Das Design Tagebuch hat ein neues Logo. Es war an der Zeit, wie es so schön heißt. Die vor dreizehn Jahren eingeführte Bildmarke macht Platz für ein Zeichen mit kalligraphischer Anmutung.
Nur so zur Einordnung. Als ich hier im Blog im März 2010 auch auf das bis dahin letzte Logo-Update eingegangen bin, gab es Instagram (2010), Pinterest (2010), Snapchat (2011) und TikTok (2016) noch nicht. Fukushima war lediglich eine Präfektur in Japan und noch kein Synonym für „Nuklearkatastrophe“. Die Krim war noch keine von Russland annektierte (2014) Halbinsel. Themen wie kulturelle Aneignung und Gendern fanden in den Medien so gut wie nicht statt. Elon Musks Bekanntheit hielt sich in engen Grenzen – damals wurde er in Wirtschafts- und Finanzkreisen noch wertschätzend als „visionäre Führungspersönlichkeit“ und „unternehmerisches Naturtalent“ betitelt. Was sich in etwas mehr als einer Dekade so alles ändern kann.
Und klar, auch das dt hat sich seit 2010 inhaltlich verändert. Plakatanalysen zu Bundestags- und Landtagswahlen wurden veröffentlicht, auch Studien kamen hinzu, in denen die Arbeitswelt von Kreativschaffenden beleuchtet wurde. Vielfach habe ich in Beiträgen seitdem auf unfaire Pitches und Ausschreibungen aufmerksam gemacht – ein Kampf gegen Windmühlen. Seit Mai 2016 sind zudem in dt-Beiträgen allgemeine, beschreibende Informationen und persönliche Meinung getrennt, ganz bewusst. Meine Bewertung und Einordnung erfolgt seitdem in einem separaten Beitragskommentar, um ihn so beim Lesen leichter, schneller erfassen zu können.
Das Design Tagebuch ist somit nicht nur ein Bewegungsradar für Designthemen und Rebrandings. Es ist darüber hinaus ein Ort substanzieller Kritik im Themenfeld Kommunikationsdesign. Für die Kritik bin nicht ich alleine als Autor verantwortlich. Dank fachkundiger Kommentatoren und einem von gegenseitigem Respekt geprägten Umgang findet im dt ein reger und konstruktiver Austausch über Designthemen statt. Seit 2010 wurden im dt knapp 64.000 Kommentare verfasst. Mein großer Dank an all jene, die sich in dieser Weise hier einbringen und die das dt unterstützen!
Mehrere dt-Leser waren es auch, die mich per Mail darauf aufmerksam gemacht hatten, dass von dem bisherigen dt-Logo, 2010 auf Basis der Schrift Bauhaus von mir gestaltet, eine Dublette existiert. Seit ein paar Jahren hat man gute Chancen dem Signet, da es LKW ziert, auf der Autobahn zu begegnen. Was mich nie gestört hat. Auch, weil sich das dt ausschließlich auf der Datenautobahn bewegt. Verwechslungsgefahr ausgeschlossen.
Was ich hingegen zunehmend als störend und unpassend empfand, ist der technische, unpersönliche Charakter dieses linearen, geometrischen Zeichens, das in etwa so viel Emotionalität versprüht wie eine Rohrleitung. Hätte mir das jemand vor dreizehn Jahren gesagt, wäre ich wohl beleidigt gewesen. Auch Wahrnehmung verändert sich, und der Blick, mit dem wir auf die Dinge schauen und diese bewerten. Und die Dinge ändern sich rasend schnell, wie wir alle merken.
Zu erkennen, was Mensch-gemacht oder von der KI generiert ist, wird immer schwieriger. Deshalb sei an dieser Stelle erwähnt: dieser Text und das neue Logo tragen zu 100 % meine persönliche Handschrift. Fehler nehme ich dabei in Kauf (#Fehlerkultur). Konventionelle digitale Werkzeuge wie Macbook und die Affinity Suite kamen selbstverständlich zum Einsatz.
Der kalligraphische Stil des Logos samt ausgeprägtem Strichstärkenkontrast transportiert meines Erachtens besser, worum es im Design Tagebuch geht. Gerade das Bemühen um eine objektive Einordnung und eine faire, persönliche, gleichwohl kritische Bewertung sind es, die das dt ausmachen. Diesen Markenkern möchte ich auch im Logo sichtbar machen und denke, dass die neue Form eine geeignetere visuelle Entsprechung hierfür ist. Eben da sie nicht das Technische, sondern das Handwerkliche betont. Und es geht im dt ums Geschichtenerzählen. Markengeschichten, die von Menschen geschrieben werden.
Neben dem Logo wird im Blog sukzessive auch ein davon abgeleiteter grafischer Stil Einzug halten. Ohne vom eigentlichen Inhalt und den Themen abzulenken, hoffe ich.
Nun freue ich mich auf die nächste Dekade Designdiskurs mit Euch.
Kreative Momente wünscht
Achim
Das neu, kalligraphische Logo ist für meinen Geschmack viel zu altmodisch und unpassend für ein Design Tagebuch. Das alte Logo wurde dem Anspruch besser gerecht. Das neue Logo ist wie aus der Zeit gefallen, hat den Anschluß verpasst. Das Logo des dt sollte m.E. aber eher mit der Zeit gehen, aktuell, vielleicht auch modern sein. Das neue Logo ist es leider nicht.
Die Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Eher erinnerten mich der Verzicht auf Majuskeln sowie die alte Schriftart des Logos an ein typisches Designelement der 1970er, also ein halbes Jahrhundert alt. Ich fand das alte Logo wirklich altbacken in dem Sinne, wie altbacken jetzt halt die 70er für mich Nachgeborenen erscheinen.
Ich glaube, dass der Blogbetreiber ein Zeichen der Gegenwart gut erkennt. Im Zeitalter der KI und omnipräsenter Bildschirmtexte, perfekter Drucke usw. ist die Kulturtechnik der Handschrift, gar der Anspruch einer “schönen”, zumindest geübten, Handschrift, ziemlich aus dem Alltag verschwunden.
Das gibt der Handschrift und Assoziation daran eine ganz neue Wertigkeit.
Das neue dt ist in den wichtigsten Punkten einer Logobewertung, der Wiedererkennung und der Einzigartigkeit super. Weit entfernt vom Gestaltungsbrei sogenannter Modernität. Und man darf “Rechts” nicht die Fraktur überlassen. Auch die Buchstaben sehr schön gemacht. Jetzt noch ein großartiges Erscheinungsbild, bitte.
Ich fand es zunächst ungewohnt und sehr “aneckend”. Aber je länger ich drauf starre, desto besser gefällt es mir. In jedem Fall wird mehr Charakter transportiert als beim aalglatten alten Logo. Ich finde außerdem die neuen Farben ganz spannend und hoffe, die wirken sich auch auf das Blog-Design aus. Das knallige gelb wirkt nämlich noch verstaubter als es das alte Logo schon war.
Ich bin kein Grafikdesigner, lese aber Ihre mir immer nachvollziehbaren Kommentare sehr gerne, doch das neue Logo leuchtet mir überhaupt nicht ein — es kommt mir so vor, als würde Volkswagen sein Logo jetzt in Fraktur machen. Was würden Sie dazu sagen?
Ob Du meinen Kommentar freischaltest oder nicht, ist mir völlig gleichgültig. Das neue Logo ist einfach: Nur schrecklich! Lässt mich an Deinem Fachwissen zweifeln. Dieser Mittelalter/Nazitouch- wie kommt man auf sowas? Bin irgendwie sprachlos…
Frakturschrift hat historische Wurzeln und einen wichtigen Platz in der Geschichte. Hunderte Jahre lang hat sie das Schriftbild und die Kultur in Mittel- und Nordeuropa geprägt und stellt einen wichtigen Teil europäischer Geschichte dar. Damit ist es sehr einfältig, sie nur als „Nazischrift“ zu betiteln. Gegen Ende des dritten Reichs, wurde sie als sog. „Judenlettern“ aus der “Corperate Idenetity“ der Nazis sogar offiziell verbannt.
In Frakturschrift verfasste, spätmittelalterliche Schriftdokumente, stehen noch heute für große Handwerkskunst und deren Ästhetik scheint kaum bestreitbar zu sein. Insofern ist es weder verwerflich, noch aus der Luft gegriffen, sie in moderne Ästhetik einzuarbeiten.
Meine persönliche Meinung: Wenn du die Hunderten Beiträge hier verfolgst und dann aufgrund eines einzelnen Logos, welches du nicht zu verstehen scheinst, die Kompetenz des Verfassers hier anzweifelst, mag es vielleicht an dir liegen, nicht am Logo.
Und wenn du Frakturschrift als Nazischrift betitelst, würde es nicht schaden, in gewissen Bereichen deinen Horizont zu erweitern.
Wie es schon oft gehört, kann man es leider nicht jedem gerecht werden. Das neue Logo mit seiner kalligrafischen Anmutung verleiht dem Blog eine frische, persönlichere Note. In der neuen Welt voller KI generierten Inhalten, kann es eine Herausforderung sein, die persönliche Note und die Handschrift eines Autors in den digitalen Medien beizubehalten.
Mit einer derart regen Diskussion habe ich nicht gerechnet. Zumal ich den Beitrag nicht einmal auf Social Media geteilt hatte.
Es ist klar, dass das Logo nicht jedem gefällt. So wie das bisherige Logo auch nicht allen gefallen hat. Und wie das zukünftige, vielleicht in 10, 15 Jahren, auch nicht allen gefallen wird. Eine kontroverse, lebendige Diskussion, ganz allgemein gesprochen, ist sicherlich kein Indikator in Bezug auf die Qualität eines Designs. Sie ist allerdings Ausdruck dafür, dass die Marke in gewisser Weise emotional bewegt. Und deshalb freue mich über die vielen Kommentare, egal ob in diesen positive oder negative Kritik geübt wird.
Beim Erzählen von Markengeschichten, und Corporate Design ist nichts anderes, braucht es eine gewisse Resilienz. Eine gesunde Portion Widerstandsfähigkeit, bei Gegenwind nicht gleich umzukehren. Alle Designer, Agenturen wie auch Auftraggeber und Unternehmen, die schon einmal von den Medien, von Lokalredakteuren oder auf Facebook von Usern für ein Redesign kritisiert wurden, zum Teil auf üble Weise und in einer ganz anderen Tonart als sie hier gepflegt wird, wissen, was ich damit meine. Diese Zuversicht, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist, und dass sich in dem kalligraphischen Zeichen besser artikuliert, was das Design Tagebuch ausmacht, die habe ich.
Es ist ein lebendiges, kontrastreiches, non-konformistisches, offenes, sogar multidimensionales Zeichen, wie dt-Leser Steffen anmerkt, und somit, wie ich finde, eine passende visuelle Entsprechung für das Design Tagebuch. Der kalligraphische Duktus ist natürlich auch eine Referenz auf den Namen dieses Blogs. Tagebuchschreiben ist etwas Individuelles, Persönliches, Emotionales, Handgemachtes. Nichts, was die KI oder jemand anderes übernehmen kann. Auch die Beziehung von uns Menschen zu Marken ist von großer Emotionalität geprägt – Emotion schlägt bekanntlich Ratio. All diese Facetten, und noch mehr, finden im neuen Signet und dem damit verbundenen visuellen Stil ihren Ausdruck.
Die Freiheit sich so auszudrücken, wie er/sie es für gut, richtig und passend empfindet, gilt für Schriftsteller, Schauspieler, Musiker, Künstler aller Disziplinen, für Designer und Kreativschaffende gleichermaßen, auch für Journalisten. Und zwar ungeachtet einer (vorgeblichen) Mehrheitsmeinung. Ratlosigkeit oder auch Sprachlosigkeit, siehe dt-Leser Tom, gilt es in diesem Zusammenhang, auch wenn es zuweilen schwer fallen mag, auszuhalten. Mitunter brauche ich viele Tage, manchmal Wochen, in einigen Fällen Jahre, um eine (halbwegs) klare Position zu einem Thema zu beziehen. Mich macht es beispielsweise ratlos, heute mehr als vor 13 Jahren, dass nun offenbar ein einziger Satz, ein flüchtiger Blick, ein kurzer Post oder ein einzelnes (aus dem Zusammenhang gerissene) Foto als ausreichend betrachtet werden, um eine Person (ein Unternehmen, eine Organisation, Regierung etc.) beurteilen respektive verurteilen zu können. Das geht mir zu schnell.
So gesehen kann das Zeichen auch als eine Reminiszenz an die jahrhundertealte Kultur der Kunst des schönen Schreibens verstanden werden – Kalligraphie (altgriechisch kállos = „Schönheit“ und gráphein = „schreiben, zeichnen“). Keine Rückbesinnung, der „guten alten Zeiten“ wegen, im Sinne eines Festhaltens am Bewährten. Vielmehr der Versuch bereits Erfahrenes und ehemals Gelerntes auf neue Weise zu kultivieren. Eine transformative Kraft beschreibend.
Nun freue ich mich auf viele weitere spannende Markengeschichten.
Ein inhaltlich durchaus glaubwürdiges Statement! Und dass das neue Logo ein Kalligramm simuliert, ist klar erkennbar. Aber mit Betonung auf „simuliert“! Auch die hier von einigen so geschasste Fraktur ist im Ursprung eine kalligrafische Schrift, die mit Federkielen geschrieben wurde. Nur warum wurde dann nicht gleich – ganz klassisch – mit echter Feder und Tusche auf Papier gearbeitet? Eigentlich ist das Logo ja doch nur eine angedeutete oder zitierte Kalligraphie, umgesetzt mit einem Grafikprogramm. Wieso mussten die wenigen Lettern unbedingt am Computer gezeichnet werden? Dieses gestochen Perfekte wirkt leider immer auch etwas mechanisch und seelenlos. Eine persönliche „Handschrift“ ist kaum mehr erkennbar. Auch in Japan ist Kalligraphie ein bis heute zelebriertes Kulturgut, nur eben mit dem Pinsel statt mit dem Federkiel. Dort käme niemand auf die Idee, die bedächtig zu Papier gebrachten Schriftzeichen statt mit Pinselquast plötzlich auf dem Rechner zu schreiben. Anscheinend ist die authentische Rückbesinnung auf echtes Schreiben mit der Hand in diesen digitalen Zeiten furchtbar verpönt. Nur noch aalglatte Vektoren und Pixel.
Ein Logo muss wiedererkennbar sein und auch stark verkleinert funktionieren. Das wird mit einer von Hand gezeichneten Form (mit Pinsel oder Stift) nur selten klappen, weil die Struktur der Linien verloren geht und die Linien ausfransen.
Genau wie detaillierten Universitätssiegel immer wieder Logodesigner vor vergleichbare Probleme stellt.
Naja, einen Pinsel kann man schon so halten, dass da nix allzu Dünnes im Aufstrich erzeugt wird: Die dünne Haarspitze des klassischen Kalligrafie-Pinsels behutsam abstumpfen (= kappen), den händischen Druck modifizieren, die Farb- und auch Flüssigkeitsmenge modifizieren. Zumindest in der japanischen Kalligrafie hält man den Pinsel in der Regel senkrecht, das hilft.
Pinsle privat ab und an chinesisch und japanisch herum.
Nur ein kleiner Hinweis für die Logoumstellung: In diesem Kreis, der rechts unten für eine Mitgliedschaft wirbt, erscheint ja nach dem Wegklicken auch das dt-Logo. Hier wird allerdings noch die alte Version angezeigt.
Vielen Dank! Schon korrigiert.
Mich hat das Logo auch etwas überrascht; etwas schade finde ich, dass es im Favicon kaum erkennbar ist. Oder ich brauche eine Brille… Für meinen Geschmack ist der Strich beim T definitiv zu klein, aber immerhin unterscheidet es sich jetzt deutlicher von den DT Transporte (http://www.dttransporte.de/) dessen LKW ich mal auf der Autobahn überholt habe.
Ach, sieh’ einer an, das Logo gab es also tatsächlich schon mal in ähnlicher Form, nur eben von einer Spedition – das wusste ich bisher auch noch nicht! Zwar immerhin branchenfern, aber die Ähnlichkeit ist/war dennoch frappierend! Das ist eben das Problematische mit dieser Unart von Abkürzungen. Warum muss auch „Design Tagebuch“ unbedingt zu „dt“ abgekürzt werden? Ein DT gibt es schon vom Deutschen Theater; und im Internet wird beispielsweise Donald Trump mittlerweile oft nur auf DT verkürzt. Wer weiß, wie viele DT und dt es noch so gibt. Als iconische Wort-Bildmarke lassen sich zwei langweilige Buchstaben nur selten gelungen darstellen. Was hätte bloß dagegengesprochen, Design Tagebuch als gänzlich ausgeschriebene Wort-Bild-Marke abzubilden, meinetwegen in einer schönen geschwungenen Handschrift-Typo, zumal das viel eindeutiger auf „Tagebuch-Schreiben“ verwiesen hätte? Schade eigentlich – und eine vertane Chance vielleicht …