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Grafik: Strahlenbelastung Tschernobyl / Fukushima

Strahlenbelastung Tschernobyl Fukushima

Mir fiel es in den letzten Tagen schwer, die Situation in Fukushima einzuordnen. Allerorten machen Begriffe wie „Atomare Gefahr“, „Kernschmelze“, „nukleare Katastrophe“ und „Super-GAU“ die Runde, ungeachtet dessen, ob sie in Bezug auf die Berichterstattung über den Unfall in Japan überhaupt geeignete Termini sind. Vor allem auch die Frage, in welcher Relation der aktuelle Störfall zu den Ereignissen 1986 in Tschernobyl steht, fand ich bislang weitestgehend unbeantwortet.


Hilfreich fand ich hingegen den Artikel „Grundkurs Radioaktivität auf Zeit.de“, der (für mich) erstmalig die Intensität der radioaktiven Strahlen auf plakative Weise sehr schön veranschaulicht. Ich war so frei und habe die dort enthaltene Illustration von Julika Altmann aufgegriffen, um sie in Bezug auf Tschernobyl zu erweitern und zu aktualisieren. Sofern neue Daten die Reaktoren in Fukushima betreffend veröffentlicht werden, werde ich die Grafik dementsprechend anpassen.

Nicht uninteressant ist in diesem Zusammenhang ja vielleicht auch der Umstand, dass hierzulande jedes Jahr über 1.000 Menschen daran sterben, „weil sie zu oft oder mit alten Geräten geröntgt wurden“, wie es der VDR herausgefunden hat.

(Quellen zur oben abgebildeten Grafik: Zeit.de, gesundheit.ch, faz.net, wissen.de und eben die Daten vom BMU, die der Illustration auf Zeit.de zugrunde liegen)

Dieser Beitrag hat 33 Kommentare

  1. Viel wichtiger finde ich nicht welche Strahlenbelastung dort gerade herrscht sondern wie nah dran die sind dass dort etwas passiert das die Belastung auf das Level katapultiert, der die Liquidatoren in Tschernobyl ausgesetzt waren.
    Dazu empfehle ich sehr die letzten beiden Quarks und Co Sendungen in denen das sehr anschaulich erklärt wird was im Kraftwerk eigentlich passiert und wie sich das mit Tschernobyl vergleichen lässt, und was die Strahlung bedeutet.

  2. Danke Patrick, beim Innenkreis der Fukushima-Belastung hatte ich mich verrechnet. Jetzt stimmt das Verhältnis. Wenn man es ganz genau nimmt, wären die beiden kleinsten Kreisflächen gar nicht zu sehen, so klein sind sie tatsächlich.

  3. Hübsche Illustration, aber warum ist das Wort Millisievert in Majuskeln gesetzt? Gerade bei einem Wort mit dem Präfix milli- – finde ich – wirkt das richtig wuchtig. Zumal vor dem Gleichheitszeichen die Gemischtschreibweise auftritt und der Majuskelsatz ansonsten nur in der Hauptüberschrift auftaucht.

  4. Schade, dass die Grafik keine eingebundenen Quellenangaben hat.
    Zumal ist sie teilweise falsch – zumindest was die Strahlebelastung der Arbeiter angeht.
    Bisher gab es offiziell nur 17 Fälle, in denen Arbeiter einer Strahlendosis über 100mSv ausgesetzt waren.
    Siehe zB erster Absatz dieser Artikel https://english.kyodonews.jp/news/2011/03/81152.html
    Du nimmst einfach nur die Höchstwerte pro Stunde aus den Artikeln und wälzt sie direkt auf die absolute Strahlenbelastung der Arbeiter um.

  5. – also jetzt über den Radius, aber nimmt man bei solchen Grafiken nicht die Fläche war? Sagen wir das wären jetzt Länder deren Größe man vergleichen will, dann schaut man ja, wie oft das eine in das andere reinpasst, aber das würde in diesem Fall ja zu falschen Ergebnissen führen. Dadurch, dass die Zahlen daneben stehen ist das wohl ausgeschlossen aber ohne die Werte würde es wohl etwas Verwirrung geben
    – der Kreis bei 2000 mSv ist mit einem hellen Halo umgeben, dadurch könnte er etwas größer wirken als er wirklich ist…

    – das Zigarettenrauch radioaktive Bestandteile hat wusste ich garnicht, interessant!

  6. Hallo Achim,

    die Graphik sieht zwar sehr schön aus, sie verletzt aber die Expressivität. Es stimmen die Verhältnisse der Kreisflächen nicht. Du kannst nicht einfach deine max. bzw. min. Werte als Durchmesser in die Kreisgleichung einsetzen, da dieser quadratisch in die Gleichung eingeht. Das Ergebnis ist, dass z.B. der Flächeninhalt des größeren Fukushimakreises ca. 10 mal größer als der des kleinen ist. Tatsächlich beträgt der Faktor aber nur 3. Wenn du also die Fläche als Vergleichsmedium wählst, musst du den neuen Durchmesser erst durch umstellen der Kreisgleichung ausrechnen. Falls nur der Durchmesser/Radius von Relevanz sein soll, ist es fraglich warum Kreise gezeichnet werden. Es sollen ja keine Reichweiten von einem Punkt, sondern die Energie pro Masseneinheit visualisiert werden. Wahrscheinlich würden sich für den Flächenvergleich eher Rechtecke anbieten, da sie intuitiver zu lesen sind.
    Wie gesagt soll kein Rumnörgeln sein. Finde die Graphik rein optisch sehr ansprechend. Allerdings muss man immer darauf achten, was das Bild tatsächlich aussagt.

    Viele Grüße

    Benno

  7. Die Darstellung ist irreführend. Bei kreisförmigen Diagrammen ist die Fläche, nicht der Radius entscheidend. Die ZEIT-Grafik wurde auch entsprechend berechnet. Die Verhältnisse hier im dt werden im Quadrat verfälscht dargestellt. Die Durchmesser geben die Verhältnisse korrekt wieder.

  8. Nunja, die Zeit hatte bisher des öfteren Grafiken, bei denen eine unpassende Darstellungsform gewählt wurde. Meist auf Kosten der Ästhetik. Es gab auch eine Phase bei der Zeitung, in der die Grafiken einen 70er-Jahre-Stil in den Farben dunkelgrün, -orange und -braun hatten. Die Schwächen der Grafiken waren meist unterschlagene Informationen, Verzerrungen oder sogar Falschinformationen, bedingt durch die jeweils falsch gewählte Darstellungsform. Hübsch anzusehen waren die Illustrationen aber irgendwie.

    Und wie gesagt, auch diese Grafik ist ansonsten echt recht hübsch, obwohl Informationen verzerrt (oder nicht wirklichkeitsgetreu) dargestellt werden. Balkendiagramme wären aber wohl eine bessere Alternative gewesen.

  9. Es fehlt noch die wichtige Angabe der Zeit. 100 mSv dauerhaft über einen ganzen Tag sind zum Beispiel viel gefährlicher als 2000 mSv für den Bruchteil einer Sekunde. Ohne diese zusätzliche Angabe haben die Werte leider nicht viel Aussagekraft bzw. sind die getroffenen Aussagen einfach nicht korrekt.

  10. Die Grafik ist laienhaft und nicht korrekt. Finde bedenklich sowas ins Netz und einen bekannten Blog wie hier zu stellen.

    Die wenigsten wissen das oder lesen die Hinweise in den Kommentaren. Stattdessen wird ein völlig falsches verharmlosendes Bild von Fukushima gezeichnet. Ich würde diesen Blogbeitrag und die Grafik vom Netz nehmen.

  11. Danke für die wirklich konstruktiven Kommentare! Ich habe die Grafik hinsichtlich der Proportionen der Kreise überarbeitet. Die Größe der Kreise korrespondiert nun mit der Kreisfläche und nicht mit dem Durchmesser wie zuvor. In der überarbeiteten Grafik fällt der „Liquidatoren“-Kreis nicht mehr so dramatisch, aber immer noch deutlich größer aus. Auch wenn die erste Grafik tatsächlich eine eher unscharfe visuelle Entsprechung darstellt, weise ich den Vorwurf, ein verharmlosendes Bild der Situation abbilden zu wollen, zurück. In der korrigierten Fassung veranschaulicht die obere Grafik die Strahlenbelastung, der die Arbeiter an den jeweiligen Reaktoren ausgesetzt (gewesen) sind. Kreisflächen sind hier, wie ich finde, eindrücklicher als Balkendiagramme.

  12. Richtig.
    Beispiel Tschernobyl: Die größte graue Kreisfläche entspricht 10.000 mSv, die innere schwarze Fläche 6.000.
    Die Angaben, die sich in Bezug auf die Strahlebelastung im Netz finden, variieren stark. Eine verbindliche, eindeutige Zahl scheint es weder für Tschernobyl, noch für Fukushima zu geben. Ich hatte erwartet, dass zumindest Tschernobyl mittlerweile aufgearbeitet sein sollte und diesbezüglich konkrete Zahlen vorliegen. Vielleicht gibt es sie auch. In meiner, zugegeben, kleinen Recherche habe ich sie nicht gefunden, daher die Zweifachausweisung.
    Eben noch eine ganz ähnliche Grafik auf Spiegel Online gefunden: https://www.spiegel.de/panorama/bild-751072-192410.html

  13. @Achim:
    Gerade dass es eindrücklicher wirkt, finde ich eher weniger. Wenn man nämlich die Fläche des äußeren Kreises von 400–1200mSv – natürlich mit der inneren Kreisfläche dazu genommen – nimmt und mit der Kreisfläche 2000 mSv vergleicht, kommt man (zumindest ich) nicht drauf, dass die 2000er-Fläche fast doppelt so groß ist. Genau das ist einer der Fallstricke bei Kreisflächen in Diagrammen. Ich habe das mal anhand deiner Grafik versucht, zu zeigen. Der graue Kreis auf dem schwarzen Kreis wirkt doch nicht auf den ersten Blick nur halb so klein. Genauso, wie unten die Fläche des Rings A_2 nicht so groß wirkt, wie die des Kreises A_1.

    Runde Flächen kann das menschliche Auge eben nicht so leicht mit anderen (vorallem mit ebenfalls runden) Flächen in Verhältnisse setzen und vergleichen. In der Hinsicht wäre nämlich doch ein Balkendiagramm passender gewesen – viele Menschen nehmen nämlich den Radius oder Durchmesser als ersten und alleinigen Anhaltspunkt, um so die Fläche abschätzen zu können. Und was der Grafik fehlt, ist eine Legende, in der steht, wie die mSv in den Kreisflächen kodiert sind. Was du versuchst, ist einen Wert mit einer Dimension (mSv) durch eine Fläche (der Kreis) – die naturgemäß zwei Dimensionen hat – darzustellen. Durch eine ungeeignete Wahl der Darstellung kann man (un)bewusst und (un)gewollt die Wirkung der Statistiken und ihrer Ergebnisse verfälschen. Oder wie ein Bekannter von mir sagt: »nicht nur die Art wie eine Statistik erstellt wird, beeinflusst das Ergebnis, sondern auch die Art wie es dargestellt wird«

    Nichtsdestotrotz mag ich die Grafik vom Optischen her.

  14. Ohne eine gleiche Zeitbasis ist die Grafik unbrauchbar.Entweder zB mSv*h/[t] = millisievert-Stunden pro Zeit oder einfach nur mSv/[t].
    Es geht ja darum wie lange man sich einer Strahlung aussetzt und wieviel das ist wenn man das auf einen gleichen längeren Zeitraum bezieht und miteinander vergleicht

  15. Runde Flächen kann das menschliche Auge eben nicht so leicht mit anderen (vorallem mit ebenfalls runden) Flächen in Verhältnisse setzen und vergleichen.

    Es ist ja nicht so, dass das menschliche Auge nur Probleme mit der korrekten Einstufung der Größen von Kreisflächen hat. Der von Dir beschriebene Effekt sammt dazu eingestellter Grafik zeigen vielmehr, wie anfällig unser Sehsinn generell in Bezug auf Fehldeutungen ist, siehe auch die folgende Grafik:

    Welche horizontale Linie ist länger?

    Und auch interessant: Irradiation siehe folgender Kommentar im dt

  16. Die Fehldeutungen haben manchmal einen triftigen Grund. Wir (unser Gehirn) interpretieren deshalb die Linien falsch ein, weil wir bewusst oder unbewusst die Grafiken dreidimensional sehen, so wie wir es mit allen Grafiken, Bildern und Illustrationen machen. In der oberen Grafik scheint die Linie weiter weg zu sein, da die diagonalen Linien eine solche Perspektive andeuten. In der unteren Grafik ist es genau umgekehrt. Dort scheint die Linie näher am Betrachter dran zu sein (man kann sich die untere Grafik auch als gekippten Würfel vorstellen). Da beide Linien aber gleich lang sind, kommt die perpektivische Einschätzung dazu. Da die obere Linie weiter weg ist, aber gleich lang erscheint, muss sie somit breiter sein.

    So, jetzt habe ich genug geklugscheißert.

  17. Dein obiges Beispiel bekommen Gestalter spätestens ab dem ersten Semester pausenlos zu sehen. Die Frage ist eher: was wird eher in glaubhaften Diagrammen und Schaubildern verwendet – Kreisflächen oder gezielte optische Täuschungen von gleichlangen Linien mit Pfeilspitzen?

    Meiner aus dem Studium gemachten Erfahrung nach beschreibt das Zitat aus diesem Wikipedia-Artikel das Forschungsgebiet Informationsvisualisierung recht gut:

    Aufgabenstellung der Informationsvisualisierung ist grundsätzlich die expressive und dabei effektive Darstellung der Datenmuster und der darin enthaltenen Informationen. Expressiv bedeutet, dass alle Daten und nur die Daten in die Visualisierung einfließen. Effektivität besagt, dass sich der Betrachter einer Visualisierung möglichst schnell einen Überblick über die in den Daten enthaltenen Informationen verschaffen können soll. Dabei ist Wahrnehmungseffekten, etwa wie optische Täuschungen, Rechnung zu tragen.

    Der schnelle Überblick, welcher Umstand radioaktiver ist, ist bei deiner Illustration zwar tatsächlich gegeben, Informationen werden aber (ohne Hinweis darauf) verzerrt dargestellt, andere fallen einfach unter den Tisch – ein wichtiger Aspekt ist die Dauer, die gut als zweite Dimension genutzt hätte werden können.

    Wie passt eigentlich die zehnmillionenfach erhöhte Strahlung in die Grafik? Besser man nimmt ein Balkendiagramm mit einer angezeichneten logarithmischen y-Achse. Es gibt bestimmt noch bessere Darstellungsformen statt der vorgeschlagenen Balken, aber Kreisflächen sind es mit Sicherheit nicht.

  18. Ich finde diese simple Darstellung aufschlussreich, auch ohne ein Wort lesen zu können:

    https://microsievert.net/

    Auch wenn dort die Strahlungsbelastung tagesaktuell vor Ort symbolisiert wird und wohl weniger was mit einem Belastungsvergleich zwischen Tschernobyl und Fukushima zu tun hat.

    Kann kein Japanisch, aber die Seite erklärt sich einigermaßen von selbst. Unten die einzelnen Präfekturen (Tokio müsste untere Reihe 2. von rechts sein, oben links offensichtlich der 30 km Umkreis vom Kraftwerk) und oben im weißen Balken sind denke ich Referenzwerte (?) wo ich nicht weiß, wofür die stehen. Nicht irreführen lassen von dem Punkt als Dezimaltrennstelle. Vielleicht kann ja jemand übersetzen.

  19. Hallo,

    eure Diskussion ist wirklich sehr hilfreich. Auch der Link zur Zeit hat mir geholfen. Ich versuche mich jetzt selbst einmal an einem Beitrag.

    Vielen Dank

    Siegmar

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