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In der brasilianischen Metropole Belo Horizonte können Einwohner abstimmen, ob sie eine neue Flagge haben möchten

Belo Horizonte – Entwurf für die neue Flagge, Quelle: Tribunal Regional Eleitoral de Minas Gerais
Abb.1 Belo Horizonte – Entwurf für die neue Flagge, Quelle: Tribunal Regional Eleitoral de Minas Gerais

Nicht nur in Bundesländern hierzulande wird gewählt. Am 6. Oktober findet in Belo Horizonte, einer im Südwesten Brasiliens gelegenen Metropole mit zweieinhalb Millionen Einwohnern, die Wahl des Stadtrats und des Bürgermeisters statt. Gleichzeitig können die Bürger im Rahmen eines Referendums über die Flagge der Stadt abstimmen.

Das Referendum über die Flagge geht auf den Grafikdesigner Gabriel Figueiredo zurück. Da die aktuelle Flagge der Stadt (Abb. 3) lediglich aus dem Wappen besteht, und ein solcher Aufbau seiner Ansicht nach für eine Flagge ungünstig und ungeeignet ist, kam er auf die Idee eine neue Flagge zu entwerfen. Im November 2022 hat er seinen Entwurf auf Instagram und auf Medium veröffentlicht.

Das Projekt hat für so viel Aufmerksamkeit und Zustimmung gesorgt, begleitet auch von einer Crowdfunding-Kampagne, dass im Stadtrat der Beschluss gefasst wurde, die Bürger der Stadt abstimmen zu lassen, ob das neue Design zur offiziellen Flagge werden soll. Diese haben nun die Wahl, ob sie die alte Flagge oder die neue Flagge präferieren.

Stimmzettel zum Referendum über eine neue Flagge für Belo Horizonte), Quelle: Tribunal Regional Eleitoral de Minas Gerais
Stimmzettel zum Referendum über eine neue Flagge für Belo Horizonte), Quelle: Tribunal Regional Eleitoral de Minas Gerais

Das Projekt ist nicht nur ein gelungenes Beispiel für direkte Demokratie und Eigeninitiative. Bemerkenswert: eine einzelne unabhängige Person entwickelt einen Entwurf, und die politisch Verantwortlichen entscheiden, dass die Bevölkerung darüber abstimmen kann. Es gab keine Ausschreibung, keinen Pitch, keinen Wettbewerb. In Deutschland ist ein solches Vorgehen unvorstellbar. Auch die offizielle Stimmkarte (PDF) öffnet den Blick auf eine ganz andere, neue Welt. Da in Brasilien schon seit vielen Jahren elektronisch abgestimmt wird, befinden sich auf Stimmkarten /-zetteln keine Kreuzchen, sondern Zahlen und ein QR-Code für Audiodeskription.

Die in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in Belo Horizonte beheimateten Designer Vitor Carvalho ins Leben gerufene Projektseite bandeira.bh ist darüber hinaus ein großartiges Beispiel dafür, wie ein Projekt im Kontext Kommunikationsdesign für die Öffentlichkeit aufbereitet und vermittelt werden kann, nämlich niedrigschwellig, verständlich, erkenntnisreich. Die Browser-Übersetzung hilft beim Verstehen, doch viele Abbildungen und Grafiken sprechen für sich selbst. Ein hervorragendes Design. Muito belo!

Aktuelle Flagge von Belo Horizonte

Belo Horizonte Flagge (2024), Quelle: Tribunal Regional Eleitoral de Minas Gerais
Belo Horizonte Flagge (2024), Quelle: Tribunal Regional Eleitoral de Minas Gerais

Entwurf für die neue Flagge von Belo Horizonte

Belo Horizonte – Entwurf für die neue Flagge, Quelle: Tribunal Regional Eleitoral de Minas Gerais
Belo Horizonte – Entwurf für die neue Flagge, Quelle: Tribunal Regional Eleitoral de Minas Gerais

Herleitung des Flaggenentwurfs

Belo Horizonte Flagge Herleitung, Quelle: bandeira.bh
Belo Horizonte Flagge Herleitung, Quelle: bandeira.bh

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Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Das Design finde ich genauso überzeugend wie die Herleitung aus dem Wappen. Darüber hinaus würde ich in dem roten Dreieck auf gelbem bzw. heraldisch goldenem Grund auch ein hohes Potenzial sehen. Es ließe sich daraus sicher eine sehr klare und prägnant gestaltete, eigenständige Flagge entwickeln. Für eine Abstimmung hätte ich es jedenfalls eine weitere Option interessant gefunden.

  2. Ja, sicherlich absolut logisch umgesetzt und auch eine deutliche Verbesserung und Vereinfachung der bisherigen weißen Flagge mit Wappen. Die ganze Zeit überlege ich aber, was mich daran stört. Es sind mehrere Punkte: 1) Das Seitenverhältnis der Flagge. 2) Farbwerte. 3) Darstellung der Sonne. Vielleicht hätte man hier die Biegungen der Strahlen weglassen sollen; des weiteren finde ich, dass es komisch wirkt, wie die Strahlen über dem Horizont stehen. Vielleicht ist es Lichtstrahlen-technisch “realistischer”, aber dadurch leidet die Rundheit der Sonne, so als würde sie auf dem Horizont aufliegen. Oder wäre es besser, ganz ohne Strahlen gewesen? Ich hab dies hier mal gegenüber gestellt:

    Auch wenn ich die Volksabstimmung super finde, ist es schade, dass es in diesem Zusammenhang nur einen Entwurf zur “Auswahl” gibt.

    1. Der Wechsel aus flammenförmigen und gradlinigen Sonnenstrahlen steht in der Tradition der südamerikanischen Vexillologie (siehe Nationalflaggen von Argentinien oder Uruguay). Aus meiner europäischen Sicht macht dies den besonderen Charakter aus. Der ungewöhnliche Anschnitt des Symbols verstärkt die Eigenständigkeit der Flagge. Deshalb finde ich den ursprünglichen Entwurf perfekt.

      1. Danke für die Info, da habe ich mich natürlich nicht tief genug eingelesen, dass diese Strahlenform tief in der Tradition verankert ist. Daran sollte man auch nicht rütteln. Das war auch nicht mein Top-Kritikpunkt, sondern vielmehr das Seitenverhältnis, die Farben und der Anschnitt bzw. nicht-Anschnitt der Strahlen. So würde es für mich einfach gefälliger aussehen:

  3. Besten Dank Paddy, für Deinen alternativen Entwurf.

    Auch Dir vielen Dank Stefan, für Deinen Hinweis in Sachen südamerikanischer Flaggenstilistik. Ein treffender Einwand.

    Was auf den ersten Blick unfertig und roh wirkt, gemeint sind die ungleichmäßigen Sonnenstrahlen, ist wohl überlegt, tief in der Kultur verankert. Der Entwurf ist reingezeichnet, auch die Sonne.

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