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Grafenschild statt „Bubbles“ – Oldenburg präsentiert sich mit neuem Stadtlogo

Stadt Oldenburg Logo, Quelle: Stadt Oldenburg
Stadt Oldenburg Logo, Quelle: Stadt Oldenburg

Die Stadt Oldenburg hat sich ein neues Stadtlogo zugelegt. Das dem heraldischen Stadtwappen entnommene Schild mit rot-gelben Streifen vereine Tradition und Zuversicht, so die Stadtverwaltung. Nicht nur im Umfeld von Social Media sorgt der Wechsel und die Gestaltung für Unverständnis, bisweilen für Entsetzen.

Nach vierzehn Jahren bekommt Oldenburg ein neues Logo. „Mit der neuen Marke wollen wir gestärkt in die Zukunft gehen“, so Oberbürgermeister Jürgen Krogmann anlässlich der Vorstellung des neuen Logos. Krogmann ist seit 2014 Oberbürgermeister von Oldenburg, somit aktuell einer der am längsten amtierenden Bürgermeister einer deutschen Großstadt. Oldenburg ist nach Hannover und Braunschweig die drittgrößte Stadt Niedersachsens. Um das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bürger zur Stadt zu stärken, will die Stadtverwaltung ein Zeichen des Zusammenhalts setzen. Das neue Logo diene als Symbol für das „Team Stadt Oldenburg“, wie es im Rahmen der offiziellen Pressemeldung erklärend heißt. Vorausgegangen ist dem Redesign ein Markenprozess, der bereits vor einigen Jahren angestoßen wurde.

Auszug der Pressemeldung

Tradition und Zuversicht – diese beiden Elemente vereint das neue Logo der Stadt Oldenburg. „Mit der neuen Marke wollen wir gestärkt in die Zukunft gehen“, sagt Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. Das Logo betont die historischen Wurzeln der Oldenburgerinnen und Oldenburger. Das Motiv – ein Schild in Gelb mit zwei dunkelroten Streifen – findet sich bereits im Oldenburger Stadtwappen. Es symbolisiert den Mut und die Entschlossenheit des jungen Grafen Friedrich, der sogar gegen einen Löwen kämpfte, um die Ehre seines Vaters zu retten. „Heute kämpfen wir natürlich nicht mehr gegen Löwen, aber auch wir stehen vor großen Herausforderungen. Der Klimawandel, die Transformation unserer Energieversorgung, der demografische Wandel, Fachkräftemangel und nicht zu vergessen, die Digitalisierung – all das und mehr fordern uns jetzt. Diese Aufgaben können wir am besten mit einem deutlichen Zeichen des Zusammenhalts und mit Teamgeist meistern“, betont Oberbürgermeister Krogmann.

Stadt Oldenburg Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Stadt Oldenburg, Bildmontage: dt
Stadt Oldenburg Logo – vorher und nachher, Bildquelle: Stadt Oldenburg, Bildmontage: dt

Das neue Logo besteht aus einem Schild mit gelb-roten Streifen als Bildmarke sowie einer rechtsseitig davon angeordneten Wortmarke. Das Schild ist um 34˚Grad zur linken Seite geneigt und in dieser Form auch im Oldenburger Stadtwappen enthalten. Die zweizeiligen Wortmarke „Stadt Oldenburg“ ist in einer vergleichsweise neutralen Schrift gesetzt, und zwar in der Myriad, einer 1992 von Robert Slimbach und Carol Twombly für Adobe Systems gezeichneten humanistischen Grotesk-Schrift. Die Oldenburg Tourismus und Marketing GmbH (OTM), eine städtische Tochtergesellschaft, nutzt die Schild-Bildmarke in ähnlicher Weise bereits seit Anfang 2021. Seitens der städtischen Verwaltung wird das neue Stadtlogo als minimalistisch und zeitlos beschrieben.

Das mit orange-farbenen Kreisflächen („Bubbles“) ausgestattete bisherige Logo wurde 2009 eingeführt. Die Stadt wollte auf diese Weise das sogenannte „Übermorgenstadt“-Konzept sowie eine damit einhergehende Positionierung als „Stadt der Wissenschaft“ unterstreichen, (dt berichtete). Nun werden die „Bubbles“ sukzessive verschwinden.

Entwickelt wurde das Logo hausintern und ohne Beteiligung externer Agenturen. Wie in der Lokalpresse berichtetet wird, seien auf diese Weise lediglich 911 Euro an Sachkosten angefallen, zusätzlich zu den Personalkosten. Eigene Mitarbeiter würden über entsprechende Expertise verfügen, so eine Mitarbeiterin der städtischen Pressestelle gegenüber der Nordwest-Zeitung.

Die Umstellung auf das neue Design soll peu à peu erfolgen, wie es heißt. Neue Veröffentlichungen erscheinen ab dem 21. August im neuen Layout, auf allen Internetseiten oder sonstigen Online-Angeboten soll das bisherige Logo bis Ende August ausgetauscht werden.

Im Umfeld von Social Media, etwa auf Facebook wird das neue Logo mehrheitlich negativ kritisiert. Einige Kommentierende bemängeln fehlende Kreativität. Wie bei derlei Logoumstellungen üblich erklärten viele User, die Stadt hätte beim bisherigen Logo bleiben sollen. Eine ortsansässige Agentur, welche dem dt per E-Mail einen entsprechenden Themenvorschlag geschickt hat, sieht in der Umstellung auf das neue Logo eine „fortschreitende Provinzialität und Rückwärtsgewandtheit“ der Stadt.

Kommentar

Logo-Redesigns werden mehrheitlich negativ kritisiert, nicht immer, aber doch meist. Sich an etwas Neues gewöhnen, erfordert Aufwand. Energieaufwand, den es aus Sicht von uns Menschen zu vermeiden gilt. Deshalb hat es das Neue meist sehr schwer. Nicht nur im Umfeld von Social Media fällt die Kritik in aller Regel negativ aus, auch hier in einem Design-Fachblog, was wiederum damit zu tun hat, dass wir als Gestalter/Designer davon überzeugt sind, es besser hätten machen können. Soviel vorweg.

Der Umstand, dass ein Logo nach 14 Jahren ausgewechselt wird, ist wenig kritikwürdig. Oldenburg ist nicht Opel, das in zwanzig Jahren sieben Logos verschlissen hat. 14 Jahre sind ein üblicher, angemessener Zeitrahmen für einen Wechsel. In Oldenburg hat man sich berechtigterweise gefragt, ob das „Bubbles“-Signet noch verkörpert, wofür die Gemeinde steht. Mit einem Schild heraldischen Ursprungs und einer simpel gestalteten Wortmarke fühlen sich die Verantwortlichen auf Seiten der Stadtverwaltung offenbar besser repräsentiert. Inwieweit Bürgerïnnen hier im Vorfeld befragt und eingebunden wurden, entzieht sich meinem Kenntnisstand. Ein einfach gestaltetes, pragmatisches Stadtlogo, flexibel in der Handhabung, für gedruckte Medien ebenso geeignet, wie für den Einsatz in digitalen Medien, überdies kostengünstig in der Entwicklung. Prima Sache! Woher also kommt all die negative Kritik und die schlechte Stimmung? Ein Versuch der Einordnung.

Die breite Ablehnung, auf die das neue Logo (vor Ort) stößt, ist wenig überraschend. Einerseits ist die Gestaltung in der Tat wenig kreativ. Handwerklich fragwürdig und verunstaltet, wie einst das Logo für Cottbus (2009), ist das Oldenburger Logo nicht. Allerdings wirkt es doch völlig uninspiriert und kraftlos. Der Gestaltung fehlt es an Eigenständigkeit. Die Wortmarke, gesetzt in der Myriad, schaut generisch aus. Die Myriad, dies ist hilfreich zu wissen, ist ebenso wie die Minion, mit der die bisherige Wortmarke gesetzt ist, eine Brotschrift, also eine für Mengensatztexte konzipierte und konstruierte Schrift, die vor allem in Büchern und Zeitschriften Verwendung findet. Nicht ganz so populär wie die Helvetica, dennoch gehört die Myriad zu den am meisten verwendeten Schriften unserer Zeit.

Mit der Myriad im Logo ein wiedererkennbares und eigenständiges Markenlogo zu entwickeln, ist in etwa so, als wollte man allein mit Salz als Zutat ein unverwechselbar würzig schmeckendes Gericht zubereiten. Hier im dt wurde die Myriad schon einmal, ihrer limitierten Mittel wegen, Identität zu stiften, im Sinne einer Persiflage verwendet. Um den Trend hin zu betont schlicht gehaltenen Typologos (Ebay, Microsoft, u.a.) zu thematisieren, hatte ich 2012 Logos bekannter Marken allesamt in der Myriad gesetzt, um so deren Austauschbarkeit und Beliebigkeit zu verdeutlichen. Das Besondere ist nicht ihr Ding.

Daher stimmt der Eindruck: die Wortmarke im neuen Oldenburger Stadtlogo schaut beliebig, generisch, austauschbar aus. Da Typographie nicht nur der reinen Übermittlung von Textinformationen dient, sondern darüber hinaus – selbstverständlich – auch Charaktereigenschaften und Wesensmerkmale transportiert, fragt man sich gerade in Oldenburg schon, inwieweit die Wortmarke das Wesen der Stadt und ihrer Bürger beschreibt. Die Wortmarke – die pure Tristesse. Wenn denn wenigstens die Bildmarke ein wenig anspruchsvoller gestaltet wäre.

Stadtlogos mit Schild und mit Bezug zum Stadtwappen
Stadtlogos mit Schild und mit Bezug zum Stadtwappen

Ein Logo mit Bezug zum Stadtwappen und mit Schild als Bildmarke lässt sich auch so gestalten, dass es optisch ansprechend, eigenständig und wiedererkennbar ist, wie Freising, Uppsala, Wien oder die Uni Gdansk zeigen (Abb. links). Eine „goldene Regel“ lautet: ist die Bildmarke vergleichsweise einfach gehalten, können die Lettern der Wortmarke, wie bei Wien, stärker auf Besonderheit und Einzigartigkeit ausgerichtet werden. Ist die Bildmarke hingegen vergleichsweise aufwendig gestaltet, wie bei Freising, sorgt eine im Verhältnis dazu dezentere Schriftart dafür, dass das Logo insgesamt ausgewogen und harmonisch wirkt.

Im Fall Oldenburg ist sowohl die Wortmarke wie auch die Bildmarke maximal schlicht. Ein Bemühen, eines der beiden Elemente zu etwas Besonderem zu machen, ist nicht zu erkennen. Als Außenstehender frage auch ich mich, welch langjähriger Markenprozess dem Redesign vorausgegangen sein mag, wenn dies das Ergebnis ist. Losgelöst von seiner Geschichte betrachtet, erweckt die Bildmarke in Schildform den Eindruck, als kippe diese zur linken Seite. Von der assoziativen Ebene her sind umkippen/umfallen, zumal nach links und damit nach hinten, denkbar ungünstige Attribute. Gerade bei einem Stadtlogo mit stark repräsentierendem Charakter ist die gewählte Darstellung unvorteilhaft, vorsichtig formuliert. Corporate Design / Branding hat immer auch eine politische Dimension. Oldenburg scheint stark nach links zu driften.

Die heraldische Vorlage eins zu eins aus dem Stadtwappen zu übernehmen, halte ich für problematisch. Oldenburg ist heute eine andere Stadt, als sie es vor 100, 200 oder 300 Jahren gewesen ist. Einen geschichtlichen Bezug im visuellen Erscheinungsbild herzustellen, ist absolut sinnvoll. Was in diesem Fall jedoch offensichtlich fehlt, ist eine Überführung traditioneller Formensprache in die Gegenwart! Sodass die Gestaltung zeitgemäß wirkt, statt antiquiert. Es findet keinerlei Transfer/Überführung auf visuell-sprachlicher Ebene statt. Zweifellos benötigt eine Stadt, ein Unternehmen nicht zwingend externe Partner, um etwas Kreatives auf die Beine zu stellen. Eine beratende externe Agentur hätte jedoch auf das Fehlen dieses Transfers hinweisen können. Es braucht nicht nur eine geschichtliche Verankerung, wie sie Oberbürgermeister Krogmann im Presse-Statement beschwört, es bedarf, wie ich meine, vor allem einen nach vorne und in die Zukunft gerichteten Blick. Oldenburg jedoch kippt nach hinten.

Stadt Oldenburg Wappen, Quelle: Wikipedia
Stadt Oldenburg Wappen, Quelle: Wikipedia

Problematisch erscheint mir die Eins-zu-Eins-Übernahme des Schildes aus dem Stadtwappen (Abb. rechts) auch deshalb, da die damit verbundene Erzählung/Sage des Löwenkampfs Graf Friedrichs kaum etwas mit den heute in der Stadt lebenden Menschen zu tun hat. Die in diesem Zusammenhang von der Stadtverwaltung verwendete Sprache, „blutrünstige Bestie“ als Beschreibung für einen Löwen, war zudem schon unpassend, lange bevor Wokeness zum Erregungsthema wurde. Der Erzählung folgend zeigt das neue Oldenburg-Logo demnach ein Schild mit zwei roten Streifen aus „frischem Löwenblut“. Bon Appétit. Dies sind also die Zutaten, mit denen Oldenburg im 21. Jahrhundert die städtische Marke anreichert.

Stadt Oldenburg – Visual zum „neuen Layout“, Quelle: Stadt Oldenburg, Foto: ilietus/Fotolia
Stadt Oldenburg – Visual zum „neuen Layout“, Quelle: Stadt Oldenburg, Foto: ilietus/Fotolia

Das Logo ist mehr Symptom, denn das eigentliche Problem. Verdeutlicht wird dies auch anhand des im Rahmen der Präsentation von der Stadtverwaltung verwendeten Stockart-Bildmotivs mit Katze, welches hundertfach an anderer Stelle Verwendung findet. Das Problem ist vielmehr, dass eine Strategie in Bezug auf zeitgemäße Kommunikation nicht zu erkennen ist. Eine eigenständige, wiedererkennbare Stadtmarke, mit der sich auch die Bürger identifizieren können, lässt sich so schwerlich aufbauen.

Es stimmt schon: es wirkt provinziell, wie sich Oldenburg aktuell präsentiert, und zwar nicht nur im Logo. Dabei finden sich durchaus interessante gestalterische Ansätze, wie etwa das in unterschiedlicher Form und unterschiedlichen Kontexten verwendete O-Motiv (karriere.oldenburg.de, oldenburger-portal.de). Auch um ein Zeichen in Richtung Zusammenhalt zu senden, wäre das geschlossene O eine passende visuelle Entsprechung.

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Dieser Beitrag hat 38 Kommentare

  1. Wer mit Katzenbildern für einen Neuauftritt wirbt hat auch kein besseres Logo verdient! Abgesehen davon, symptomatisch für den Zustand Deutschlands auf allen Ebenen …

    1. Das klingt mir etwas zu pauschal negativ und wenig konstruktiv. Wie sähe deiner Meinung nach ein gutes Ergebnis aus? Wie schlecht ist das Ergebnis wirklich im Vergleich? Wie wichtig ist überhaupt ein perfektes Stadtlogo für Oldenburg?

  2. Okay klar über Geschmack lässt sich streiten und hier und da gibt es doch auch positive Stimmen denen ich auch zustimmen kann. Was mich aber am meisten stört ist die Devise “naja wir haben hier ja Leute bei uns, die machen das schnell und günstig”. Klar muss eine Stadt keine 20.000 Euro in die Hand nehmen. Trotzdem bin ich gespannt ob hinter dem Logo mehr steht, als nur dieses eine Bild. Ist die fachliche Kompetenz ausreichend gewesen um die Pfade richtig zu setzen, Farben richtig zu hinterlegen, wird es ein Styleguide geben? Ich lasse mich davon gerne überraschen – bin aber erstmal von dieser “Wir brauchen kein Fachpersonal” Mentalität etwas angenervt. Sofern wir unfassbar gute Agenturen in Oldenburg besitzen.

    1. Mir wurde in der letzten Woche ein Link zum Download der Logodaten zugeschickt. Die Reinzeichnungen des Logos für den Printbereich sind von wahrscheinlich unwissenden Logogestalter*innen im RGB-Farbraum (der Farbmodus für Bildschirmdarstellung) angelegt. Das Schwarz der Schrift setzt sich demnach aus 4 einzelnen Farben zusammen. Das wird zu Druckergebnissen führen, die nicht zufriedenstellend aussehen werden. Da hat das “Wir-können-das-selbst-Team” sich neben dem rückwärtsgerichteten Design auch in Sachen brauchbare Daten ein echtes Eigentor geschossen. Vielleicht hätte man sich zumindest dafür Hilfe holen sollen. Aber mir scheint, als sei man dort beratungsresistent.

  3. Geht es nur mit so oder wirken die Elemente “Adel” – “Ehre” -“Löwen töten” nicht etwas sehr gestrig für die einstige Übermorgenstadt?

    Peinlich :(

  4. Vorab, bravo an Achim für die augenscheinliche Entscheidung, den Text für die Verantwortlichen Oldenburger von Anfang an zugänglich und deeskalativ zu formulieren. Sollte eine Nachbearbeitung des Oldenburger Designprozesses stattfinden, hoffe ich, dass der/die Verantwortlichen diesen Artikel allem anderen voranstellen.

    Kurzfassung: Abgesehen von der schwachen Gestaltung frage ich, was hier immer wieder bei den Verantwortlichen prozedual falsch läuft, und ob Gestaltende selbst etwas dagegen machen können.

    Langfassung:
    Ich war dann doch verwundert, welche Themen der Bericht und die Kommentare ansprechen, und viel mehr – welche nicht. Ist dies nicht deutliches Anzeichen für, in Ermangelung eines passenderen/höflicheren Begriffs, Inkompetenz – und damit ein Paradebeispiel, um derartige Mängel in öffentlichen Gestaltungsprozessen aktuell zu beleuchten?

    Und damit meine ich explizit nicht die gestaltende Partei. Nach meinem Eindruck waren diese entweder zu unerfahren oder fehlspezialisiert für ein Projekt dieser Anforderung. Die ordentliche Spationierung in der Typografie ist für mich zumindest ein Indiz, dass immerhin kein Laie am Werk war. Auch das bekannte Verschlimmbessern durch den Auftraggeber könnte mitgespielt haben – alles Mutmaßungen, zugegeben. Was diese Mängel für mich nicht zur Inkompetenz macht, ist der Unterschied der Verantwortlichkeit.

    Einer Projektleitung, der scheinbar nicht die grundlegendsten Prozesse, Potenziale und Werte einer städtischen Neugestaltung bekannt sind, ist im Nachteil. Fragwürdig wird es, wenn diese Projektleitung das Defizit nicht erkennt und/oder nichts dagegen unternimmt. Auch hier könnte man Unerfahrenheit mit einem Prozess erwähnen, der mit einer Frequenz von 14 Jahren nicht alltäglich ist. Ein Grund mehr, Experten zu Rate zu ziehen. Zumindest zur Begutachtung des Vorhabens. Die Unterstreichung der Kostengünstigkeit lässt mich mutmaßen, dass keinerlei objektive Auseinandersetzung mit ordentlichen Designaufträgen stattgefunden hat. Zum Kostenfaktor: laut offener Statistiken haben sich die jährlichen Steuereinnahmen der Stadt Oldenburg während der besagten Frequenz so gut wie verdoppelt. Ich bin nun kein VWLer, aber halte Sparsamkeit alleine nicht für die Ursache dieses Eklats.

    Konstruktiver gefragt: Gibt es denn keine Mittel zur Unterstützung gegen solche fast traurigen Gestaltungen mit großer Reichweite im öffentlichen Raum? Wie wär’s mit einer “B2G-Kampagne”, die die Potenziale und den Wert von ordentlicher Marken- und Kommunikationsgestaltung unterstreicht? Den vielen schlechten Ergebnissen städtischer und kommunaler Markengestaltung sind ja zum Glück auch eine Handvoll exzellenter Beispiele gegenüber gestellt.

    Ich schreibe hier gefühlt alle 6 Jahre mal einen Kommentar. Heute hat es mich wieder gepackt. Es mag naiv-leidenschaftlich von mir sein, aber ich glaube daran, dass sich nur Design selbst aus seinen Beschränkungen befreien und mehr Prominenz und damit Wirkungskraft erlangen kann.

      1. Ich glaube, dass die Erstellungskosten für das Logo im Falle einer Stadt vernachlässigbar wären, da dies einen erheblichen Anpassungsaufwand nach sich zieht. Jedes Schild von städtischen Einrichtungen, Schulen, Spielplätzen, Sportstätten usw. müsste angepasst werden, ebenso wie Schriftstücke, Webseiten und mehr.

  5. Hier mal meine Alternative. Die Schrift ist an den roten Streifen ausgerichtet, damit diese betont werden. Natürlich weiß ich jetzt nicht, ob es generell möglich gewesen wäre, das Schild zu begradigen (ich kenne ja das Briefing nicht und weiß auch nicht, ob dieser Winkel in den Heraldik eine andere Bedeutung hat).

    img

    1. Ich bin leider nicht in der Lage hier ein Bild zu posten, aber wenn man das neue Logo einfach trennt und das schräge Schild nach rechts setzt (nicht neben die Schrift, sondern mit der Spitze über das „g“, ), sodass es von der Schrift getragen wird, sieht es m.E. schon viel besser (runder) aus.

  6. Bei Fehlentscheidung dieser Art könnten viele Menschen auf die Idee kommen den Bürgermeister abzuwählen. Wer eine Stadt derart in der Entwicklung hemmt, kann nicht der Verwaltung vorsitzen. Zumal das Urheberrecht für dieses Logo nicht einklagbar ist. Es bedarf der Individualität, sie wird auch als schöpferische Eigentümlichkeit oder Gestaltungshöhe bezeichnet. Die Individualität ist aufgrund einer zusammenfassenden Beurteilung aller gestalterischen Elemente zu beurteilen. Damit das Urheberrecht in Kraft treten kann verlangt das BGH ein deutliches Überragen der Durchschnittsgestaltung.
    Und dann sind da wieder Kosten für Anwälte und .. und … um die Nachahmer wenigsten etwas im Zaum zu halten. Die Kosten für einen Gestalter wären schnell wieder drin. Ein Gestalter schafft es ein Logo unverwechselbar zu machen, er hat ein Urheberrecht auf diese Gestaltung und kann es weltweit rechtlich vertreten.
    Das Urheberrecht ist natürlich weitaus komplizierter, aber in diesem Fall kann ich getrost behaupten, hier funktioniert das Urheberecht nicht.

  7. Gibt es irgendwo eine schlüssige Argumentation für das gekippte Schild? Oder hatte man einfach das Bedürfnis dem maximal schlicht gehaltenem Design damit noch etwas „Pepp“ zu verleihen? Irgendwie äußerst eigenartig das Ganze.

    1. Im Grund heißt es bei Gestaltungen: Man kann alles machen, es muss nur gut sein. Hier trifft es genau zu. Man kann das Schild kippen, aber es ist nicht gut. Die Gestaltungslehre besagt das Flächen oder Linien, die nach unten rechts zeigen ganz klar abwärts weisen. Deshalb vermeidet man solche Assoziationen und benutzt in Logos möglichst aufstrebende Formen in der Gestaltgebung. Oldenburg hält ein aufwärtsstreben für die Stadt nicht für erstrebenswert. Dies ist nur für die Schiefstellung des Logo ein Makel, alle anderen Fehler stehen schon oben beschrieben und man erkennt dadurch das eigentlich alles Mist ist an diesem Logo. Die roten Linien hätte ich ganz leicht konkav angelegt und die roten und gelben Flächen stehen in der Größe nicht richtig zueinander und so geht es immer weiter. Das S von Stadt steht nicht richtig über dem O von Oldenburg.
      Die Menschheit hat eine mindestens 40.000 jährige Gestaltungsgeschichte, aber ab und zu negieren das selbsternannte Gestalter.
      Kunst kommt von Können. Das Logo der Stadt Oldenburg ist keine Kunst, das kann weg.

    2. Roger, schau Dir mal das Wappen mit der Burg an, das Achim weiter oben zeigt. Dort siehst Du, dass das besagte rot-gelbe “Wappen im Wappen” exakt genau so gekippt ist wie es jetzt in dem Logo übernommen wurde. Es hat also wohl einen reinen Wiedererkennungswert-Gedanken.

  8. Ich habe auf N3 den Beitrag zum Oldenburg-Logo gesehen. Dort haben sie das schräge Schild mit Playmobil-Ritterfiguren in Verbindung gebracht. Man musste schon sehr genau hinsehen, dass man auf dem Stadtwappen am Rathaus in einigen Metern Höhe das schräge Schild entdecken konnte. Im Visual mit dem Katzenfoto geht das schräge Schild ganz oben in der Zeile »www.oldenburg.de/presse« zum
    »Fliegenschiss« (Setzersprache). Ich denke auch, dass man das Gestalten den Leuten überlassen sollte, die es gelernt bzw. studiert haben.

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