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Gotteslob – Die Gestaltung des Gebet- und Gesangbuches der katholischen Kirche in Deutschland

Gotteslob

Es ist ein Buch, das seine Superlative geschickt hinter einem schlichten Äußeren verbirgt. Als am 1. Dezember 2013, dem ersten Adventssonntag, die neue Fassung des Gebet- und Gesangbuches der katholischen Kirche für Deutschland, Österreich und für die Diözese Bozen-Brixen vorgestellt wurde und in den Medien durchaus auf breites Echo stieß, war dies der Höhepunkt eines knapp 10-jährigen Entstehungsprozesses.

Mehr als 100 Personen waren mit der Konzeption und der Entwicklung dieses Buches beschäftigt, die Mitarbeiter der verantwortlichen Druckerei wohlgemerkt nicht einmal eingerechnet. 1.300 Buchseiten, die gestaltet werden wollen, durchaus auf der Höhe der Zeit und ästhetisch ansprechend, wie man seitens der Verantwortlichen betont hatte. Die spannende Frage, die Impuls für diesen Artikel ist, lautet: Wie muss eine Gestaltung aussehen, die man auch noch in 40 Jahren gerne in Händen hält?

In Zeiten, in denen sich Unternehmen in Abständen weniger Jahre, ja manchmal sogar weniger Monate ein neues Erscheinungsbild zulegen, mutet ein solches Projekt geradezu anachronistisch an. Die neue Ausgabe wie auch die Gestaltung müssen mindestens 40 Jahre halten, so die Vorgabe, mit der Matthias Bumiller von Finken & Bumiller konfrontiert wurde. Das war vor etwa 10 Jahren, als er und sein Kollege Burkhard Finken die Einladung zu einem Wettbewerb angenommen hatten und einen Entwurf für die Neugestaltung von Gotteslob eingereicht hatten. Unter dem Namen Finken & Bumiller betreiben beide seit 1993 ein Designbüro in Stuttgart. Dass letztendlich ihr Büro den Zuschlag bekam, lag wohl auch daran, so verriet mir Bumiller im Gespräch, dass Sie es mit den Vorgaben nicht ganz so genau nahmen, denn anstelle einer einfarbigen Lösung, wie in den Briefing-Unterlagen vorgeschrieben, sah ihr Entwurf die Verwendung von zwei Farben vor Schwarz und Rot.

Schon die Präsentation verlangte von den Gestaltern viel ab. 100 Entwurfss…

Dieser Beitrag hat 49 Kommentare

  1. Eigens produzierte Farbe, endlos lange Produktionszeit, Usability-Test mit 180 Gemeinden … und ein sehr schönes Resultat, das mit dem Wort zeitlos ausnahmweise treffend beschrieben ist. High End für den Heiland, sozusagen … und rechtzeitig zum 2013. Geburtstag fertig!

  2. Gefällt mir ausnahmslos gut. Ein sehr gutes Beispiel dafür, was Zeit und intensive Auseinandersetzung mit einer Aufgabe alles hervorbringen können. Es wirkt frisch, aber trotzdem Zeitlos. Die Farbe ist gezielt und sinnvoll eingesetzt. Sie wirkt an keiner Stelle aufdringlich oder nervend. Glückwunsch zu dem Mut, auch mal in einen Pitch zu gehen und Vorgaben einfach zu ignorieren! Wirklich sehr schön gemacht.

    Ein großes Lob an die Gestalter (die sicher einige Male fertig waren mit den Nerven), denn ein Projekt mit so vielen Beteiligten kann einen Irre machen.

    Und ein Lob an Achim, dass er das Projekt hier vorgestellt hat.

  3. das ist doch mal wirklich spannend zu lesen, einfach mal ein projekt, in dem es um langfristigkeit geht. unheimlich erfrischend und außerdem optisch sehr ansprechend und ausgewogen.

  4. Interessantes Projekt. Eine kleine Sache ist mir aufgefallen: Wenn nur zwei Farben genutzt wurden, müssten die grauen Textstellen aufgerastert sein. Ist die Schrift merklich ausgefranzt oder das Raster sehr fein?

  5. Interessanter, ausführlicher Artikel Achim. Danke! Passt auch wunderbar in die Adventszeit! ;-) Wäre sicher noch aufschlussreich ein paar Abbildungen des Vorgängers zum Vergleich zu haben.

  6. Und gleich im ersten Foto Großbuchstaben und ein “ß”. Das sieht ja furchtbar aus.
    Ansonsten aber, bis auf das Acrobat-Logo, sehr ansprechend.

  7. So ganz spontan erinnert mich das an…

    Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn ausnahmsweise mal eine Diskussion von dieser Floskel verschont geblieben wäre. Ein solcher Kommentar wird nicht im Ansatz der Arbeit gerecht, die zwischen diesen Buchdeckeln steckt.

  8. “Und gleich im ersten Foto Großbuchstaben und ein “ß“. Das sieht ja furchtbar aus.”

    Das habe ich auch gedacht. Ansonsten eine großartige Arbeit! Hut ab.

  9. Hut ab vor der Leistung der Gestalter – Überzeugungsarbeit in katholischen Gremien ist manchmal wirklich die Hölle (sic!) und alleine das Durch- und Festhalten über lange Zeiträume ist lobenswert. Ich hatte schon ein neues Gotteslob in den Fingern; die Typografie ist in der Tat sehr schick, ob die Zweifarbigkeit überall gewinnbringend ist, sei mal dahingestellt. Die Zeichnungen wirken z.T. etwas unmotiviert platziert und werden so leider zum Seitenfüller degradiert. Die vollfarbigen Kunstdrucke lockern das Ganze gut auf, auch wenn mir Struktur und Zusammenhang nicht überall klar wurde. Zudem ist die erste Aufschlagseite (Michelangelo Deckenfresko) in schaurig jpg-kompromierter Qualität, was Grafikeraugen nicht gerade in himmelhochjauchzen lässt. Die Titelgestaltung ist in meinen Augen ebenfalls nicht 100% gelungen, weniger wäre mehr gewesen.
    Übrigens musste die Druckerei die erste Auflage (zu großen Teilen – immerhin 1.2 Mio Exemplare) einstampfen, da das letztlich verwendete Papier nicht den Ansprüchen gerecht wurde das könnte man an dieser Stelle auch noch bemerken

  10. Eine wirklich gelungene Arbeit.
    Aber diese Kommentare “sieht aus wie…” gehen mir wirklich gehörig auf den Senkel.
    Kann man nicht mal eine Sache stehen lassen, wie sie ist, ohne den Drang, sie gleich als Plagiat zu denunzieren? Ist das typisch deutsch, oder ist das der typische “Designerneid”, der eigentlich alles schlecht redet, außer den eigenen Arbeiten … und die einiger Designpäpste …

    So eine runde typografische Gestaltung, der man die Zeit gelassen hat, sich zu entwickeln und die von großer unspektakulärer Schönheit ist, würde ich auch gerne mal wieder als Auftrag im Haus heben :-)

  11. Prima, dass Du an dieses typografische Werk hier gedacht hast. Eine tolle Arbeit, die es sicher nicht in die großen Typo-Preis-Bücher schaffen wird – weil eben “Gotteslob” – und es dennoch verdient hätte!

    Danke!

  12. Als evangelischer Christ ist mir eines sofort aufgefallen, Die Schriftart und ihr Einsatz erinnern stark an das Evangelische Gesangbuch, wo die Schrift, nebenbei gemerkt, generell etwas größer ist.

  13. “Und gleich im ersten Foto Großbuchstaben und ein “ß“. Das sieht ja furchtbar aus.“
    —————————–

    Das Eszett kann mittlerweile auch als Großbuchstabe eingesetzt werden. Ob das hier verwendete Zeichen aber auch wirklich ein Großbuchstabe ist, ist eine andere Frage.

    Das Gesangbuch finde ich auch hervorragend gestaltet. Zwar erinnert das Logo tatsächlich ein wenig an Acrobat, aber diese Bücher werden höchstwahrscheinlich noch im Einsatz sein, wenn den längst keiner mehr kennt. ;)

  14. zu B9:
    Die grauen Textpassagen sind in 65 % schwarz mit einem 80er Raster gedruckt.
    Wir hatten verschiedene Varianten auf das ausgewählte Dünndruckpapier andrucken lassen und uns dann für diese Lösung entschieden.

    zu Benny Lava:
    Es stimmt: ein »ß« gehört eigentlich nicht zwischen Versalien. Leider fehlt ja das »ß« als Großbuchstabe« in so gut wie allen Schriften.
    Eine Überschrift gab den Ausschlag, weshalb doch ein (leicht bearbeitetes) »ß« verwendet wurde:
    »Umkehr und Buße«. Daraus wäre »UMKEHR UND BUSSE« geworden. Und alle hätten gelacht.

  15. Zum Thema Versal-ß:

    Ob man das braucht oder nicht sei dahingestellt. Mir ist die Stelle auch direkt ins Auge gesprungen; ich bin aber ziemlich sicher, dass es Absicht und außerdem ein Versal-ß ist, da bei der DTL Documenta im Kapitälchenschnitt aus dem “ß” automatisch ein Doppel-S wird. Vermutlich hat man also — bei einem Projekt dieser Größenordnung ja durchaus nicht ungewöhnlich — einen eigenen Font erstellt/erstellen lassen.

  16. @ Matthias B – Versaleszett

    Auch wenn es manchmal noch K(r)ampf ist – es gibt mittlerweile schon ein paar Schriften, welche eins enthalten, manche darunter sogar als Kapitälchen-Version:

    https://www.myfonts.com/search/char:ẞ/fonts/

    Bei den vielen aufgezählten Superlativen des Projekts verstehe ich allerdings nicht, warum man dann für die gewählte Schrift keines hat anfertigen/ergänzen lassen. Von einigen Schriftanbietern weiß ich, dass dies problemlos auf Anfrage möglich ist, bei manchen sogar kostenfrei. Underware hat vor kurzem sogar von selbst die ganze Bibliothek – darunter auch beispielsweise die Dolly – aktualisiert und den Besitzern einer Lizenz sogar ein kostenloses Update ermöglicht. Wenn ich richtig informiert bin, werden in Zukunft glücklicherweise endlich auch neue FontFonts mit Versaleszett ausgestattet. Die FF Dora gehört zum Beispiel schon dazu. : )

  17. Hat jemand Informationen gefunden, wer für den Notensatz im Buch verantwortlich war? In einem Werbeflyer auf gotteslob.de ist in der PDF neben der DTL Documenta auch Maestro und Petrucci eingebettet – die Standardschriften des Notensatzprogramms Finale. Die Entscheidung für diese Notenschriften wäre ein wenig schade; zumindest sieht reiner Notensatz mit Maestro (und anderen Standardnotenschriften, auch denen, die mit dem Konkurrenzprogramm Sibelius ausgeliefert werden) immer nach Computersatz und nicht nach “echtem” Druck aus (die Zeichen sind allesamt zu fragil, viele Zeichen sind recht weit entfernt von der Anmutung handgestochener Noten, was noch immer als ästhetischer Maßstab für Noten gilt). Das fertige Buch habe ich allerdings noch nicht in Händen gehabt und kann daher über die Anmutung des Notensatzes kein Urteil treffen.

  18. Das Video ist interessant. Ich vermisse jedoch ein paar Ausführungen zum Thema Gestaltung, Typografie und Design. Gerade ein so komplexes Werk wie die Gestaltung eines christlichen Buches war sicher für die Gestalter, Grafiker und Designer eine Herausforderung. Und in der 7jähigen Projektzeit der Druckerei ging es sicher auch viel um solche Fragen. Meiner Erfahrung nach entfällt sogar ein großer Teil der Projektzeit auf die Gestaltung… Sehr interessant und Danke fürs Teilen Achim…

  19. Sehr schön gestaltet!
    Allerdings schmerzt mir beim Anblick des „MARIENGRUß“ schon extrem das Herz. Wo so viel Zeit und Mühe in eine erstklassige Gestaltung gesteckt wurde, hätte man wirklich ein Versaleszett anfertigen lassen können, dann wäre alles perfekt.
    Die Schreibweise, wie sie jetzt hier verwendet wird, ist für mich leider einfach schlichtweg falsch und fürchterlich anzusehen… wirklich sehr schade, denn ansonsten scheint das neue Gotteslob wirklich ein Schmuckstück zu sein.

  20. Hatte es in der Hand. In der Christmette. Es ist ein wirklich angenehmes Buch. Ein Werkzeug für jene, die damit umgehen wollen. und kein Typografiediskutrierungsdingsbums. Wunderbar gelungen. Mag der Typo-Fetischist das Versal-Eszett vieleicht vermissen. Diejenigen, für die das teil gemacht ist, die wird es nicht im entferntesten tangieren. Eine tolle Arbeit: stimmig, nützlich, hilfreich.

  21. Zu „Eine Überschrift gab den Ausschlag, weshalb doch ein (leicht bearbeitetes) »ß« verwendet wurde: »Umkehr und Buße«. Daraus wäre »UMKEHR UND BUSSE« geworden. Und alle hätten gelacht.“ (Matthias B.):
    Soll das eine (persönliche, spaßhaft gemeinte) „Vermutung“ sein oder soll das jemand aus den verantwortlichen Kreisen ernsthaft so angeführt haben? Letzteres wäre in der Tat lachhaft, denn gelacht hätten vielleicht höchstens die, die in den letzten 38 Jahren bei den „BUSSANDACHTEN“ (so im alten GOTTESLOB) auch schon gelacht haben.

    Zu „Die Schreibweise, wie sie jetzt hier verwendet wird, ist für mich leider einfach schlichtweg falsch und fürchterlich anzusehen…“ (Carmen):
    Das sehe ich auch so. Da in orthographischer Hinsicht insgesamt schon recht „sonderbar“ gearbeitet wurde und den beteiligten Korrekturlesern offenbar so einige „dicke Dinger“ und Inkonsequenzen entgangen sind, würde das ins Gesamtbild passen. Schade!
    https://www.lokalkompass.de/hamminkeln/kultur/teuflisches-im-gotteslob-d380814.html

  22. @Theo Grunden Hinter „Matthias B.“ steht Matthias Bumiller, der verantwortliche Gestalter, insofern kann eine Vermutung ausgeschlossen werden ;-)

    Ich kann die Entscheidung pro ß in den aus Versalien gesetzten Überschriften gut nachvollziehen und begrüße sie auch, selbst unter dem Aspekt, da an dieser Stelle mit geltendem Rechtschreibrecht gebrochen wird. Natürlich wäre ein echtes Versal-ß noch besser gewesen.

    Die Verwendung des Eszetts sorgt für Verständlichkeit, insofern verbessert sich auch der Lesekomfort, weil man, wie etwa bei „BUSSE“, nicht gezwungen ist, eine durch die nicht zu Ende gedachte Grammatik verursachte Hürde zu nehmen. Hier wurde in diesem Fall offensichtlich zunächst an den Anwender gedacht, was so verkehrt nicht sein kann. Man sollte nicht vergessen, dass zwischen altem und neuem Gotteslob ein paar Rechtschreibreformen liegen. Auch diese Veränderungen gilt es zu berücksichtigen.

    Dass das Versal-Eszett nicht von den Rechtschreibregeln gedeckt ist, wohlgemerkt den aktuellen, ist bei einem solchen Werk durchaus eine mutige Entscheidung. Warten wir doch mal fünf oder zehn Jahre ab. Sprache und Schrift ändern sich fortlaufend. Vielleicht kann ein solches Buch auch Signalwirkung haben, indem es die Notwendigkeit eines speziellen Großbuchstabens verdeutlicht. Zugegeben: manchmal kommt mir das Versal-ß wie der internetfähige Kühlschrank vor, der von Vielen vorhergesagt wird, der sich jedoch bis heute nicht durchgesetzt hat. Wie steht es denn um das Vorhaben, das Versal-ß im deutschen Sprachraum flächendeckend einzuführen? Wer weiß mehr?

    P.S. Eben fällt mir noch auf, dass auch Überschriften mit Doppel-S vorkommen. Hier wäre eine einheitliche Handhabe sicherlich wünschenswert gewesen.

  23. das »ß« ist das eine, was mich noch stört – sind die mediävalziffern in dem verzeichnis, soweit es mir bekannt ist, hat die documenta tabellenziffern, die wären viel ruhiger gewesen.

    auch in dem »verein« steckt der TEUFEL im detail.

  24. Ich habe bislang sehr wenge Schriften mit einem halbwegs gelungenen Versal-ß gesehen. Ad hoc fällt mir nur die Hausschrift des Weimarer Bauhauses ein.

    Meiner Ansicht nach liegt der Fehler darin, dass versucht immer wird, die Form des kleinen ß möglichst genau zu übernehmen. Es ist aber ja so, dass sehr viele Zeichen extreme Unterschiede zwischen Versalien und Minuskeln aufweisen (z.B. Gg Aa Ee Rr …). Damit sich das große ß harmonisch einfügt, müsste vielmehr eine neue, selbständige Form gefunden werden.

    In den früheren Ausschreibungen des MfG-Awards wurde immer eine Monospaced-Schrift verwendet, die als Versal-ß eine Ligatur aus zwei Versal-S verwendete (natürlich in der Breite einer einzelnen Glyphe). Das gefiel mir immer sehr gut. Leider weiß ich gerade nicht mehr, um welche Schrift es sich handelt – der MfG-Award hat seit Jahren ein neues Erscheinungsbild.

  25. @Achim Schaffrinna
    Zu Deinem Hinweis auf die „paar Rechtschreibreformen“, deren „Veränderungen es zu berücksichtigen gilt“. Im Vorwort zur aktuell geltenden Regelung heißt es ausdrücklich:
    „Das folgende amtliche Regelwerk […] regelt die Rechtschreibung innerhalb derjenigen Institutionen (Schule, Verwaltung), für die der Staat Regelungskompetenz hinsichtlich der Rechtschreibung hat.“ Alle anderen (Menschen, Häuser, Institutionen …), also insbesondere auch die (Erz-)Bischöfe Deutschlands und Österreichs und der Bischof von Bozen-Brixen – als die Herausgeber des neuen Gotteslobs – können schreiben (lassen), wie sie wollen. Wenn sich diese also innerhalb ihres „Hauses“ (oder auch nur innerhalb ihres neuen „Hausprodukts“ namens Gotteslob) auf eine „Hausorthographie“ einigen (mit gewollten Eigenarten oder Abweichungen von den „amtlichen“ Regeln), dann kann ihnen das niemand verdenken, erst recht nicht verbieten. Sie sollten es dann aber ihren „Kunden“ gegenüber auch darstellen und erklären. Und sie sollten dann auch konsequent bleiben. Der Eigenteil des (unseres) Bistums Münster hält sich z. B. mit der Überschrift „ÖSTERLICHE BUSSZEIT“ an die amtliche Regelung (während er diese in zahlreichen anderen Fällen umgeht).

    Zu Deinem (nachträglichen) Hinweis auf das „GEGRÜSSET SEIST DU, MARIA“:
    Das ist ja interessant, in meinem Gotteslob-Exemplar steht auf der Seite 36 unter Nummer 5:
    DAS „GEGRÜßET SEIST DU, MARIA“. Weiß/WEISS jemand, wie man herausbekommen kann, welcher Druck der neuere ist?

  26. Wenn man unbedingt auf Versalien bestehen muss (was mir persönlich immer in den Augen schmerzt), ja dann benötigt man sicher ein “Versal-Eszett” und sollte sich bei einem solchen Werk tatsächlich eins maßschneidern lassen. Jedoch sollte es dann auch tatsächlich eine Ligatur aus den Buchstaben S und Z sein, wie es ja ursprünglich beim kleinen ß auch war. Eine Ligatur aus zwei Versal-S sieht immer irgendwie kaputt aus, so als ob jemand merkwürdige Laufweitenspielchen gespielt hätte. Und der typographisch gänzlich unbewanderte Otto-Normal-Leser sieht im Grunde ebenfalls bloß zwei irgendwie zusammengeklebte S (oder bei einer neuen Form irgendwas, was zunächst erstmal verwirrt).

    Summa summarum würde ich vollständig auf Versalsatz verzichten.

  27. Summa summarum würde ich vollständig auf Versalsatz verzichten.

    so ist es, die überschriften hätten in der documenta sans sich besser abgehoben und dem ganzen gut getan.

  28. Ein Versal-ß darf meiner Meinung dem kleinen ß nicht zu ähnlich sein.
    Sonst lesen wir bei Buße im Versalsatz statt BUSSE nur BUBE – und das wäre kein Fortschritt.

  29. Ich stimme Carmen zu – schöne Beispiele.
    Eine Ecke statt Bogen oben macht viel aus – die runden Varianten finde ich schwächer.
    Allerdings finde ich eine Unterlänge für eine Versalie unpassend (Meißner…).
    Interessant ist daß ein Artikel über das Versal-ß Englisch verfasst ist. ;-)

  30. Interessant ist daß ein Artikel über das Versal-ß Englisch verfasst ist. ;-)

    der richtet sich auch an schriftdesigenr in der ganzen welt ;)

  31. Passt auch zum Thema: Hier wird gerade über eine Form des Versal-ß für die Ubuntu-Hausschrift diskutiert:
    https://www.typografie.info/3/topic/31003-gro%C3%9Fes-eszett-bei-der-ubuntu-schrift/
    Hierbei bin ich der Vertreter der Ecke-Fraktion. (CAT-Fonts)

    Eine SS-Ligatur aus ineinander geschobenen S dagegen führt letztlich zu einem Paragrafenreitern, das ja genau genommen ohnehin schon ein e SS-Ligatur ist “signum separandi” oder “section sign”. Dann könnte man § ja gleich zum Buchstaben erheben und BU§E und GEGRܧET schreiben.
    Vorteil: man bräuchte erst gar keine neue Tastaturbelegung :-)

    Da ist ein Zeichen, das hinreichend an das ß erinnert, um auch vom ungeübten als solches erkannt zu werden, aber deutlich genug vom B entfernt ist wohl die beste Wahl für diese “Neoglyphe”

  32. @peter wiegel
    konzeptionell klingt das gut. visuell bricht es mit allen anderen versalien. ich bin ein großer Freund der Zehlendorfer Form des versal-ß, mit dieser könnte ich mir die Verwendung zukünftig gut vorstellen.

  33. Nachgehakt (@Achim Schaffrinna):
    Stammen die beiden hier zu sehenden Beispiele “MARIENGRUß” (GL S. 730) und “GEGRÜSSET SEIST DU, MARIA” (GL S. 36) beide aus ein und demselben Exemplar? Dann wär’s nämlich weniger ein Problem der Typo- oder Orthographie, sondern zunächst einmal der konsequenten Handhabung (mangelnde Absprache bzw. Kontrolle?).
    Ist eigentlich der Gesichtspunkt der Erstellung und Einbringung eines “Versal-ß” im Zusammenhang mit dem Gotteslob schon irgendwann früher (während der ca. zehnjährigen Planungs- und Erstellungszeit des Buches) in typographischen Diskussionen thematisiert worden?

  34. Wie mir eben vom verantwortlichen Gestalter per Mail mitgeteilt wurde, handelt es sich bei der von mir im Kommentar 28 eingestellten Fassung mit Doppel-S um eine ältere Version. In den gedruckten Ausgaben soll jedenfalls einheitlich ein ß in den versalgesetzten Überschriften verwendet worden sein.

  35. Die Typografie ist wirklich sehr gelungen, die Lesbarkeit gut, die Schrift (bis auf das vielzitierte ß) perfekt!
    Einzig das Notenbild, finde ich, passt nicht zur Schrift. Es sieht aus wie diese computergenerierten Noten, die man sich überall kostenlos downloaden kann. Die Noten haben keinen »Charakter«, im Gegensatz zur Schrift. Da finde ich das Notenbild im evangelischen Gesangbuch der EKHN, entworfen von Großmeister Hans Peter Willberg, stimmiger!

  36. […] Jetzt, wo man das Buch in der Hand gehabt hat, bestätigt sich die Annahme, daß die praktischen Elemente der neuen Gestaltung überwiegend positiv zu bewerten sind, auch wenn das neue, größere Format gewöhnungsbedürftig ist. Aber Lesbarkeit und Aufbau machen einen guten Eindruck. Zu dieser im besten Sinne handwerklichen Seite der Angelegenheit finden Sie einen sehr  interessanten Beitrag auf dem Blog „Design-Tagebuch“, hier. […]

  37. Nun ist inzwischen auch das Orgelbuch zum Gotteslob erschienen. Nach Ausweis des Impressums ebenfalls von Matthias Bumiller gestaltet. Und dort findet sich doch schon auf den ersten Seiten ein “ß” im Namen “Großmann” – nicht im Versalsatz, nein, sondern im Kapitälchensatz. An Stillosigkeit nicht mehr zu überbieten!
    Sage mir also keiner, das ß im Versalsatz (im Gesangbuch selbst) sei bewusst gestaltet. Es ist nur peinlich! Und so prophetisch ist die katholische Kirche nun auch wieder nicht, dass sie damit einen typographischen Trend setzen könnte wie oben behauptet. Die mir bekannten Eigenteile der Bistümer benennen die Rubrik entsprechend auch BUSSZEIT und nicht BUßZEIT.

    Dass die hymnologischen Hinweise unter den Lieder (Quellenangaben) unverschämt winzig sind, soll hier auch noch erwähnt werden. Vielleicht weil sie den Katholiken nicht so wichtig sind?

    Aus Platzgründen einfach mal Abstände zwischen Notenzeilen und Text zu verringern (z.B. Nr. 552) ist auch eine Unart, die die Akzeptanz solcher Lieder sicher beeinflussen wird.

    Trotz aller Experimente, Andrucke und Vorauspublikationen überzeugt das Papier noch immer nicht. Bessere Opazität hätte sich sicher mit einer deutlicheren chamois-Tönung erreichen lassen.

  38. Ich finde das GL super (Aufbau, Lieder, Schrift usw.) Mich stört nur das das GL immer auf den Kopf in der Kichenbank liegt. Kann man Gotteslob auf den Buchrücken lesen, dann ist die Rückseite oben. Ist die Vorderseite oben steht Gotteslob auf dem Buchrücken dem Kopf.

  39. […] Jetzt, wo man das Buch in der Hand gehabt hat, bestätigt sich die Annahme, daß die praktischen Elemente der neuen Gestaltung überwiegend positiv zu bewerten sind, auch wenn das neue, größere Format gewöhnungsbedürftig ist. Aber Lesbarkeit und Aufbau machen einen guten Eindruck. Zu dieser im besten Sinne handwerklichen Seite der Angelegenheit finden Sie einen sehr  interessanten Beitrag auf dem Blog „Design-Tagebuch“, hier. […]

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