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Good bye Calibri! Welcher Font soll die neue Standardschrift von Microsoft werden?

Microsoft hatte im Frühjahr angekündigt, die Calibri, Standardschrift von Microsoft und Windows-Systemschrift, gegen eine neue Schrift auszutauschen. Fünf alternative Schriften wurden von Microsoft speziell vor diesem Hintergrund in Auftrag gegeben. Auf Twitter sind User dazu eingeladen Feedback zu geben und ihren Favoriten zu benennen. Während das Rennen im Netz weitestgehend offen zu sein scheint, gibt es hingegen in Wiesbaden eine klare Präferenz.

Selbst für den Schöpfer der Calibri, dem Schriftgestalter Lucas de Groot, kam die Entscheidung überraschend. Dass die seit 2007 von Microsoft verwendete Calibri nun bereits wieder aussortiert wird, hätte de Groot nicht erwartet. Die als Ersatz für die Serifenschrift Times New Roman seinerzeit eingeführte Calibri habe, so Microsoft, gute Dienste geleistet. Nun sei es jedoch an der Zeit, sich weiterzuentwickeln und eine neue Richtung einzuschlagen. Auf Twitter ruft Microsoft dazu auf, die insgesamt fünf als potentielle Nachfolger vorstellten Schriften Bierstadt, Grandview, Seaford, Skeena und Tenorite zu bewerten und Kommentare hier abzugeben.

In Wiesbaden erfährt eine der genannten Schriften derzeit enorme Unterstützung, was dazu geführt hat, dass auch überregionale Medien darüber berichten – der Grund: Bierstadt ist ein zentral gelegener Ortsbezirk der Landeshauptstadt Wiesbaden. Dies brachte, offenbar vom Gefühl der Heimatverbundenheit gepackt, die Wiesbadener Agentur Q Kreativgesellschaft auf den Plan. Kurzer Hand startete die Agentur eine Kampagne, um so die ihrer Meinung nach am besten geeignete Schrift zu pushen. Und diese heißt, wie könnte es anders sein, Bierstadt! Auf der Website der Agentur wird die von Typedesigner Steve Matteson entworfene Schrift und die damit verbundenen mutmaßlichen Vorteile gepriesen. Gänzlich unvoreingenommen und neutral ist die Kampagne vielleicht nicht. Dafür ist die Aktion kreativ und zeugt von viel Herzblut der Agentur, sowohl für ihre Heimatstadt wie auch für Typografie.

Für Lucas de Groot hingegen liegt eine andere der fünf Schriften vorne. Wie de Groot CNBC verrät, würde er sich freuen, wenn die Seaford das Rennen macht und neuer Standardfont würde. Seiner Ansicht nach verfügt die Seaford über ein „sehr starkes Design“. Typomaniac Erik Spiekermann lässt auf Twitter zwar nicht durchblicken, welche der Schriften sein Favorit ist, dafür kanzelt er die Grandview kurz und knapp als „verhunzte DIN ab. Ähnlichkeiten mit der DIN sind offenkundig vorhanden. Ob die Grandview und die anderen vier Kandidaten als neuer Standardfont taugen, darf natürlich jeder und jede für sich entscheiden.

Im Design Tagebuch werden alle fünf Schriften unter Verwendung der im Microsoft-Blogbeitrag enthaltenen Kurzbeschreibung vorgestellt. Die farbigen Visuals stammen von Microsoft, die beiden Schwarz-Weiß-Ansichten der Schriftzeichen (Beispiel) und des Schriftbildes (Beispiel) wurden eigens für diesen dt-Artikel erstellt, um so eine bessere Bewertungsgrundlage zu bieten.

Welches ist dein Favorit? Welche Schrift sollte Microsoft den Vorzug geben? In den Kommentaren ist wie immer Platz für Kritik und Meinungsäußerungen. Die Schriften in alphabetischer Reihenfolge:

BIERSTADT

Microsoft Font – Bierstadt, Quelle: Microsoft
Microsoft Font – Bierstadt, Quelle: Microsoft

BIERSTADT von Steve Matteson – „Bierstadt ist eine präzise, moderne serifenlose Schrift, die von der Schweizer Typografie aus der Mitte des 20. Jahrhunderts inspiriert wurde. Bierstadt ist eine vielseitige Schrift, die Schlichtheit und Rationalität in einer gut lesbaren Form zum Ausdruck bringt, und die sich durch eine klare Linienführung auszeichnet, mit der Ordnung und Zurückhaltung betont wird.“

GRANDVIEW

Microsoft Font – Grandview, Quelle: Microsoft
Microsoft Font – Grandview, Quelle: Microsoft

GRANDVIEW von Aaron Bell – „Grandview ist eine serifenlose Schrift, die von der klassischen deutschen Straßen- und Eisenbahnbeschilderung abgeleitet wurde, welche für eine gute Lesbarkeit aus der Entfernung und unter schlechten Bedingungen konzipiert wurde. Grandview ist für die Verwendung in Fließtext konzipiert, behält gleichwohl dieselben Qualitäten der hohen Lesbarkeit bei, wobei subtile Anpassungen vorgenommen wurden, um auch das Lesen längerer Texte zu erleichtern.“

SEAFORD

Microsoft Font – Seaford, Quelle: Microsoft
Microsoft Font – Seaford, Quelle: Microsoft

SEAFORD von Tobias Frere-Jones, Nina Stössinger und Fred Shallcrass – „Seaford ist eine serifenlose Schrift, die im Design von Serifenschriften alten Stils verwurzelt ist und dadurch angenehme Vertrautheit hervorruft. Ihre sanft organischen und asymmetrischen Formen erleichtern das Lesen, da die auf diese Weise entstandenen Unterschiede zwischen den Buchstaben besser erkennbare Wortformen entstehen lassen.“

SKEENA

Microsoft Font – Skeena, Quelle: Microsoft
Microsoft Font – Skeena, Quelle: Microsoft

SKEENA von John Hudson und Paul Hanslow – „Skeena ist eine “humanistische” serifenlose Schrift, die auf den Formen traditioneller Serifenschriften basiert. Ihre Striche sind moduliert, mit einem spürbaren Kontrast zwischen dick und dünn und einem ausgeprägten Schnitt an den Enden vieler Striche. Skeena ist ideal für Fließtext in langen Dokumenten sowie für kürzere Passagen, die häufig in Präsentationen, Broschüren, Tabellen und Berichten vorkommen.“

TENORITE

Microsoft Font – Tenorite, Quelle: Microsoft
Microsoft Font – Tenorite, Quelle: Microsoft

TENORITE von Erin McLaughlin und Wei Huang – „Tenorite hat das allgemeine Aussehen einer traditionellen serifenlosen Schrift (eine Schrift ohne Serifen oder einen Strich an den Enden, wie Times New Roman), aber mit einem wärmeren, freundlicheren Stil. Elemente wie große Punkte, Akzente und Interpunktion machen Tenorite auch in kleinen Größen auf dem Bildschirm gut lesbar – knackige Formen und breite Zeichen erzeugen ein allgemein offenes Gefühl.“

Welche Schrift ist dein Favorit als neue Standardschrift von Microsoft?

  • Bierstadt (37%, 518 Stimmen)
  • Tenorite (29%, 410 Stimmen)
  • Seaford (14%, 197 Stimmen)
  • Grandview (13%, 179 Stimmen)
  • Skeena (7%, 100 Stimmen)

Abgegebene Stimmen: 1.404

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Edit 16.07.2023: In einem Beitrag auf Medium hat Microsoft verkündet, dass im Rahmen der Wahl der Nachfolgerschaft für die Calibri als Standardschrift für Windows die Schrift Bierstadt den meisten Zuspruch bekam, so wie auch hier im dt. Allerdings hat Typedesigner Steve Matteson, der Schöpfer der Bierstadt, die Schrift in Aptos umbenannt. Aptos, eine Gemeinde von Santa Cruz, Kalifornien, sei der Lieblingsort von Matteson, erklärt Microsoft.

Aptos Font Windows, Quelle: Medium/Microsoft
Aptos Font Windows, Quelle: Medium/Microsoft
Aptos Font Windows, Quelle: Medium/Microsoft
Aptos Font Windows, Quelle: Medium/Microsoft

Dieser Beitrag hat 25 Kommentare

  1. Zuerst einmal möchte ich den Artikel des Achim Schaffrinna loben: konkret ist er und lang. Das zaubert man sich schlussendlich nicht einfach so (ohne Fach- und Sachkenntnis!) aus dem Ärmel.

    Die Entscheidung Microsofts, die Calibri zu ersetzen, finde ich angebracht und längst nötig: sie hat ihren Dienst getan. Schließlich ist sie weniger hoch auflösenden Bildschirmen geschuldet gewesen als es heute der Fall ist.

    Die neuen Fonts – alle – würden auch für den Druck besser passen als die Calibri. Und sie wirken auch moderner. Dass man wenigstens Designern den Auftrag gegeben hat, die allesamt keine Unbekannten der Szene sind, ist schon vorteilhaft. Die Nutzer zu fragen, welchen Font sie bevorzugen schon weit weniger.

    Wenn sich nun aber Fachleute, ich möchte Lucas de Groot wie Erik Spiekermann schon ein wenig als Größen des Schriftdesigns bezeichnen, dazu melden, dann finde ich das nicht nur angebracht, sondern würde mir wünschen, dass Microsoft die Idee gehabt hätte, solche Personen als Referenz heranzuziehen und nicht Endverbraucher.

    Ich gebe Erik recht, wenn er die Grandview als DIN-Nachbau kritisiert, das tut er immer, wenn es sich um zu ähnliche Designs schon vorhandener Schriften handelt. Als verhunzt möchte ich sie aber nicht bezeichnen, schließlich ist sie gut umgesetzt. Wenn er nicht durchblicken lässt, welche der fünf Schriftarten er für angebracht hält, heißt das einfach, dass er sich für keine besonders begeistern kann und einen neuen Ansatz wünschte.

    Persönlich tendiere ich, und ich habe mir die Fonts vorher etwas betrachtet, auch zur Seaford; de Groot hat bezüglich der Auswahl ein gutes Auge bewiesen. Die Bierstadt ist zu statisch, die Seaford offener und mit weniger Kontrast als zum Beispiel die Skeena. Wobei ich mich mit dem Majuskel-S der Seaford nicht ganz anfreunden kann im Vergleich zu den Minuskeln und bezüglich der Lage auf der Grundlinie. Weitere Glyphen sollten einfacher zu unterscheiden sein wie das Minuskel-l und das Majuskel-I …

    Allerdings halte ich es mit Erik, nur dass ich es auch erwähne, und fordere eine Neuausschreibung. Vielleicht in ungewöhnlicher Personalunion zwischen Lucas und Erik?
    Ja, dass wäre fein!

Kommentare sind geschlossen.

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