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Google präsentiert ein neues, simplifiziertes Logo

Google New Logo
Google New Logo

Der Suchmaschinenriese Google hat heute ein neues Logo vorgestellt. Im offiziellen Google Blog wird die Umstellung von dem seit je her in Serifen gesetzte Schriftzug hin zu einer serifenlose Wortmarke mit dem veränderten Medienkonsum begründet. Auch wenn die Wortmarke nun etwas kräftiger wirkt, ist mir das als Begründung offen gesagt etwas sehr dünn.

Ebay, Yahoo!, Microsoft, zuletzt Facebook und nun Google – der Trend in Richtung Beliebigkeit hält an. Die Zeiten, in denen Logos schräg, schrullig oder Ecken und Kanten haben durften, scheint vorbei. Zu diesem Schluss kann man jedenfalls vor dem Hintergrund jüngster Designentwicklungen kommen. Mehr schlecht als recht begründen die beiden Google-Mitarbeiter Tamar Yehoshua und Bobby Nath im Google Blog, dass sich die Zeiten geändert hätten und man heutzutage Google-Dienste nicht nur auf Desktop-PCs nutze, sondern auch auf anderen Geräten. Hört hört. Demzufolge müssten im Grunde fast alle Logos dieser Welt erneuert werden, oder nicht?

Nicht entgangen sein sollte Tamar und Bobby, dass Displays in den letzten Jahren gerade von mobilen Geräten deutlich an Qualität zugelegt haben. Was vor zehn oder noch vor fünf Jahren pixelig und verschwommen ausschaute, ist heute in aller Regel scharf, zuweilen retinascharf, übrigens selbst eine solch vergleichsweise dünne Serifenschrift, wie sie Google bislang verwendet hat. Nur weil sich immer mehr Menschen mittels Tablets und Smartphones im Netz bewegen, erfordert dies keinesfalls die Umstellung auf eine serifenlose Schrift. Wäre ja noch schöner. Davon abgesehen ist man nicht gut beraten, Trends blind zu folgen.

Ob eine charkterlose, zumindest aber in Bezug auf aktuelle Designströmungen betreffende konformistische* Wortmarke zu Google passt, mag ein jeder für sich selbst beantworten. Meines Erachtens widerlegt das nun präsentierte Logo eindrücklich, dass Google ein unkonventionelles Unternehmen sei, wie es ihre Gründer gerne betonen, zuletzt im Zuge der Ankündigung von Alphabet vor wenigen Wochen. Bezogen auf die Markenführung tickt Google offenbar ebenso wie Ebay, Yahoo! und andere Unternehmen, die zuletzt auf ein vereinfachtes Logo umgestellt hatten. Gemein ist allen Unternehmen ein besonderer Fokus auf Wachstum, um das einmal möglichst neutral zu formulieren. Da wäre es schon strategisch klug – denn so haben es die aufgeführten Unternehmen ja mehr als ein Jahrzehnt gehalten –, mit Hilfe einer entsprechenden visuellen Identität gegen das mutmaßlich schlechte Image gegenzusteuern. Groß, aber irgendwie knuddelig halt, nicht perfekt, menschlich. Mit knuddelig ists vorbei. Das neue Logo schaut aus wie das Ergebnis eines von Google-Entwicklern erschaffenen Algorithmus: technisch sauber, überaus praxistauglich, aber seelenlos.

Mag sein, dass diese Einschätzung ein wenig hart ist. Im Vergleich zu dem von Marissa Mayer höchstpersönlich entworfenen Yahoo!-Zeichen wirkt das neuen Google-Logo hochprofessionell, vor allem wird ein System dahinter sichtbar, eine Architektur: Material Design ist ein überzeugendes Konzept.

Die Farben des Logos bleiben als identitätsstiftendes Element erhalten – das schon. Dennoch ist es wie bei zuvor genannten Redesigns bei Ebay, Yahoo! und anderen: ein Stück Identität geht verloren. Das kann und das darf man, wie ich finde, bedauern. Gesetzt ist die neue Wortmarke in der Schrift Product Sans. Die Schrift wurde eigens für das Corporate Design von Google entwickelt. Man wird sie alsbald auch in vielen anderen Google-Produkten sehen. „Neutral consistency“ nennt Google diesen Ansatz. Auf dieser Basis will man das Design aller Produkte harmonisieren. Eine Notwendigkeit, auf die übrigens schon 2007 im dt hingewiesen wurde (siehe: Wildwuchs bei Google) und zuvor auch Microsoft dazu veranlasst hatte, eine eigene Designsprache zu entwickeln.

Auf design.google.com wird das Corporate Design von Google inklusive neuem Logo eingehend erläutert. Ich bin gespannt, wie dt-Leser auf das neue Google-Logo reagieren und freue mich auf die Diskussion.

Google Logo – vorher und nachher
Google Logo – vorher und nachher

* Ist es nicht erstaunlich, dass eine geometrische Serifenlose zu Anfang des 20. Jahrhundert noch als Avantgarde galt, während sie heutzutage den Mainstream markiert!?

Dieser Beitrag hat 87 Kommentare

  1. Die alte Catull-Wortmarke haben wir lieb gewonnen, aber wenn wir ehrlich sind, war sie typografisch unter aller Sau. Vor allem bei der Schwarzweiß-Version, die ich beim Booten meines Nexus bestaunen darf, verschwimmt das “gle” neben dem offenen “Goo” zu einem einzigen Brei.

    Wenn ich mir anschaue, wie aus dem neuen Logo die bunten Google-Bälle als traditionelle Identitäts-Elemente abgeleitet werden oder das Favicon, dann bin ich richtig froh über den Wechsel. Schon nach einem Tag kommt mir das alte Logo veraltet vor.

    Auf Hacker News gibt es in einem Threadsehr interessante Gedanken und Links.

  2. Ich empfinde vor allem das neue bunte G als deutliche Verbesserung gegenüber dem kleinen weißen g auf blauem Hintergrund, das bislang als “Logo” der Websuche angezeigt wurde.

    Zudem finde ich erwähnenswert, dass sich die neue Ästhetik an die des Mutterkonzerns Alphabet anlehnt. Vielleicht Teil eines größeren Konzepts?

    Zu guter Letzt denke ich, dass die Animation der vier farbigen Punkte, die sich zum Google-Schriftzug transformieren, hier zu wenig gewürdigt wurde, diese ist nämlich alles andere als austauschbar oder beliebig sondern passt sehr gut zu der verspielten Identität von Google.

    Cheers!

  3. Vielen Dank für den Artikel, Achim. Ich kann mich größten Teils meinen Vorkritikern nicht anschließen. Mir persönlich missviel bisweilen die stohische Logotype Googles. Ich habe nicht wirklich die Verbindung des Zeichens einer bunten Kinderland-Renaissance-Antiqua mit dem bedeutenden Technologie-Konzern sehen können. Daher ist meiner Meinung nach die aktuelle, groteske Lösung sehr treffend, gerade bezüglich der Markenausrichtung des Unternehmens und wie ich finde längst überfällig. Lediglich dem zweigeschossigem “g” trauer ich ein wenig hinterher.

  4. Das Hauptmerkmal am Google Logo sind die Farben, durch das neue Design wird das nur mehr zum Vorschein gebracht. Auch wenn man nur die drei farbigen Punkte betrachtet geht der Gedanke Richtung Google.
    Ausserdem passt das alte Logo nicht wirklich zum Material Design.

    Daher finde ich die Umsetzung durchaus gelungen.

  5. Vielen dank für den Artikel! Ich finde das neue Logo von Google gut da es noch einfacher und pregnanter ist. Das einzige was mir nicht gefällt, ist das es aufdringlich und zu massiv wirkt.
    Liebe Grüße
    Chris

  6. Es ist natürlich Unfug, Datensparsamkeit als Motiv anzunehmen. Nicht in den falschen Hals kriegen, aber da merkt man, dass Designinteressierte nicht unbedingt auch technisch versiert sind. Die Google-Suche mag nach wie vor puristisch daherkommen – das bezieht sich aber ausschließlich auf die Optik. Das Datenaufkommen, welches technisch im Hintergrund generiert wird, ist aber seit Start der Google-Suche beinahe exponentiell angestiegen.

    Einzelbeispiel: die Instant Search Funktion, die die allermeisten Nutzer aktiviert gelassen haben. Mit jedem Buchstaben, den man dabei in das Suchfeld eintippt, wird im Grunde eine neue, einzelne Suchanfrage generiert – so funktioniert die Ergänzung mit Suchvorschlägen, die sich mit jedem weiteren eingetippten Buchstaben zumeist auch weiter modifiziert. So programmiert man eine Suchmaschine, bei der man auf Traffic achtet, nun wirklich nicht. In der Tat sind Fragen wie die Dateigröße eines Logos heutzutage Peanuts und im Peering mit Dimensionen wie es Riesen wie Google betreiben wird ohnehin nicht nach übertragenem Datenvolumen abgerechnet.

    Man rennt hier, das muss man leider wirklich so sagen, recht blind einem Trend hinterher. Damit verliert Google auch ein bischen weiter das, was schon lange sukzessive erodiert, nämlich die Aura und die Autonomie eines Innovationstreibers – schon bzgl. der Produktpolitik ist zunehmend zu erkennen, dass sich die Gründergeneration und kreativen Geeks in die zweite Reihe drücken lassen und stattdessen Manager und Betriebswirte und Marketingleute (also, bös gesagt, Fachleute, die nichts schaffen, sondern nur die Schaffenskraft Anderer vermarkten) den Kurs dominieren.

    Dazu passt dann auch solch eine im Grunde ja auch überflüssige Selbstbeschäftigung mit neuen Logos. Firmen, die bzgl. Neuerungen v. a. durch Überarbeitungen der Corporate Identity Schlagzeilen machen, haben nicht mehr die Dynamik, die man eigentlich braucht, um im Silicon Valley nicht zurück zu fallen (Unrealistisch? Dachte man auch von einstigen Marktführern und Ikonen der Digitalwirtschaft, wie Nokia, Yahoo oder MySpace, da den Anchluss zu verlieren und nur noch Rückzugsgefechte zu führen geht Ruck-Zuck).

    Das eigentliche Kernprodukt, die Suche, stagniert technologisch. Da braucht nur ein neues Start-Up kommen, wie es die Google-Gründer einst selbst waren, das die Art, wie wir das Netz durchsuchen, umkrempelt und einfacher und bequemer macht, auf eine ganz neue Art, und das war es dann mit Google. Aber man hat sich mit dem Logo befasst, super. Da ist Geld und Personal natürlich sehr innovativ und sinnvoll eingesetzt… wirklich, ich finde, dieses Logogebastel steht geradezu metaphorisch für die Veränderungen bei Google im Vergleich zu “früher”.

    1. Mit Verlaub, Sie demonstrieren wenig Fachkenntnis und sehr viel Meinung.

      Der Punkt Datensparsamkeit wird in einigen anderen Kommentaren erörtert. Ein nahezu identisches Logo auf 300 Bytes zu drücken ist schon großes Kino! Dass hier ein Markt anvisiert wird, bei dem flächendeckender Mobilfunk-Empfang mit einem Hauch von Internet anvisiert wird, zeigt doch, wie ernst man es meint, die Marke Google überall hinzubringen.

      Wie die Instant Search Funktion im Detail aufgebaut ist, weiß ich nicht. Aber auch hier bezweifle ich, dass das Datenaufkommen bei einem AJAX-Request allzu hoch ist (im Bestfall nur Text, der Großteil des Codes ist ja schon geladen und gecached). Deswegen ja auch “Instant”. Es wird zwar eine Suchanfrage generiert, nicht aber unbedingt die Menge einer Einzelseite heruntergeladen.

      Innovationen, die Sie ja vermissen, wären bspw. auch die Arbeiten an SPDY bzw. HTTP/2. Was erst mal wie eine schnöde, langweilige technische Weiterentwicklung klingt, sorgt dafür, dass Websites ganze 1-2 Sekunden schneller laden. (Denkt man das zu Ende: Schnellere Ladezeiten -> mehr angeklickte Websites pro Person und erhöhte Zugänglichkeit von mehr Personen -> mehr Anzeigenplätze und Kundenpotential -> Mehr Gewinn)

      Als Projekte wie Google Maps, Chrome oder Android von Google ins Leben gerufen wurden, war ihnen auf den ersten Blick auch keine echte Innovation anzumerken. Wer hat schon von uns gesagt: “Oh, eine digitale Landkarte! Noch ein Browser! Noch ein Smartphone-Betriebssystem!” – man schaue sich jetzt den Marktanteil nur dieser 3 Produkte an. Wer Nokia, Microsoft oder Yahoo in bestimmten Bereichen so K.O. schlägt, wird wohl kaum deren Fehler selbst wiederholen wollen. Ich finde es jedenfalls spannend, was der Konzern mit seiner Brille, seinen Selbstfahrenden Autos, etc. plant. Den Konzern würde ich da mal nicht unterschätzen…

      Nicht zuletzt ist das Kernprodukt von Google schon lange nicht mehr die Suche – sondern Anzeigenplätze. Ab dem Punkt, an dem Sie jedoch sinngemäß meinen, dass das Design-Personal andernfalls wichtige Innovationen für Google erfunden hätte, fehlt mir um diese Zeit einfach der Wille, das noch zu kommentieren.

      Aber ein Wort zum Design als Ganzes: Material Design ist nicht unbedingt das, was meinem Geschmack am besten passt. Aber es funktioniert. Es ist begründet. Der Schwerpunkt auf bedeutungsvolle Animationen und nahtlose Übergänge ist einzigartig. Das Logo wird auch noch funktionieren, wenn sich Material Design überlebt hat. Das kann man bei weitem nicht von jedem Logo sagen, das derzeit einen auf Flat macht.

  7. Achim, ich stehe voll auf deiner Seite!
    Als User Experience Expert wohnt mir zwar das Streben nach Einfachheit inne, dennoch missfällt mir primär die Charakterlosigkeit des neuen Logos. Es ist nicht schlecht oder hässlich, aber der Verzicht auf markante Feinheiten machen das Logo, wie von dir beschrieben, seelenlos.
    Bereits vor 3 Jahren hat selbst der sehr konservative Usability-Guru Jakob Nielsen die Verwendung von Serifenschriften aufgrund der höheren Qualität unserer Ausgabegeräte “zugelassen”.
    https://www.nngroup.com/articles/serif-vs-sans-serif-fonts-hd-screens/

    Zur Frage der Datengröße: Als identitätsstiftendes Merkmal ist ein Logo für einen Konzern nach meiner Empfindung ein paar kb mehr wert. Betrachtet mal den prozentualen Anteil des Logos am gesamten Datenvolumen von Google (0,00001% ???) und dieses Argument wird hinfällig…

  8. Mal abgesehen von Ästhetik, Trends und Konzept: ab und zu den Blick über den Tellerrand wagen schadet niemandem. Wenn schon die reduzierte KB-Größe des Logos erwähnt wird sowie die Fortschritte hinsichtlich Retina-Displays, dann das Ganze bitte auch im richtigen Kontext betrachten: der größte Teil der Bevölkerung läuft eben nicht mit dem neusten iPhone oder Highend-Android Smartphone rum. Genauso wenig verfügen diese Menschen über eine 4G- oder Festnetzverbindung, vorallem aber auch über keinerlei 1GB Datenflat. Jedes KB ist wertvoll und teuer für Menschen in beispielsweise Indien, Südamerika oder Südostasien. Genauso sind Feature Phones und zunehmend auch Low-End-Android Geräte üblich. Wir reden hier von über einer Milliarde Usern, einer Zahl, die für die meisten hier nur eine große, nicht vorstellbare Nummer auf dem Papier bleiben wird.

    Besserwisserei ohne vermutlich selber je für einen solchen Use-Case gestaltet zu haben – läuft. Lässt mich deine Ansichten leider weniger und weniger ernst nehmen Achim. Ein bisschen mehr Empathie, ein bisschen weniger Engstirnigkeit würde dir und anderen hier und auf anderen Designblogs gut stehen.

    Das Ganze wird vermutlich gar nicht groß zur finalen Lösung beigetragen haben, aber es schlichtweg als Unsinn abzustempeln ist etwas kurz gedacht.

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