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Imagekampagne: Magdeburg ist jetzt ottostadt

Logo, Quelle:

Die Stadt Magdeburg tritt zukünftig als “ottostadt” auf. Anfang Februar wurde eine von Scholz & Friends entwickelte Kampagne der Öffentlichkeit vorgestellt, mit der die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts Touristen und Investoren für sich begeistern möchte.

Kaiser Otto der Große und der Erfinder und Diplomat Otto von Guericke, so heißt es in der Pressemeldung, haben die Geschichte und Geschicke der Stadt maßgeblich geprägt und geben der Stadt nun einen neuen Namen. Bekannte, aber auch weniger bekannte Magdeburger Persönlichkeiten treten als Testimonials für die Stadtkampagne auf. Die Kugelstoßerin Nadine Kleinert kennt man bundesweit.

ottostadt Anzeigenmotive

Ob sich die Magdeburger gut repräsentiert fühlen? Die Eröffnungsveranstaltung der Kampagne wohnten jedenfalls lediglich 250 Gäste bei („schwarze Kostüme vor schwarzem Hintergrund“). Einige kritisieren den Zusatz “ottostadt”. In einem Blog habe ich die lesenswerte Kritik zweier Magdeburger aufgetan. Sie befürchten, dass sich “die Stadt zum Otto macht”, was in der Magdeburger Mundart offenbar eine gängige Redewendung für jemanden ist, dem man den Vogel zeigt.

Die Gestaltung ist ansprechend, auch dank ausgewogener, warmer Erdtöne. Die Wortbildmarke ist handwerklich sauber und stilistisch gefällig. Gesetzt in der DAX (wide, light), nutzt man eine der populärsten Schriftarten, die es momentan gibt. Während die Bildmarke auf den Anzeigenmotiven klar hervorsticht, ist die Wortmarke „magdeburg“ eher unauffällig. Da das Zeichen aber noch gelernt werden muss, wäre es schon vorteilhafter, wenn der Stadtname ähnlich stark ins Auge fiele. Ins Auge springt “otto”. Ich befürchte ja, gerade weil man sich auf eine Kampagne mit Testimonials verständigte, werden viele Menschen dazu verführt, auch aufgrund der Formatwahl, in den Motiven die Titelseite des gleichnamigen Katalogs zu sehen und keine Imagekampagne einer Stadt.

Die Krux ist, dass die Kampagne mit Hilfe eines Begriffs auf sich aufmerksam machen möchte, den fast jeder in Deutschland mit anderen Unternehmen und Personen in Verbindung bringt, nur nicht mit den beiden oben genannten; von den Geschichtsbewanderten vielleicht mal abgesehen. Das ist schon eine ungemein enge Nische, die man besetzen möchte. Der Name „ottostadt“ ist zwar ein interessanter und nachvollziehbarer Ansatz, ich denke nur, das es schon eine sehr hohe Transferleistung vom Betrachter erfordert, dass er „otto“ nun auf die Stadt Magdeburg beziehen soll.

Wo die DAX ist, da lässt die Kleinschreibweise nicht lange auf sich warten. Ihre Stärke – sehr prägnante, plakative Minuskeln – ist auch ihr Schwäche. Allzu leicht verfällt man ihr als Gestalter. Kurios: „magdeburg“ will groß raus kommen, schreibt sich aber klein.

Das Stadtwappen bleibt übrigens unangetastet und ist weiterhin in Gebrauch.

Dieser Beitrag hat 85 Kommentare

  1. Einige Magdeburger haben sich hier ja schon zu Wort gemeldet und einen guten Einblick in die Namensproblematik gegeben. Bleibt zu erwähnen, dass man schon seit langer Zeit bei der Einfahrt in die Stadt mit den Worten: “Willkommen in der Ottostadt Magdeburg” begrüßt wird. Mir scheint, dass hier eine Vorgabe von Seiten der Stadt bestand.

  2. Der verlinkte Film von meinem Vor-Vorredner (ich möchte kein ottostädter sein) ist wirklich toll. So eine Emotionalität und Authentitzität bekommt eine externe Agentur nie im Leben hin. Schön!

  3. Ich war ja so gespannt, wie Magdeburger “ihre” Imagekampagne aufnehmen.
    Daher habe ich die Meinungen der Magdeburger wirklich gerne gelesen.
    Ich bekam einen schönen Einblick in die Relevanz von Otto, Pferden und die Identität der Stadt.

    Vor allem die Betrachtung von m. (37) empfand ich als sehr gelungen, weil ich glaube das er zu 99% all die Gedanken hatte, die sich die Beteiligten von der Agentur und der Stadt garantiert auch gemacht haben.
    Ich bin mir auch sicher, das es wie immer keine leichte Geburt war und das Ergebnis ist so Mutig, das klar war das die Gemüter sich erhitzen.

    Vielen Dank an alle Magedeburger!

  4. Hilfe, Otto kommt!!! Ach nee, der ist ja Ostfriese.

    Mein erster Eindruck war eigentlich ganz positiv, die Gestaltung, Farbgebung und Typo sauber und modern, fand ich ganz ansprechend. Dann fiel mir jedoch der Städtezusatz auf: Ottostadt

    Als Nicht-Magdeburger kam ich trotz Interesse für Geschichte nicht gleich auf den richtigen Otto. Es gibt ja viele Städte der gleichen Größenordnung, die einen Namenszusatz mit Bezug zu den Eigenschaften der Stadt für ihr Marketing einsetzen. Da haben wir schon viele Beispiele gelesen: Autostadt Wolfsburg, documentastadt Kassel, oder weitere wie Lutterstadt Wittenberg, Bundesstadt Bonn, etc. Diese Städte wollen natürlich der Bedeutungslosigkeit entgehen und tun was dagegen. Ist auch richtig so. Aber diese Zusätze haben auch immer einen provinziellen Beigeschmack.
    Würde man denn andersherum auf die Stadt schließen können? Welche ist die documenta-Stadt, die Autostadt. Das würden viele noch auf die Reihe bekommen. Aber Ottostadt?
    Dann vielleicht Domstadt. Das können zwar viele andere Städte auch sein, aber so ein Dom prägt das Stadtbild enorm.
    Am Beispiel Magdeburg wurde in der Geschichte gekramt und versucht, das stärkste Bild hervorzuholen. Das mag mit Otto d. Gr. auch stimmen, das alleine reicht jedoch nicht, finde ich. Ohne den Städtezusatz und vielleicht eine Erweiterung des Logos mit dem Dom hätte das schon gereicht. Für den Betrachter kommt es aufs Gleiche raus: aha, es handelt sich hierbei um eine Stadt mit historischer Bedeutung.
    Dann würde natürlich nicht mehr die Otto-Kampagne funktionieren. Da müsste man sich was anderes überlegen.

    Bin mal gespannt, wie sich die Ottostadt bei der Bevölkerung entwickelt.

  5. @ m: Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich muss gestehen, dass ich zu den von dir genannten Menschen gehöre, die gerade noch wissen, dass Magdeburg “irgendwo im Osten” ist, aber das war’s auch schon. Dass diese – ich nenne es mal so – vorurteilsbehaftete Sicht aufs eigene Land einen davon abhält, Schönes zu entdecken, durfte ich erst letzten Sommer wieder selbst erfahren. Ich war durch Zufall einige Tage in Halle und lernte eine schöne, lebendige, bunte Stadt kennen und welche wunderschöne Architektur sie bietet (und was für himmlische Mietpreise, bei denen Stuttgartern wie mir die Augen tränen vor Neid…). Vielleicht verhält es sich mit Magdeburg ja genauso.
    Gerade deswegen finde ich es ja schade, wenn ein historischer Zusammenhang konstruiert wird, den man als Nicht-Magdeburger nicht zwangsweise nachvollziehen können muss. Du schreibst, Magdeburg sei nun leider “für nichts bekannt” – aber anstatt Magdeburg mit etwas Neuem bekannt zu machen, indem man die Bewegung, das Erwachen aus der Lethargie für die Kampagne nutzt, vollzieht man einen Rückschritt ins Historische. Das finde ich leider für eine zukunftsorientierte Stadt, die anscheinend gerade dabei ist, einen neuen “Spirit” zu entwickeln, ziemlich verfehlt. Natürlich kann man sagen: Bevor wir etwas ganz Neues machen, das gar keiner kennt, nehmen wir lieber das Zeug aus dem Stadtarchiv, das kennen wenigstens noch ein paar Leute. Ist aber meiner Meinung nach kein zukunftsorientierter Schritt.
    Ich möchte noch kurz auf das Argument eingehen, das von einigen kam, nämlich dass die gezeigte Kampagne für Magdeburg selbst sein soll, und erst im späteren Verlauf – in veränderter Form? – auch außerhalb für Touristen und Investoren wirken soll. Da stellt sich mir ganz einfach die Sinnfrage dieser Kampagne. Man nutzt Geschichtliches, das die meisten Magdeburger verstehen, um den Magdeburgern klarzumachen, dass sie Magdeburger – respektive jetzt Ottostädter – sind? Was soll das bringen? Soll das identitätsstiftend wirken, wenn jemand kommt und einem in der eigenen Stadt eine Kampagne aufdrückt, wie man jetzt zu heißen hat, unter Zuhilfenahme von Motiven, die fast jeder Bürger kennt? Und für eine Kampagne, die sich (so äußern sich hier ja manche) nur an die Bürger der Stadt selbst richtet, sind 1,5 Mio wirklich eine Frechheit. Wenn die Kampagne aber doch noch “nach außen” geht, sind wir meines Erachtens beim Problem, das ich in meinem ersten Beitrag ausführlich erläutert habe – nämlich dass kein Berliner, Stuttgarter, Kölner usw. der die Ottos nicht kennt (und das scheinen doch einige zu sein) die Kampagne verstehen kann.

  6. Die kolportierten 1.5 Millionen sind wohl für die gesamte dreistufige Kampagne. Dass man zunächst Magdeburg-intern die Kampagne startet, liegt wohl darin begründet, dass man – wie auch einige hier schrieben – zunächst in der Stadt selbst die Identität verankern möchte, bevor man sie nach außen trägt.

    Inwiefern das nun sinnvoll ist, sei mal dahingestellt.

  7. Otto find ich gut! (siehe auch 38 Mike)

    Genau das ist mir auch sofort eingefallen. Ich finde es auch sehr schwer, wenn man sich nur auf den Vornamen beschränkt. Was erwarten denn nun die Magdeburger, dass die japanischen Touristen ganz interessiert fragen, wo man denn dieses Otto kaufen kann, oder was?

    Ich habe bei diesen Zusatzbezeichnungen immer den Verdacht, dass man das nur macht, weil mal jemand aus dem Stadtrat Zug gefahren ist und sowas wie “Hannover, die Messestadt” gesehen hat. Das wollen wir auch, heißt es dann. Sag’ mal den Marketingfuzzis Bescheid, wir haben doch auch was, das die anderen nicht haben.

    PS: Was macht denn jetzt Emden? Die sind ja schon länger “Ottostadt” … klagen?
    ;)

  8. ich find’, die kampagne funktioniert prima…demnächst fährt sicherlich die halbe leserschaft vom dt mal nach magdeburg, um sich vor ort ein bild zu machen…voilà, schon hats gefruchtet :-)

    also, kommt und erkundet den osten, hier ist ne ganze menge los.
    und die münchner unter euch kennen ich ja mit dem ottokaiser eh schon gut aus (hab ich grad gefunden: https://kaiserotto.de)…da wäre doch ne partnerschaft denkbar…denn die LÖWENSTADT braunschweig (merkt ihr was?) sitzt schon im magdeburger städtpartnerboot…https://www.braunschweig.de

    viele grüße aus der goethe- und schillerstadt (na, das funktioniert doch sogar ohne stadtname, oder???)

  9. Schön fotografierte Plakatkampagne für das Versandhaus.
    Ein Bekannter von mir ist CD auf dem entsprechenden Etat – eigentlich lässt er lieber hübsche Frauen fotografieren, das war für mich die von S&F gewünschte Irritations-Transfer der mein Interesse an der Stadt Magdeburg wecken sollte – kreative Werbung wirkt!
    Aber was schreibe ich hier?

    Die Grafik des Ganzen finde ich schön, auch das Logo. Aber was hier wem wie kommuniziert werden soll kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.

  10. Wenn schon dieser deutliche historische Bezug, warum dann ausgerechnet eine derartige Modeschrift, und nicht eine, die ein bisschen Tradition rüberbringt? Das würde doch zu der 1205-jährigen Geschichte der Stadt besser passen. Magdeburg ist doch geschichtsträchtig, das Ganze wirkt aber eher, als ob sich eine eher unbekannte Stadt wie Hamm, Ludwigshafen oder Frankfurt (Oder) an irgendeine historische Person klammert, um auf Teufel komm raus einen Beinamen zu bekommen.
    Und musste man wirklich so weit gehen, die Leute auf den Plakaten so zu postieren, dass sie nach Kleiderwerbung aussehen? Wenn ich einen freundlichen, alten Mann im Anzug mit den Schriftzug “Otto hält zusammen” sehe, denke ich selbstverständlich an den Otto-Katalog. Seltsam.

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