Das Design Tagebuch hat ein neues Logo. Es war an der Zeit, wie es so schön heißt. Die vor dreizehn Jahren eingeführte Bildmarke macht Platz für ein Zeichen mit kalligraphischer Anmutung.
Nur so zur Einordnung. Als ich hier im Blog im März 2010 auch auf das bis dahin letzte Logo-Update eingegangen bin, gab es Instagram (2010), Pinterest (2010), Snapchat (2011) und TikTok (2016) noch nicht. Fukushima war lediglich eine Präfektur in Japan und noch kein Synonym für „Nuklearkatastrophe“. Die Krim war noch keine von Russland annektierte (2014) Halbinsel. Themen wie kulturelle Aneignung und Gendern fanden in den Medien so gut wie nicht statt. Elon Musks Bekanntheit hielt sich in engen Grenzen – damals wurde er in Wirtschafts- und Finanzkreisen noch wertschätzend als „visionäre Führungspersönlichkeit“ und „unternehmerisches Naturtalent“ betitelt. Was sich in etwas mehr als einer Dekade so alles ändern kann.
Und klar, auch das dt hat sich seit 2010 inhaltlich verändert. Plakatanalysen zu Bundestags- und Landtagswahlen wurden veröffentlicht, auch Studien kamen hinzu, in denen die Arbeitswelt von Kreativschaffenden beleuchtet wurde. Vielfach habe ich in Beiträgen seitdem auf unfaire Pitches und Ausschreibungen aufmerksam gemacht – ein Kampf gegen Windmühlen. Seit Mai 2016 sind zudem in dt-Beiträgen allgemeine, beschreibende Informationen und persönliche Meinung getrennt, ganz bewusst. Meine Bewertung und Einordnung erfolgt seitdem in einem separaten Beitragskommentar, um ihn so beim Lesen leichter, schneller erfassen zu können.
Das Design Tagebuch ist somit nicht nur ein Bewegungsradar für Designthemen und Rebrandings. Es ist darüber hinaus ein Ort substanzieller Kritik im Themenfeld Kommunikationsdesign. Für die Kritik bin nicht ich alleine als Autor verantwortlich. Dank fachkundiger Kommentatoren und einem von gegenseitigem Respekt geprägten Umgang findet im dt ein reger und konstruktiver Austausch über Designthemen statt. Seit 2010 wurden im dt knapp 64.000 Kommentare verfasst. Mein großer Dank an all jene, die sich in dieser Weise hier einbringen und die das dt unterstützen!
Mehrere dt-Leser waren es auch, die mich per Mail darauf aufmerksam gemacht hatten, dass von dem bisherigen dt-Logo, 2010 auf Basis der Schrift Bauhaus von mir gestaltet, eine Dublette existiert. Seit ein paar Jahren hat man gute Chancen dem Signet, da es LKW ziert, auf der Autobahn zu begegnen. Was mich nie gestört hat. Auch, weil sich das dt ausschließlich auf der Datenautobahn bewegt. Verwechslungsgefahr ausgeschlossen.
Was ich hingegen zunehmend als störend und unpassend empfand, ist der technische, unpersönliche Charakter dieses linearen, geometrischen Zeichens, das in etwa so viel Emotionalität versprüht wie eine Rohrleitung. Hätte mir das jemand vor dreizehn Jahren gesagt, wäre ich wohl beleidigt gewesen. Auch Wahrnehmung verändert sich, und der Blick, mit dem wir auf die Dinge schauen und diese bewerten. Und die Dinge ändern sich rasend schnell, wie wir alle merken.
Zu erkennen, was Mensch-gemacht oder von der KI generiert ist, wird immer schwieriger. Deshalb sei an dieser Stelle erwähnt: dieser Text und das neue Logo tragen zu 100 % meine persönliche Handschrift. Fehler nehme ich dabei in Kauf (#Fehlerkultur). Konventionelle digitale Werkzeuge wie Macbook und die Affinity Suite kamen selbstverständlich zum Einsatz.
Der kalligraphische Stil des Logos samt ausgeprägtem Strichstärkenkontrast transportiert meines Erachtens besser, worum es im Design Tagebuch geht. Gerade das Bemühen um eine objektive Einordnung und eine faire, persönliche, gleichwohl kritische Bewertung sind es, die das dt ausmachen. Diesen Markenkern möchte ich auch im Logo sichtbar machen und denke, dass die neue Form eine geeignetere visuelle Entsprechung hierfür ist. Eben da sie nicht das Technische, sondern das Handwerkliche betont. Und es geht im dt ums Geschichtenerzählen. Markengeschichten, die von Menschen geschrieben werden.
Neben dem Logo wird im Blog sukzessive auch ein davon abgeleiteter grafischer Stil Einzug halten. Ohne vom eigentlichen Inhalt und den Themen abzulenken, hoffe ich.
Nun freue ich mich auf die nächste Dekade Designdiskurs mit Euch.
Kreative Momente wünscht
Achim
Erinnert mich an Kalligraphien aus dem arabischen Raum. Das ist ohne Wertung, diese gefallen mir. Es passt für mich aber weniger gut zum Designtagebuch, ist das doch eher eine traditionelle Kunst.
Interessant! Angesichts des Zeitpunktes hatte ich ähnlich der visuellen Solidaritätsbekundungen für die Ukraine erst für einen kurzen Moment eine Reaktion auf die politischen Ereignisse in Nahost vermutet. Aber dafür wäre es dann nicht eindeutig genug gewesen.
Ich empfinde das neue Logo noch etwas als einen Fremdkörper hier. Es noch fehlen Elemente, welche den Stil in die übrige Gestaltung tragen wie ich finde.
Übrigens, das Favicon ist noch das alte. Das wird spannend, wie das neue Logo stark verkleinert rüberkommt.
Dank Dir Christoph.
Eine kleine Darstellung ist bereits im dt+-Symbol eingebunden. Hier brechen die dünnen Linien selbstverständlich weg. Das ist in diesem Anwendungskontext jedoch in Kauf zu nehmen.
Mir geht es so, das es “altdeutsch” auf mich wirkt. Und leider nicht im positiven Sinne. Das alte Logo hat mir persönlich besser gefallen.
Eine kleine Empfehlung bei der Gestaltung des graphischen Stils der Seite im Allgemeinen: Ich beobachte bei vielen Menschen, dass sie Dunkelmodi beim Surfen verwenden. Auch ich verwende das DarkReader-Addon des Firefox. Websites sehen dadurch anders aus, manchmal sehr anders. Vielleicht kann man das bedenken und die Seite so gestalten, dass es auch mit solchen Dark-mode-Addons gut aussieht.
Beispiel: Während das Logo in der oberen Menüleiste normalerweise auf weißem Hintergrund auf der weißen Leiste dargestellt wird, erscheint es im Darkmode in einem engen weißen Rechteck auf dunkelgrauer Leiste. Würde man dieses Rechteck, das man in der normalen Ansicht nicht wahrnimmt, größer halten, würde es die Wirkung von “dt” nicht durch Einengung beeinflussen. Es gibt auch manche Website-Teile, die den Farbwechsel durch das Addon zulassen. Dann wäre das “dt” weiß und das Rechteck wie die Menüleiste dunkelgrau.
Ich bin ein bisschen geneigt, “Jt” zu lesen, da die Punze des d nach oben hin offen ist. Das wäre mein einziger Kritikpunkt an der sonst schönen Idee.
Dark-Mode-Addon ist eine Krücke für Webseiten, die keinen Dark-Mode anbieten. Mit CSS’ prefers-color-scheme kann man die Systemeinstellung (hell oder dunkel) im Browser bekommen und entsprechend eine dunkel designte Alternativseite angezeigt bekommen. Diese muss von Achim gebaut werden, aber das wäre der eigentlich Wunsch. Oder?
Vorneweg: eine gute Idee! Zwei Dinge stören mich allerdings ein wenig:
Zum einen der starke Kontrast bzw. die dünnen Waagrechten. Auf dem Handy lese ich eher dl oder Jl. Ja, natürlich muss ein einmal erlerntes Logo nicht lesbar sein, aber schaden tut gute Lesbarkeit wohl trotzdem nicht, zumal man sie hier, scheint mir, mit relativ geringen Änderungen erreichen könnte.
Zum anderen verstehe ich nicht, warum der Querbalken des t tatsächlich waagrecht ist, anstatt dem sonst verwendeten Aufwärtswinkel der Buchstaben zu folgen. Ist das ein bewusster Bruch, wenn ja, warum? Auf mich wirkt es vor allem inkonsequent und dadurch unsauber.
Ja, die Haarlinien sollten etwas dunkler ausfallen. In kleinen Abbildungsgrößen brechen sie weg (siehe Thumbnails dt+Kennzeichnung) und selbst in der Darstellung oben sind sie immer noch so dünn, dass es bisher kaum Elemente weder bei Schrift noch bei Icons, etc. gibt welche an diese dünne Linienstärke heranreichen.
Ja, die dünnen Haarlinien sind mir auch aufgefallen. Auch das, was Roger beobachtet, passiert bei mir. Das Argument, dass ein erlerntes Logo nicht lesbar sein muss, teile ich in diesem Zusammenhang nur bedingt. Da der Autor dieses Blogs regelmäßig Kleinteiligkeit und fehlende Skalierbarkeit von Logos bei Unternehmen kritisiert, darf man diese Kritik nun dem Autor ebenso berechtigt entgegenhalten ;-)
Unabhängig davon: Das Logo will nach meinem Empfinden jetzt nicht mehr zum Layout des Blogs passen. Es wirkt weniger wie aus einem Guss, das Gesamtkonzept scheint durchbrochen. Insgesamt verwundert es, dass in einem Design-Blog das Logo isoliert für sich ausgetauscht wird, ohne Hand an die Gestaltung im Übrigen zu legen…
Das Logo sieht toll aus, mir gefällt’s sehr gut. Allerdings passt es jetzt meiner Meinung nach nicht mehr so gut ins Design des Blogs – könnte man vielleicht die Überschriften noch anpassen um diesem kalligraphischen Look des Logos gerecht zu werden?
In den Key Visuals des Beitrags verwendest Du gesetztere Farben und einen “Wallpaper”-Look im Hintergrund. Wäre es nicht gut, die Farben auch ins Blog übergehen zu lassen?
Ich finde der sehr intensiv gelbe Strich und die Kontrastfarbe beißen sich zu dem Logo, das eher zu den weniger saturierten Farben passt.
Joa, ganz nett. Passt nur leider gar nicht zum restlichen Design des dt-Blogs at all. Die Website sieht immer noch nach dem 2010 aus und das Logo ruft nun etwas zu sehr “Lifestyle”. Spannend wie es hier weitergeht.
Oops, ich bin ein bisschen irritiert. Überarbeitungen des Bestehenden sind mir in der Regel und solange sich nicht der Kern der Marke ändert lieber als solche kompletten Neuerfindungen. Von daher frage ich mich, ob es nicht eine behutsamere Renovierung auch getan hätte, besser getan hätte. Und, sorry, ich weiß, das ist jetzt ganz unbedarft und wirklich nur aus dem Bauch heraus (ich kenne z.B. Achims fundierten Beitrag zum Apotheken-A): Es hat für mich irgendwie etwas unangenehm Rechtslastiges, Runen-artiges, gerade vor dem vergilbten Hintergrund. Das ist das, was mich auf der spontanen, emotionalen Ebene schon ziemlich stört. Bei genauerem Hinsehen rutscht zudem das d optisch nach oben, während das t weiter unten hängt. So richtig ausgewogen ist das für mein Auge nicht, aber vielleicht ist das ja auch irgendwie Absicht, dass es erst aufwärts und dann wieder abwärts geht. So leid es mir tut, aber die große Begeisterung löst das alles bei mir nicht aus. Das Design Tagebuch bleibt aber hoffentlich inhaltlich so wie es ist, dann bin ich zufrieden.
Mir gefällts sehr gut.
Trotzdem hab ich jetzt Lust auf ein Glas Asahi.
:-) Na dann zum Wohle
Besten Dank für die Kritik, positiv wie negativ. Auch für die Anregungen!
In dem Tab oben im Browser wird noch das alte Logo angezeigt.
Das kann auch am Browser liegen. Ich habe Safari am Mac, und bei meiner privaten Seite sehe ich immer noch bei manchen URLs das alte Favicon statt des Neuen, welches schon seit Jahren dort ist (und in anderen Browser und auf Safari bei anderen Geräten funktioniert). Browser können da sehr zickig sein.
Danke Martin!
Wurde korrigiert. Aber wie Florian bereits schrieb, sind einige Browser-OS-Umgebungen, insbesondere Safari/iOS, teilweise sehr schwer davon zu überzeugen die aktuelle Grafik zu laden, Cache-bedingt.
Tut mir leid, aber auf mich strahlt das Logo die Ästhetik der 1930er Jahre aus und weckt damit keine positiv besetzten Assoziationen. Im Gegenteil: Ich bin in den späten 60er Jahren geboren und bei meiner Oma gab es Bücher aus der Zeit des “1000-jährigen Reichs”, die solche Schrift verwendeten. An sowas musste ich leider spontan denken, als ich das neue “dt”-Logo zum ersten Mal sah.
Wie kann das sein? Bauhaus, De Stijl, Art déco, Kandinsky, Klee, Mondrian, Breuer, Mies van der Rohe …
Diese Art von Schrift verbinde ich eben mit dem, was von 1933 bis 1945 in Deutschland kulturell angesagt war. Kann natürlich an meinem Alter liegen, dass ich als Kind im Haus meiner Oma noch Kontakt mit Überbleibseln aus jener Zeit hatte und deshalb eine persönliche Vorprägung mitbringe, die bei anderen nicht existiert.
Aber schau mal, in welcher Schriftart 1923 das Logo vom Hetzblatt “Der Stürmer” gedruckt wurde. Hier sehen wir ebenso eine kalligraphische Schrift mit Serifen: https://www.abebooks.com/first-edition/St%C3%BCrmer-Sonderblatt-Kampfe-Wahrheit-Juni-1923/30826923272/bd Ich finde deshalb derartige Schriften nicht ganz unproblematisch, wenn sie heute noch verwendet werden.
Mit dem Bauhaus, Marcel Breuer, Mies van der Rohe hätte ich eher die bisherige äußerst gradlinige Gestaltung des dt-Logos in Verbindung gebracht.
War ja klar, dass es wieder einen gibt, der da irgendne Verbindung zu Nazis sieht… Erinnert mich direkt an die Leute, die das Rock am Ring Logo als Nazilogo bezeichnet haben, weil sie da Runen sehen.
Es gibt da nicht den „wieder einen“,bestimmte Assoziationen sind eben nicht wegzuleugnen.
Geht mir bei diesem Logo genauso. Versuch mich darüber hinwegzuretten indem ich an Untersetzerstickereien meiner Oma denke. Ähnliche Formensprache. Das lenkt mich ein wenig von meiner primären Assoziation ab.
Um weitere, andere, unterschiedliche Assoziationsräume zu öffnen …
Wer lesen mag: Ist das deutsche Apotheken-Logo so scheiße und Fraktur eine „Nazi-Schrift“, wie Jan Böhmermann behauptet?
Das neue Logo ist sicherlich gewagt. Aber anders als einige Vorredner finde es eher mutig und auch auf gewisse Weise “überfällig”, im Sinne von: Wann scheren wir endlich nicht mehr alles über einen Kamm?! Sicherlich lässt sich hier eine Art Fraktur erahnen, aber dennnoch waren nicht die Nazis die Urheber von solchen Schriften, selbst wenn ähnliche Stile auch in diese Epoche fallen. Eine Kalligraphie wie mit Feder oder Füller gezeichnet ist eine uralte Kunstform. Nicht ohne Grund verwenden wir oft solche Schriften auf Urkunden und wertvollen Schriftstücken.
Kleine Kritik auch von mir: Das t sieht tatsächlich etwas tief aus, aber vielleicht war das so gewollt?
@Martin: Das Favicon-Problem ist eine alte Hacke und es scheint bei all der modernen Technik bisher noch keine ordentliche Lösung zu geben, dass einfach immer das Aktuelle geladen wird.
@Christian Rothe: Das “1000-jährige Reich” ist ein biblisch/christlicher, meist in die Zukunft datierter Zeitabschnitt (in Richtung Endzeit). Ich denke, Du meinst das “Dritte Reich”.
Danke Paddy.
d und t sitzen aus der selben Grundlinie. Ein optischer Randausgleich, in diesem Fall wie von Dir angedacht nach oben hin, hätte das t zu hoch und damit in der Luft hängend aussehen lassen.
Als Laie sehr interessant zu lesen, dass – sobald man das t auch nur ein bisschen nach oben rückt – es quasi gleich „umspringt“ und zu hoch sitzt und es also keinen „Mittelweg“ gibt.
P.S.: Die Bearbeiten-Funktion ist super.
Ich bin auch der Meinung, dass das t optisch zu tief steht. Man müsste den Fuß des kleinen t’s etwas nach oben verschieben ohne es im gesamten über die Oberlänge zu positionieren. Ich denke, das wäre schon sinnvoll bei nur 2 Buchstaben. Würde auch einen Screenshot anhängen, wenn es denn gehen würde :-)
Das neue Logo finde ich aber gelungen und kann die Assoziationen zu dem Braunen Gesox nicht nachvollziehen. Frakturschriften gibt es ja, wie alle wissen, schon länger als in der NSDAP-Epoche!
Ob das Logo nun zum jetzigen Template passt, ist die Frage… ich meine nicht ganz! Vielleicht kommt da ja noch was :-)
Lang erwartet, heiß ersehnt und gut gelungen
Schön, finde ich sehr gelungen. Und es hat mehr inhaltliche und optische Tiefe als das vorherige.
Das Favicon im Browser zeigt aber noch das Alte an.
Neben den schon angesprochenen Punkten (Leserlichkeit, Assoziationen, Bruch mit der Gesamtanmutung der Seite) beschäftigt mich v.a. noch ein weiterer:
“Gerade das Bemühen um eine objektive Einordnung und eine faire, persönliche, gleichwohl kritische Bewertung sind es, die das dt ausmachen.”
Von all diesen Attributen vermittelt das neue Logo für mich in erster Linie und mit großem Abstand “persönlich” (vllt. auch noch “kritisch”). Objektivität und Fairness strahlt es für mich nicht im Geringsten aus – im Gegensatz zum alten. Ich kann dir nur zustimmen, dass das alte Logo völlig unemotional und unpersönlich war, aber gerade deshalb hat es diese beiden Attribute für mich viel besser transportiert. Das alte Logo hatte für mich (im positiven Sinne) die Anmutung einer Institution, das neue macht das dt (im negativen Sinne) wieder zu einem Blog.
Tatsächlich stellt sich mir die Frage, ob “persönlich” und “objektiv” visuell überhaupt irgendwie vereinbar sind, sind sie doch eigentlich Antonyme.
Ich sag es vorneweg, ich bin kein Designer und habe vielleicht gar nicht das Recht hier herum zu kritisieren. Aber ich verfolge aus reiner Leidenschaft für gutes Design seit Jahren diesen Blog. Zum neuen Logo des dt muss ich nun gestehen: ich habe wirklich lange versucht, keine Assoziationen zu den Schriftzügen und Runen-Zeichen der NS-Diktatur zu bekommen – aber die Assoziationen kommen einfach, die fragen nicht, ob sie kommen dürfen oder nicht… Ja, das neue Logo hat etwas kaligraphisches… aber für mich geht es in die falsche Richtung, wirkt leider rückwärts- statt zukunftsgewandt… Kann man daran vielleicht doch noch einmal Hand anlegen???
Das ist immer wieder “lustig” wie solche Assoziationen entstehen, nachdem grade die NS-Diktatur die Frakturschrift als “Judenletter” abgeschafft hat. Nicht als persönlicher Angriff gemeint.
Ich finde dass das Logo viel weniger als gebrochene Schrift erscheint als vielmehr wie arabische Kalligraphie.
Zuerst, der Gedanke, dass das alte Logo inzwischen ein wenig aus der Zeit gefallen war, den kann ich voll nachvollziehen.
Der zweite Gedanke war der, dass mich die neuen Lettern ganz stark an Frakturschriften erinnern. Mit all den Implikationen, die das so mit sich bringt. Auch wenn sie nicht von den Nazis erfunden worden, werden sie heute stark mit dieser Zeit verbunden. Viele andere Symbole sind in bestimmten Zeiten mit etwas verbunden, erfahren dann aber manchmal auch eine Umdeutung. Bedeutungen sind nie in “Stein gemeiselt”. Wie alles sind sie im Fluss.
Dennoch frage ich mich, Achim, ob dir die mögliche Symbolik klar war und wie du damit umgegangen bist? Denn natürlich kann man sich etwas bewusst sein, es dann aber trotzdem machen, um aus der Masse herauszustechen. Vielleicht auch ein wenig, um die Fraktur zu rehabilitieren. Vielleicht denken die Menschen in 10 oder 20 Jahren ganz anders darüber?
Möglicherweise sind dir bei der Arbeit daran andere Eigenschaften viel relevanter erschienen, welche für dich diese NS-Symbolik unrelevanter hat erscheinen lassen?
Übrigens hat es bei mir gerade auch das Favicon richtig geladen. Und in dieser Grüße haben die Buchstaben auch etwas Asiatisches.
Bin gespannt auf die weitere Diskussion hier.
Viele Grüße!
Tolles Thema und interessante Kommentare!
Meine Persönliche Meinung zum Logo, Wirklich gut!
Ich verfolge schon lange den Blog, und sehe/lese immer wieder wie ein neues mutiges Design erst mal für entsetzen sorgt (und oft geht es mir auch so). Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und später merkt man erst wie gut das Neue ist und wie schlecht das Bisherige war. Ich denke das wird hier auch passieren.
Das neue Logo bringt für mich mehr Seriosität auf die Platform, es erinnert mich an die New York times oder auch an Zeit.de quasi vertrauensvolle Nachrichtendienste?… Gleichzeitig finde ich das Logo total modern, gerade durch den Wechselstrich und den dünnen Linien und dem hohen Kontrast.
Ich denke das Logo ist sehr Zukunftsweisend, es brauch nur eine gewisse Zeit bis es etabliert ist.
Kritik gibt es dennoch, was mir überhaupt nicht gefällt sind die Hintergrunde der Logo Präsentation. Die wirken für mich wieder wie 2010. Meiner Meinung nach wirkt so ein Logo nur auf ruhigen einfarbigen Hintergründen ohne viel tam tam, quasi so wie es in der Navigation auch angezeigt wird Schwarz auf Weiß.
Dennoch sehr gute Arbeit!
Das alte Typologo:
Schade, die interessante sichtbar-unsichtbare Whitespace-Ligatur ist weg. Hatte die immer etwas bewundert. Das hatte etwas raffiniert Verbindendes, ob man jetzt die Schrift Bauhaus mochte oder nicht.
Das neue Kalligrafie-Logo:
Ein Statement. Gegen Unpersönliches, ja auch gegen das Digitale will es mir scheinen. Als Designstudent liebte ich im Kalligrafie-Unterricht zwar die Blattfeder, diesen Gegensatz der extrem dünnen Auf- und extrem dicken Abstriche – und was man manuell alles mit verschiedenen Winkeln wie Satinbänder anstellen kann. So eine Typo ist für mich jedoch ebenfalls wie die Schrift Bauhaus aus der Zeit gefallen.
Mein Fazit: Lettering, warum nicht. Muss es so rückwärtsgewandt-jugendstilig sein? (Ja, ich weiß, in mancher House- oder Tekknoszene ist Jugendstil-Anmutung sehr angesagt.)
Vermisse persönlich moderneres, innovativeres Lettering mit einer formalen Idee darin. Mehr Schwung, weniger steif.
Irgendwie sehe ich im Logo einen 3D-Effekt. Man kann sich die Buchstaben als gebogene Blechstücke vorstellen.
Das neu, kalligraphische Logo ist für meinen Geschmack viel zu altmodisch und unpassend für ein Design Tagebuch. Das alte Logo wurde dem Anspruch besser gerecht. Das neue Logo ist wie aus der Zeit gefallen, hat den Anschluß verpasst. Das Logo des dt sollte m.E. aber eher mit der Zeit gehen, aktuell, vielleicht auch modern sein. Das neue Logo ist es leider nicht.
Die Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Eher erinnerten mich der Verzicht auf Majuskeln sowie die alte Schriftart des Logos an ein typisches Designelement der 1970er, also ein halbes Jahrhundert alt. Ich fand das alte Logo wirklich altbacken in dem Sinne, wie altbacken jetzt halt die 70er für mich Nachgeborenen erscheinen.
Ich glaube, dass der Blogbetreiber ein Zeichen der Gegenwart gut erkennt. Im Zeitalter der KI und omnipräsenter Bildschirmtexte, perfekter Drucke usw. ist die Kulturtechnik der Handschrift, gar der Anspruch einer “schönen”, zumindest geübten, Handschrift, ziemlich aus dem Alltag verschwunden.
Das gibt der Handschrift und Assoziation daran eine ganz neue Wertigkeit.
Das neue dt ist in den wichtigsten Punkten einer Logobewertung, der Wiedererkennung und der Einzigartigkeit super. Weit entfernt vom Gestaltungsbrei sogenannter Modernität. Und man darf “Rechts” nicht die Fraktur überlassen. Auch die Buchstaben sehr schön gemacht. Jetzt noch ein großartiges Erscheinungsbild, bitte.
Ich fand es zunächst ungewohnt und sehr “aneckend”. Aber je länger ich drauf starre, desto besser gefällt es mir. In jedem Fall wird mehr Charakter transportiert als beim aalglatten alten Logo. Ich finde außerdem die neuen Farben ganz spannend und hoffe, die wirken sich auch auf das Blog-Design aus. Das knallige gelb wirkt nämlich noch verstaubter als es das alte Logo schon war.
Ich bin kein Grafikdesigner, lese aber Ihre mir immer nachvollziehbaren Kommentare sehr gerne, doch das neue Logo leuchtet mir überhaupt nicht ein — es kommt mir so vor, als würde Volkswagen sein Logo jetzt in Fraktur machen. Was würden Sie dazu sagen?
Ob Du meinen Kommentar freischaltest oder nicht, ist mir völlig gleichgültig. Das neue Logo ist einfach: Nur schrecklich! Lässt mich an Deinem Fachwissen zweifeln. Dieser Mittelalter/Nazitouch- wie kommt man auf sowas? Bin irgendwie sprachlos…
Frakturschrift hat historische Wurzeln und einen wichtigen Platz in der Geschichte. Hunderte Jahre lang hat sie das Schriftbild und die Kultur in Mittel- und Nordeuropa geprägt und stellt einen wichtigen Teil europäischer Geschichte dar. Damit ist es sehr einfältig, sie nur als „Nazischrift“ zu betiteln. Gegen Ende des dritten Reichs, wurde sie als sog. „Judenlettern“ aus der “Corperate Idenetity“ der Nazis sogar offiziell verbannt.
In Frakturschrift verfasste, spätmittelalterliche Schriftdokumente, stehen noch heute für große Handwerkskunst und deren Ästhetik scheint kaum bestreitbar zu sein. Insofern ist es weder verwerflich, noch aus der Luft gegriffen, sie in moderne Ästhetik einzuarbeiten.
Meine persönliche Meinung: Wenn du die Hunderten Beiträge hier verfolgst und dann aufgrund eines einzelnen Logos, welches du nicht zu verstehen scheinst, die Kompetenz des Verfassers hier anzweifelst, mag es vielleicht an dir liegen, nicht am Logo.
Und wenn du Frakturschrift als Nazischrift betitelst, würde es nicht schaden, in gewissen Bereichen deinen Horizont zu erweitern.
Wie es schon oft gehört, kann man es leider nicht jedem gerecht werden. Das neue Logo mit seiner kalligrafischen Anmutung verleiht dem Blog eine frische, persönlichere Note. In der neuen Welt voller KI generierten Inhalten, kann es eine Herausforderung sein, die persönliche Note und die Handschrift eines Autors in den digitalen Medien beizubehalten.
Mit einer derart regen Diskussion habe ich nicht gerechnet. Zumal ich den Beitrag nicht einmal auf Social Media geteilt hatte.
Es ist klar, dass das Logo nicht jedem gefällt. So wie das bisherige Logo auch nicht allen gefallen hat. Und wie das zukünftige, vielleicht in 10, 15 Jahren, auch nicht allen gefallen wird. Eine kontroverse, lebendige Diskussion, ganz allgemein gesprochen, ist sicherlich kein Indikator in Bezug auf die Qualität eines Designs. Sie ist allerdings Ausdruck dafür, dass die Marke in gewisser Weise emotional bewegt. Und deshalb freue mich über die vielen Kommentare, egal ob in diesen positive oder negative Kritik geübt wird.
Beim Erzählen von Markengeschichten, und Corporate Design ist nichts anderes, braucht es eine gewisse Resilienz. Eine gesunde Portion Widerstandsfähigkeit, bei Gegenwind nicht gleich umzukehren. Alle Designer, Agenturen wie auch Auftraggeber und Unternehmen, die schon einmal von den Medien, von Lokalredakteuren oder auf Facebook von Usern für ein Redesign kritisiert wurden, zum Teil auf üble Weise und in einer ganz anderen Tonart als sie hier gepflegt wird, wissen, was ich damit meine. Diese Zuversicht, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist, und dass sich in dem kalligraphischen Zeichen besser artikuliert, was das Design Tagebuch ausmacht, die habe ich.
Es ist ein lebendiges, kontrastreiches, non-konformistisches, offenes, sogar multidimensionales Zeichen, wie dt-Leser Steffen anmerkt, und somit, wie ich finde, eine passende visuelle Entsprechung für das Design Tagebuch. Der kalligraphische Duktus ist natürlich auch eine Referenz auf den Namen dieses Blogs. Tagebuchschreiben ist etwas Individuelles, Persönliches, Emotionales, Handgemachtes. Nichts, was die KI oder jemand anderes übernehmen kann. Auch die Beziehung von uns Menschen zu Marken ist von großer Emotionalität geprägt – Emotion schlägt bekanntlich Ratio. All diese Facetten, und noch mehr, finden im neuen Signet und dem damit verbundenen visuellen Stil ihren Ausdruck.
Die Freiheit sich so auszudrücken, wie er/sie es für gut, richtig und passend empfindet, gilt für Schriftsteller, Schauspieler, Musiker, Künstler aller Disziplinen, für Designer und Kreativschaffende gleichermaßen, auch für Journalisten. Und zwar ungeachtet einer (vorgeblichen) Mehrheitsmeinung. Ratlosigkeit oder auch Sprachlosigkeit, siehe dt-Leser Tom, gilt es in diesem Zusammenhang, auch wenn es zuweilen schwer fallen mag, auszuhalten. Mitunter brauche ich viele Tage, manchmal Wochen, in einigen Fällen Jahre, um eine (halbwegs) klare Position zu einem Thema zu beziehen. Mich macht es beispielsweise ratlos, heute mehr als vor 13 Jahren, dass nun offenbar ein einziger Satz, ein flüchtiger Blick, ein kurzer Post oder ein einzelnes (aus dem Zusammenhang gerissene) Foto als ausreichend betrachtet werden, um eine Person (ein Unternehmen, eine Organisation, Regierung etc.) beurteilen respektive verurteilen zu können. Das geht mir zu schnell.
So gesehen kann das Zeichen auch als eine Reminiszenz an die jahrhundertealte Kultur der Kunst des schönen Schreibens verstanden werden – Kalligraphie (altgriechisch kállos = „Schönheit“ und gráphein = „schreiben, zeichnen“). Keine Rückbesinnung, der „guten alten Zeiten“ wegen, im Sinne eines Festhaltens am Bewährten. Vielmehr der Versuch bereits Erfahrenes und ehemals Gelerntes auf neue Weise zu kultivieren. Eine transformative Kraft beschreibend.
Nun freue ich mich auf viele weitere spannende Markengeschichten.
Ein Logo muss wiedererkennbar sein und auch stark verkleinert funktionieren. Das wird mit einer von Hand gezeichneten Form (mit Pinsel oder Stift) nur selten klappen, weil die Struktur der Linien verloren geht und die Linien ausfransen.
Genau wie detaillierten Universitätssiegel immer wieder Logodesigner vor vergleichbare Probleme stellt.
Naja, einen Pinsel kann man schon so halten, dass da nix allzu Dünnes im Aufstrich erzeugt wird: Die dünne Haarspitze des klassischen Kalligrafie-Pinsels behutsam abstumpfen (= kappen), den händischen Druck modifizieren, die Farb- und auch Flüssigkeitsmenge modifizieren. Zumindest in der japanischen Kalligrafie hält man den Pinsel in der Regel senkrecht, das hilft.
Pinsle privat ab und an chinesisch und japanisch herum.
Nur ein kleiner Hinweis für die Logoumstellung: In diesem Kreis, der rechts unten für eine Mitgliedschaft wirbt, erscheint ja nach dem Wegklicken auch das dt-Logo. Hier wird allerdings noch die alte Version angezeigt.
Vielen Dank! Schon korrigiert.
Mich hat das Logo auch etwas überrascht; etwas schade finde ich, dass es im Favicon kaum erkennbar ist. Oder ich brauche eine Brille… Für meinen Geschmack ist der Strich beim T definitiv zu klein, aber immerhin unterscheidet es sich jetzt deutlicher von den DT Transporte (https://www.dttransporte.de/) dessen LKW ich mal auf der Autobahn überholt habe.
Ich habe mir dich immer als eine Mischung aus Steve Jobs und Otl Aicher vorgestellt, von der Ästhetik her, also ein typischer Designer deiner Generation. Da war ich schon sehr überrascht, dass hier quasi das größtmögliche Gegenteil der Helvetica Ästhetik als neues Logo verwendet wurde.