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Franzosen erhalten Personalausweis im neuen Design

Frankreich Personalausweis, Quelle: Französische Regierung / Wikipedia
Frankreich Personalausweis

In Frankreich wird aktuell ein neuer Personalausweises eingeführt. Das im Rahmen einer dreijährigen Entwicklungszeit entwickelte Ausweisdokument verfügt über ein grundlegend erneuertes Design und soll sicherer und praktischer sein. Die französische Regierung will auf diese Weise Identitätsbetrug wirksamer bekämpfen.

Franzosen müssen sich darauf einstellen, dass ihr Personalausweis (carte nationale d’identité) ein völlig neues Aussehen erhält. Das seit 1995 herausgegebene derzeit im Umlauf befindliche Ausweisdokument hat ausgedient. Sukzessive erfolgt in diesem Sommer die Einführung eines Ausweisdokumentes, das erstmalig im Bankkartenformat ID-1 (ISO/IEC 7810) angelegt und zudem mit einem Chip ausgestattet ist. Die französische Regierung folgt damit der bereits 2019 verabschiedeten EU-Verordnung (2019/1157), nach der sich die Mitgliedstaaten der Europäischen Union dazu verpflichtet haben, die Sicherheit der von den jeweiligen Ländern ausgegebenen Personalausweise und Aufenthaltsdokumente zu erhöhen.

Bereits Mitte März hat die französische Regierung im Département Oise mit der Ausgabe des neuen Ausweise begonnen. Nun erfolgt die landesweite Einführung des Dokumentes, das über zahlreiche neue Funktionen, Sicherheits- und Gestaltungsmerkmale verfügt.

Frankreich Personalausweis – vorher und nachher, Bildquelle: Französische Regierung / Wikipedia
Der Personalausweis in Frankreich – vorher und nachher

Auf der Vorderseite ist die Nationalfigur Marianne fortan gleich mehrfach abgebildet, einmal innerhalb des in Nationalfarben gehaltenen Logos, wie es von der französischen Regierung als offizieller Absender verwendet wird, ein weiteres Mal als holographische Abbildung, die über das Porträt gelegt ist. Rechts oben wurde die EU-Flagge integriert.

Ein über die gesamte Karte verlaufendes aus feinen blauen und grauen Linien bestehendes Muster, das auch den transparenten Rand der Karte abdeckt, soll ebenso die Sicherheit erhöhen wie eine feine Linienstruktur, die ausschließlich unter UV-Licht sichtbar wird. Der in das Dokument eingebettete Chip ist auf der Rückseite sichtbar. Mehrere Prägungen auf Vorder- und Rückseite sollen zudem dafür sorgen, dass der Ausweis für blinde Menschen unterscheidbar ist. Auch die Größe des Personalausweise ändert sich: statt im ID-2-Format ist der neue Ausweis, wie bereits in Deutschland, im ID-1-Format angelegt (85 × 54 mm). Fortan sei es zudem möglich, bei Kindern, die in zwei Haushalten leben, auf der Rückseite beide Adressen abzubilden.

Kommentar

Dass ein Personalausweis (oder Reisepass) mehr als bloß ein amtlicher Ausweis ist, welcher die eigene Identität dokumentiert, sondern darüber hinaus auch die Identität des Landes transportiert, ist ein Aspekt, dem meines Erachtens nach wie vor zu wenig Rechnung getragen wird. Der deutsche Reisepass etwa, mit seiner gruseligen Gestaltung, lässt jegliches Designverständnis und Farb- und Formempfinden vermissen. Selbstverständlich stehen bei solch einem Ausweis Sicherheitsaspekte im Vordergrund. Anhand des norwegischen Reisepasses lässt sich jedoch ablesen, dass sich sicherheitsrelevante Anforderungen sehr wohl mit einem gewissen ästhetischen Anspruch verbinden lassen. Denn Design ist ja nun nichts, was sich lediglich in Architektur-, Grafik- oder Modemagazinen artikuliert oder im Rahmen von Produktpräsentationen (Smartphones, Autos, Möbeln, etc.) Ausdruck findet. Das Design eines solchen Ausweises sagt viel über das jeweilige Land aus.

Frankreich ist meines Wissen der letzte EU-Mitgliedsstaat, der einen Personalausweis im ID-1-Format einführt. Kurz vor knapp, wenige Monate bevor die in der oben genannte EU-Verordnung enthaltene Frist Anfang August greift, reagiert die französische Regierung. Vorreiterschaft lässt sich so kaum proklamieren.

Während das noch im Umlauf befindliche Dokument aufgrund fehlender Verwendung hoheitlicher Zeichen eher wie ein Bibliotheksausweis anmutet, ist im neuen Personalausweis Herkunft und Funktion als nationales Ausweisdokument nun klar erkennbar. Das sich über die gesamte Fläche erstreckende Muster ist an Detailfülle kaum zu überbieten. Wer sich die Mühe macht und sich das Muster im Detail anschaut, wird überrascht sein, wie viele unterschiedliche Zeichen und Symbole darin eingebunden sind, angefangen bei den Lettern „RF“, über Fahnen, Sterne bis hin zu einer Darstellung der phrygischen Mütze, die gleichfalls wie die Marianne selbst ein Freiheitssymbol darstellt.

Eingeschweißte Ausweiskarten neigen dazu im Laufe der Zeit rissig zu werden und auszufransen. Ohne jetzt den französischen Ausweis in den eigenen Händen gehalten haben zu können, würde ich vermuten, dass die Haltbarkeit des französischen Ausweises geringer ist als die Ausweise mit klassischem Bankkartenmaterial. Frankreich geht diesbezüglich, warum auch immer, einen eigenen Weg.

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Die Schrift mit denen die Felder „ausgefüllt“ sind, ist ansprechender als die des deutschen Personalausweises. Die sieht irgendwie angestaubt wie eine Schreibmaschinenschrift aus. Warum sind der Nachname und der Geburtsort in Versalien gesetzt?

    1. In Frankreich wird der Nachname prinzipiell versal gesetzt, so zum Beispiel auch in Signaturen, auf Visitenkarten und in Anschriftsfeldern. Insofern ist das hier für den Nachnamen und ggf. den Gebrauchsnamen nachvollziehbar. Warum allerdings der Geburtsort ebenfalls versal geschrieben wird, erschließt sich mir nicht.

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