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Gemeinde Interlaken erhält neues Logo

Gemeinde Interlaken Bildmarke
Gemeinde Interlaken Bildmarke, Quelle: Gemeinde Interlaken

Die schweizer Gemeinde Interlaken (Kanton Bern) hat zu Anfang des Jahres ein neues Logo bekommen. Die Einführung erfolgt, so die offizielle Begründung, im Zuge der Umstellung auf eine neue Verwaltungssoftware. Große Unterstützung scheint das illustrative, kreisrunde Signet in Interlaken allerdings nicht zu genießen.

Wie viele andere Städte und Gemeinde auch nutzt Interlaken für die Absenderschaft von Verwaltung und touristischer Präsenz jeweils unterschiedliche Logos. Das Logo der Verwaltung wird derzeit gegen ein komplett neues Zeichen ausgetauscht. In den ersten Dokumenten und auf der Website unter interlaken-gemeinde.ch erscheint bereits das neue kreinsrunde Zeichen, welches in illustrativer Weise eine für die Gemeinde/Region typische Szenerie abbildet.

Wie es seitens der Gemeindeverwaltung heißt sei die Umstellung auf eine neue Verwaltungssoftware ein guter Zeitpunkt, um auch den visuellen Auftritt der Gemeinde aufzufrischen. Bereits im Frühjahr 2021 habe man im Gemeinderat diskutiert, so Gemeindepräsident Philippe Ritschard auf eine ratsinterne Anfrage, „dass es schön wäre, wenn die Gemeinde ein etwas frischeres Logo hätte als das bisherige Schwarz-weiss“. Hierfür habe man, wie es heißt, die Unterstützung einer spezialisierten Firma beigezogen.

Für André Chevrolet, Mitglied im Großen Gemeinderat, stellt das Signet keinesfalls eine frische Lösung dar, wie er im Rahmen einer Ratssitzung erklärt. Seiner Meinung nach habe das Logo eine triste graue Farbe. Die Trennung des Namens INTER und LAKEN auf zwei Zeilen sei für einen Gemeindenamen nicht angebracht. Die Bildmarke erinnere eher an Mammut-Reklame als an eine politische Gemeinde (Anm.d.Redaktion: Mammut ist ein schweizer Hersteller von Outdoor-Bekleidung). Chevrolet könne fast nicht glauben, dass der Gemeinderat für dieses Ergebnis einen professionellen Grafiker engagiert habe. Eine Anfrage aus dem Rat hinsichtlich der Kosten, die für die Erstellung des Logos anfallen, ließ Gemeindepräsident Ritschard unbeantwortet.

Gemeinde Interlaken Logo – vorher und nachher
Gemeinde Interlaken Logo – vorher und nachher – vorher und nachher, Bildquelle: Gemeinde Interlaken, Bildmontage: dt

Seit dem Mittelalter ist der Steinbock als Wappentier in der Region Interlaken verwurzelt. Im Zuge der Umbenennung der Gemeinde im Jahr 1891 in „Interlaken“ wurde ein „halber schwarzer Steinbock“, wie die offizielle heraldische Umschreibung lautet, zum Absender der politischen Entität. In der aktuellen Form mit umgebenden Schild ist der Steinbock seit nunmehr 1945 im Einsatz.

Als Absender der Gemeindeverwaltung löst das neue Logo nun das Steinbock-Signet ab. Gleichwohl bliebe das bisherige Logo in seiner Form unverändert bestehen, wie die Gemeindeverwaltung erklärt. „Das neue Logo zeigt die drei Elemente, welche die Gemeinde charakterisieren: das Bergpanorama, das Bödeli und die beiden Seen. Zudem ist das neue Logo der Farbe angenähert, die der Brienzersee häufig zeigt“, so die offizielle Beschreibung.

Kommentar

Ich kann die Kritik aus den Reihen des Gemeinderates nachvollziehen. Auch mir erschließt sich der Wechsel auf das kreisrunde Signet nicht. Schweizer Gemeinden, Kantone und Tourismusmarken sind, wie Beispiele wie Luzern, Zürich, Zug, Fribourg, u.v.a. verdeutlichen, gemeinhin für ihren sparsamen Umgang in Bezug auf die grafische Ausschmückung des visuellen Erscheinungsbildes bekannt. Auch wenn Verallgemeinerungen und pauschale Zuschreibungen zuweilen schwierig sind, lässt sich dennoch feststellen: Schweizer Corporate Design ist reduziert und typographisch.

Die neue Bildmarke von Interlaken ist nicht etwa deshalb unpassend, weil sie diesem Typus nicht entspräche. Sie ist unpassend, da die als komplexe Illustration angelegte szenische Abbildung schlichtweg nicht den Anforderungen eines (Gemeinde)Logos erfüllt. Die Anforderungen lauten: Einfachheit, Memorierbarkeit, bestmögliche Reproduzierbarkeit, Prägnanz, Variabilität/Flexibilität. Nichts von alledem trifft auf das kreisrunde Zeichen zu.

Der Zusatz „EINWOHNER“ ist zudem nicht nur sprachlich-inhaltlich überflüssig, er zieht die Logoarchitektur obendrein unnötig in die Breite und verhindert durch den Versatz einen klaren Aufbau. Ich halte es für einen Fehler, den über 100 Jahre währenden Bezug zum Wappentier, dem Steinbock, aufzugeben. Der Steinbock ist das zentrale identitätsstiftende Symbol.

Auch die Logoarchitektur insgesamt mit einer, dem Modetrend folgend, zwei-/mehrzeiligen Wortmarke vermag nicht zu überzeugen. Das neue Konstrukt ist weder kompakter, noch prägnanter, noch ist die Gestaltung visuell ansprechender, wobei letzteres subjektiv ist.

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Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Das »Einwohner« erachtet man wohl zur besseren Unterscheidung von der Burgergemeinde Interlaken für notwendig.

  2. Es wäre hier auf jeden Fall besser gewesen, das alte Logo aufzugreifen und zu modernisieren. Was mich in dem Artikel aber sehr wundert, ist die Frage, warum man die Politik nicht mitgenommen hat auf dem Weg zu einem neuen Logo. Sollte der Rat nicht die finale Entscheidung treffen, ob ein neues Logo eingeführt wird und dann auch den finalen Entwurf absegnen?

    1. Was mich in dem Artikel aber sehr wundert, ist die Frage, warum man die Politik nicht mitgenommen hat auf dem Weg zu einem neuen Logo.

      Verständisfrage: wunderst Du dich über den Artikel hier im dt oder über die Art und Weise, wie das Logo vom Rat in Interlaken eingeführt wurde?

      1. Ich wundere mich über die Art und Weise, wie das Logo anscheinend ohne finale Entscheidung durch den Rat eingeführt wurde. Oder kritisiert der genannte Ratsherr im Nachgang eine demokratische Entscheidung des Ratsgremiums? Es liest sich so, dass der Rat ein neues Logo angeregt und die Verwaltung das ganze dann – recht kurzfristig – umgesetzt hat und den Rat dann vor vollendete Tatsachen gestellt hat ohne das erstellte Logo zur Diskussion oder zur Abstimmung zu stellen.

        1. Ob der Einführung des Logos eine demokratische Entscheidung des Rats vorausgegangen ist, lässt sich anhand der von der Gemeindeverwaltung auf der Website der Gemeinde bereitgestellten Informationen nicht sagen. Soviel ist klar: sollte es einen Mehrheitsbeschluss des Rates gegeben haben, wäre dies EIN Fehler, da trotz großer Beteiligung offensichtliche Defizite innerhalb der Gestaltung nicht erkannt worden sind. Sollte kein Mehrheitsbeschluss des Rates vorliegen, wurden im Rahmen des Prozesses gleich ZWEI Fehler begangen.

          Hier noch ein Auszug aus dem Protokoll der 1. Sitzung des Grossen Gemeinderats Interlaken vom 25.01.2022:

          Anfrage Dorothea Simmler, neues Logo der Gemeinde
          Dorothea Simmler möchte wissen, auf wessen Initiative und warum das Logo der Gemeinde geändert worden sei. Seien auch die Folgekosten bedacht worden? Sei dies in der aktuellen Coronazeit wirklich nötig gewesen oder habe es sich um ein seit langem geplantes Projekt gehandelt? Was habe das Ganze inklusive Folgekosten gekostet?

          Gemeindepräsident Philippe Ritschard hält fest, dass der Gemeinderat im Frühjahr 2021 diskutiert habe, dass es schön wäre, wenn die Gemeinde ein etwas frischeres Logo hätte als das bisherige Schwarz-weiss. Es habe sich angeboten, dies mit der Softwareumstellung im Jahr 2021 zu verknüpfen und so alle Dokumente in einem Schritt anpassen zu können. Dies sei der Grund, weshalb ein neues Logo beschlossen worden sei. Das neue Logo symbolisiere den Standort mit dem Bödeli und den beiden Seen. Das Logo sei mit externer Begleitung in verschiedenen Arbeitsgruppensitzungen erarbeitet und verfeinert worden. Es sei vom Zeitpunkt her sicher nicht das Nötigste gewesen, aber es habe synchron mit dem Softwarewechsel realisiert werden können. Die Kostenfrage möchte er später beantworten.

  3. Zwei Farben hätten sicherlich auch gereicht, das Grau macht das Logo schon unattraktiv. Das Logo selbst könnte wegen der Alpen sicherlich auch für jede andere Stadt gelten, das sieht schon arg generisch aus. Der Berg im Logo scheint ja nicht mal ein bestimmter Berg zu sein, der in irgendner Art in der Gegend hervorstechend ist.

    1. Das sehe ich auch so. Der Berg müsste die Jungfrau sein, die zusammen mit Eiger und Mönch das bekannteste Dreiergestirn der Alpen bildet. Allerdings scheint es tatsächlich ein x-beliebiger Berg zu sein. Die Schattierung rechts könnte vielleicht noch ein Steinbock darstellen, ist für mich aber eher störend – vielleicht auch deswegen, weil nicht ganz klar ist, was es sein soll.

      Die Darstellung der beiden Seen ist für mich auch unglücklich, da es mich vielmehr an eine Strasse erinnert, die zum Berg führt.

      Da wollte mal wieder zu viel in die Bildmarke gepackt werden. Weniger wäre deutlich mehr gewesen.

      So sähe die Jungfrau von Interlaken aus gesehen aus:
      https://de.wikipedia.org/wiki/Jungfrau_(Berg)#/media/Datei:Jungfrau_sunset_1900.jpg

  4. Erinnert sehr stark an die Word Art-Clips aus meiner frühen Kindheit. Wirkt von weitem auch unglaublich unruhig, finde die Farbgebung allerdings sehr erfrischend, kenne sowas eher aus US-Nationalparks.

    1. Absolut unnötig, unprofessionell und katastrophal. Mich näme Wunder a) welcher Stümper da am Werk war und b) wer der verantwortliche Auftraggeber war. Interlaken scheint die Zeichen der nicht rosigen Zeit nicht erkannt zu haben. Wie man in der gegenwärtigen Lage auf die Idee kommen kann für eine derartige, vollkommen überflüssige “Übung”, Geld ausgeben, kann ich weder gutheissen noch nachvollziehen.

Kommentare sind geschlossen.

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