablierte Marken sich neu erfinden wollen – so wie jetzt Jaguar. Der Schritt hin zu Lifestyle und eMobilität klingt erst mal modern und zukunftsorientiert, aber ich tue mich schwer damit. Der Name „Jaguar“ bleibt ja bestehen, und dieser Name ist für viele von uns untrennbar mit dem alten Image verbunden: kraftvolle Verbrenner, britische Eleganz, eine gewisse Wildheit. Wie will man dieses Erbe einfach so abschütteln?

    Ähnliches sehe ich übrigens auch in anderen Branchen, wie bei Bieren. Wenn eine Traditionsbrauerei plötzlich hippe Craft-Biere braut, bleibt die Assoziation zu dem „alten“ Bier oft bestehen – ob das nun passt oder nicht. Meines Erachtens wäre es manchmal klüger, ganz neue Marken zu schaffen. Das würde nicht nur Platz für echte Innovationen schaffen, sondern auch die alte Marke vor der Last bewahren, sich ständig neu beweisen zu müssen. Ein Spagat, der selten richtig gelingt.

    Das neue Logo von Jaguar muss ich aber sagen, gefällt mir. Es wirkt klar, hochwertig und absolut zeitgemäß. Vielleicht sogar einen Tick zu sehr nach Mode und Trend, aber immerhin ein starkes visuelles Statement. Doch ein Logo allein kann den Wandel einer Marke nicht tragen – das ist nur die Oberfläche.

  8. Der strategische Shift erscheint in dem sich verändernden Zeitgeist sinnvoll. Wie schon beim Thema Elektromobilität und Digitalisierung verschlafen deutsche Automobilhersteller mMn auch hier wieder die Möglichkeit, ihrer Marke langfristig und nachhaltig Relevanz zu verleihen. Gestalterisch überzeugt mich der neue Auftritt noch nicht vollends aus schon in anderen Kommentaren genannten Gründen. Ich appreciate aber den Mut und plädiere ohnehin dafür, nicht wehmütig-nostalgisch an Designs festzuhalten nur, weil sie gelernt sind.

  9. Go woke, go broke. Sich als Gleichgesinnter einer irrelevanten und lauten Minderheit zu präsentieren, die garantiert keinen Januar fährt oder jemals fahren wird, kommt einem Selbstmord gleich. Mit dieser Darstellung kann sich doch niemand identifizieren, der noch klar bei Verstand ist. RIP Jaguar.

    1. Go brown. Go down. – Sich weiter als Gesinnungsgenosse einer rückwärtsgewandten, konservativen, (auch im Kopf) verkrusteter Pseudoelite; die krampfhaft an überholten Menschenbildern und Normen festhält und sich jeder gesellschaftlichen Veränderung verschließt; zu positionieren, wäre der schleichende Tod von Jaguar.

      1. In Bezug auf die strategische Neuausrichtung einer britischen Traditionsmarke, hat “Max Power” vollkommen recht. Die Automarke Jaguar würde doch auch in einer Mafo jeder Befragte als konservativ, elitär und gefestigt in althergebrachten Normen und Werten beschreiben!

        Gesellschaftliche Veränderung – ja gerne, allerdings schrittweise und behutsam! Bitte kein Gesellschaftlicher Abriss und radikaler Neuaufbau mit möglichst viel Glitter!

    2. Da mag etwas dran sein.
      Einige Modelabels sind in der letzten Zeit durch eine radikale Neuausrichtung in die Insolvenz gegangen – der Grund, sie haben die Konsumkraft der neuen Zielgruppe überschätzt, die Qualität runtergeschraubt und die ‘fluiden’ Stammkunden verprellt, die die Basis für den Umsatz gestellt haben (neulich ein Artikel bei Spiegel-Online).
      Da muss ich hierbei dran denken. Da wir es hier nicht wirklich mit einem Volumenhersteller zu tun haben, wäre ich vorsichtiger bei einer solch radikalen Neuausrichtung.

      Ich sehe nun also den Schriftzug, dieses runde Münzensymbol, den Leaper und die Streifen – vier Erkennungsmerkmale also, die miteinander so gut wie gar nichts verbindet, aber für Dasselbe stehen sollen – finde ich persönlich zu viel.
      Wir hatten ja schon die Situation bei Skoda, wo sich das Pfeil-Emblem und der Schriftzug nicht einigen können, wer jetzt die Markenidentität stiften soll. Einen noch stärkeren Konflikt sehe ich hier.

      Und wieso verstehen das manche Autobauer einfach nicht: In einer Welt der Elektroautos werden Kühlrippen, Kühlergrille, rippenartige Einströmungslöcher oder offene ‘Roste’ jeglicher Art altbacken aussehen! Warum jetzt so etwas als neues Designelement etablieren? Peinlicher als Fake-Kühler aus Kunststoffplatten (Audi, BMW) oder falsche Lüftungsschlitze (VW ID-Buzz) geht es ja wohl nicht – und genau da will Jaguar wohl hin!

    3. Ach du armes Mützchen! Deinen Drang dein antiquiertes Weltbild und deinen Frust über diese neue ach-so-woke Welt in einem Kommentar hier zum Ausdruck bringen zu müssen… Dein vorletzter Satz zeigt wie ängstlich du bist – vielleicht selbst an Privilegien zu verlieren oder nicht mehr die Krone der Schöpfung zu sein. Wer klar bei Verstand ist, ist nicht so gefrustet darüber, dass die Gesellschaft diverser, bunter, gleichberechtigter wird.

  10. Ich mag das Gesamtkonzept, frage mich aber, ob die sich damit bewusst aus Märkten in Ländern ausschließen wollen, in denen Diversität und Vielfalt nicht gerne gesehen oder sogar verboten sind.
    Bin gespannt auf die neuen Modelle, denn die aktuellen passen überhaupt nicht zur Neuausrichtung und zum neuen Logo – die wirken wenig elegant und eher martialisch.

  11. Ich hatte das Signet vir einigen Tagen ohne Kontext gesehen, versucht, etwas herauszulesen und mich dann gefragt, was „ed“ wohl bedeuten mag. Beim Lesen des Artikels ist es mir dann klar geworden. J und R. Aber ich sehe immer zuerst den komisch geformten Weißraum. Hätte man den Jaguar nicht als Signet erhalten können?

  12. Katastrophal, eines der schlechtesten Rebrandings der letzten zehn Jahre. Erinnert mich an das ebenfalls britische Rebranding von Burberry dass sich aus genau dem selben Grund als Totalreinfall erwiesen hat: etablierte Marke mit langer Geschichte wird vollständig abgeschafft in dem Versuch eine neue Zielgruppe zu erschließen. Hat sich danach so schlecht verkauft dass die Aktie von allen Luxusmarken in Europa am schlechtesten läuft und man letztes Jahr das Rebranding de-facto rückgängig gemacht hat mit altem Emblem und Serifenschrift.

    Bei Saint Laurent hat man kürzlich auch wieder angefangen das alte Logo zu verwenden, die haben ja zum selben Zeitpunkt wie Burberry (etwa 2015) ihre heritage brand durch einen dicken Sans Serif Font ersetzt. Vielleicht läuft es dort genau so, dazu weiß ich aber nichts genaueres.

    Selbst wenn man YouTube und X ignoriert und sich nur Tiktok ansieht (wo das ja eigentlich funktionieren sollte wenn es nach den Marktpsychologen bei Jaguar geht) gibt es wirklich nur Kritik. Die neue Marke hat auf mich direkt wie die von bebe gewirkt und offensichtlich bin ich nicht der einzige weil die beliebteste Assoziation auf Tiktok Lippenstifte sind.

    Ich weiß wirklich nicht wie man so eine Nummer verteidigen kann wenn ich die Kommentare hier sehe. Den einzigen Moat den Jaguar noch hatte war seine Historie und so Dinge wie das Lob von Enzo Ferrari. Jetzt positioniert man sich aber in direkter Konkurrenz zu billigen SUVs aus China die gerade was das Emblem angeht ähnliche Formsprache verwenden.

    Das einzige was hier meiner Ansicht nach funktioniert hätte wäre ein Diffusion Label so wie Polestar von Volvo. NIO hat da sogar zwei von, Firefly und ONVO (nur im chinesischen Markt). Wenn sowas nach hinten losgeht kann man den Schaden noch von der Hauptmarke entkoppeln. Die Option hat Jaguar aber verspielt.

    Dazu dass es total bescheuert ist eine Werbung für eine Automarke ohne den Hauch eines Autos zu schalten brauche ich nichts sagen. Das ist so als würde Airbus einen Runway bei der Paris Fashion Week sponsern

    1. Vollste Zustimmung! Ich verstehe nicht, wie man das auch nur irgendwie gutheißen kann und meines Erachtens zeigt es, wie weit die neue Konzernleitung von der wirklichen Kundschaft entfernt ist. Hier wurde mit der zeitgeistigen Brechstange alles abgeräumt, was man irgendwie mit Jaguar verbunden hat. Damit wäre eine Neugründung besser gewesen, denn alles, was diese Marke verkörpert hat, ist weg. Es gibt nahezu NUR negatives Feedback. Wenn man sämtliche bisherigen Kunden verprellt, dann fängt man faktisch auch beim Kundenstamm bei null an. Wie viel Geld sollen denn die Jahre kosten, die man brauchen wird, um das wieder aufzubauen? Vor allem bei Luxusmarken kommt es extrem auf ein aufgebautes Image an. Man fährt sowas, um was darzustellen, sich damit zu identifizieren. Man fährt sowas, weil die Historie der Marke Strahlkraft hat. Wer kauft sich auch sonst ein Auto für mehrere Hunderttausend Euro? Hier ist nichts mehr davon übrig. Und dann gibt es nicht mal ein Auto zum Zeigen???? Wahnsinn.

  13. Also wenn man eines mit dem neuen Auftritt geschafft hat, dann ist es wieder in die Gedanken der Leute zu kommen. Vielleicht bin ich zu sehr in der Bubble, aber gerade auf Social Media kommen mir unzählige Beiträge über die Umstellung unter.

    Das Logo ist eigentlich gelungen, nur für mich passt es einfach nicht mit Jaguar zusammen. Ich denke, dass Jaguar einen neuen Namen gebraucht hätte, ähnlich wie bei Seat/Cupra. On top hätte ich das Ganze mit der Vorstellung eines neuen Konzeptfahrzeug komplementiert, damit man einfach mehr Assoziation zum Auto hat.

    1. Das häufig zitierte Motto „Jede Publicity ist gute Publicity“ ist längst überholt. In unserer schnelllebigen Welt ist ein solches Denken nicht mehr zielführend. Jaguar wird aufgrund des katastrophalen Rebrandings eine Zeit lang verspottet, was gleichzeitig viele langjährige Fans der Marke verärgert hat.

      Was im Gedächtnis bleibt, ist ein Rebranding, das überwiegend negativ aufgenommen wurde. Das wird kaum jemanden dazu bewegen, sich für Jaguars Autos zu interessieren. Die Verbindung zur Automarke geht durch den neuen Markenauftritt vollständig verloren – vor allem, da, wie du bereits angemerkt hast, Autos im gesamten Rebranding keine Rolle spielen.

      Das Ergebnis überrascht kaum, da Jaguar auf ein internes Designteam gesetzt hat, wodurch der notwendige Abstand zwischen der Unternehmensführung und externen Experten fehlte.

  14. Furchtbar, aber es passt zu unserer Zeit, in der es angesagt ist, die eigene Kultur und Herkunft mit aller Gewalt überschreiben zu wollen. Denke allerdings, dass damit der Peak nun erreicht sein sollte und es bald wieder in einer andere Richtung gehen wird. Handwerklich wäre ebenfalls noch viel Luft nach oben. Die beiden A hätten die 180° gedrehte Form vom U aufgreifen können, dann wär es zumindest keine gemischte Schreibweise, allerdings würde es dann trotzdem immer noch nach Fast-Fashion-Diskont aussehen und nicht nach British Upper Class (aber das will man ja auch gar nicht, siehe erster Satz).

    1. Die Interpretation finde ich geht ein bisschen weit. Man “überschreibt” hier ja nicht die eigene Kultur. Ich sehe darin eher einen Wechsel der Kommunikation: Man beschreibt nicht mehr, was man selbst ist/das Produkt sondern versucht die Lebens (wunsch-) welt einer Zielgruppe abzubilden. Die eigene Identität, gar das Produkt kommt hier gar nicht mehr vor, das einzige was zählt und gezeigt wird ist der Konsument (bzw. eine Inszenierung, die Konsumenten wohl als attraktiv empfinden).
      Zwischen diesen Welten(Jaguar Heritage und Konsumenten Mindset) scheint mir nur Diskrepanz größer geworden zu sein – aber es ist ebenso Zeichen der Zeit, dass die vollkommen egal ist. Es gibt nur noch cool, und uncool und wie man sich fühlt.

      1. Sicher. Ein Wechsel der Kommunikation. Kommunikation ist jedoch nicht abgekoppelt. Die neue Sprache kann nur dann nachhaltig glaubhaft vermittelt werden, sofern Markenkommunikation und Corporate Design Hand in Hand mit allen anderen Bereichen der Corporate Identity gehen, wenn also auch Corporate Behaviour, Corporate Communication wie auch alle anderen Corporate Bereiche diese neue Kommunikation bestätigen und mittragen. Was nichts anderes bedeutet, als dass große Teile der Unternehmenskultur von Jaguar neu definiert ergo umgeschrieben werden müssen/müssten. Wenn ein Wechsel der Kommunikation nachhaltig Wirkung zeigen soll, bedingt dieser ein Wechsel auf allen Ebenen, visuell, textlich, sprachlich, akustisch, haptisch, olfaktorisch, im zwischenmenschlichen Miteinander, im unmittelbaren Kundenkontakt vor Ort im Store, und anderen Markenkontaktpunkten. Ganzheitlich.

        Die Aussage von Rolf, auf die Du Dich beziehst, lieber Jürgen, wonach es quasi generell eine Entwicklung gäbe, dass Unternehmen die „eigene Kultur und Herkunft überschreiben wollen“, gar mit aller Gewalt, ist natürlich pauschal und überzogen/überspitzt. Ich meine hier einen Zungenschlag in Richtung #CancelCulture herauszuhören. Von pauschalisierendem und populistischem Gerede halte ich nichts. Zumal die im dt vorgestellten Redesigns in vielen Fällen das genaue Gegenteil dokumentieren und belegen, nämlich, dass in den letzten Jahren eine Hinwendung zu traditionellen / tradierten Kommunikationsformen zu beobachten ist, jüngstes Beispiel ist Ajax Amsterdam.

        1. Hallo Achim,

          zum ersten Absatz geb ich dir natürlich vollumfänglich recht – und ich würde aus den von dir angeführten Gründen auch nicht viel Geld darauf wetten wollen, dass dieses Konzept, diese Kommunikation für Jaguar langfristig gut funktionieren wird.

          Zum zweiten Absatz:
          Ja, die Klage in Richtung CancelCulture habe ich auch gewittert – Nur (wie so oft) halt auch hier völlig fehl am Platz. nicht nur, wegen der von dir genannten ebenso präsenten Rückbesinnung auf Tradition, sondern auch weil noch ganz lange nichts „überschrieben“ wird, wenn ein Autohersteller in einer Kampagne ausnahmsweise mal nur Menschen in flippigen Klamotten zeigt, schon gar nicht Herkunft oder Kultur.

    2. Was für eine “eigene Kultur” soll das denn sein? Die Jaguar-Kultur? Ist die weiß? Ist die männlich? Oder in was teilst du ein? Was ist das für eine dahingeklatschte populistische Phrase? Was ist der Inhalt, den du damit transportieren möchtest? Dass Jaguar nur die Menschen mit der Herkunft des eigenen Firmensitzes ansprechen soll? Und wenn du schon von “Gewalt” sprichst: Vielleicht denkst du mal über die Gewalt nach mit der marginalisierte Gruppen in der Vergangenheit unterdrückt wurden.

  15. Ich finde es spannend und frisch. Und wie ich schon in den Socials den Äußerungen zur Wiedererkennung geantwortet habe: Jeder weiß, dass Jaguar eine Automarke ist. Das muss nicht direkt im Brand ersichtlich sein.

  16. Da baut man 90 Jahre lang mit vielen Millionen Werte für die Marke auf wie Design, Eleganz, Kraft auf und betont dieses “Erbe” bei allen Sondermodellen in jedem Satz. Man hört auf die Kunden und nimmt den Leaper wieder auf und schafft mit dem F-Type Anleihen an frühere Ikonen und mit dem F-Pace auch Verkaufszahlen.
    Alles nichts mehr wert. Man reißt das in 9 Minuten ein und provoziert mit themenfremden, polarisierenden Nischen-Inhalten, verbannt den Leaper und nennt das “copy nothing”.
    Mein Nachbar hat sich vor kurzem extra den Jaguar Schriftzug entfernt und den Leaper wieder neu anbringen lassen. Der gehöre da hin und sonst nichts. Der ist fertig mit der Marke. Sell nothing?
    Weiter dürften auch unter den Bestandskunden zahlungskräftige potenzielle Käufer der neuen Luxus-E-Autos sein. Die hat man dadurch ordentlich dezimiert und damit die ersten sicheren Umsätze vernichtet. Ich will gar nicht wissen, wie viel Umsatz Porsche mit jedem neuen 911er-Modell macht, nur weil es neu ist. Ökonomisch sehr gewagt, um es positiv zu formulieren.
    Isoliert betrachtet sind meiner Meinung nach Monogram und Wortmarke stylisch und ansprechend, aber wenig kraftvoll. Die teilweisen Versalien werden im normalen Schriftbild sicherlich nicht so beibehalten.
    Klar ist, Jaguar muss (s)eine Nische in einem ohnehin kleinen, neuen, elitären Markt finden. Dieses gewählte Thema ist so kaum besetzt. Dazu passt auch die Miami Art-Szene als Vorstellung des neuen Modells.
    Dennoch halte ich Tradition und Zukunft für deutlich besser vereinbar. Der Sprung inklusive völligen Verzicht auf den Leaper ist viel zu groß. Cupra und ähnliche Ableger zeigen, wie das harmonischer geht.
    Wenn der erste Wurf mit dem neuen Modell nicht sitzt, war das der Anfang vom Ende.

  17. Ich sehe das Rebranding auch extrem kritisch.
    Wie hier des öfteren bemerkt wurde, wäre es tatsächlich besser gewesen eine neue Untermarke zu schaffen.
    Hier hätte man sich komplett austoben können und es hätten ganz verrückte Kreative für sich selbst eine Automarke schaffen können.
    Das traditionsreiche Image nicht weiterzuverfolgen ist aus meiner Sicht nicht richtig.
    Die bisherige Zielgruppe wird mit diesem Konzept vermutlich nicht einfach zu erreichen sein.
    Und das waren bisher nunmal vermehrt die Leute, die auch das Geld hatten, sich einen Jaguar leisten zu können.
    Jetzt muss jedenfalls ein extrem gut gestyltes Fahrzeug die potentiellen Käufer überzeugen.
    Ich bin mal gespannt.

    1. Ja, ist wirklich gewagt und mutig. Aber vielleicht wird das marketingmäßig heißer gekocht als es gegessen wird. Wie Achim schon einwarf, muss man wohl erstmal abwarten, wie das Serienprodukt aussieht. Das gezeigte Concept-Car deutet aus meiner Sicht eher eine deutlich erkennbare Evolution an, aber ob es schon zur Revolution reicht?
      Und hinsichtlich Image und Zielgruppe sind sie bisher auch recht nahe an der Schwestermarke Land-Rover positioniert gewesen. Vielleicht ist dann eine deutlichere Differenzierung einfach folgerichtig nach dem Zusammenschluss.

      1. Da hast du Recht. Eine stärkere Differenzierung zur Schwestermarke ist durchaus sinnvoll. Aber ob das der richtige Weg ist? Zumal sich Jaguar und Land-Rover auch mindestens eine Plattform für entsprechende Fahrzeugmodelle teilen und untereinander auch einige Teile verbaut sind. (Das ist beim VW Konzern nicht anders.) Das wird sich dann wohl auch ändern. Nicht zu vergessen sind auch die Autohäuser. Beide Linien werden oftmals parallel präsentiert. Auf jeden Fall bin ich mal gespannt, wie das alles gelöst wird.

        1. … mal sehen, ob man bei Land-Rover auch noch auf irgendwelche Ideen kommt. Ich finde zumindest deren Logo hätte eher mal eine Weiterentwicklung benötigt. 🤓😬🥴 Beim Car-Design hingegen spielen sie aus meiner Sicht seit ca. 10 Jahren ganz vorn mit und haben mit ihrer klaren, eleganten Linienführung und Befreiung von unnötigen Sicken eine Trendwende eingeleitet, die leider erst jetzt bei Marken wie AUDI anzukommen scheint.

          1. Das Land-Rover Logo wurde aber vor nicht allzulanger Zeit behutsam von Miles Newlyn neu gezeichnet. Ich persönlich finde es auch in Ordnung so. Das Land-Rover Car-Design gefällt mir auch ziemlich gut. Fahre selbst auch LR, deshalb sehe ich das Jaguar Rebranding auch eher aus konservativer Sicht. Mit diesen Autos spiegelt sich auch eine Art Lebensgefühl wieder.

          2. @JayKay
            Ich meinte schon eher eine drastischere Weiterentwicklung. Ich empfinde die Gestaltung des LR-Logos zum einen unglücklich wegen dem Zeilenwechsel, Trennstrich und bisweilen auch Farbigkeit, zum anderen wirkt es in seiner Anmutung und Ellipsenform etwas altbacken und im Zusammenspiel mit dem tollen Produktdesign wie ein übersehener Fremdkörper aus einer anderen Welt.
            Auf der aktuellen LR-Webseite scheint man es auch schon verstecken zu wollen, prominent platziert ist es jedenfalls nicht – und auch die Abbildung ist nur noch einfarbig.

  18. Das Unternehmen Jaguar Land Rover befreit sich von seinen konventionellen Limousinen und überlässt diesen Autotyp Mercedes und BMW. Aber jetzt bauen sie nur nur noch SUVs und E-Sportwagen, würde ich vermuten, und darum muss der alte Kram weg…

  19. Puh!
    Mit Jaguar verband ich Begriffe wie stilvoll, britisches Unterstatement, Tradition, Rennsport, Oberklasse und auch das British Racing Green. Jaguar war für mich etwas erstrebenwertes, für den Fall, dass ich mir mal einen Porsche leisten kann, ohne den fünfmillionsten Porsche auf deutschen Straßen zu fahren.

    Das jetzt ist für mich einfach nur kindisch. Das kann man vllt. mit einer zerbombten Marke wie Opel machen, mit ihren knallbunten Fahrzeugen in der Werbung. Aber ausgerechnet Jaguar, das noch für etwas steht?

  20. Zumindest hat in der jüngeren Vergangenheit kaum ein Rebrand solche Wellen geschlagen.

    Jaguar ist ein Nischenprodukt mit aussterbender Kundenbasis. Profitable Jahre lassen sich in den letzten Jahrzehnten fast an einer Hand abzählen. Aber statt langsam dahinzugehen nimmt jetzt ein Investor Geld in die Hand. Für die Neuaufstellung nimmt sich die Marke ein Jahr lang aus dem Verkauf und stößt das gesamte Line Up ab – mutiger geht es doch kaum.

    Wer nach dem nächsten Kundentermin verzweifelt, weil kaum noch was von der konservativsten Route übrig geblieben ist, denkt vielleicht in Zukunft an Jaguar zurück..

    1. Ist es nicht in der Praxis so, dass der Kunde sich (stereotypisch gesehen) für die langweiligste Route entscheidet? Du setzt dem Kunden drei Entwürfe vor und eigentlich wird’s doch dann fast immer der konservativste Weg? Oder haben wir so unterschiedliche Erfahrungen gemacht? :D

    1. Für das Rebranding verantwortlich ist, laut creativereview.co.uk, ein Inhouse-Design-Team bei Jaguar Land Rover (JLR). JLR ist die Muttergesellschaft von Jaguar.
      Gemeinhin lassen sich Autohersteller, was das Redesign „ihres“ Markenzeichens anbelangt, nicht aus der Hand nehmen. Erfahrungsgemäß wird dies in den meisten Fällen inhouse durchgeführt, zuweilen unter Beteiligung des jeweiligen Chefdesigners. Das Video, davon ist auszugehen, wird in Zusammenarbeit mit externen Partnern entstanden sein. Ebenso wie die neue Hausschrift „Jaguar Exuberant“, die, so berichtet es Ralf Herrmann auf typografie.info (danke Roger für die Verlinkung!), in Zusammenarbeit mit Schriftgestaltern bei Monotype entstanden ist.

      Auf Seiten von Jaguar sind folgende Personen involviert, direkt oder indirekt:

      Rawdon Glover, Chef von Jaguar / Senior Executive Director
      Gerry McGovern, Jaguar Design-Chef / Chief Creative Officer
      Santino Pietrosanti, Jaguar Markenchef / UK Brand Director, Jaguar

      Eine maßgebliche Rolle nimmt zudem der frühere Jaguar-Land-Rover-Chef Thierry Bolloré ein. Wie im Beitrag erwähnt, hatte dieser bereits 2021 einen als „Reimagine“ bezeichneten Zukunftsplan vorgestellt. Pietrosanti setzt als Markenchef die Neuausrichtung von Jaguar um.

      Pietrosanti, der seit März 2024 die Position als UK Brand Director bei Jaguar bekleidet, steht seit Tagen, befördert durch die Berichterstattung britischer Medien, in der Kritik. Im Umfeld von Social Media wird Pietrosanti persönlich angefeindet. Vielfach geht es dabei gar nicht um das Redesign als solches, als vielmehr um dessen LGBTQ-Hintergrund.

      Vielen Dank an alle dt-Leser, die sich hier in sachbezogener Weise und substanziell in die Diskussion eingebracht haben!

  21. Ich finde es schade, dass vom Sportlichen in der Typo nichts mehr vorhanden ist. Es ist ein Verlust, dass der Springende Jaguar nicht mehr mit der Wortmarke auftaucht. Des Weiteren hätte eine behutsame Weiterentwicklung des Rawring Jaguar auf mich besser gewirkt als dieses Monogramm, was auch zu einer Luxusfirma für Mode passen würde. Wie schon erwähnt, sticht das G unschön hervor. Es sticht unangenehm ins Auge. Schön sind die Farben, welche frischer wirken. Alles in allem passt es aber nicht mehr zu einer Sportwagenfirma, sondern, wie schon früher gesagt, eher zu einer Modefirma.

  22. Wenn ich an die Automarke Jaguar denke, dann verbinde ich das mit vielem, nur nicht mit einem solchen Erscheinungsbild.

    Ich behaupte dieses Erscheinungsbild ist der Sargnagel für Jaguar.

    1. Womöglich denke ich da auch etwas zu optimistisch aber vieleicht mag man bei den Verantwortlichen bei Jaguar gar nicht mehr mit dem patriarchalischen, PS-protzenden, älteren Herren in Verbindung gebracht werden der das Markenimage ja doch maßgeblich prägt. Scheint ja auch keinen nennenswerte Markt mehr dafür zu geben. Also eigentlich folgerechtig wenn auch zugegeben recht drastisch dieser Wandel im Auftritt. Die Wortmarke gefällt mir richtig gut. Weg von der Hoheitlichkeit der Versalien hin zu einer sauber ausbalancierten Gemischtschreibweise: schon das signalisiert Diversität. Ob der darin liegenden Überraschung ist es recht einprägsam.
      Mir gefällt die Sparsamkeit der dafür benötigten Mittel.

  23. Ich finds cool. Sieht nicht nach Automarke aus? So what. Umso besser. Das grosse G? Passt so. Und viele der jetzt teils sehr heftig Kritisierenden werden sich schnell daran gewöhnen, das ist meistens so.
    Jetzt kommt es auf die Fahrzeuge an.

  24. Mein erster Gedanke war, dass das alles in erster Linie auf den chinesischen Markt abzielt. Der durchschnittliche Autokäufer ist dort 20 Jahre jünger als hierzulande.
    Insgesamt finde ich diesen kompletten Bruch bei Jaguar sehr spannend. Jaguar hate es ja überhaupt nicht mehr geschafft sich abzuheben – die komplette Produktlinie war doch vollkommen beliebig und austauschbar. E-Pace, I-Pace, F-Pace, XE, XF – das ist doch alles schon sehr generisch oder gewöhnlich, wie immer man das nennen mag.

  25. Nun auch mal noch mein “Senf” – obwohl ich wohl etwas spät zur Party komme. Ich habe selbst keinen professionellen Design-Hintergrund, bin aber sehr design-affin und -interessiert. Dasselbe gilt für Autos. Insofern kann ich vielleicht die semi-professionelle Sichtweise eines Verbrauchers einbringen.

    1. “Copy nothing”. Ich denke der Slogan hat ein großes Problem, denn der gesamte neue Auftritt wirkt wie ebendas – eine billige Kopie von Fashion-Brands und chinesischen E-Auto Herstellern. Generisch, gesichtslos, beliebig. Insofern stellt sich (bei mir) sofort eine Art kognitiver Dissonanz ein.

    2. Die Marke Jaguar an sich: oben wurde viel über Erbe, Kultur und Identität diskutiert. Kultur ist etwas vages, und manifestiert sich deshalb an Symbolen. Jaguar steht selbstverständlich für eine Art britisches Lebensgefühl, für Traditionen und klassisch definierte Kategorien von Erfolg. Das nun derart brachial einzureißen (im Video ja sogar buchstäblich mit dem Hammer) sendet Schockwellen durch eine Gesellschaft. Ein Symbol, das Orientierung gab, verschwindet und wird gewaltvoll zerstört. Man vergleiche den Brand von Notre Dame in Paris. Die wenigsten in Frankreich sind noch klassisch katholisch, aber dennoch löst es eine Art Verletzung aus, wenn ein so symbolträchtiges Objekt zerstört wird. Oder der Mercedes-Stern, der vom Bonatz-Bau entfernt wurde. Es passiert vielleicht unterbewusst und die wenigsten können es wirklch greifen, aber viele fühlen sich dadurch angegriffen in ihrer Identität. Das löst eine Art Verletzung und entsprechende Reaktionen aus. Damit einher geht ja auch ein Vorwurf: So wie du bisher gelebt hast, das was dir wichtig ist, das war falsch. Das muss weg.

    3. Die Zielgruppe: Offensichtlich ist, dass man den Bruch mit der angesammten Klientel riskiert und hofft, diese durch eine größere, finanzstärkere ersetzen zu können. Diese findet sich wohl hptsl. im nahen Osten oder in China. Es bleibt abzuwarten ob der Name stark genug ist um dort die gewünschte Zielgruppe zu mobilisieren.

    4. Das Produkt: Das erste Modell wurde ja zwischenzeitlich vorgestellt. Ich finde es durchaus spannend, aber man könnte das Markenemblem beliebig austauschen. Es würde niemandem auffallen ob da Nio, BMW oder Jaguar draufsteht.

    5. Zusammenfassend: Schade, dass man keinen eleganteren Weg gefunden hat, den Jaguar in die Zukunft zu führen. Verdient hätte er es. So bleibt von der einst mächtigen Raubkatze nur ein Schatten ihrer selbst. Vielleicht wäre es dann besser gewesen, sie gleich auf dem Friedhof der Kuscheltiere zu beerdigen. Leider traurig.

    1. Besten Dank Rainer, für Deine ausführliche Einschätzung. Auf zwei Punkte möchte ich gerne eingehen, auch auf das Thema Kultur und den, wie ich finde, interessanten Vergleich mit Notre Dame.

      Dass der Markenauftritt von Jaguar wie eine billige Kopie einer chinesischen E-Auto wirke, kann ich so gar nicht nachvollziehen. BYD, Xpeng, Li Auto, Changan oder Nio sind in ihrer gesamten Markenidentität und somit auch auf der visuellen Ebene in keiner Weise (so) progressiv und expressiv ausgerichtet, sondern eher traditionell, klassisch, teilweise konventionell, dem Automobilmarkt entsprechend, könnte man sagen. Marken wie Li Auto oder Changan zielen auf eine ganz andere Zielgruppe ab, dementsprechend ist die Kommunikation eine völlig andere, eben traditioneller, was sich beispielsweise auch am Familienbild ablesen lässt, das von den Marken in der Werbung teilweise gezeigt wird, eben ein Vater-Mutter-Kind-Bild. Jaguars Kommunikation unterscheidet sich in ganz vielen Punkten gravierend, und dies spiegelt auch das neue Markendesign von Jaguar wider. Ob es einem gefällt, ist eine andere Frage.

      Kultur ist etwas vages, und manifestiert sich deshalb an Symbolen.

      Kultur ist nach meinem Verständnis nichts vages, im Gegenteil. Kultur ist sehr konkret. Unsere Sprache, in der wir kommunizieren, die Musik, die wir spielen und hören, die Kleidung, die wir tragen, das Essen, das wir zubereiten und miteinander teilen, die Feste, die wir feiern, den Sport, den wir treiben – das sind alles sehr konkrete Dinge und Beispiele, an denen sich Kultur festmachen lässt. Ich vermute Du meinst mit „Symbole“ grafische/visuelle Zeichen, nicht etwa, der übergeordneten, semiotischen Bedeutung folgend, sprachliche/kommunikative Zeichen. Es bedarf jedenfalls keiner zusätzlicher Symbolik, um Kultur sichtbar zu machen, um diese zu konkretisieren. Kultur ist gelebter und sichtbarer Teil unseres Alltags, unseres Lebens, und damit unserer Identität als Mensch. Was erklärt, und das hast Du schön beschrieben, wie ich finde, weshalb viele Menschen den Brand von Notre Dame als Verlust und persönliche Verletzung aufgefasst haben, übrigens auch außerhalb von Paris und Frankreich.

      Was ja deutlich macht, das Kultur sehr konkret ist. Erst durch Kultur sind wir Mensch. Und wenn Kultur auf den Kopf gestellt wird, regt sich in uns Widerstand. So wie etwa auch die Umstellung eines Markendesigns oftmals als persönlicher „Angriff“ aufgefasst wird, sofern das Neue nicht mit den eigenen Vorstellungen und dem jeweiligen Welt- und Kulturbild übereinstimmen. Auch Marken sind Teil unserer Kultur.

  26. vor allem das G sticht so heraus

    Vielleicht hätte man das mit dem G so etwas eleganter lösen können. Positiver Nebeneffekt: Damit wären auch Stanzungen denkbar.

    1. Nice! So bekommt es auch endlich einen eigenen Charakter uns sieht nicht aus wie eine beliebige geometrische Grotesk, die man in Canva getippt hat!

      Good Job!

      1. @Markus

        Danke sehr!

        endlich einen eigenen Charakter

        Der scheint mir auch wichtig wenn ich auf den Wettbewerb sehe. Xiaomi aus China nutzen zum Beispiel auch eine Unicase, auch wenn diese nicht ganz so geometrisch daher kommt.

        Nahezu identisch ist dagegen die Schrift, welche bei Dyson für Headlines genutzt wird. Das ist zwar eine andere Branche, aber auch hinsichtlich Farbigkeit und extravagantem Sci-Fi-Produktdesign entdecke ich da gewisse Überschneidungen. Allerdings bilden bei Dyson Produkt und Typografie formell eine weitaus schlüssigere Einheit.


        Will man bei der angestrebten Positionierung als hochpreisige Luxusmarke mit solchen Marken assoziiert werden? Auf die Antwort wäre ich sehr gespannt.

  27. Zufällig stieß ich auf ein Signet, das von Giorgio Armani im Segment Fragances/Beauty verwendet wird, in der letzten Zeit offenbar verstärkt/offensiver. Das für die Marke Jaguar entwickelte neue Monogramm ist im Aufbau und der Konstruktion sehr ähnlich. Links das Signet von Giorgio Armani, rechts das von Jaguar.

    Jaguar / Giorgio Armani Fragrances Logo, Quelle: Jaguar / Giorgio Armani Fragrances, Bildmontage: dt Jaguar / Giorgio Armani Fragrances Logo, Quelle: Jaguar / Giorgio Armani Fragrances, Bildmontage: dt

    1. Der konstruktivistische Ansatz ist gleich – das stimmt! Mir gefällt dieses überflüssige zweite “j” bei im Monogramm überhaupt nicht. Es ist einfach überflüssig!

      Braucht Jaguar mit dem dem neuen Gestaltungsansatz der Reduktion denn überhaupt ein Monogramm? Ich würde ganz klar sagen:”nein!”
      Vor allem, wenn man betrachtet, dass sie sich bewußt von allen traditionellen Gestaltungsansätzen verabschieden wollten. Warum dann noch ein tradiertes Monogramm aufrecht erhalten?

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