Ich gehe seit Jahren mehrmals die Woche an diesem Schild vorbei. Kürzlich konnte ich nicht widerstehen auf den Auflöser zu drücken (Canon IXUS 100). Ich frage mich, kann man angesichts der sandfarbenen Patina, die mittlerweile das gesamte Plexiglas überzieht, noch von den “Neuen Medien” sprechen?
Die Domain ist übrigens nicht mehr in Händen des “Web Site Designers”. Ich hätte das Foto ansonsten nicht veröffentlicht.
Weckt beim betrachten irgendwie diesen klassischen Web 0.8 Charme dank der so selbstverständlichen Typographie.
So neu sind die “Neuen Medien” halt nicht mehr
Also es ist zwar kein grafisches Meisterwerk, aber durch die Patina hat es irgendwie Charme.
Zu den Neuen Medien passt es natürlich nicht, oder hat jemand schon mal Displays mit Patina gesehen? ;)
Ich erlebe immer wieder, das viele Kunden betreffend Internet einen “eingerosteten” Eindruck machen. Über 90% der Website dümpeln ja immer noch im Web 0.8 Sumpf. Klar diese Seiten werden ausser Vereinsmitgliedern, Kumpels oder Familie, etc. nicht besucht und versinken so jenseits von der Erreichbarkeit von Suchmaschinen.
Im Filmbusiness gibt ja die unbeliebte “goldene Himbeere”. Man könnte mit diesem Schild als Vorlage den goldenen Explorer gestalten…
Och, andere betreiben jede Menge Aufwand um einen derartigen Urban / Grunge-Style nachzubilden ;-)
Dieses Schild hat fast schon einen archäologischen Wert. Zeugt es doch von einer Zeit, in der es noch die “Ich-AG” gab und viele ihr Hobby zum Beruf zu machen versuchten.
@FrankBee
Ich war der Ansicht, dass dies immernoch sehr viele Menschen versuchen. :)
Zum Schild: Manch eine Band, Grunge-Mode oder alternativ ausgerichtete Marke könnte sich aufgrund dieses Schildes erst recht angesprochen fühlen. Auf mich wirkt es fast schon Absicht: eine derart freie Schildmitte, um dem Schmutz eine eigene Bühne zu geben.
Großartiges Schild. :) Wenn es gewollt wäre, wäre es grandios.
mich würde viel eher interessieren, wieviele leser kurz mal die domain eingetippt haben, um zu schauen, was heute drauf ist…
@ealing:
Jetzt hast du mich neugierig gemacht … und mööp. :-)
@ealing:
eingetippt und los … autsch
Bis auf Raphael (comment 2) hat leider keiner den zweiten – meines Erachtens weitreichenderen – Aspekt von Armins Frage aufgegriffen, kann man noch von “neuen Medien” sprechen? Gibt es schon neueres als die Neuen und wo verläuft die Grenze, bzw. wo würde die Grenze zukünftig gezogen?
Daruas abgeleitet die Frage, warum stützte sich hier Designer (immer) auf das offensichtliche, das visuelle eines veralteten Schilds aus der “Gründerzeit” ?
Nur so zur Anregung
Dennis
Musste gerade an das Schild bei unserem Bäcker denken, der mal eben handschriftlich ne URL ins Schaufenster hängte, weil er bei einem Brot-Wettbewerb mitmachte.
Muss ich heute mal ein Bild schießen und auf den Blog hauen *g
Es gibt keine “Neuen Medien” mehr.
Genauso wie es keine “Digitalkameras” oder “Flachbildschirme” mehr gibt. Man holt sich eine Kamera oder einen neuen Fernseher.
Spiel mir das Lied vom Tod der neuen Medien 2.0
Wenn man die Kamera noch ein bisschen nach rechts schwenkt bekommt man das Gesicht von Charles Bronson zu sehen, mit zusammengekniffenen Augen und einen Wacomstift im Mundwinkel kauend.
Die gleißende Sonne ergänzt die trügerische Stille. Selbstverständlich wirbelt es ein oder zwei vertrocknete Chaparral-Büsche durchs Bild.
Der Fotograf hatte Glück und hat schneller geschossen als Lucky Luke.
Man beachte die Abstände… das ist einfach handwerklich unglaublich schlecht gemacht.
Das Schild hat genau soviel Patina wie die URL ;-)
tja, da war wieder mal einer ein vordenker und seiner zeit voraus…
Ist da wirklich noch Plexiglas drunter?
Dachte beim ersten betrachten, die Informationen wären auf die Mauer gedruckt/gesprüht/… worden. :)
mir persönlich gefällt das schild sehr gut. auch wenn es nicht gewollt ist, sieht es einfach gut aus.
Hat was von nem meditarem style… und warum denn nicht mal ein bisschen anderes Büro schild?
Von der Masse abheben… sticht ins Auge ….und wenn du dir alleine schon so oft überlegt hast es zu fotografieren …
hat es dich zumindest zum Nachdenken Angeregt.. und dass dann vielleicht nicht nur dich…
Ach, ihr nervt. Ist halt einfach ein altes Schildchen – wer macht sich denn Gedanken darüber, ob das handwerklich gut oder schlecht ist!?
wirklich zeitlos!
@Kritiker: Das ist nicht “gemacht”, das ist “draufgeschrieben”. Nevertheless: wenn es Metall wäre, fände ich das Stück ohne Druck sehr schön…
Eines der gelungensten Firmenschilder überhaupt! Hebt sich von dem gewohnten pseudoprofessionellen, “typografisch korrekten” Gestaltungskonzept ab! Gewagte Abkehr vom Konventionellen – soweit es beabsichtigt ist! ;-)
PS: ich versteh nicht, wie sich jemand auf dieser Site darüber aufregen kann, dass man sich über dieses Schild Gedanken macht!
Meiner Meinung nach ist es doch so, das man sich eigtl über solch Relikte freuen sollte. Schließlich zeugen sie von einer Zeit in der wir alle gelebt haben. Sie zeigen uns was und wie es früher war. Egal ob die damals oder heute, als gut oder schlecht zu bewerten ist. Und mal Hand aufs Herz, werden wir nicht alle ein klein wenig melancholisch, wenn wir solche Dinge sehen und an “Damals” denken?
Aber noch was anderes: Achim, kannst du den Ausschnitt der Tafel nicht als hochaufgelöste Textur zur Verfügung stellen?
solche Texturen sind doch gerade besonders in :)
Oh, ich hatte gehofft, du verlinkst jetzt auf eine Anleitung, wie ich ein Firmenschild mit Patina überziehen kann.
Ich will auch so ein Türschild! Unbedingt! :)
@Sebastian: Bei medialoot.com gibt es ganz schicke Texturen die in die Richtung gehen ;)
Handwerklich unglaublich schlecht gemacht. Designtechnisch ein Griff ins Klo!
Mein erster Gedanke war
“Wow, endlich mal ein unaufdringliches Werbeschild welches sich seiner Umgebung anpasst”
Erst beim zweiten Blick hab ich gesehen das es einfach nur alt und vergammelt ist.
Dass sich ausgerechnet das “Design Tagebuch” über Deppenleerzeichen lustig macht, lässt diese Kritik sowieso in einem recht ungünstigen Licht erscheinen.
@Johannes
War ja klar, dass jemand mit dem Deppenleerzeichen wedeln wird. Das Ding hat mittlerweile einen Bart, der noch ungepflegter ist, als das hier gezeigte Schild. Es macht sich doch keiner lustig. Eine “Kritik” ist es schon überhaupt nicht. Wie FrankBee feststellt, fand es eher unter musealen Aspekten den Weg hier ins dt. Es ist gewissermaßen ein Zeitzeuge der ersten Web-Dekade.
@Achim:
Naja, auch wenn Johannes’ Kritik vom Thema abweicht ist es doch nicht unberechtigt.
Es war nass in der Stadt. Patina senkte sich träge, aber unerbittlich über die Schilder und Wände. Da merkte der junge unterbezahlte IKEA-Gestalter, als er gedankenverloren und über seinen neuen Auftrag sinnierend durch die abendlichen Straßen schnürte: »Hey, die VERDANA! Mann! Dat isset«
Er kehrte um, rannte in sein Designgelass in Hofheim-Wallau (oder wo auch immer), warf die Arbeitsmaschinen an und …
Der Rest ist Geschichte.
Eine schlimme Geschichte, denn auch Gestalter kaufen bisweilen bei IKEA und müssen sich an neu gestalteten Hinweisschilder im Möbellabyrinth orientieren, während ihnen das Blut, einem Sturzbach gleich, zwischen den Augenlidern hervorspritzt. Der Gestalter mit Geschmack und Ehrgeiz ist beinahe dankbar, dass er vor lauter Blut nur verschwommen sieht. Des Gestalters Gattin dagegen ist wieder angestrengt, weil der durch die Ehefessel an sie gebundene Gefährte wieder mal alles einsaut.
Ein wenig Patina wäre da wünschenswert. :-)
*Applaus*
Sehr schön geschrieben!
Wie das Schild jetzt wohl aussieht?
Vermutlich hat der Altersprozess eine 180°-Wende hingelegt und es sieht jetzt wieder wie neu aus.
Ich liebe diesen Artikel, danke Achim!