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Hertha BSC präsentiert neue Hausschriften

Hertha BSC Hausschrift Twitter, Quelle: Hertha BSC
Hertha BSC Hausschrift Twitter, Quelle: Hertha BSC

Hertha BSC nutzt die spielfreie Zeit, um das visuelle Erscheinungsbild aufzupeppen. Neue, exklusiv gestaltete Hausschriften bilden zukünftig das typographische Grundgerüst und sollen den Wiedererkennungswert des Berliner Vereins steigern.

Nach Fortuna Düsseldorf, Mainz 05 erhält nun auch Hertha BSC ein eigene Hausschrift. Mittlerweile haben auch Bundesliga-Clubs die Typographie als zentrales und prägendes Stilmittel für sich entdeckt. Was durchaus nachzuvollziehen ist, da jede Anpassung etwa am Vereinslogo und den Farben insbesondere von Seiten der eigenen Fans überaus kritisch bewertet wird. Anderseits sind auch Bundesliga-Clubs in der Regel darum bemüht in der Außenwahrnehmung als attraktiv und modern angesehen zu werden, sei es um neue Fans zu gewinnen oder Investoren anzulocken. Will man also die Optik in Richtung einer modernen Anmutung auffrischen, bleiben als Betätigungsfeld die Bildsprache, grafische Schmuckelemente, Raster/Layouts und eben die Typographie. Mit diesen Marken-Assets lässt sich bereits sehr viel in der Außendarstellung verändern, wie nun auch Hertha BSC beweist.

„Hertha“ Font – Ligatur Funktion, Quelle: Supertype
„Hertha“ Font – Ligatur Funktion, Quelle: Supertype

Das in Zusammenarbeit mit der Berliner Agentur supertype entwickelte Typo-Konzept bestehend aus den Schriften Hertha, Hertha-HaHoHe und Hertha Compressed solle die Vielfalt der Hauptstadt widerspiegeln, so die Intention. Bei der Gestaltung der neuen Hausschriften habe man sich von Fan-Choreografien, Fahnen, Schals und Graffiti inspirieren lassen. Entstanden sind 120 Buchstaben-Alternativen, die „wie Einwechselspieler dem grafischen Spiel von Hertha jederzeit neue Impulse geben und das Schriftbild mal offensiv und mal defensiv prägen“, wie es Jürgen Huber formuliert, Partner bei supertype. Auf diese Weise ergeben sich für den „Hertha“-Schriftzug 58.320 Permutationen, siehe nachfolgendes Video.

Zum Start der Saison 2020/21, die nach jetzigem Stand am 18. September erfolgt, soll die neue Typographie in allen Kommunikationskanälen des Hauptstadt-Clubs schrittweise eingeführt werden. Den Anfang machen die digitalen Medien von Hertha BSC. Für den einminütigen Video-Clip, in dem die neue Typographie vorgestellt wird (siehe unten), zeichnet die Agentur why do birds verantwortlich.

Kommentar

Das dürfte vielen Designern bekannt vorkommen: Laut Auftrag wird ein neues Erscheinungsbild gewünscht, aber der Kunde gibt vor, dass wesentliche Komponenten wie Farben und das Logo unangetastet bleiben sollen. Gestalter, der keine halbe Sachen machen wollen, kann dies gelegentlich an den Rand des Wahnsinns treiben. Sich einerseits mit viel Hingabe dem Thema Typographie zu widmen und hierbei Kreativität und Detailliebe an den Tag zu legen, um andererseits das Hertha-Vereinsemblem mit seiner handwerklich mangelhaften und formal-ästhetisch überaus bescheidenen Qualität unangetastet zu lassen, zeigt mit welch Fingerspitzen mitunter Vereine hierzulande ihr Emblem anfassen, viele Fans werden sagen zurecht.

Hertha BSC hatte in den zurückliegenden Monaten mit der Aufarbeitung des Klinsmann-Schwerbenhaufens, später des Kalou-Social-Media-Fauxpas’ bereits genug zu tun – da braucht es, wird man sich vielleicht gedacht haben, zusätzlich nicht noch Kritik von den eigenen Fans hinsichtlich eines womöglich veränderten Emblems. Insofern kann die Nichtanpassung der Fahne als Signal und Zugeständnis in Richtung der eigenen Fans gewertet werden.

Die neuen Hausschriften verhelfen dem Club zu mehr Persönlichkeit, keine Frage. Hertha und Hertha-HaHoHe sind deutlich eigenständiger als alles, was von den Hauptstädtern im Kontext Typographie in der Vergangenheit zu sehen gewesen ist. Auf den Trikots hätte man nach meinem Geschmack gerne auch die extravaganten Lettern der Hertha HaHoHe verwenden können, um so mehr „Kante und Schnauze“ auf den Rasen zu bringen.

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Dieser Beitrag hat 11 Kommentare

  1. Bei solchen Schriftsätzen mit variablen Glyphen besteht oft das Problem, dass am Ende das Potential der beschriebenen 50.000+ Möglichkeiten nicht ausgeschöpft wird. Bei Unternehmen wir Bundesliga-Vereinen sitzen dermaßen viele Leute an Marketing- und Kommunikationsprodukten, die am Ende dann nicht alle Adobe oder Affinity besitzen und dann mit Word und PowerPoint sich am voreingestellten Grundschriftsatz bedienen. Da ist von Seiten der Designer:innen viel Unterstützung gefragt.

    Ein ähnliches Problem hatte damals die HSD, die allerdings sich der Hilfestellung der Gestalter:innen entzogen hat und mit der Vielzahl an Möglichkeiten nicht umgehen konnte.

  2. @Benedict

    Ich bin Grafik Designer und habe im Marketing eines Zweitligisten gearbeitet.
    Deine These ” …die am Ende dann nicht alle Adobe oder Affinity besitzen und dann mit Word und PowerPoint sich am voreingestellten Grundschriftsatz…” ist reine Mutmaßung.

    Zumindest in meinem Verein waren zwei Vollzeit Grafiker beschäftigt, die zusammen mit einer größeren Agentur an Vereinswerbung und Öffentlichkeitsarbeit.

    Deine These mag in den unteren Ligen stimmen, aber schon bereits ab 3. Liga beginnen sich Vereine in reine Marketing-Organisationen zu wandeln, da ist das Erscheinungsbild das A & O. Hier geht es um reine Selbstdarstellung um Geld zu generieren.

    1. @Tim

      Ich geb dir Recht, dass innerhalb der Vereine da ein großes Team steht, zwei Sachen nur: Zum einen gibt es ja immer, sagen wir, Randbereiche, wo dann möglicherweise doch nicht der harte Kern der Designer:innen drüber wachen. Amateure, Jugend, externe Orte, wo die Marke »Hertha« auftritt.

    2. @Tim

      Mag sein das beim HSV, H96, St. Pauli oder bei F95 vielleicht zwei Grafiker arbeiten
      aber man muss nicht bei einem Zweitligisten gearbeitet haben um zu erkennen,
      dass bei einer ganzen Reihe der 2. Ligavereine sicher keine zwei Vollzeit Grafiker angestellt sind.
      Frag mal in Regensburg, Würzburg, Heidenheim, Aue oder Sandhausen nach. Da sitzt zum Teil sicher nicht mal eine Vollzeitkraft.

      Würde mich natürlich auch freuen, wenn mehr Vereine deinem sehr richtigen Absatz zur „Selbstdarstellung“ folgen würden. Leider wird hier nach wie vor ein enormes Potential verschenkt
      und die Wichtigkeit der Thematik nicht erkannt oder wenn, dann nur mangelhaft umgesetzt.

      Sport frei!

  3. So viele Variationen, das wird eine Herausforderung für jeden Gestalter, der für die Herta gerade ein Erzeugnis mit dieser Schrift ausarbeitet.

    Ich würde gleichzeitig zustimmen und ablehnen, dass die Schrift wie im Video beschrieben “Souverän” ist und “Kante” hat. Optisch auf jeden Fall, aber durch die mehr als 58.000 Variationen alleine vom Schriftzug “Herta” ist das doch eher das Gegenteil. Naja, sicher eine Frage der Definition.

    Aber schön ist die Schrift. Und ebenfalls schön, dass die Damen und Herren “FUẞBALL” schreiben, anstatt “Fuss”.

    Und das Video von why do birds ist echt klasse. Weder interessiere ich mich für Fußball noch für die Herta, aber ich war total mitgerissen.

  4. Bei kleinerer Darstellung finde ich das N schwierig. Siehe oben, Abbildung „‚Hertha’ Font – Ligatur Funktion“ – da lese ich auf den ersten Blick „FAHME MEGATIV“.

  5. @ Michael:
    Ja, das ist ein guter Punkt!
    Die Schrift hat zweifelsohne was, aber ich finde sie generell manchmal fast schon etwas schwer zu lesen. EDIT: Vielleicht ist “schwer” auch das falsche Wort? Manche Buchstaben haben – aber das passt zum Aspekt der Weltoffenheit – fast schon etwas Fernöstliches (Koreanisch, Japanisch, Chinesisch).
    Es ist vielleicht auch ein schmaler Grat, altbekannte Buchstaben neu zu interpretieren, aber das kann auch zu Schwierigkeiten führen. Das “N” ist ein Beispiel, bei unbedarftem Draufschauen und ohne Vergleich kann aber auch das “V” als “U” durchgehen.

Kommentare sind geschlossen.

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