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HfG IUP IFG – Ulm 1968-2008

Die Hochschule für Gestaltung (HfG) Ulm hat ihren festen Platz in der Designgeschichte Deutschlands. Die 1953 von Inge Aicher-Scholl, Otl Aicher und Max Bill in Ulm gegründete Hochschule, in der bis 1968 weitaus mehr als nur Gestaltung gelehrt wurde, in der vielmehr, man könnte sagen, die Gestaltung einer Gesellschaft im Mittelpunkt stand, erweiterte das Berufsbild des Designers um neue Bereiche (Nachhaltigkeit, Ökologie, Globalisierung, u.a.), die heute jedoch von großer Bedeutung auch für die Designdisziplin sind.

Wer sich heute mit der Hochschule für Gestaltung beschäftigt, beschäftigt sich zugleich mit sich selbst. Die an der HfG aufgeworfenen Fragen richteten sich meist an den ganzen Menschen, nicht nur an den Designer. Politische Überzeugung, humanistische Lehre und gestalterische Herausforderungen bestimmten die Ausbildungsstätte HfG, ebenso der ständige Wechsel zwischen Scheitern und Erfolg.

Mit der Geschichte der HfG eingehend vertraut ist René Spitz. Seine zum Abschluss des Studiums der Geschichte, Germanistik und Kommunikationswissenschaft in München und Köln verfasste Dissertation trägt den Titel: „Die politische Geschichte der Hochschule für Gestaltung (HfG) Ulm 1953-1968“. In dem seit wenigen Wochen vorliegenden, hier vorgestellten Buch „HfG IUP IFG – Ulm 1968-2008“ widmet sich Spitz der Zeit nach Schließung der HfG. Entstanden ist eine umfangreiche, zweisprachige Dokumentation über den seitdem im Rahmen des Instituts für Umweltplanung (IUP, 1969-1972) sowie dem Internationalen Forum für Gestaltung (IFG) fortgeführte Diskurs über Gestaltung jenseits der Oberflächlichkeit.

Das Buch setzt voraus, dass der Leser mit der Geschichte der HfG und seinen prägenden Köpfen vertraut ist, zumindest ansatzweise. Zahlreiche Interviews mit ehemaligen Studenten und Dozenten der HfG wie auch mit führenden Protagonisten der internationalen Gestalterszene sowie 500 Fotos und Abbildungen zum Großteil von historischen Dokumenten und Veröffentlichungen bilden den Schwerpunkt.

All diejenigen Leser, die sich schon einmal gefragt haben, was letztendlich aus der HfG wurde, wie es mit dem „Kuhberg“ weiterging und welche Lehren auch heutzutage Gültigkeit besitzen, dem sei das Buch empfohlen, da es eine Lücke der Designgeschichte schließt.

Beim Lesen wünschte ich mir mitunter statt eines gedruckten Buches eine digitale Anwendung, die es erlaubte, die historischen Dokumente in Großansicht darzustellen. Eine Aufgabe ja vielleicht für das HfG-Archiv Ulm. Sicherlich kein explizit an dieses Buch gerichteter, sondern eher allgemeiner Wunsch, sich mit Designgeschichte auf diesem Wege beschäftigen zu können. Warum nicht ein digitales Archiv, eine Mediathek mit Bildmaterial, Texten, Video- und Tonaufzeichnungen, das den Zugang auf Basis eines Abos erlaubt?

HfG IUP IFG – Ulm 1968-2008
Autor: René Spitz
Herausgegeben vom Internationalen Forum für Gestaltung IFG Ulm unter der Intendanz von Regula Stämpfli
Design: Petra Hollenbach und Regina Klebinger
zweisprachig: Deutsch/Englisch
316 Seiten, 215 x 270 mm, 541 Fotos
ISBN 978-3-9802864-2-8
EUR 38,- | hier zu beziehen

Weiterführende Links

Verlosung

Im dt wird ein Exemplar „HfG IUP IFG – Ulm 1968-2008“ verlost. Um sicher zu stellen, dass das Buch „in die richtigen Hände“ kommt, nehmen all diejenigen Kommentare an der Verlosung teil, die in ein/zwei Sätzen auf die HfG Ulm eingehen. Hätte die HfG damals gerettet werden können? Welche Bedeutung hatte bzw. hat die HfG Ulm? Wäre ein Modell wie die HfG heutzutage denkbar, wäre es wünschenswert? Gibt es vergleichbare Ansätze in der heutigen Hochschullandschaft? Falls ja, wo gibt es sie? Kommentare können bis Samstag den 19. Januar 2013, 22.00 Uhr angeheftet werden.

Dieser Beitrag hat 19 Kommentare

  1. Mich interessiert vor allem den Druckwerkstatt, dass es an der HfG Ulm gab. Ich kann mich noch an Abbildungen von Plakate von Dan Friedman, die er damals mit Gips und Bleisatz dort gedruckt hat. Ob etwas über das dortige Setzen/Druck im Buch stehen?

  2. Hach HfG Ulm, hach Otl Aicher.
    Waren das Zeiten.

    Melancholie
    [Wo einst Gestalter mit den Anspruch antraten, die Gesellschaft zu retten,
    haben sie heute genug zu tun, sich selbst zu retten. Was ist da passiert.]

  3. Das Schlimme an der HfG ist dass an manchen Hochschulen heute, kaum ein Wort darüber fällt, obwohl das meiner Meinung nach sehr wichtig wäre, für eine Designausbildung in Deutschland. Im Übrigen zähle ich zu den Betroffenen einer solchen “modernen” Hochschule …

  4. designer sind schlampig.
    die masse bedient sich einer werkzeugkiste verschiedener typologien.
    es gibt nur sehr wenige, die ein neues werkzeug hinzufügen.

    danke an herr spitz!

  5. Ich hatte das Glück im Auslandssemester mit einem Studenten der HfG Ulm zusammenzuarbeiten. Die Ausbildung, die er genossen hat, hat auf mich einen bleibenden Eindruck hinterlassen, denn noch heute folgt man den Bauhaus-Grundsätzen und die Ästhetik der studentischen Arbeit ist schnörkellos, formschön und funktional.
    Wenn ich den gestalterischen Anspruch mit der Design-Ausbildung im Ausland, speziell im asiatischen Raum vergleiche, so würde ich mir wünschen, dass sich die Ausbildung an so manchen Universitäten dort weniger auf reines Produktstyling oder das bloße Generieren von Konzepten, die nur als schickes Rendering eine gute Figur machen, konzentrieren würden. Stattdessen sollte man sich eine Scheibe der HfG Ulm abschneiden und die Grundsätze, die vor fast 60 Jahren die Design-Landschaft veränderten, und diese immer noch verinnerlichen.

  6. eine antwort in bill’scher kleinschreibung:
    meiner meinung nach wäre das modell der alten hfg heute tragbar, sofern ein größeres minimum an kompromissbereitschaft sowohl seitens der führungsriege der hfg, als auch des staatsorgans, vorhanden wäre. vermutlich wäre es ebenfalls kein schaden die führungspositionen nicht in einer solch schnellen abfolge zu wechseln, wie es eben damals der fall war, als auch, um ein monopatriarchat zu verhindern es gut täte, würde der direktorenposten mit mehreren köpfen besetzt werden.
    an sich war die hfg aus designsicht anthropophile avantgarde, zwei begriffe, die sich viele zu gerne auf die fahnen schreiben (würden), jedoch kaum einer umzusetzen vermag, (vermutlich) mich eingeschlossen.

  7. Ich habe in Ulm an der Hochschule „Digital Media“ studiert und natürlich wurde viel in Richtung HfG gelehrt, man kam gar nicht dran vorbei.

    Ich finde, dass ein Modell ähnlich der HfG heute auf jeden Fall wünschenswert wäre, weil ich finde, dass es eine Spielwiese fernab der kommerziellen Gestaltung geben sollte, die jedoch einen ähnlichen Stellenwert besitzen sollte, oder sogar wieder eine Vorreiterrolle übernehmen sollte. Denn meine Meinung ist, dass die Gestaltung eine andere ist, wenn der Hauptantriebsgrund nicht die Bezahlung, sondern das Ergebnis ist.

  8. Ohne die HfG und seine Labore wäre (Corporate) Design heute nicht das, was es ist. Grundsätzliche Denkweisen haben sich dort etabliert und helfen noch heute beim zielgerichteten, sinnvollen Gestalten

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