Der Bund Deutscher Radfahrer e.V. (BDR) bekommt einen neuen Markenauftritt und tritt künftig unter dem Namen „German Cycling“ auf. Der neue Name und das in diesem Zusammenhang vorgestellte neue Logo spiegelten den bereits eingeleiteten Veränderungsprozess innerhalb des nationalen Radsportverbands wider, wie der Verband erklärt.
Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR), 1884 gegründet, ist der Verband für Radsportler im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und Mitgliedsverband im Weltradsportverbandes Union Cycliste Internationale (UCI). Anders als der mehr auf den Straßenverkehr ausgerichtete ADFC setzt sich der Bund Deutscher Radfahrer in erster Linie für die Interessen und Belange von Radsportlerinnen und -sportlern ein. Der BDR regelt die Aktivitäten von organisierten Leistungs- und Breitensportlern.
Mit neuem Namen – „German Cycling“ – und damit einhergehenden neuem Markenauftritt unterstreiche der Dachverband seine Bestrebungen, sich zeitgemäß und an internationalen Maßstäben orientiert aufzustellen, so die offizielle Pressemeldung.
Auszug der Pressemeldung
«Wir werden unsere Strukturen und die vielfältigen Aktivitäten im Radsport weiter konsequent modernisieren. Dieser Veränderungsprozess mündet nun auch in der äußerlich sichtbaren Neuausrichtung von ‘German Cycling’. Es ist eine Hommage an die historische Bedeutung des Radsports in Deutschland und gleichzeitig ein wichtiger Schritt in die Zukunft», erklärt Rudolf Scharping, Präsident des BDR. «Aufbauend auf dem beachtlichen Erbe und der Geschichte unseres 1884 gegründeten Verbandes nutzen wir die Chance, eine neue, zeitgemäße und wertebasierte Identität für den Radsport in Deutschland zu kreieren. In einem Land, in dem mehr als 45 Millionen Menschen regelmäßig Fahrrad fahren, ist es unser Ziel, dieses gewaltige Potenzial auch künftig in sportliche Höchstleistungen umzumünzen.»
Ein aus dem Akronym „GC“ gebildetes und in den Nationalfarben Schwarz, Rot, Gold (Gelb) gehaltenes Zeichen fungiert fortan als Absender des Verbandes. Die Bildmarke, gleichsam eine Radfahrer-Darstellung, löst damit die bislang verwendete „BDR“-Wortmarke ab. „Wir sind Radsport“ dient fortan als Claim.
Abgesehen vom neuen Logo hat der BDR bislang keine weiteren Elemente und Bestandteile des neuen Markenauftritts präsentiert. Im Internet ist der Verband seit Jahrzehnten unter dem Namen rad-net und unter der Domain rad-net.de präsent – hier wurde das neue Logo eingebunden. Auch die offizielle App des Verbands trägt diesen Namen.
Die beidem mit dem Namen in Verbindung stehenden Domains germancycling.de und german-cycling.de kann der BDR nicht verwenden, da der ADFC Inhaber dieser Domains ist. Aus einer Anfrage seitens des dt an den ADFC geht hervor, dass der BDR bisher nicht auf den ADFC zugegangen ist, um die Möglichkeit einer Übernahme der Domains abzustimmen. So bleibt es bis auf weiteres dabei, dass User, die einer der beiden Domains im Browser eingeben, auf die Website des ADFC unter adfc.de weitergeleitet werden.
Entstanden ist der neue Markenauftritt in Zusammenarbeit mit Brinkertlück (Hamburg).
Kommentar
Wer eine Neuausrichtung verbunden mit einem neuen „Markenauftritt“ ankündigt und bloß, wie der BDR, eine einzelne Grafik präsentiert, macht sich angreifbar. Der BDR hat lediglich ein Logo vorgestellt. Auf ein damit einhergehendes (Marken)Konzept und eine Strategie werden nicht näher eingegangen. Auch die Umstellung des Namens auf eine Schreibweise in englischer Sprache trägt dazu bei, dass die Reaktionen innerhalb der Radsport-Community im Web, vorsichtig formuliert, verhalten ausfallen. Was nachvollziehbar ist.
Die Kommunikation des nationalen Radsportverbandes ist fragmentiert, und zwar außerordentlich. Rad-net.de, bdr-medienservice.de, bdr-online.org, bdr-trainerclub.de, bdr-breitensport.info, bdr-jugend.de – alles Domains, die der BDR verwendet, teilweise, wie bei rad-net.de, seit Jahrzehnten. Markenkonsistenz? Fehlanzeige. Ausgerechnet die mit dem neuen Namen in Verbindung stehenden Domains, germancycling.de und german-cycling.de, stehen dem BDR nicht zur Verfügung. Stattdessen hat sich der BDR die Domain germancycling.com gesichert. Eine Domain-Endung, die einerseits Professionalität und Internationalität vermittelt, gleichzeitig auch die kommerzielle Ausrichtung der dahinter stehenden Marke betont. Kommerzialisierung und Verein – ein Beziehungsgeflecht, dem viele Vereinsmitglieder ablehnend gegenüberstehen.
Im digitalen Zeitalter ist eine starke Onlinepräsenz für den Erfolg jedweder Marke von größter Bedeutung. Markenkommunikation ohne Digitalstrategie ist wie ein Fahrradgestell ohne Räder: das eine muss mit dem anderen verbunden sein. Andernfalls kommt man nicht voran. Eine Domain ist nicht nur eine Webadresse – sie ist elementarer Bestandteil der Identität der eigenen Marke. Der Radsportverband, so jedenfalls mein Eindruck, bewegt sich seit Jahrzehnten nicht nur ohne Digitalstrategie, er lässt auch jegliche Markenkonsistenz vermissen.
Identität, die von uns Menschen wie auch die von Marken, hat sehr viel mit Sprache zu tun. „German Cycling“ transportiert auf so vielen Ebenen etwas völlig anderes als „Bund Deutscher Radfahrer (BDR)“. Wir merken in der Regel sehr schnell, wenn sich jemand verstellt, wenn eine Person Ausdrücke und Formulierungen verwendet, die für sie unüblich sind, wenn Sprache dazu genutzt wird, etwas zu suggerieren oder den Anschein zu wahren, Stichwort Bullshit-Bingo. Die Werbewelt ist voll von Überhöhungen, Superlativen, falschen Versprechen und bedeutungsvoll klingenden, oftmals englischen, teils denglischen Produktbezeichnungen und Namen, die künstlich und wie nachträglich angeheftet wirken.
Und solch ein künstlich wirkender Name ist „German Cycling“. Nicht allein deshalb, da der Name der englischen Sprache entspringt, sondern weil Name und Marke in Summe Künstlichkeit vermitteln. Ähnlich wie „Die Mannschaft“, eine vom DFB im Jahr 2015 lancierte Marke, die bereits sieben Jahre nach ihrer Einführung wieder abgeschafft wurde, weil sich die Menschen nicht mit dieser Marke identifizieren konnten. Der Name war aufgesetzt, künstlich, abgehoben, obendrein war er anmaßend. Ähnlich wie bei „Das Auto“ von Volkswagen. Menschen haben auch ein gutes Gespür dafür, ob Marken echt sind, ob diese in ihrer Kommunikation authentisch rüberkommen. Und dies gilt für die Welt des Sports, in der Verwurzelung und Tradition maßgebliche Werte darstellen, in besonderer Weise. Echtheit ist hier das A und O.
Der Bundesverband Deutscher Gewichtheber e.V. hatte sich Ende 2017 in „German Weightlifting“ umbenannt, um sich als Verband, so die Begründung, „zeitgemäß und zukunftssicher“ aufzustellen. Mittelfristig solle die Verbandsentwicklung „entscheidend gestärkt und das Gewichtheben zunehmend als innovative und progressive Sportart wahrgenommen werden“, hieß es. Die Mitgliederzahl ist im dortigen Verband seit 2017 von 20.220 auf 18.307 im Jahr 2024 zurückgegangen (Quelle: DOSB). Auch der BDR spricht im Zusammenhang mit der Umbenennung von einem „wichtigen Schritt in die Zukunft“.
Was spräche denn dagegen als primäre Domain und zentrale digitale Anlaufstelle radfahrer-bund.de zu verwenden? Analog zu deutscher-hockey-bund.de, judobund.de und basketball-bund.de. „rad-net.de“ ist letztlich ein Relikt der 1990er-Jahre. Dass nun eine englische Namensgebung Ausdruck einer zeitgemäßen Kommunikation wäre, kann ich nicht erkennen. Zeitgemäß ist nach meinem Verständnis eine Sprache, im Gesprochenen, Geschriebenen und im Visuellen, bei der sich die Menschen angesprochen und mitgenommen fühlen, mit der sie sich identifizieren können. Je nach Kontext und Anwendung können auch englische oder spanische Namen und französische oder italienische (u.a.) Bezeichnungen als passend angesehen werden (Lebensmittel, Kleidung, Kosmetik, u.a.). Es ist wichtig zu betonen, auch im Hinblick auf aktuelle gesellschaftliche Debatten in diesem Zusammenhang, dass es hier nicht um Deutschtümelei geht. Es geht um Authentizität und Glaubwürdigkeit.
Über die Form des vorgestellten Logos ausführlich zu sprechen lohnt aus meiner Sicht nicht. Erwähnenswert ist einzig der Umstand, dass das Logo der BDR-Jugendsparte (bdr-jugend.de) ebenfalls aus einem Radfahrer besteht, der aus den Anfangsbuchstaben des Namens gebildet wird. Die Idee ist keinesfalls neu. In Radsportforen wird zudem diskutiert und zurecht hinterfragt, weshalb das Bein des Fahrers auf der Achse des Hinterrades steht. Die fehlende Logik im Visuellen verstärkt die Unglaubwürdigkeit und Künstlichkeit der Marke „German Cycling“ insgesamt.
Mediengalerie
Weiterführende Links
Eher Skizzenstadium, oder? Schade!
Als jemand, der – neben Eisenbahnen – auch einigem Radverkehrscontent folgt, war meine erste Assoziation die “Dutch Cycling Embassy”, die sich eben, wie der ADFC, mit dem Straßenverkehr beschäftgt. Und ich meine sogar eng mit dem niederl. Fietsersbond (dem Äquivalent des ADFC) verwoben ist. Entsprechend dachte ich zunächst, der BDR wäre eine entsprechende (Ober-) Organisation, oberhalb des ADFC sozusagen noch, von der ich bisher aber nix mitbekommen hätte.
Aber im Gegenteil: es ist der Radsportbund (was vlt. auch ein besserer, treffenderer, passenderer Name für die Vereinigung wäre). Im DOSB. Also Teilnehmer an internationalen Wettbewerben. So gesehen kann ich die Anglizierung (?) schon verstehen. Irritieren, verwirren, tut sie mich gerade im Zusammenhang mit der erwähnten Dutch Cycling Embassy – die sich im übrigen glaube ich auch kurz nur “Dutch Cycling” nennt, wenn ich nicht irre – dennoch.
Was die Domains angeht: .com ist ja leider schon früh zur Allgemein-TLD geworden, ab vom kommerziellen. Beim BDR, der ja bisher wohl rad-net(.de) als URL nutzt, hätte ich alternativ zu den – beim ADFC liegenden – .de-Domains german[-]cycling.net erwartet bzw. als intuitive Alternative gesehen. Oder vlt. allgemeiner, und passender: .org!
Dass die “eigentlichen” German-Cycling-Domains beim ADFC liegen, unterstreicht sogar tatsächlich meine ursrpüngliche Assoziation mit diesem Namen – und zeigt mglw. vlt. sogar einen Trend auf: das Errichten von Radverkehrs-Botschaften (ob diplomatisch, also ‘offiziell’, oder nicht), unter Nutzung, einheitlicher Nutzung, einer (der entsprechenden) englischen Bezeichnung. German Cycling letztendlich also vlt. doch nicht für den Deutschen Radsportbund…
Als ADFC-Mitglied würde ich dem ADFC übrigens entsprechend abraten, die Domains an den BDR abzugeben, auch nicht gegen Geld.
Die 90ger haben angerufen, die wollen ihren Sport-Logo-Look zurück? Ebenfalls wollen sie die damalige Sicht auf das Interwebs wiederhaben.
Wie hab ich mir das vorzustellen, bei den “german Cyclern”?
“Das mit der Domain, das ist nicht so wichtig!”
“Die geben uns die dann schon”
“Was heißt den URL?”
Verbandsarbeit kann dann auch immer wieder anstrengend sein – für alle Beteiligten.
Ganz schlimm! Das Logo ist aus der Zeit gefallen und davon abgesehen erkenne ich dort kein Fahrrad. Der Name soll zwanghaft modern wirken, bringt aber offensichtlich nur Probleme mit sich. Die Fotos mit dem ausgewaschenen Look und die gesamte Bildsprache sind schrecklich. Und was soll das orange Rechteck oben links? Soll das ein Designelement sein oder hatten sie ein Foto zu wenig? Ja, noch nicht mal die einzelen Bilder sind ordentlich ausgerichtet. Autsch!!!
Eventuell das schlimmste was ich seit langem hier gesehen habe … Aua.
Also als Mitglied eines im BDR organisierten Radsportlers kann ich anmerken:
Das Logo und das Wording, einschließlich der Probleme rund um die anderweitig vergebene passende URL repräsentiert den Verband bestmöglich. In all seiner Schnarchigkeit, in all seiner scharpingesken Zukunftsunfähigkeit.
Dem Designer deshalb ein großes Lob.
“scharpingesk” ist gut. Man hat es noch nie gehört, weiß aber genau, was gemeint ist. VG
Um etwas Positives vorweg zu nehmen: Man löst ein Inklusionsproblem, da man nicht Bund der Radfahrenden oder RadsportlerInnen ist, sondern sich eines Anglizismus bedient. Hätte man aber auch eleganter lösen können, wie die Fußballer. (Deutscher Fußball Bund).
Wahrscheinlich hat man sich bei den Belgiern bedient, deren Verband auch “Belgian Cycling” heißt.
Ansonsten war der BDR schon vor diesem Reinfall ein Synonym für einen verstaubten Verband, der es seit Jahren versäumt, sich zu modernisieren und aus einem gesellschaftlichen Trend (Radfahren) Kapital zu schlagen. Das Logo sowie die angestaubten digitalen Kanäle sind da nur das kleinste Problem, wenn parallel das Engagement in den Vereinen sinkt, die Zahl der Radrennen von Jahr zu Jahr abnimmt (und die zunehmende Bürokratie ist da nur eine teilweise vorgeschobene Herausforderung, denn das müssen die Vereine lösen) … und das alles in einem Umfeld, in dem das Radfahren eigentlich attraktiver ist denn je und sich immer weiter ausdifferenziert (Gravel).
“Über die Form des vorgestellten Logos ausführlich zu sprechen lohnt aus meiner Sicht nicht.”
Was sich definitiv lohnt, ist zu erwähnen, dass eine Logo-Neuerung absolut notwendig war. Noch oft sehe ich diese Schriftart aus “liegenden Flaschen” in verschiedensten Schriftzügen auf LKW oder in Industriegebieten – absolut grauenhaft! Einer der schlimmsten Logotrends, der immernoch seine Spuren zeigt.
Vor diesem Hintergrund kann man alle andere Kritik überhören. Sie haben das alte Logo beseitigt – und das ist definitiv ein Lob wert!
Nachdem ich in jungen Jahren festgestellt habe, dass Handy, Oldtimer, Beamer und Public Viewing im Englischen etwas ganz anderes bedeuten, schäme ich mich für unseren deutschen Zwangs-Übersetzer. Man will weltgewandt wirken, das Gegenteil ist für mich der Fall. Völlig identitätslos, anbiedernd und irgendwie auch spießig.
wow! Dieses neue, extrem verhuschte Logo und die kaputte Type, passen wirklich super zur ebenso desolaten, konzept- und leiblosen Zustand der Radwege! Da passt auch nichts zusammen, genau wie bei diesem Logo! Wer hat das gemacht??? Unfassbar diletanitisch! Aber passt eben super! Also 100 Punkte!
Ihnen ist aber klar, dass der BDR der Verband der RadSPORTLER in Deutschland ist und mit Radwegen und deren Zustand so gar nichts zu tun hat?